Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 428mm, Brennweite 1830mm, (f/4,25) Adler; Dobsonmontierung
verwendete Okulare: 21mm (87-fach); 13mm (141fach), 10mm (183fach), 8mm (229fach), 6mm (305fach) – Ethos-Serie
Ort: Freies Feld, ca. 800m SSW von Beerbach, ca. 395m ÜNN
Temperatur: 20.50h + 10 C; 23.20h + 8 C
Seeing: 2-3
Wetter: morgens klar, ab Mittag zunehmend Quellwolken bis max. 2/8; spät nachmittags wieder aufklarend
Beobachtete Objekte
Galaxien:
Cyg: NGC7013
AND: M31, M32, M110
PEG; NGC 7331, NGC7335, NGC7334, NGC 7340; Stephens Quintett (NGC 7317/18(A+B)/19/20)
Planeten: Saturn, Jupiter
Plantetarische Nebel: NGC7009 (Saturn Nebula), NGC7293 (Helix-Nebula)
Gasnebel: Cirrus-Komplex (NGC6966/90/95)
Sterne: DS Peg, Albireo
Kugelsternhaufen: M72
Eine Woche mit Schlafdefizit: Geburtstagsfeiern am Dienstag und Mittwoch, Nackenproblemen welche den Schlaf weiter beeinträchtigten. Trotzdem will ich raus, will die Ruhe, Einsamkeit unter klarem Himmelszelt genießen. Ich belade das Auto gegen 19h, (Rockerbox zum Temperieren in den offenen Schuppen) dann versuche ich ein kleines Nickerchen; döse meist, jedoch scheinen auch ein paar Minuten Schlaf dabei gewesen zu sein, ich bin dann tatsächlich recht munter beim Beobachten. Erstmals nehme ich meine neue EQ-Plattform mit, die besitze ich gut einen Monat, habe dies an eine kleine Powerbank angeschossen, am Vortag nochmals kurz angeschaltet und geschaut, ob alles funktioniert.
Gegen 21.50h vor Ort will die EQ anschalten und mit der App koppeln … geht nicht. Schließlich merke ich: die Powerbank scheint leer – Mist! Kann es mir nur so erklären, dass im ausgeschalteten Zustand doch etwas Strom gezogen wird und deshalb der Akku leer wurde, hatte diesen die letzten ~ 30 Tage nicht von der Plattform getrennt. Es muss somit wie gewohnt ohne gehen.
Das Justieren dauert länger als gewohnt, einerseits stelle ich mich heute ungeschickt an, auch hatte ich nicht gemerkt, dass der Fangspiegel leicht verdreht war, d.h. mehrAufwand, die Optische Achse in Einklang zu bringen (war mit zum Abbau eingefallen und dann gecheckt und festgestellt)
Nun schweift der Blick: rundum wolkenlos, nur geringe Horizontaufhellungen, die Milchstraße sichtbar, aber wenig kontrastreich, insgesamt wirkt der Himmel merklich grau. Bei UMin sehe ich erst mit etwas Konzentration alle Kastensterne mit bloßem Auge. Beim Justieren an Polaris war mir aufgefallen: das Seeing ist ordentlich; anders als nach dem Studium diverser Apps (u.a. Meteoblue, Clear Outside) erwartet, dafür die Dunkelheit merklich schlechter. Das SQM zeigt anfangs bescheidene 20,85
Hmm. Ich will mit einer GX in Cyngus beginnen, beim Blick auf die Astronomieapp poppt die Nachricht hoch: ISS aufgegangen. Unterhalb von Arkturus, der gerade so über den Bäumen tief im Westen steht, soll die Raumstation gerade aufgehen. Die Bahn wird relativ hoch in den Norden steigen, bis oberhalb Polaris. Peile mit dem Dobson hin, sehr gut sieht man die ISS, immer heller werdend, die scheinbare Geschwindigkeit immer mehr zunehmend. Ich schaffe es nicht das Objekt im Gesichtsfeld halten zu können, nur einmal für 2 oder 3 Sekunden. blendend hell, relativ groß, die Solarpanels dominierend. Zum echten Betrachten reicht es nicht. Ich hatte dummerweise das 13er Oku mit 140-fach im Auszug – das war viel zu viel. Es war trotzdem spannend, aufregend. Einmal war es mir gelungen die ISS am Dobs nachzuführen, heute nicht.
Zurück zum geplanten Objekt:
NGC7013 - GX – CYG - (mag 11,3; 4,2*1,3) SQM20,85
linkerhand der rechten Schwanenschwinge, ausgehend von Zeta Cygi schnell am 8*50mm Sucher die Zielregion eingestellt, im13er Oku dann direkt zu sehen. Ein Objekt mit deutlich länglichem Erscheinungsbild (etwa 2,5:1) von 11h nach 5h ausgerichtet, mit länglicher Zentralkondensation. Etwas außerhalb, auf 7h ca. 2 Bogenminuten separiert ein Mag10 Feldstern, einige Mag 12 / 13 Feldsterne mit im GF. Ich nehme noch das 10er (183-fach), der Hintergrund damit etwas dunkler; eine Suche nach Strukturen bleibt erfolglos. Trotzdem nett.
