Frage zu Okular für Planetenbeobachtung

  • Hallo zusammen,


    ich bin schon länger ein stiller Mitleser hier im Forum und wollte euch erstmal danken. Ich konnte hier schon eine ganze Menge lernen.


    Kurz zu mir:

    Ich bin noch recht neu in dem Thema Astronomie, habe mir letzten Winter mein erstes Telskop gekauft (Celestron StarSense Explorer 130/650).

    Für meine Zwecke ist das erstmal vollkommen ausreichend. Ich beobachte ausschließlich visuell und dabei wird es ersmal bleiben.

    Ich wohne am südlichen Rand von München, wo der Himmel doch noch deutlich aufgehellt ist, so dass ich mich in erster Line auf Planeten- und Mond-Beobachtung beschränke.


    Nun zu meiner eigentlichen Frage:

    Ich habe bisher zwei Okulare gekauft: Omegon LE Planetary mit 9mm und 5mm Brennweite für 70-fache und 130-fache Vergrößerung.

    Damit kann ich zur Zeit insbesondere Jupiter und Saturn schon sehr schön beobachten.


    Allerdings bin ich nun am überlegen, ob ein weiteres Okular mit 2,5-3mm eine sinnvolle Ergänzung wäre.

    Ich könnte damit auf Vergrößerungen von 215- bis 260-fach kommen und somit an die Maximalvergrößerung meines Teleskops.


    Habe aber noch Bedenken:

    - bekomme ich mit diesem weiteren Okular noch weitere Details zu sehen, oder wird das Bild eher nur größer, ohne weitere Details sichtbar zu machen

    - ist das Seeing oft genug so gut, dass ich auch mit >200 fach vergrößern kann, oder sind meine 130-fach ausreichend?


    Und zuletzt noch:

    Schon bei 130 facher Vergrößerung wandert mir das Objekt nach gefühlt 30-60 Sekunden aus dem Bild und ich muss nachführen (manuell).

    Bei >200 facher Vergrößerung wäre das Objekt vermutlich nur noch halb so lange im Okular und ich müsste noch öfters nachführen.

    Mein Bedenken ist, dass ich bei dieser Vergrößerung vor lauter Nachführen gar nicht mehr wirklich zum beobachten komme...hat hier jemand Erfahrungen?


    Viele Grüße

    Michael

  • Hallo Michael,


    willkommen im Forum.


    Das mit den "extremen" Vergrößerungen bei Teleskopen, auch wenn es rechnerisch möglich wäre, ist so eine Sache.

    Deine Überlegungen gehen schon in die richtige Richtung.

    2,5 bis 3mm wirst Du sehr selten einsetzen können, zumal wenn man Deinen Beobachtungsort berücksichtigt.

    Das Seeing und die Transparenz, da wirst Du die Tag an denen das möglich ist in D'land, an einer, maximal an zwei Händen abzählen können.

    Du vergrößerst ja nicht nur das Objekt an sich, sondern auch alles was auf dem "Weg" dahin liegt.


    Was ich mal andenken würde, wäre ein 5mm oder 6mm Okular.


    Tja, das mit der Nachführung ist nun mal so. Je höher vergrößert wird, um so schnelle wandert das Zeugs aus dem Gesichtsfeld. Da wird manuelle Nachführung zum Sport ;).

    Gruß und CS

    Mathias

    :alien: .


    | Refraktor FH 120/600 | Refraktor FH 120/1000 | Celestron C8 SC XLT 203/2000 | iOptron AZ Pro GoTo | EQ-6 R | ZWO ASI224 |

  • Was ich mal andenken würde, wäre ein 5mm oder 6mm Okular.

    Hallo mbba,


    er hat ja schon ein 5mm-Okular... :evil1:


    Hallo Michael,


    130fach war für mich immer so eine magische Grenze - oft ist da wegen des Seeings Schluss, aber es geht doch so regelmäßig auch mehr, dass sich ein kurzbrennweitigeres Okular lohnt. Die von Dir angedachten 2.5-3 mm sind allerdings zu hoch gegriffen, erstens wirst Du damit bezüglich des Seeings schon oft jenseits des Guten sein, zweitens bringt dich das in den Bereich der Übervergrößerung, wo das Bild zwar größer wird, aber keine Details mehr hinzukommen.


    Wenn Du Dich auf ein weiteres Okular beschränken willst, dann aus meiner Sicht sowas wie 180 fach / 3.5 mm Brennweite. Muss kein "Planetary" sein, warum die besonders für Planeten geeignet sein sollen (außer wegen des kleinen Gesichtfelds) hat sich mir eh nie erschlossen.


