Offene Sternhaufen rund um epsilon Cassiopeiae – Beobachtungsbericht von der Nacht vom 22. auf den 23.9.2022

  • Servus beinand,


    nachdem ich in der Nacht vom 20. auf den 21. September bis zum Morgengrauen fotografiert habe, musste ich in der ebenfalls klaren Folgenacht einfach wieder visuell aktiv werden (mit meinem 8" RC f/8). Während der Foto-Session der Vornacht war es schon sehr schnell richtig kalt, vor Mitternacht schon unter Null. In der zweiten Nacht war es aber zum Glück wärmer. Das Thermometer ging nur bis 3°C runter, was bedeutet, dass ich nicht einmal Handschuhe brauchte, was den Beobachtungskomfort deutlich erhöhte.


    Nichtdestotrotz begann der Abend suboptimal. Mein Stativ hatte vorher schon Zicken gemacht. Einen der drei Schnellspanner musste ich immer besonders stark zuschrauben, da sonst bei Belastung mit Montierung und Teleskop das Bein von allein durchrutscht, also der „Unterschenkel“ zurück in den „Oberschenkel“ rutschte. Einmal wäre mir so fast das ganze Setup umgefallen, was der Supergau gewesen wäre. Dieses Mal kam es aber anders… Ich konnte den besagten Schnellspanner gar nicht mehr anziehen. Er dreht einfach durch und das Bein wird nicht fest. Na super! Zum Glück ist mein Beobachtungsplatz eben, weshalb ich dann alle drei Beine eingefahren lassen konnte. Ich bin aber 186cm groß und wegen meiner frischen Knie-OP kann ich mich nicht hinknien. Aber auf den Allerwertesten kann ich mich setzen und das Aufstehen ist dann eben Rehasport in der Nacht. Also eine Decke aus dem Auto zum drauf Sitzen geholt und ich habe auch in Zenitnähe spechteln können. Es war aber sehr ungewohnt, dass das Okular so nah am Boden war. Letzten Endes ging es aber besser, als ich dachte.


    Ungünstig war auch die Luftfeuchtigkeit. Schon in der Nacht zuvor war bald alles nass und dann fror die Feuchtigkeit zu Raureif. Und auch jetzt war die Luftfeuchtigkeit wieder bei über 70%. Da es aber nicht ganz so schnell kälter wurde, ging es halbwegs. Die Okulare habe ich nach jedem Verwenden sofort wieder in die Schachtel gepackt und mit den Gummistopfen bedeckt und konnte so verhindern, dass die Linsen beschlugen. Ging also auch.


    Was war nicht ungünstig? Nun, am Morgen musste ich leider recht früh aufstehen, weshalb ich nur bis 1 Uhr morgens beobachten konnte. Da es aber schon früh dunkel wird, ist auch das kein Problem. Ich habe genug anschauen können.


    Bevor es losgeht, noch zum Himmel… Der Mond ging erst deutlich nach meiner Session auf, der Beobachtungszeitraum war also mondlos. Das Seeing war gut, ich konnte also mein 8mm-Okular (ca. 200×) verwenden und die Sterne waren auch da punktförmig. Passte! Die Transparenz war trotz der hohen Feuchte nicht schlecht. Am Südhorizont war beispielsweise gamma Gru im Kranich gut zu erkennen, der Südliche Fisch ohnehin im Ganzen. Die Milchstraße war sehr schön strukturiert und auch in der Cassiopeia breit. Mit dem Fernglas war das dunkle „E“ neben Altair wunderschön zu sehen. Trotzdem kam ich beim Schätzen der Grenzgröße nur auf fst 6m0. M 33 war nicht zu erkennen und HD 10348 (mit 6m0 – er weist von alpha Tri ausgehend direkt auf M 33) war nur indirekt mit bloßem Auge erkennbar. Vielleicht war fst auch 6m1 oder 6m2, aber meine Vergleichssterne mit 6m4 konnte ich definitiv nicht sehen. Und eben auch M 33 nicht. Ich bleibe daher konservativ bei 6m0. Seltsam ist nur, dass sich später im Teleskop einmal auf 14m2 kam, was ich sonst nur bei besserer Transparenz hatte. Vielleicht habe ich aber auch zu pessimistisch geschätzt. Ich bleibe aber erstmal bei fst 6m0.


