M57 mit langem kleinen Achromat

  • Hallo zusammen,


    ich habe es getan.. Das war irgendwie nur der letztlich logische Schluss, nachdem es mir klassische kleine Teleskope angetan haben (und ich aktuell mein C8 nicht nutzen kann).

    Hatte letztens ja schon Bilder von Jupiter und Saturn mit einem Vixen 80l gezeigt, der war aber eigentlich gar nicht geplant, ist mir nur zugelaufen, da es ein echtes Schnäppchen war.. Jedenfalls habe ich jetzt eine New Polaris Montierung, mit Motornachführung auf einer Achse. Eigentlich geplant war ein anderer schöner "Japaner", ein Carton CST-80KU. Was diese Bezeichnung bedeutet, keine Ahnung, ist jedenfalls sehr selten, da diese nur in Japan vertrieben wurden und sollen sehr gute Optiken haben. Im Grunde genommen ein 80 / 1000er f12,5 Achromat, mit noch unvergütetem Objektiv, also von den Maßen her ähnlich dem Vixen. Letzte Woche (oder waren es schon zwei Wochen?) hatte ich ihn visuell getestet und habe, ohne zu übertreiben, meinen besten Jupiter und Saturn visuell sehen können. So scharf und kontrastreich kannte ich die Planeten noch nicht..


    So viel dazu. Was macht man also mit so einem langen Achromat? Genau, Deepsky Astrofotografie.


    Am Mittwoch den 21.09. ging es irgendwo zwischen Feldern unter den Sternenhimmel, etwa 15km von Göttingen entfernt. Also alles aufgebaut, geht recht schnell. Die New Polaris auf dem "nicht in der Höhe verstellbarem Holzstativ" wurde grob in Waage gestellt und mit dem Loch, wo eigentlich ein Polsucher hineingehört, Polaris grob angepeilt.

    Den langen, kleinen Refraktor drauf und los gehts.. Naja eigentlich. Da ich den Ringnebel fotografieren wollte, musste ich den ja erstmal finden. Als GoTo Verwöhnte nicht so leicht. Ich hätte doch am besten meinen Rotpunktsucher irgendwie provisorisch montieren sollen. Der Sucher half mir auch nicht, da ich durch den komplett verwirrt werde, was ich da eigentlich sehe. Das ich dabei wortwörtlich in die Knie gehen musste, mit dem Nacken zum Zenit, half auch nicht sonderlich.

    Habe dann Vega im Okular gehabt, ein bisschen nach "links unten" am Himmel gefahren und mit mehr Glück als Können war der Ring dann im Okular, tatsächlich besser zu sehen als ich gedacht hätte. Also haben wir den uns erst mal kurz visuell angeschaut. Einen Dank hier an meine Freundin, welche mit kam und mit mir in der Kälte ausharrte.


    Habe dann den Ring mittig ins Okular gebracht und schnell die Kamera adaptiert. Nach dem finden des groben Fokus war der Ringnebel tatsächlich noch im Bildfeld der winzigen ASI290. Nun hatte ich vergessen, mit der Bahtinov Maske an einem hellen Stern scharfzustellen. Da ich M57 nun aber schon im Bild hatte, habe ich mit der FWHM Funktion in Sharpcap scharfgestellt und gehofft, dass ich den Fokus gut treffe.

    Und dann habe ich belichtet. Die NP mit dem Motor führt erstaunlich ruhig nach, lediglich in der "Höhe" war ein Drift, was an der nicht passenden Polausrichtung liegt. Also musste ich alle 2 Minuten auf Pause drücken und M57 wieder in die Mitte fahren, bzw. zu drehen, da ich ja eine biegsame Welle habe..

    Ca. 2 Stunden später, mit erfrorenen FIngern, musste dann aufgehört werden.


