meine erste Jupiter-Aufnahme

  • Hallo allerseits,


    gestern Abend bot sich ein sternenklarer Himmel vom Feinsten. Keine Wolken, kein Mond, nur Sterne. Daher ging ich schon ab etwa 18 Uhr raus in den Garten und baute langsam alles auf. Noch habe ich im Garten keine Säule, so dass ich auch das Stativ mit der Wasserwaage einmessen musste. Gleiches für die Montierung. Gegen 18:30 Uhr war dann alles aufgebaut und ich suchte mir erst einmal eine Baumspitze in der Umgebung. Diese wurde zur groben Vorfokussierung genutzt. Als dann gegen 19:30 Uhr sich langsam Polaris am Himmel zeigte, ging es ans einnorden, was dieses mal vielleicht 5 Minuten gedauert hat.


    Es dauerte nicht lange und es zeigte sich Jupiter am Abendhimmel. Diesen fuhr ich per Stellarium und den Treibern zur EQ6 an. Trotz peinlich genauer Einnordung und Wasserwaagenjustage, erschien aber kein Jupiter im Blickfeld der Kamera. Daher wechselte ich die Kamera gegen ein Okular und suchte Jupiter von Hand. Als ich ihn dann gefunden hatte, stellte ich fest, dass er trotz EQ6 aus dem Gesichtsfeld hinaus wanderte. Aber die Nachführung war doch aktiv, oder muss man diese noch einschalten? Wenn ja, wo? Zufällig klickte ich in der EQMod-Steuerbox auf den Sternbutton "sideral" und plötzlich lief Jupiter nicht mehr aus dem Blickfeld. Die Nachführung musste also per Softwaresteuerung aktiviert werden. Wie ich später noch feststellen sollte, führt jedes Drücken eines Knopfes auf der Handsteuerung der EQ6 automatisch zum Abbruch der Nachführung. Gegen 20:30 Uhr hatte ich dann auch Jupiter im Blickfeld der Okularkamera und konnte ihn über viele Minuten hinweg aufzeichnen.


    Gegen 22:30 Uhr wollte ich dann noch Saturn ablichten. Ich habe rund eine Stunde versucht, ihn ins Blickfeld der Okularkamera zu bekommen, es gelang mir nicht. Immer wieder kniete ich vor dem OAZ nieder, da sich dieser an der Unterseite des Teleskops befand und versuchte wie schon bei Jupiter, per Okular den Saturn ins Blickfeld zu holen. Aber immer wenn ich es geschafft hatte, reichte die Zeit nicht mehr, um an den Laptop zu sprinten und die Nachführung zu aktivieren. Auf der einen Seite glücklich wenigstens Jupiter abgelichtet zu haben, auf der anderen Seite traurig, dass es mit Saturn nicht geklappt hat, fing ich gegen 23:30 Uhr an, alles abzubauen und war zu 00:10 Uhr im Bett.


    Am heutigen Morgen habe ich dann die Jupiteraufnahmen gestackt und dabei festgestellt, dass die FITS-Aufnahmen allesamt Graustufenaufnahmen geworden sind. Warum auch immer. Hätten eigentlich Farbaufnahmen werden sollen, da auch die verwendete SVBony205 eine Farbkamera ist. Und mir fiel wieder ein, dass die Handsteuerbox der EQ6, wenn man ohne Computer arbeitet, nach Eingabe von Ort, Datum, Zeit, ... auch ein 2-Stern-Alignment wünscht. Dieses habe ich bisher nie gemacht, da ich in den zahllosen Youtube-Videos die ich zum Thema EQ6 inzwischen geschaut habe, nie gesehen habe, dass jemand dieses Alignment gemacht hätte. Die Videos vermitteln oft den Eindruck, als würden frisch gekaufte Montierungen out of the Box perfekt funktionieren. Ich denke allerdings, in diesem fehlenden Alignment ist die Ursache für meine Sucherei zu finden.


    Alles in allem war es eine interessante Nacht, welche die vielen Baustellen aufgezeigt hat, die mir noch bevor stehen. Das erste gestackte Jupiterbild ist zumindest garnicht mal so unansehnlich geworden, wenn auch leider ohne Farbe. Zukünftig lasse ich SharpCap in PNG oder AVI speichern. Da sollten stets Farbinfos dabei sein.


    folgende Ausrüstung fand Verwendung

    Montierung: EQ6 Pro SnyScan

    Teleskop: TS Photon 250mm/1270mm (10"/F5)

    Kamera: SVBony 205 mit 2x Barlowlinse

    Aufnahmesoftware: SharpCap

    Softwaresteuerung: Stellarium + EQ6-Ascom-USB Treiber

    Nachbaerbeitung: Autostakkert, Astra Image

    Aufnahmezeit: 20:00 bis 23:30 Uhr


    Gruß Stefan.

  • Hallo Stefan,


    interessanter Bericht von dir!

    Ja, das ist eine der großen Hürden bei dem Einstieg in dieses Hobby, dass man dutzende technische Komponenten hat, die alle irgendwie zusammen spielen und funktionieren müssen. Das, was du gerade erfährst, haben wir alle schon mal mehr oder weniger durch gemacht.


    Da will ich dir gleich einen Tipp vorweg schicken:

    Versuche erstmal, für lange Zeit ein Setup zu halten, keine ständigen Wechsel von Equipment, sondern eins lernen und dann erstmal beibehalten.

    Viele machen den Fehler, ständig an ihren Teleskopen etwas zu verändern, und bei der nächsten Nacht funktioniert dann alles wieder nicht, weil da was wackelt oder dort ein Haken nicht gesetzt ist oder dies und jenes vergessen wurde, der Treiber noch nicht installiert etc. etc.