    Jetzt aber zu den Beobachtungen. Begonnen hatte ich mit NGC 891, dem Objekt des Monats September 2022. Ich habe die Session auch damit beendet. Darüber habe ich aber schon im zugehörigen Thread im OdM-Forum berichtet. Deshalb geht’s gleich zu den Sternhaufen. Ich füge in kursiv und orangegelb die Beobachtungsnotizen (inkl. Nachbearbeitung daheim) ein und dazwischen in normalem Weiß Anmerkungen und Überleitungen. Los geht’s mit NGC 886, einem Haufen, der mich neugierig gemacht hat, da er im Triatlas als innerhalb des größeren Haufens Stock 6 liegend eingetragen ist. In den Pretty Deep Maps hingegen fehlt NGC 886, warum auch immer (da ist nur Stock 6 eingetragen).


    NGC 886 – Ein sehr hübscher, Offener Sternhaufen: 3 helle Vordergrundsterne, die eine gebogene Kette / ein Dreieck mit großem Winkel bilden; der Sternhaufen selbst bildet ein Rechteck aus feinen Sternchen (11m–13m), welches ungefähr auf der Verbindungslinie zweier der drei Vordergrundsterne sitzt; zudem sehe ich weitere, kleine Sterngruppen, z. B. ein Sterndreieck aus 11m-11m7 hellen Sternen südlich des Rechtecks, das vermutlich nicht mehr dazu gehört. Die hellen Vordergrundsterne gehören zu Stock 6.


    NGC 886 ist 5500 Lichtjahre von uns entfernt. Viel mehr konnte ich auf die Schnelle nicht herausfinden.


    Stock 6 – Vermutlich handelt es sich hier um die grob verteilten, hellen Vordergrundsterne, die bei NGC 886 auffällig sind – einige Sterne bilden so eine weit verstreute Sterngruppe, die nicht ins Okular (auch nicht bei 43×) passt. Die auffallenden Sterne sind grob zwischen 7m und 9m hell. Im Teleskop nicht als Haufen erkennbar, da eben zu grob verteilt, eher ein Fernglasobjekt.


    Der Stock-Katalog besteht ja vor allem aus großen, nahen Offenen Sternhaufen, deren Mitgliedssterne weit zerstreut sind. Bestes Beispiel ist das berühmte Muskelmännchen direkt neben „Hatschi“ im Perseus (Stock 2 ist aber noch in der Cassiopeia). Insofern habe ich mir von Stock 6 auch nicht zu viel im Teleskop erwartet, da der Haufen auch nicht ins Okular passen sollte. Direkt westlich dieses Doppelhaufens (der eine nah, der andere fern) befindet sich noch ein sehr kleiner, schwacher Haufen, der natürlich auch mitgenommen werden musste… Man kann also sagen, dass da drei Haufen scheinbar sehr eng am Himmel beisammen stehen.


    Berkeley 63 – Direkt westlich eines 10m4 hellen Vordergrundsterns tauchen bei 81× die ersten schwachen Sterne auf; bei 203× zähle ich insgesamt 8 Sterne (liegen zwischen 11m9 und ca. 13m7, die schwächeren nur indirekt erkennbar), die vor dem hier sternarmen Hintergrund als kleiner Haufen durchaus auffallen; etwas nördlich ist noch eine kleine Sternengruppe, die aber nicht mehr zu Berkeley 63 gehört.