    Herzliche Grüße,


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Michael,


    grundsätzlich würde ich nach meinen praktischen Erfahrungen nicht über 1,5xD gehen bei Vergrößerungen. In deinem Fall also nur noch bis maximal (130*1,5 = 195 , also ca. 200x).

    Bei deiner Brennewite wäre das nächste "ideale" Okular dazu also 650mm/195= 3,33. Also 3,5mm in der realen Produkte Welt.


    Ein Hyperion in 3,5mm gab es mal. Leider nicht mehr - nur noch gebraucht - sehr selten.


    Wegen der schnellen Durchlaufzeit, würde ich ein Weitwinkel >50 Grad nehmen. Das nächste (bezahlbare und kaufbare) wäre dann wohl ein "Planetary"*.


    Erwarte viele "Fehlversuche" bis mal ein Wetterchen herrscht, wo so ein Okular (Vergrößerung) gegenüber Deinem jetzigen Max-V Okular gewinnt. Ich beobachte schon das ganze Jahr 2022 vom Balkon aus nur noch bis max. 140x ... (4" Refraktor). Mein Vorteil ist allerdings: elektrische Nachführung, ich halte aber 185x (mit 3,5mm Okular) für gerade noch vertretbar bei Kurbel-Montierungen, wenn sie stabil ausgeführt sind (Vixen Super Polaris e.g. oder EQ5) - bei Wackelmontierungen jedoch nicht mehr.


    Das wären also meine Gedanken und Erfahrungen. Hoffe, etwas geholfen zu haben.


    CS,

    Walter

    * typische Kenndaten: LE(Long Eye distance) und 60 Grad Feld


    Nachtrag: Hab mich wohl mit Holger überschnitten :)

  • Vielen Dank für Eure schnellen Antworten.

    Dann werde ich davon absehen, > 200-fach zu vergrößern und denke mal über ein 3,5mm Okular nach.


    Vermutlich habe ich aber eine dieser "Wackelmontierungen". Habe die Standard Montierung, die beim Teleskop dabei war (https://www.astroshop.de/teles…xplorer-dx-130-az/p,65883).

    Wenn ich den Planten im Okular habe, muss ich immer 2-3 Sekunden warten bis das Teleskop ausgeschwungen ist. Danach ist das Bild ruhig. Das wird bei höherer Vergrößerung natürlich nicht besser werden.

    Aber eine bessere Montierung ist vermutlich leider auch keine Lösung, da ich das Teleskop mangels Balkon/Terrasse immer ca. 500m in den nahegelegenen Park tragen muss, wo mein bevorzugter Beobachtungspunkt ist. Gewicht spielt also eine Rolle :)

  • Hallo,

    Habe aber noch Bedenken:

    - bekomme ich mit diesem weiteren Okular noch weitere Details zu sehen, oder wird das Bild eher nur größer, ohne weitere Details sichtbar zu machen

    - ist das Seeing oft genug so gut, dass ich auch mit >200 fach vergrößern kann, oder sind meine 130-fach ausreichend?

    Aus meinem Erfahrungen in der Planetenbeobachtung:

    Ab einer gewissen Vergrößerung beginnen die Strukturen vor allem bei Jupiter wieder flau zu werden. Wenn ich Jupiter oder Saturn oder auch Mars beobachte, dann vergrößere ich mit meinem Teleskop meist bis zu einer Vergrößerung von 346x, das entspricht bei meinem 254mm Cassegrain einer Austrittspupille von 0,7mm. Darüber hinaus wird der Planet immer noch scharf abgebildet, das ist am scharfen Rand vom Planeten oder den als scharf begrenzte Scheibchen der Monde zu sehen, aber die feinen Strukturen vor allem auf Jupiter verlieren wieder an Schärfe, sie beginnen wieder flau zu werden.

    Das gilt aber nur für Nächte mit guter Luftruhe (Seeing). In den meisten Nächten ist die Luftruhe leider nicht so gut, so das ich meist niedriger vergrößere um ein scharfes Bild zu erhalten.


    Ich würde... auch bei deinem Teleskop als sinnvolle Höchstvergrößerung eine Vergrößerung von circa 185x ansetzen, das ergibt eine Austrittspupille von 0,7mm. Diese Vergrößerung wird mit einem 3,5mm Okular erreicht.


    Meist habe ich das beste Seeing in Herbst, Winter und Frühlingsnächten. Besonders in Nächten mit leichten (!) Nebel ist oftmals die Luft so ruhig, das hoch vergrößert werden kann. Diese Nächte, bei denen die Durchsicht für schwache Nebel und Sternhaufen nicht optimal ist, sind gut geeignet um Planeten beobachten zu können.


    Schon bei 130 facher Vergrößerung wandert mir das Objekt nach gefühlt 30-60 Sekunden aus dem Bild und ich muss nachführen (manuell).

