Liebe Sternfreunde
dem einen oder anderen ist es sicher schon aufgefallen, ich mag Sternhaufen.
Und ja, die Beobachtung eines Sternhaufens vor zwei Nächten hat mich mal wieder dazu verführt, einen Bericht darüber zu verfassen.
Mittwoch Nacht habe ich die Gelegenheit genutzt, Christophs wunderbares OdM Juli 2022 - ein Potpourri aus Sternhaufen, Reflexions- und Dunkelnebeln zu beobachten.
Angefixt durch die interessante Beobachtung zum OS NGC 6991-2 habe mich im Anschluss einigen unbekannteren Sternhaufen im Sternbild Cassiopeia gewidmet, wie Stock 18, Stock 20 oder SAI 4.
Nach diesen drei Haufen überkam mich zunächst erst einmal das Gefühl, warum tust du dir das an. Die Dinger waren so schwer erkennbar, haben sich kaum vom Umfeld abgesetzt oder wollten einfach nicht schön aussehen.
Aber dann kommt dieser eine ... der eine magische Moment, wo die Liebe zu dieser Objektklasse immer wieder aufs Neue entflammt.
In dieser Nacht war es:
King 1 (Sternbild Cassiopeia / R.A. 00h22m04s - Dekl. +64°23'02")
Bildquelle: DSS
Leider habe ich kein besseres Bild zur Verfügung, man sieht hier aber schon recht deutlich die zahlreichen gleich hellen, schwachen Sterne.
In der Nacht habe ich ihn mit 12,5" beobachtet. Fazit: Ein wahrer King Kong unter den Vertretern seines Kataloges.
Warum? Er war nicht hell und auch erst ab mittleren Vergrößerungen sichtbar. Aber er hatte eine zurückhaltende und doch interessante Präsenz. Mein erster Eindruck bei 144-fach: "Oh, so ein wunderschöner Haufen!" Seine vielen kleinen, feinen Mitglieder verteilten sich zwischen vier helleren Vordergrundsternen, wuselten dort wild herum. Indirekt besehen nahm der Sternreichtum gefühlt sogar noch zu.
Es war sehr deutlich, dass sich da in einem hellen Sternumfeld ein schönes, aber schüchternes Exemplar seiner Klasse versteckt.
King 1 ist nur gut 1,5° von der bekannten Sternhaufengruppe um NGC 133, NGC 146 und King 14 entfernt und doch habe ich es bislang noch nie bis zu King 1 geschafft, weil er so ein wenig im Niemandsland steht.
Gut ich gebe zu, dass King 1 vermutlich nicht von jedermann so fasziniert betrachtet wird wie von mir, vielleicht doch eher ein Haufen für Sternhaufenvielbeobachter.
Deshalb möchte ich zwei weitere Entdeckungen dieses Herbstes nachschieben, die es mir sehr angetan haben. Zum einen. Das nächste Beispiel ist für viele sicherlich wenig überraschend:
NGC 7789, auch bekannt als Carolines Haystack oder Carolines Rose (Sternbild Cassiopeia / R.A. 23h57m24s - Dekl. +56°42'29")
Bildquelle: CCD-Guide - Günter Kerschhuber
Der Haufen macht durch seinen Sternreichtum und seine schöne Lage auf sich aufmerksam, verlor in Teleskopen für mich bei höheren Vergrößerungen bislang aber immer etwas an Reiz, weil ihm die Abgrenzung zum Umfeld ein wenig abhanden kam.
In diesem Herbst habe ich ihn erstmal mit 3" beobachtet und bei 57-fach überraschend festgestellt, dass es sich doch lohnt, ab und an höher zu vergrößern, denn auf einmal wirkte NGC 7789 strukturierter und gemaserter, wobei die Maserungen durch die helleren Sterne hervorgerufen wurden, die vor einem leicht nebligen Hintergrund verliefen. Das erste mal konnte ich die Bezeichnung "Rose" richtig gut nachvollziehen. Eine schöne Überraschung bei einen Haufen, den ich schon oft beobachtet habe.
Und zu guter Letzt ein Haufen, der wirklich in allen Öffnungen eine schöne Figur macht:
NGC 1528 (Sternbild Perseus / R.A. 04h15m23s - Dekl. +51°12'54")
Bildquelle: CCD-Guide - Markus Blauensteiner
Auf Sternkarten und auf dem Foto wirkt er unscheinbar. Aber er hat es in sich und springt mir beim Spazieren mit Ferngläsern in dieser Region regelmäßig ins Auge. Für mich ist das der auffälligste und schönste Sternhaufen in diesem Umfeld. Schon in Kleinstferngläsern gut sichtbar, in normalen Ferngläsern ab 50 mm imposant, zeigt der Haufen in Großferngläsern seine ersten schönen Facetten. Und auch in Teleskopen offenbart sich NGC 1528 mit vielen interessanten Details.
Hach, ich könnte noch so viele Beispiele mehr bringen, die drei Haufen hier haben mich diesen Herbst aber besonders begeistert.
Viel Freude beim Nachbeobachten und Neuentdecken.
Beste Grüße
Rene