    Ich war positiv überrascht, dass das doch so einfach ging. Die Berkeley-Haufen sind für einen 8-Zöller oft zu harte Nüsse. Berkeley 63 ist sage und schreibe 18600 Lichtjahre von uns entfernt. Und trotzdem ging es, den Haufen bzw. ein paar seiner Sterne als solchen zu identifizieren. Cool…


    Weiter westlich von NGC 886 liegt ein weiterer Stock-Haufen:


    Stock 5 – Zunächst fällt ein großes Dreieck aus Sternen mit 5 bis 6 mag ins Auge (mit 53 Cas direkt neben dem Haufen selbst). Östlich der südlichen Spitze dieses Dreiecks (Cas 53) fällt sofort bei 43× eine kleine Sterngruppe auf. Bei 81× wird daraus ein Ring aus Sternen, wobei ein Stern dabei als deutlich am hellsten erkennbar ist (immerhin 7m2 hell). Die restlichen Sterne des Rings sind zwischen 8m und 11m1 hell, also auch auffällig. Etwas nördlich sind nochmal 4 Sterne, die zwischen 10m0 und 12m2 hell sind und vielleicht auch zu Stock 5 gehören. Südwestlich ist noch HD 12339 mit 7m5, der vielleicht auch dazu gehört (auf Wikisky ist er sehr rot, ist vielleicht ein junger, Roter Riese?!). Das Muster des Sternrings ist sehr hübsch und für einen Stock-Haufen scheint er recht klein zu sein (oder es gehören noch ein paar der hellen Sterne wie 53 Cas dazu, was ich aber kaum glaube).


    In unmittelbarer Nähe ist im TriAtlas noch der Planetarische Nebel K 3-92 eingezeichnet. Hinsehen musste ich natürlich, wenn ich schon in der Nähe unterwegs bin, aber natürlich konnte ich nichts erkennen. Ich weiß nicht, wie lichtschwach der PN ist, aber vermutlich jenseits von Gut und Böse. Also ging ich nochmal zurück nach Osten zu NGC 886, um dann übermütig zu werden. Nördlich von NGC 886 befindet sich nämlich noch ein Berkeley-Haufen.


    Berkeley 64 – Zuerst fällt ein Sternmuster auf: TYC 4058-1285-1, ein Stern mit einer scheinbaren Helligkeit von 9m4 wird von Nord nach West von einem Bogen aus fünf Sternen umkranzt (TYC 4058-1285-1 ist dabei seitlich zu dem Bogen versetzt, steht also direkt südlich des östlichsten Sterns. Die Sterne des Bogens sind zwischen 10m9 und 11m8 hell, also wirklich auffällig. Gegenüber des Bogens stehen direkt bei TYC 4058-1285-1 drei Sterne in einem kleinen Bogen, die wiederum 13m2 bis 14m2 hell sind. Insofern war die Transparenz wohl doch besser, als ich annahm, sonst hätte ich nicht alle drei (indirekt) sehen können. Die hellsten Sterne von Berkeley 64 fangen aber erst knapp jenseits von 15mag an, sind also für mich nicht mehr erkennbar. Ich habe noch ein paar wenige, weitere Sterne ausmachen können, aber das waren wohl alles Vordergrundsterne. Ich konnte keinen Nebelfleck sehen, nur diese einzelnen, verstreuten Sterne, welche ich am Teleskop eben als Berkeley 64 interpretiert hatte. Der Blick in Wikisky bzw. Aladin widerlegt das aber direkt. Also habe ich Berkeley 64 doch nicht sehen können.


    Später habe ich dann bei „fainf fuzzies“ nachgesehen – https://www.faint-fuzzies.de/e…pen-clusters-berkeley.php – und wenn auch mit 12,5 Zoll nichts zu sehen war, dann ist klar, warum mit meinen 8 Zoll so gar nichts ging. Das Sternmuster, das ich gesehen habe, war trotzdem nett.


    Ich mag ja den Tombaugh-Katalog, weshalb ich gleich von der nächsten Nichterkennung berichten muss…


    IC 166 (= Tombaugh 3) – Die Region ist insgesamt sehr sternreich und auch am Ort von IC 166 sind einzelne Sterne erkennbar, aber eben kein erkennbarer Haufen, sondern wohl eher Vordergrundsterne.


