Oberflächenstrukturen auf Ganymed mit 28 cm Refraktor gesehen!

  • Die Luftunruhe war nicht berauschend, als wir Saturn beobachteten. Es war trotzdem ein schöner Anblick!


    Also gehen wir auf die Standardobjekte, zumal zwei Besucher anwesend sind. Beim Cirrusnebel sehen wir mit OIII-Filter die netzartigen Strukturen. Und sogar das Mittelteil mit dem Nildelta (den Namen haben wir ihm damals, als wir ihn mit dem 45 cm Teleskop gesehen haben, gegeben). Die Besucher sind begeistert!


    Nachdem unsere Besucher nach diesem Highlight gegangen sind, bleiben Martin und ich allein in der Kuppel. Und siehe da, irgendwie verbessert sich die Luftunruhe. Draußen war das Gras der Wiese trocken und ist jetzt pitschnass! Ich wollte ja Jupiter in Martins 28 cm Refraktor sehen, deswegen bin ich eigentlich gekommen. Also Jupiter eingestellt! Und es sind tolle Details zu sehen. Wir haben den ADC, den Zenitspiegel und den Binokularansatz montiert. Die Taukappe ist ganz ausgefahren und befindet sich im Kuppelspalt. Manchmal ist das Bild so ruhig, dass Details über Details in den Wolkenbändern sichtbar werden, Voyager-like! Vorher beim Saturn hatte ich bei Martin spaßeshalber reklamiert, dass man keine Spikes sieht. Jetzt ist es mittlerweile extrem gut. Ein Jupiter-Beobachter hätte denkwürdige Anblicke!


    Und die Monde sind natürlich alle Scheiben, in verschiedenen Größen. Ganymed ist groß und mit scharfen Rändern. Die Luftunruhe ist zur absoluten Luftruhe geworden. Martin meint, jetzt müssen wir vergrößern. Ob man auf Ganymed etwas sieht? Also 2x 6mm Okulare in den Binokularansatz, ergibt mit 28 cm f/10 und ADC-Streckung auf f/15 700x! Martin regelt die Stellschraube des ADC um eine Nuance nach.


    Tatsächlich, die Ränder der Scheibe sind noch scharf! Jetzt ganz ruhig atmen und entspannt durchschauen. Wir sitzen auf einem Sitz auf der großen Beobachtungsleiter. Martin schaut zuerst, sagt nichts, als ich übernehme. Da ist rechts oben doch ein brauner Fleck zu sehen! Er hebt sich von dem gelblichen Hintergrund ab. Ich sage das Martin. Er erwidert: „Hast du den weißen Fleck links unten nicht gesehen?“ Oh, tatsächlich, wie konnte ich den übersehen? Er erinnert mich an eine Polkappe auf dem Mars. Dafür hatte Martin den dunklen Fleck nicht gesehen. So war jeder erst einmal auf sein Detail fixiert.


    Zumindest ich bin erstaunt: Wie ist das möglich? Wir müssen nicht auf Momente für bestes Seeing warten, die Luft ist konstant bewegungslos. Wir wechseln noch die 6mm Okulare gegen 8mm Okulare. Jetzt haben wir 525x. Das Bild ist etwas heller, der braue und der weiße Fleck sind nach wie vor da. Freudetaumel der Beobachter!


    Mit einem Binokularansatz und der Beobachtung mit beiden Augen sieht man tatsächlich mehr wie mit einäugigem Beobachten, obwohl der Binokularansatz Licht verbraucht. Aber um Lichtstärke geht es bei solchen Beobachtungen nicht. Es ist wohl auch ein physiologischer Effekt verantwortlich, dass man mit beiden Augen mehr sieht. Auch sind linkes und rechtes Auge nie gleich, mein linkes Auge ist lichtempfindlicher, mein rechtes Auge hat dafür mehr Auflösungsvermögen.


    Nach der Beobachtung verifizieren wir unsere Sichtung mit Guide 9.1 und Le Ciel 4.0. Die Orientierung und Lage der Monde zu Jupiter entspricht der im Teleskop. Ich bin echt platt: Der braune und der helle Fleck sind genau an der Stelle, an der wir sie gesehen haben! Nur auf der linken Seite von Ganymed ist ein größerer hellerer Bereich, der uns so nicht aufgefallen ist. Die Beobachtungzeit war: 21.09.22, 24 Uhr oder 22.09.22, 0 Uhr.


    Danke, Martin, für die tolle Beobachtung!


    Für eine Beschreibung der Instrumente siehe: http://www.sternwarte-eberfing.de

  • Das Seeing war zeitweise auch bei mir in Berchtesgaden gut bis sehr gut. Der beste Zeitpunkt war ca. 20 min später als bei euch. Danach ging es wieder bergab. Haben wir wohl Glück gehabt. Ist dieses Jahr schon das zweite Mal sehr gutes Seeing.


    LG

    Robert

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