Unterschied Auskühlzeit APO Duplett/Triplett, wenn er draußen im unbeheizten Schuppen steht

  • Moin Leute,


    ich trage mich mit dem Gedanken einen APO zu kaufen. Ich habe alles was auffindbar war zu den TS 125 f/7,8 und dem ES 127 7,5 gelesen.

    Der TS hat einen Alutubus und der Explore Scientific einen Carbontubus.

    Jetzt will ich mich entscheiden und habe eine Frage zur Auskühlzeit.


    Der APO würde bei mir in der unbeheizten und nicht isolierten Werkstatt stehen.


    Ist es da noch entscheidend, ob man einen Duplett oder Triplett hat?


    Wird das Bild bei beiden gleich relativ schnell gut sein?


    Vielen Dank im Voraus.


    Gruß Rüdiger

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    14" Martini Dobson F4,5

  • Hallo Rüdiger,


    ich hab mit dem AP EDF-S 130 ein vergleichbar großes Triplet. Ein Dublet ist bei mir nur der Vixen FL-S 80. Der ist natürlich schneller kalt. Aber auch der 130er mit drei Linsen liefert nur bei großen Temperaturunterschieden kurzzeitig keine guten Bilder. Aktuell bei etwa 10 K Temperaturunterschied ist er nach etwa 20 Minuten voll da. Ob das mit einem Carbontubus auch so schnell ginge, kann ich nicht sagen. Mein einziges Carbonrohr gehört zu einem 12“/f6 Quarz-Newton, der zwei Lüfter vor dem Hauptspiegel hat. Dadurch kann man auch mit ihm fast sofort anfangen.


    Ohne Lüftung kühlt ein Alutubus schneller aus als ein Carbon, ein Dublet schneller als ein Triplet. Es kommt aber auch auf die Fassung der Linsen an. Ist die temperaturkompensierend, wird die Optik früher brauchbare Bilder liefern als wenn sich da irgendwas verspannen kann.


    Generell sind aber Refraktoren viel weniger anfällig für Temperaturunterschiede als Spiegelteleskope, in denen das Licht zwei- oder sogar dreimal durch das Tubusinnere geht. Also wird es, egal wie Du Dich entscheidest, keinen großen Unterschied machen. Ich bewahre meine Refraktoren sogar ausschließlich in der Wohnung auf. Einzig der 180er, der wirklich viel Glasmasse hat, darf im Winter nicht zu schnell der vom Himmel abgestrahlten Kälte ausgesetzt werden. Ihn stelle ich bei Temperaturen unter Null immer erst für eine Stunde im geöffneten Koffer auf den Balkon, bevor ich ihn auf die Montierung wuchte.


    CS, Jörg

  • Hi Jörg,


    vielen Dank für Deine Information.

    Ich hatte mir gedacht, dass es in diese Richtung geht.

    Aber es ist gut, dies von erfahrenen Sternfreunden zu hören.


    Ich bin mir aber ehrlich gesagt auch gar nicht sicher, welcher APO es werden soll.

    Vom Glas her ist es beim TS das FPL53 und der ES hat FCD100.

    Das soll ja gewissermaßengleich von gleicher Qualität sein.


    Genutzt wird er dann nur visuell, fotografieren werde ich nicht.


    Der TS wäre neu und der ES gebraucht, aber neuwertig. Preislich liegen dazwischen ca. EUR 300,--.


    Gruß Rüdiger

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    14" Martini Dobson F4,5

  • Ich bin mir aber ehrlich gesagt auch gar nicht sicher, welcher APO es werden soll.

    Vom Glas her ist es beim TS das FPL53 und der ES hat FCD100.

    Das soll ja gewissermaßengleich von gleicher Qualität sein.

    Hallo Rüdiger,


    da müsste ich spekulieren, aber das will ich nicht. Das Glas entscheidet nicht alles, auch die Verarbeitung spielt eine Rolle. Das beste wäre, beide Rohre nebeneinander zu stellen und zu testen. Die Praxis ist immer das beste Kriterium für die Wahrheit. Ganz besonders bei Herstellern, bei denen es doch eine gewisse Serienstreuung geben soll.