    Man muss dazu sagen, dass IC 166 sehr stark gerötet ist, da Staubwolken vorgelagert sind und dass eben dadurch auch die Helligkeit stark gedimmt ist. Auf Fotos sieht der Haufen durch die Rötung aber sehr nett aus. Visuell braucht man da wohl mehr Öffnung als 8 Zoll. Der nächste Haufen ist hingegen ein echter Hingucker…


    NGC 654 – Zwei helle Vordergrundsterne fallen auf: HD 10494 mit 7m3 und TYC 4032-2475-1 mit 9m5. Direkt nördlich der beiden Sterne fällt sofort eine dichte Raute aus vielen, vielen Puderzuckersternchen auf (ab 10m0, viele jenseits von 12m). Bei 81× ist der Anblick grandios. Die dichte, auffällige Raute wird von weiteren, etwas zerstreuteren Sternen umgeben, die sie zu einem großen Dreieck ergänzen bzw. zusammen mit weiteren Sternen nahe HD 10494 zu einer größeren Raute, die quer zu der kleinen, kompakten Raute liegt, ergänzt. Der Anblick ist traumhaft und dieser kleine, kompakte Sternhaufen lohnt sich auch als Fotoobjekt. Direkt südlich des Haufens befindet sich auch noch der Reflexionsnebel VdB 6, den ich jedoch nicht sehen konnte.


    Ich habe vor kurzem NGC 654 im Bilderforum vorgezeigt, da ich diesen Haufen schon mit meinem Teleskop fotografiert habe. Da kann man VdB 6 auch nicht sehen (war auch fast Vollmond und nur kurz belichtet). Man kann aber am Foto ganz gut erkennen, was ich visuell gesehen habe, also die kleine Raute und die große Raute. Ich habe sie rot (klein) und blau (groß) markiert. Auf die großen Dunkelwolken nördlich des Haufens habe ich leider nicht geachtet.




    Direkt südlich schließen sich zwei weitere, helle NGC-Haufen an.


    NGC 663 – NGC 663 ist ziemlich genauso weit von uns entfernt wie der auch am Himmel nahe sich befindende Haufen NGC 654 (sie sind also auch räumlich nah beieinander). Trotzdem ist NGC 663 um einiges größer. Es ist ein relativ junger Haufen (20 Millionen Jahre), weshalb er noch blaue Riesen enthält, was erklärt, dass der hellste Stern immerhin 8m4 aufweist (eventuell auch zwei Rote Riesen, wobei ich nicht sicher bin, ob die noch dazu gehören). Man sieht sehr viele Sterne – neben den auffallend hellen Blauen Riesen sind im Hintergrund sehr viele, feine Puderzuckersterne zu finden. Auch hier ist der Anblick bei 81× grandios. Innerhalb des Haufens sind zudem auffällige, dunkle Schläuche zu sehen. Es liegen also Dunkelwolken vor diesem Sternhaufen. In den Pretty Deep Maps sind sie zu erkennen, da sie (als Negativ) durch besonders hellen Hintergrund hervorgehoben werden, aber auch dort sind sie nicht benannt worden. Bei SDSS sieht man auch noch einen Blauen Reflexionsnebel, in den die hellen Haufensterne eingebettet sind (wie bei den Plejaden wirkend), was aber visuell nicht sichbar war. Der Kontrast der hellen Sterne und den dunklen Schläuchen macht den Haufen noch interessanter, als er ohnehin schon ist.


    NGC 659 (Hidden Tr. 7) – NGC 659 steht uns ca. 1500 Lichtjahre näher als NGC 654 und NGC 663, mit denen er eine kleine Sternhaufenkette bildet. NGC 659 ist sehr kompakt und klein und zeigt keine so auffallend helle Sterne wie sein größerer, aber entfernterer Nachbar NGC 663. Die hellsten Sterne haben eine scheinbare Helligkeit von 10m5. Der Haufen wirkt bei 81× klein und kompakt. In der direkten Nähe erkennt man noch weitere Sternketten, die durch Dunkelwolken von NGC 659 getrennt sind und es ist nicht klar, ob die noch dazu gehören oder nur scheinbar in räumlicher Nähe stehen. Vermutlich hat wegen dieser Trennung der Haufen von Stephen O'Meara den Namen "Ying Yang Cluster" erhalten, also Ying-Yang-Haufen. Das Wechselspiel von Sternen und Dunkelwolken ist sehr interessant, NGC 659 selbst wirkt aber zumindest im 8-Zöller nicht sehr spektakulär, finde ich. Auf Fotos sieht man insbesondere im südwestlichen Teil des Haufens noch viele, schwache Sterne so um 15 mag, die offenbar durch eine vorgelagerte Wolke abgeschwächt werden. Ein Teil des Haufens ist also zumindest für mein Teleskop unsichtbar, da gedimmt. Insofern kann es schon sein, dass manche Sterne, die ich jenseits der Dunkelwolke gesehen habe, doch noch zum Haufen gehören.