    Bei >200 facher Vergrößerung wäre das Objekt vermutlich nur noch halb so lange im Okular und ich müsste noch öfters nachführen.

    Mein Bedenken ist, dass ich bei dieser Vergrößerung vor lauter Nachführen gar nicht mehr wirklich zum beobachten komme...hat hier jemand Erfahrungen?

    Ich kenne das von meinem kleinen Maksutov-Cassegrain den ich an und an auf einem Getreibeneiger aufbaue. Gerade bei hohen Vergrößerungen bist du da mehr mit Nachführen beschäftigt als mit dem Beobachten. Eine nachgeführte Montierung oder eine Alt/Azimut Montierung die sich leicht nachführen läßt wie z.B. die AYO von Astro-Optik Kohler sind Gold wert in der Planetenbeobachtung.

    Es ist ein deutlicher Unterschied ob der Planet ruhig im Okular steht oder ob der immer wieder herausläuft und das Teleskop zum nachführen berührt werden muss.


    Viele Grüße

    Gerd

  • Servus Michael,

    Ich wohne am südlichen Rand von München...

    Es gibt im Raum München doch eine recht aktive Gruppe Sternfreude. Versuch doch mal, Kontakt aufzunehmen. Man wird dir bestimmt hilfreich unter die Arme greifen, dir vielleicht mal das eine oder andere Okular zu einem Test leihen und vielleicht hat auch jemand eine stabilere Montierung zu einem günstigen Preis für dich im Keller stehen.


    Mögliche Ansprechpartner wäre z.B. Stathis, den könntest du hier im Forum über PN erreichen oder über seine Seite https://www.stathis-firstlight.de/ kontaktieren


    Gruß Stefan

  • Hallo zusammen,


    er hat ja schon ein 5mm-Okular... :evil1:

    stimmt ^^ .


    Ich würde da nicht drunter gehen.

    Bei der Montierung, wie Walter schon schreibt, würde ich mir das Geld für eine stabile Montierung sparen.

    Auch, wie schön erwähnt, würde ich die 2 x D (Öffnung) nicht nehmen. 1,5 kommt da wesentlich besser hin.

    Gruß und CS

    Mathias

    :alien: .


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  • Hallo,

    wenns dann doch ein 3,5 mm Okular werden sollte und Geld nicht sooo wichtig ist, dann empfehle ich ein 3,5 Pentax XW Okular. Ich habe dieses, wenn auch nur einige Male, am 200/1200 Dobson eingesetzt. Die 70 Grad Gesichtsfeld sind schon deutlich angenehmer und das Objekt bleibt länger im Sichtfeld. Dazu kommt noch die völlig fehlerlose Abbildung, die praktisch keinen Unterschied zu allen anderen Okularen, seien sie orthoskopisch oder sonstwie gebaut sind, machen. Und man hat den Komfort des hohen Pupillenabstandes, sprich die Okus sind sehr brillenträgerfreundlich.


    Gruß Armin

  • Danke nochmal für den vielen Input.

    Ich werde mich auch mal nach Montierungen umsehen. Vielleicht finde ich ja etwas stabileres mit automatischer Nachführung, was vom Gewicht her trotzdem noch in einem Bereich ist, den ich von meiner Wohnung die paar hundert Meter zum Beobachtungspunkt tragen kann.

  • dann so was :

    Teleskop-Express: Skywatcher parallaktische Montierung EQ3-2 mit Stativ - bis 5 kg belastbar



    Teleskop, Park Beobachtungsplatz, Okulare, Montierung, Elektrik, Planetensichtbarkeit? Es wird komplex ....


    ...denk an die Kontakt Empfehlung zur Münchener Beobachter Szene :thumbup: (durch Stefan-h, oben), und viele andere Astrotreffler wohnen in München und Umgebung, Stammtisch gibts auch dann und wann (Kontakte und Treffen)!


    CS,

    Walter

  • Hallo,

    Ich werde mich auch mal nach Montierungen umsehen. Vielleicht finde ich ja etwas stabileres mit automatischer Nachführung, was vom Gewicht her trotzdem noch in einem Bereich ist, den ich von meiner Wohnung die paar hundert Meter zum Beobachtungspunkt tragen kann.

    In diesem Bereich gibt es einige Alt/Azimutale Montierungen mit GoTo, die auch nachführen und leicht zu transportieren sind. Die sind dann auch schnell aufgestellt. Eine parallaktische Montierung hat und benötigt mehr Einzelteile. Diese muss dann auch eingenordet werden, damit sie auch auf einem Planet oder sonstigen Objekt am Himmel nachführen kann.

    Bei den einschlägigen Händlern werden diese Montierungen als "Azimutale Montierungen mit automatischer Objektpositionierung" oder ähnlich geführt.


    Viele Grüße

    Gerd

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