    CS, Jörg

  • Hallo Rüdiger,


    nach meiner Erfahrung spielt es auch eine Rolle, ob zwischen den zwei oder drei Linsen des Objektives Luft oder Öl in den Spalten ist. Derzeit gibt es nach meiner Kenntnis nur einen europäischen und einen amerikanischen Anbieter von Refraktoren mit ölgefügten Objektiven. Die Auskühlzeit dieser Objektive reduziert sich bei einem 4´´ oder 5´´ Objektiv auf wenige Minuten, in der Praxis schränkt mich das in keiner Weise ein. Dazu kommt, daß diese Objektive, da sie nicht nur thermisch, sondern auch optisch wie ein einheitlicher Block einzuschätzen sind, einen besseren Kontrast haben, als Optiken mit jeweils drei Luft/Glas- bzw. Glas/Luft-Übergängen. Daß man sich nach jeder Beobachtung das Öl aus den Augen wischen müsste, ist auch ein Mythos.


    Beste Grüße


    Dietmar

  • Hallo Rüdiger, Hallo Dietmar,


    das ist natürlich richtig: ölgefügte Optiken temperieren schneller. Allerdings hinken der Tubus und die in ihm enthaltene Luft hinterher. Leicht zu erkennen am intrafokalen Unschärfebild eines Sterns oder Planeten, das sich – vor allem an den Rändern – langsam wallend bewegt, bis sich ein Temperaturgleichgewicht eingestellt hat. In der Folge hat man zwar schnell ein brauchbares Bild, weil das Objektiv schon bereit ist, aber ans tagesaktuelle Limit kommt man erst mit ausgeglichenem Tubus.


    Eine gute Ölfügung hat viele Vorteile, aber auch einen gewaltigen Nachteil: Sie ist teuer. Teleskope mit einem solchen Objektiv anzuschaffen, erfordert entweder ein gut gefülltes Konto oder echte astronomische Begeisterung gepaart mit dem Drang zum Perfektionismus und der Bereitschaft an anderer Stelle zu sparen. Rüdiger, wenn das eine oder das andere auf Dich zutrifft, solltest Du den Kandidatenkreis erweitern. Ich schätze aber, Du hast aus gutem Grund TS oder ES in die engere Wahl genommen.


    Übrigens, Ölfügungen gibt es doch noch von ein paar mehr Anbietern: TEC und Astrophysics in den USA, CFF in Polen/Ungarn, APQ Jena, Astro-Optik-Manifaktur und Baader Planetarium in Deutschland. APQ ist nicht zu verwechseln mit Zeiss, sondern eine aktuelle Firma, von der ich allerdings nicht allzu viel weiß. Baader lässt einen 95-mm-Reiserefraktor fertigen, den man aber aktuell wegen zu großer Nachfrage nicht bestellen kann. Alle diese Anbieter sind eher Manufakturen. Die Stückzahlen sind klein, die Preise groß. Und wenn man so etwas kauft, hat man was fürs Leben…


    CS, Jörg

  • Ganz herzlichen Dank Euch allen.


    Du hast es richtig erfasst, Jörg, es geht mir natürlich auch um den Preis. Ein ölgefügtes Teleskop kommt nicht in Frage.

    Mal sehen, wohin die Reise geht.


    Gruß Rüdiger

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    14" Martini Dobson F4,5

  • Mit Refraktoren kenne ich mich nicht so aus. Wo liegt der Unterschied zu Kats. Also, bei Maks und SCTs hat sich erwiesen, dass das kein Problem mehr ist, wenn sie gut isoliert sind. Das heißt, die Auskühlung geht so langsam, dass keine störenden Temperaturgradienten entstehen, die das Teleskop verziehen oder Luftbewegung oder -Schichtung im Tubus machen. Nur muss man vielleicht mal nachfokussieren. Wenn es keinen entscheidenden Unterschied gibt, trifft das auch auf Refraktoren zu.

  • Um die Sache hier abzuschließen, kann ich Euch mitteilen, dass ich in freudiger Erwartung eines TS 125 APO dublett bin.

    Bin absolut gespannt.


    Gruß Rüdiger

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    14" Martini Dobson F4,5

  • Ja, viel Spaß damit. Ist bestimmt n Klasseteil. Zur Auskühlzeit: Das wird wohl ein größerer Unterschied sein, Alu- oder Carbontubus.

    Wenn du den Alutubus isolierst, wirst du wohl kein Problem mit Wartezeit haben, jedoch ab und zu nachfokussieren müssen.

    Momentan ist gerade Io vor Jupi gezogen, bald kann man den Schatten sehen.


    Gruß

    Stephan

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