    Auch wenn der Zentralbereich des Haufens nicht so spektakulär aussah, verstehe ich, warum O’Meara ihn auf seine Hidden Treasures-Liste gestellt hat (als Hidden Tr. 7). Man muss halt fotografieren oder braucht wohl mehr Öffnung, um ihn richtig bewundern zu können.


    Fast hätte ich einen weiteren Haufen südwestlich vergessen, der natürlich doch noch angesteuert wurde (und das hat sich gelohnt)…


    NGC 743 – Der Anblick ist kurios, denn der Sternhaufen bildet ein Dreieck, das auf zwei Seiten (nordnordöstlich und südostlich) ziemlich regelmäßig durch je vier Sterne (die Spitze bildet derselbe Stern) gebildet wird, die zwischen 9m3 und 12m2 hell sind (die Helligkeiten unterscheiden sich deutlich, aber die Lage ist ziemlich regelmäßig). Innerhalb des Dreiecks fallen dann weitere Sterne auf und drei etwas gebogen liegende Sterne bilden einen Teil der Westkante des Dreiecks. Bei 81× findet man dann noch weitere, sehr schwache Sterne im Dreieck. Verlängert man die beiden östlichen Dreieckseiten, so finden sich in der Verlängerung zwei recht helle Vordergrundsterne (HD 11800 mit 7m8 – o.k., nicht ganz in gerader Verlängerung – und zudem HD 11859 mit 8m6, der aber in direkter Verlängerung, wie mit dem Lineal gezogen. Bei 81× ist der Anblick faszinierend. Wäre auch ein gutes Zeichenobjekt.


    Jetzt wieder ein Sprung nach Nordwesten (Dank GoTo geht das ja problemlos)…


    NGC 637 – Der Haufen wirkt sehr kurios. Ziemlich helle Sterne, so ab 10. Größenklasse, bilden ein verzogenes S mit einem großen und einem kleinen Bogen. Der Hintergrund der geschwungenen Linie ist deutlich mit einem Nebel hinterlegt. Außerhalb der Linie sind nur einzelne, sehr schwache Sterne zu sehen, die um Größenordnungen schwächer als die Hauptakteure sind. Auf dem Foto bei Wikisky sieht man, dass die Bögen durch schwache Sterne (ab 16 mag) aufgefüllt werden. Der Haufen ist also in Wirklichkeit eher oval und kompakt, aber die hellsten Sterne bilden eben diese Sternfigur. Im "S" habe ich insgesamt 12 Sterne zählen können.


    Jetzt war es schon nach Mitternacht und ich musste ja bald einpacken (und NGC 891 musste ja nochmal besucht werden). Ein letzter Haufen stand noch auf meiner Liste. Nun, genau genommen hatte ich mir das Blatt Nr. C53 vom TriAtlas ausgedruckt und im Osten beginnend die NGC-Haufen der Seite abgeklappert. M 103 habe ich oft genug besucht, weshalb ich den ausgelassen habe und NGC 559 habe ich nicht mehr geschafft (NGC 457 ist auch noch am Westrand der Karte, aber den Eulenhaufen habe ich schon seeeehr oft besucht – lohnt sich immer wieder aufs Neue). Bevor ich aber zu lange darüber schreibe, was ich nicht mehr gesehen habe, schnell zum letzte Objekt…


    NGC 609 – Am Ort des Sternhaufens konnte ich gar nichts als Objekt erkennen. Die hellsten Einzelsterne fangen bei 14m6 an, weshalb ich einen Nebelhauch erwartet hätte, zumal der Haufen auf Fotos recht kompakt wirkt. Ich habe aber gar nichts ausmachen können.