    Bevor das Bild kommt noch ein paar Eckdaten:

    Da es ja ein Achromat ist, habe ich direkt einen #8 Hellgelbfilter vor den Standardmäßigen UV/IR Cut geschraubt. So ein 19€ Teil.. Warum der #8? Da der noch ein bisschen mehr blau durchlässt als der normale Gelbfilter, also nicht alles an blau abschneidet.


    Teleskop: Carton CST-80KU (80 f12,5 Achromat, unvergütet)

    Montierung: Vixen New Polaris mit einfacher Motornachführung

    Kamera: ZWO ASI 290MM mit UV/IR Cut Filter und #8 Hellgelbfilter

    Ca. 7520 Bilder mal 0,5 Sek. mit Gain 600, also knapp eine Stunde Belichtungszeit.

    Für Farbe hat es leider nicht gereicht, das war mit jetzt zu viel Arbeit in der Kälte.


    Bearbeitung: Stacken in Siril, gestreckt und nur den Nebel geschärft in Fitswork. Ein bisschen geebnet, da meine Kamera am Rand wieder Amp Glow zeigen musste (mal ist der da, mal nicht).


    M57 mit 80er f12,5 Achromat




    So sieht das Teleskop auf der Montierung aus, das Bild ist aber vom letzten rein visuellen Ausflug.


    Viele Grüße

    Mira

  • Hallo Mira,



    mit der Ausrüstung tolle Aufnahme mit schon vielen Struktur - Details. die zeigt was so ein Teleskop alles einfängt und moderne Kameras das dann Heute festhalten können!


    Hier eine Vergleichsaufnahme mit der Du schauen kannst, wenn Du noch Farbe dazu aufnehmen kannst, ob deine Kombi Teleskop und Kamera das an Schärfe + Details doch noch toppen kann!



    Damals ein Meilemstein der chemischen Farb - Astrofotografie!

    aus > http://palomarskies.blogspot.com/2010/07/ <m57p200treksm.jpg


    The Ring Nebula (aka M57), a planetary nebula in the constellation of Lyra as photographed by the 200-inch Hale Telescope.


    Both of these images were part of a 1959 article in LIFE magazine, The Hues of Heaven, that showed off the first ever color astrophotos.

    Gruß Günter


    GSO 12"+ 8" Skywatcher Dobson, Celestron 8" Schmidtkamera; C8 Orange + 5,5" Comet-Catcher; MAK 100/1000 + 127/1500; ED 80 PRO,

    2 Mal editiert, zuletzt von G2-Astro ()

  • Danke euch. Ja ist schon erstaunlich was mit so einem kleinen Röhrchen geht. Und wenn man sich mal Vergleichsbilder anschaut, die mit wesentlich größeren Teleskopen so gemacht wurden, spricht das Ergebnis denke ich für sich. Hatte tatsachlich mit mehr Resonanz gerechnet, vor allem, da man nichts vergleichbares findet.


    Edit: Wobei ich sehe, dass der Rand oben immer noch hell ist, hatte ich beim bearbeiten und Sonnenschein wohl nicht gesehen.

  • Hallo Mira,


    ja, mehr Resonanz hast Du auch definitv verdient. Ein wahnsinnig tolles Projekt. Ich wäre nie auf die Idee gekommen soetwas auszuprobieren. Das Ergebnis empfinde ich als überaus beeindruckend und gelungen. Bei mir liegt aiuch noch ein f10 Achromat rum. Ich glaube, ich werde das auch mal ausprobieren.


    Danke für die umfangreiche Beschreibung, sehr inspirierend.


    Gruß

    Marco

  • Hallo Marco,


    vielen Dank für die netten Worte. Freut mich sehr, dass es dir gefällt und dass ich dich inspirieren konnte. Bin schon gespannt auf deine Ergebnisse.


    Direkt überhalb M57 ist ein winziger Doppelstern, mit meinem C8 habe ich den auf meinem anderen M57 Bild gut aufgelöst, mit dem Refraktor natürlich nicht. An dem kann man auf jeden Fall die erreichte Auflösung gut fest machen.


    Viele Grüße

    Mira

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