    Zu deinem Farbbild, welches keines ist:

    Ich gehe zu 99% davon aus, dass du das Bild nicht debayert hast. Was bedeutet das? Eine Farbkamera besitzt keinen speziellen "Farbsensor", sondern es handelt sich auch hier um einen Monosensor, welchem aber eine Matrix vorgeschaltet ist, die sogenannte Bayer Matrix. Das musst du dir so in etwa vorstellen wie viele kleine einzelne Filter vor den Pixeln, die speziell angeordnet sind. Möchtest du aus deinen gewonnenen Daten ein Farbbild erstellen, musst du einer Software die RAW Datei geben und ihr sagen, "debayere das für mich". Die häufigste Anordnung der Bayer Matrix ist RGGB. Raus finden kann man das aber immer aus dem Datenblatt der Kamera.


    Zur Steuerung der EQ6:

    Ich selbst habe keine EQ6, aber ich möchte hier einen Begriff in den Raum werfen. Platesolving. Was macht das? Platesolving ist mit die "fortschrittlichste" Methode des Alignments. Es wird der Handcontroller nicht mehr benötigt, gar nicht mehr, zumindest bei allen Montierungen, die ich besitze. Mittels Platesolving kannst du Einnorden (viele Softwares haben hier eine entsprechende Funktion) und auch auf das Alignment verzichten (da die Montierung die Kamera als "Auge" hat und anhand der Sternbilder weiß, wo sie gerade hin zeigt). Es lohnt sich also in jedem Fall, sich mit dem Platesolving zu beschäftigen! Das einmal gemeistert und man braucht sich nie wieder Gedanken um Einnordung und Alignment zu machen, weil beides damit sehr leicht von der Hand geht. Ich bin mir sicher, Sharpcap hat hier entsprechende Funktionen gleich an Bord - ich selbst verwende aber kein Sharpcap, deswegen kann ich hier nix dazu sagen. Ein bisschen Recherche hilft hier bestimmt.


    Nicht den Kopf hängen lassen :) :)

  • Hallo Stefan,


    aller Anfang ist schwer, durch dieses Jammertal bin ich auch gegangen. Aber deine ersten Jupiter Bilder schauen schon besser aus als meine ersten Jupiter Bilder.

    Ich habe ja schon mit vielen Kameras experimentiert, darunter auch die SvBony Sv205, die Ergebnisse kannst du hier sehen.



    Auch ich gehe von einer fehlerhafte Bayer Maske aus, probiere mal in Autostakkert im "Color" Menü die verschiedenen Bayer Masken aus. Alternativ kann auch die kostenlose Software PIPP die entsprechende Bayer Maske herausfinden.


    Mit der SvBony Sv205 hatte ich mehr mit einem Grünstich zu kämpfen. Auf jeden Fall bist du auf dem richtigen Weg.


    cs


    Peter

  • Hallo Peter,


    bei der SVBony war ein UV-IR Cutfilter verbaut, der mit einem Schraubring vor dem Sensor der Kamera verschraubt war. Den habe ich entfernt und durch einen 1,25" Filter ersetzt. Die SVBony hat ein 1,25" Filtergewinde und da hab ich den Filter rein geschraubt.


    Zukünftig werde ich allerdings auf meine Bresser FullHD Planetenkamera umsteigen, die ich eigentlich als Guidingcam vorgesehen hatte. Bei der SVBony kommt beim Start von SharpCap kein Einstellungsfenster, wo man die Treibereinstellungen wie 12Bit Modus und sowas einstellen kann. Bei der Bresser FullHD kommt dieses Fenster immer, sobald die Kamera als Quelle in SharpCap ausgewählt wurde. Und da bei 12Bit je Farbkanal die Farbabstufungen um Welten feiner sind, lässt sich bei der Nachbearbeitung sehr viel mehr drauß machen. Die Farben lassen sich deutlich besser "spreizen", ohne das es zu sichtbaren Farbstufen kommt. Zudem sind die Pixel der SVBony205 nur 1,7um groß, bei der Bresser ganze 2,8um und damit doppelt so groß. Mehr Fläche je Pixel sammelt mehr Licht. Bei doppelter Fläche, 4faches Lichtsammelvermögen. Und wie mir eingangs von CD123 immer wieder geprädigt wurde, sind größere Pixel verbunden mit ihrem größeren Lichtsammelvermögen einfach wertvoller, als eine hohe Bildauflösung. Bei der SVBony habe ich letztlich auch nur mit 1080p aufgenommen und hatte trotzdem einen riesen Randbereich um Jupiter. Wenns Bild höher aufgelöst werden soll, muss eben optisch stärker vergrößert werden, wie z.B. mit einer Barlowlinse. Das reduziert allerdings entsprechend wieder die Lichtmenge und erhöht damit die Belichtungszeit, was den Luftturbulenzen wieder mehr Zeit gibt, sich im Bild nieder zu lassen. Ich denke, hier kommt es auf einen guten Kompromiss zwischen Auflösung und Lichtsammelvermögen an. Also da bin ich noch am experimentieren.


    Auf jeden Fall bist du auf dem richtigen Weg.

    ...

    Aber deine ersten Jupiter Bilder schauen schon besser aus als meine ersten Jupiter Bilder.

    Ich danke Dir. Bei sowas bin ich hartnäckig. Probleme spornen mich an, Lösungen zu finden. Geht nicht, gibts nicht. Google, dieses Forum und Youtube sind oft gute Berater. Gerade Youtube zeigt oft direkt wie es geht und spornt zum nach machen an. Von daher bleibe ich am Ball.


    Gruß Stefan.

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