    Da ich jetzt noch zu NGC 891 zurückgekehrt bin, endete die Beobachtungsnacht trotz des Nichtsehens des letzten Haufens doch sehr positiv. Es war eine wunderbare Beobachtungsnacht, trotz der Panne zu Beginn. Immer wieder wurde es auch laut (z. B. bellender Fuchs, später schnatternde Gänse, ein Kauz, noch später und sehr ausdauernd zwei sich laut streitende Tiere, die etwas schauderlich klangen, die ich aber nichts Bekanntem zuordnen konnte…). Zudem strahlte Jupiter in vollem Glanz (er störte die Dunkelanpassung, finde ich), dezenter natürlich Saturn und auch recht hell der rote Mars, der schon durch das Goldene Tor der Ekliptik geeilt ist. Traumhaft ist es auch, den Orion aufgehen zu sehen (bzw. in der Nacht davor auch Sirius aufgehen zu sehen, erst durch die Atmosphäre rot, dann strahlend weiß, als er höher stand). Auch einen Teil des Kranichs auszumachen, den gesamten Südlichen Fisch zu sehen, Fornax zu erkennen und dann den wirklich großen Walfisch zu bewundern, macht auch Spaß. Das war aber mehr Thema in der Nacht davor, da man beim Fotografieren ja viel Zeit hat, den Himmel mit bloßem Auge zu beobachten.


    Als ich dann in der Früh nach relativ wenig Schlaf wieder aufgestanden bin, musste ich dann doch noch Eis kratzen. Es hat also nach 1 Uhr doch noch weiter abgekühlt. Da lag ich aber schon schlummern in den Federn. Ich werde die Cassiopeia gerne wieder ausführlich besuchen und weitere Sternhaufen ansteuern. Und ich habe gleich ein paar Objekte für meine Foto-Wunschliste mehr erhalten. So macht das Hobby richtig Spaß.


    In diesem Sinn liebe Grüße,
    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Christoph,


    ein sehr schöner Bericht. :) Hat mir gefallen. Glaub NGC 886 kenne ich gar nicht, kommt mir Nummer-technisch zumindest

    nicht bekannt vor.


    Zu zwei deiner nichtgesehenen OC kann ich Zeichnungen inkl. Hintergrundinformation und dem Anblick in 20" beisteuern, nämlich

    zu NGC 609 und IC 166. Sind zwei sehr weit entfernte Sternhaufen mit einer geringen Flächenhelligkeit, die sich bei aufgehelltem

    Himmel und kleiner Öffnung gerne mal verstecken:


    NGC 609, Sternhaufen, Cassiopeia


    IC 166, Sternhaufen, Cassiopeia


    Viele Grüße

    Christian

  • Hallo Christoph,


    da hast du eine weitere Milchstraßenregion - diesmal den Osten der Cassiopeia - nach Offenen Sternhaufen durchforstet, und wieder wie gewohnt sehr umfassend und detailliert :thumbup: 8) . Deine Sichtungen im 8-Zöller sind ein Anreiz für mich, das mal genauer an einem guten Platzerl im 9,5-Zoll Fünfling nachzuvollziehen - ich gehör hier ja auch zur Sternhaufen-affinen Fraktion ;)


    Servus

    Ben

  • Servus Christian,


    vielen Dank für deine Ergänzungen! 20 Zoll sammeln natürlich viiiiel mehr Licht als 8 Zoll. ;) Mit 8 Zoll war da natürlich nichts zu holen. Vielleicht geht aber z. B. in einer extremen Nacht im Gebirge ein leichter Nebelhauch auch im kleineren Teleskop. NGC 886 solltest du dir mal mit deinem 20-Zöller ansehen. Ist sicher ein sehr schöner Anblick.