Schon in der Region geht es in den Cyrus-Komplex. Mit dem Leuchtfeuer 52Cyg (Mag 4,2) das locker mit bloßem Auge sichtbar ist wird die Region sofort eingestellt. Ohne Filter nur blass, mit dem OIII dann deutlich wird erst die Knochenhand, danach der Bogen des östlichen Teils mit Genuss und Muße beobachtet. Bei dem aufgehellten Himmel bringt der Filter massiven Gewinn. Teils nur zart, dann auch kräftige Kontraste, teils wie verdrehter Tüll, wolkig, vor sehr sternenreichen Hintergrund. Schwer in Worte zu fassen schön und für mich auch ergreifend. Reste einer Sternenexplosion vor 5 bis 8000 Jahren, fast 2000 Lichtjahre entfernt und auch unfassbare ca. 100 Lichtjahre im Durchmesser.
Wie häufiger in dieser Nacht nehme ich mich zurück, lasse den Blick schweifen. Es gibt diese Nacht weniger Dunst als erwartet, auch tiefer am Horizont sind die Sterne relativ deutlich, Capricon – der Steinbock ist gut erkennbar, durch den deutlich hellen Saturn markiert. Dieser ist verglichen zum gleißenden Jupiter mehr im Osten jedoch fast schon blass. Das sollte ohne massive Beeinträchtigung der Dunkeladaption gehen, so peile ich auf
Saturn. Ahh .. schön. Erst im 13er, dann 10er. Seeing ist auf ca. 23Grad über dem Horizont besser als erwartet, die Cassini-Teilung ist überwiegend sichtbar, umlaufend, ab und an auch fast für Sekunden stabil. Das Ringsystem wird wieder besser sichtbar, neigt sich in Richtung Erde. Im unteren (nördlichen) Bereich von der leicht ovalen Planetenscheibe verdeckt, im oberen deutlich plastisch vor selbiger erkennbar. Es zeigen sich zarte Bänder der Wolkensysteme. 4 Monde sind unmittelbar sichtbar, neben Tital Richtung 4h etwa 4 Planetendurchmesser Entfernung sind dies noch Rhea, Tetys und Dione. Greife zum 8er und auch 6er Oku, dies aber nur blickweise mit zusätzlichen Gewinn. Ab und an erhasche ich noch Enceladus (mag 12,4) relativ dicht am Ringsystem, Mimas (mag 13,4) bleibt für mich heute unsichtbar. Ein Sternenfreund hatte vor 6 Wochen von einer Sichtung von Epimetheus (Mag 15,8) mit einem 14-Zoll Dobson berichtet – ich kann mir jedoch überhaupt nicht vorstellen das dies möglich wäre, hellt Saturn die Umgebung doch soweit auf, dass die mögliche Grenzgröße um den Planeten deutlich abnimmt.
Nicht weit von Saturn, mit knapp 30 Grad über dem Horizont etwas höher dann – wie passend der
NGC7009 - PN – AQU - (mag 7,8; 0,5 * 0,4‘) SQM 20,90
der Saturnnebel. Von der scheinbaren Größe sehr ähnlich zu Saturn, die Achse des Planetarischen Nebels auch in etwa, wie jene von Saturnring orientiert – ich kann die Namensgebung gut nachvollziehen. Steigere die Vergrößerung bis zum 6er (305-fach). Auch ohne Filter ein sehr deutliches, helles Objekt. Im Inneren ein leichter Helligkeitsabfall, der Randbereich leicht oval akzentuiert mit zwei schmaleren ‚Ausbrüchen‘ die gegengleich orientiert (Achse von 2h nach 8h) etwas ‚herausragen‘ – sehr interessant
Nur ca. 3 Grad vom Saturnnebel
M72 - GC – GEM - (mag 9,2 - sbr 11,0; 6,6‘) SQM 20,90
hell genug, um unmittelbar gefunden zu werden. Im 13er flächig, nur mit relativ geringer Helligkeitszunahme Richtung Zentrum, im 10er merklich granulär, gut angelöst, aber nicht wirklich aufgelöst, ein, zwei Dutzend feinste Lichtpünktchen, sonst leicht milchig wirkend, überwiegend rechts im GF von mehreren Mag 9 bis 12 Feldsternen umrahmt. Im 8er dann der Hintergrund schön schwarz, nun schon ziemlich aufgelöst – sehr ästhetisch, einfach schön!
Mit Hilfe des OIII-Filters und 13er Okular ist der Helix-Nebel fix eingestellt
NGC7293 - PN – GEM - (mag 7,4 15 * 12‘) SQM 20,95
nur 18 Grad über dem Horizont zum Zeitpunkt der Beobachtung. Bei gegebenen Bedingungen ohne Filter kaum auszumachen, mit diesem doch sehr deutlich, bei 140-fach das 100 Grad GF etwa zur Hälfte füllend. Etwa die Hälfte des PN Radius nimmt der lichtschwächere Innenbereich ein, mit deutlichen Übergang zum helleren Außenbereich der im N und S jeweils etwas kräftiger betont ist. Einige schwache Feldsterne bis zur 10. Helligkeit sind am Rand / im Nebel eingebettet. Der Zentralstern schwächer, mit Filter erst bei höheren Vergrößerungen für mich Dingfest zu machen. NGC7293 ist mit ca. 650Lj der nächstgelegene PN, ob der sehr geringen Flächenhelligkeit und niedrigem Horizontstand ein relativ schwieriges Objekt.