    Servus Ben,


    freut mich, dass ich dich ein Bisserl inspireren kann. Mit 9,5-Zoll sollte natürlich mehr gehen als mit meinem "süßen, kleinen" Telesköpchen. Vor allem, wenn du z.B. is Gebirge fährst. Bin schon gespannt, was du dann berichten kannst.


    Liebe Grüße,

    Christoph


    P.S.: Es freut mich immer wieder, dass es hier sternhaufenffine Astrofans gibt. :thumbup:

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

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    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Lieber Christoph,


    ich habe Deine Bericht überflogen, hatte aber leider aktuell noch keine Zeit, Deinen Bericht in Ruhe und vollständig zu lesen.

    Ich kann aber auch nicht nicht antworten auf diesen schönen Beitrag.

    Was Du hier und im Fotografenforum ablieferst, das ist ganz großes Kino. Die Energie und den Aufwand, den Du in Deine, ja ich würde fast schon als Miniprojekte bezeichnen, sucht seinesgleichen.

    Vielen, vielen Dank dafür, wenn auch ich nicht bei jedem Deiner Beiträge reagiere, lesen und bestaunen tue ich sie alle, wenn auch manchmal erst etwas später.


    Beste Grüße


    Rene

  • So Christoph,


    doch schon jetzt eine ausführlichere Antwort auf Deinen schönen Beitrag.


    Ich finde die Einleitung sehr interessant, vor allem mit welchen Widrigkeiten (Technik, Gesundheit) Du Dich vor der Beobachtung auseinandersetzen musstest.

    Luftfeuchtigkeit über 70% ist hier in meinen Gefilden dann aber eher ein Segen als eine Widrigkeit ;) .


    Ich sehe mit großer Freude, dass Du die Berkeleys auch fleißig im Visier hast. Da sind echt einige schwere Brocken dabei, die ich Ferkeleys getauft habe, wenn sie sauschwer sind. Die, die gar nicht mit meinen maximal 12,5" zu sehen sind, bekommen aber keinen Kosenamen. Umso erfreulicher für mich, dass Du für Referenzbeobachtungen auf die Faint Fuzzies-Seite zurück greifst. Bei FdN veröffentlichen wir ja nur Beobachtungsergebnisse zu unseren Projekten. Bei Roberts Faint Fuzzies werden alle jemals dokumentierten Beobachtungen veröffentlich und deshalb ist es dort vermutlich einfacher, eine Vergleichsbeobachtung zu finden.

    Falls Du ebenfalls einen Narren an den Berkeleys gefressen haben solltest, jetzt im Herbst steigt eine ganze Horde versammelt im Sternbild Fuhrmann auf. Da habe ich auch noch ganz viele offene Flanken.


    Deine Rauten zu NGC 654 finde ich auch sehr interessant. Bei mir hat es in den Beschreibungen bislang immer nur zu einer "unregelmäßigen Form" gereicht. Den OS werde ich mir künftig noch einmal genauer anschauen.


    Und ich sehe es ähnlich wie Du, NGC 659 hatte für mich nicht den Anstrich eines Hidden Treasure, eher NGC 663. Aber ich bin da immer stark Fernglas-orientiert unterwegs.


    NGC 743 habe ich bislang mit maximal 4" probiert, ich ar hier auch fasziniert von der dreieickigen Form, zudem wirkte der Haufen leicht neblig am westlichen Rand. An was erinnert uns das nur ...


    NGC 637 fandest Du kurios und S-förmig. Hier mal meine Beschreibung mit 12,5":

    45-fach - eine auffällig leicht längliche Sternverdichtung ist erkennbar - fünf Sterne sind direkt sichtbar vor einem leichtem Glimmen

    111-fach - nun sieht man, dass der Haufen etwas konzentrierter ist - östlich im Haufen führt ein Bogen feiner schwacher Sterne nach Norden zu einem hellen Stern außerhalb des Haufens, auf der Westseite ist ebenfalls eine noch schwächere Sternspur erkennbar, die zusammen mit dem östlichen Bogen den Eindruck eines geschlossenen Ringes erweckt - 320-fach - nun will ich es noch einmal wissen und prüfe, ob der westliche Sternbogen tatsächlich real ist, ja, ist er


    Nicht uninteressant, oder?


    Und zu guter Letzt, NGC 609 aka King 33, ein Mistvieh und Sternhaufenliebhaberzerstörer vor dem Herren. Weiß der Geier, warum der ab 4" im isDSA steht. Was habe ich mir an diesem Haufen schon Nerven und Zeit aufgerieben. Aber jetzt die gute Nachricht, er geht. Mit 4" und Aufsuchkarte habe ich ihn zusammen mit Robert beim HTT mal geknackt, würde ich aber nicht wieder machen, das war eine Grenzbeobachtung. Mit 12,5" dann wird der Haufen einfacher und wirkt wie eine schwache Galaxie. Bei höheren Vergrößerungen zeigen sich dann auch erste zarte Lichtfünkchen.

    An dem Haufen kannst Du mit 8" dran bleiben.


    Beste Grüße


    Rene

  • Servus Rene,


    vielen Dank für deine Antwort! Die Faint-Fuzzies-Seite finde ich in der Tat äußerst hilfreich und wertvoll. Und ja, die Berkeley-Haufen haben was, finde ich, auch wenn 8 Zoll für viele einfach zu klein ist. Manche gehen aber eben. Zudem kann man ja den einen oder anderen auch fotografieren. Die Berkeley im Fuhrmann hatte ich mir schon letzten Winter raussgeschrieben, habe es aber nicht geschafft, sie anzugehen. Zudem haben mich in der Auriga auch ein paar Haufen wie beispielsweise Waterloo 2 oder Bica 6. Auch andere kleine Fuzzies wie Pismis 27 im Orion (beim Affenkopfnebel - den fand ich sehr interessant, habe ihn bei einem Freund dann auch im 16-Zöller bewundert ) oder Ruprecht 11 in Puppis. Sprich, auch andere kataloge (so auch King) finde ich sehr reizvoll. Ich mag diese kleinen, schwierigen Haufen. Und manche kann man eben auch mit 8 Zoll erkennen oder gar auflösen (Waterloo-Haufen sind natürlich einfach aufzulösen, jedenfalls die bislang von mir beobachteten).


    Und ja, NGC 663 ist im 8-Zöller wirklich viel spannender als NGC 659. Ich vermute aber eben, dass die teilweise Abschwächung für O'Meara etwas so besonderers war, dass er ihn in die Hidden Treasures aufgenommen hat. NGC 663 hätte es aber auch verdient, finde ich.


    NGC 637 als Ring habe ich gelesen, konnte es aber eben nicht nachvollziehen. Wobei ich vor der Beobachtung nicht quergelesen habe, um nicht etwas sehen zu wollen, was für mich nicht aufgelöst ist.


    NGC 609 (King 33) werde ich dann definitiv nochmal versuchen. 4 Zoll emfpinde ich als extrem sportlich. Aber eben, ich hätte schon erwartet, einen Fleck sehen zu können. Die schwache Flächenhelligkeit bedingt aber eben wohl, dass schon ein etwas suboptimaler Himmel zu schlecht ist. Ich sollte es also nochmal in einer wirklich sehr klaren nacht nochmal versuchen.


    Deine Rückmeldungen finde ich sehr wertvoll und es freut mich sehr, dass dir der Bericht (und auch die anderen) so gut gefällt. Die Mühe gebe ich mir primär für mich selber (ich dokumentiere meine Beobachtungen, die Berichte sind dann einfach die Folge der Doku und Auswertung, also selbst nicht sooo zeitintensiv). Daher ist es auch nicht "schlimm" wenn wenige darauf reagieren oder z. B. du auf manche nicht eingehst. Wenn sie gelesen werden und für manche hilfreich sind oder so für manche meine Ziele auch interessant erscheinen und so Vergleichsbeobachtungen zustande kommen, dann umso besser. Und wenn nicht, dann nicht. Natürlich freuen mich so positive Rückmeldungen unabhängig davon sehr ;-).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

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