Laue Nacht im Pfälzer Wald [vis]

  • Hallo Freunde netzhautmassierender Photonen,


    vergangene Nacht traf ich mich mit Stefan Möhnen (Möhni) wieder einmal im Herzen des Pfälzer Walds zum Beobachten. Die Bedingungen waren recht gut, auf der Bortle Skala 3-4, zwischendurch bei leichtem Dunst auch mal 4, das Seeing war eher unterdurchschnittlich, ungefähr 4-5/10 wobei 10 perfekte Bedingungen sind.
    Schuld an diesem bescheidenen Seeing war wohl der lauwarme Wind der auch nach Mitternacht keinen Anlass dazu gab mehr als ein T-Shirt anzuziehen, dank der trockenen u warmen Luft war Tau überhaupt kein Thema und die Okulare die ich sonst fast immer in der Jackentasche habe standen auf einem Brett griffbereit im Freien.
    Beobachtet haben wir mit meinem 21" F/4.45 Dobson " Godzilla" und dem kürzlich fertiggestellten 400mm F/4.55 Leichtbau (19.2 Kg) "Falke"
    Angefangen haben wir in der Milchstrasse unten mit M17, der im 16er Nagler bei 150X mit Uhc den besten Anblick lieferte, viele dunkle Einschnitte, Filamente im hellen Teil und ein weitreichendes nebliges Gebiet waren mühelos zu sehen. M8 zeigte im 26er Nagler bei 92X ohne Schwierigkeiten zwei Lagunen wie man sie von guten Bildern kennt, genau so "fotolike" war M20 der Triffidnebel welcher bei 150X mit Uhc viele faserige Details in der Dreiteilung preisgab. M22 war wg des mäßigen Seeings zwar auch noch ein sehenswertes Objekt, Timm und ich hatten es aber auf dem ATB deutlich besser auflösen können, da war der graue Hintergrund im Zentrum in tausende von Einzelsternen aufgelöst.
    Bei M16 dem Adlernebel waren die Dunkelwolken der Pillars bei 150X und Uhc andeutungsweise zu sehen, zwar konnten sie nicht ganz einzeln aufgelöst werden, aber das Erkennen der grob rechtwinkligen Ausrichtung zu den in der Nähe stehenden beiden Sternen nahe des Zentrums war möglich.
    Etwas weiter oben sahen wir dann M11 den Wildentenhaufen, dessen Name wohl von der dunkleren Struktur im Zentrum kommt, dieses Objekt zeigte der 400er etwas knackiger als der 535mm große Spiegel. Noch etwas weiter die Milchstrasse rauf war bei Minimalvergrößerung (26mm,92X) und OIII NGC6781 im Adler ein ästhetischer Anblick der einem kleinen Halbmond recht nahe kam.
    Bei M27 konnte die Beobachtung (118X,OIII) von dem recht kurzen Bogen des westlichen Außenhalos von beiden Beobachtern bestätigt werden, am hellsten war der Halo in der Nähe des Doppelsterns. Der komplette Nebel erhält im OIII einen anderen Anblick, die Kontur ist völlig zerfranst und fast nirgendwo gibts einen glatten Übergang zum Hintergrund.
    Ebenso wurde die Beobachtung von IC 4677, einem Nebelknoten der "outer Shell" von Cat's Eye (NGC6543) bestätigt, dieser bildet mit dem Planetary und einem ca 3' westlich befindlichen 10-Sterns ein flaches Dreieck, wobei das längliche Nebelfilament wiederum ca 45° zur Verbindungslinie Pn-Stern orientiert ist. Per Zufall sahen wir auch noch die in der Nähe stehende NGC6552 die mit 13m8 und 0.7X1' Größe bei 338X mit stellarem Kern doch recht auffällig war.
    NGC 5907 war ein weiteres Opfer dieser phantastischen Nacht, die 12.6x0.4 10m4 helle superdünne edgeon Galxie füllte im 21er bei 338X das ganze Gesichtsfeld aus, das die Galaxie auf westlicher Seite scharf begrenzende Staubband wurde von Stefan auch schon im 400mm-Falke bei 171X gesehen.
    Zuvor war noch der Zirruskomplex NGC 6960-92-95 an der Reihe, die Übersicht lieferte das 7.3° große Gesichtsfeld des 10X50 Jenoptem, wo der östliche Bogen zart zu sehen war, der Sturmvogel um 52 Cygni war ebenfalls wenn auch mit etwas Mühe zu erkennen. Grandios war das Teil dann im 400mm Fernrohr bei 70X u OIII und Stefan ließ seinen Emotionen freien Lauf, im 21er bei 118X u OIII wäre er dann beinahe von der Leiter gefallen [:D] der Anblick war auch wirklich fast unbeschreiblich: der Sturmvogel war wie eingestanzt, der untere Teil gedreht u gekräuselt wie aufsteigender Zigarettenrauch mit knallharten Kanten, der obere Part teilt sich auf wobei die westliche Teilung sich nochmals aufsplittet, pickerings triangular whisp kann auch nur abgefahren werden und zeigt nie gesehene Strukuren und Filamente, auch im mittleren Teil zwischen dem Dreiecksnebel, dem Sturmvogel und NGC6992/95 sind weitere Nebelfetzen verstreut.
    Die Ngc70 Gruppe in Andromeda war auch ein Besuch wert, hier konnten wir mühelos 8 Galaxien im nur 14' großen Feld bei 338X zählen, zur meiner Schande muss ich gestehen hier keine weiteren Details dieser interessanten Gruppe notiert zu haben.
    NGC 7479, eine schöne Balkenspirale an der gegenüber liegenden Ecke des Pegasusquadrads offenbarte einen dominanten zentralen Balken mit gut sichtbaren Ansätzen der Spiralarme die sich gegen den Uhrzeigersinn wanden, diese zarten Gebilde waren indirekt immer wieder mal sichtbar wobei einer (welchher weiss ich nicht mehr, schlagt mich tot) etwas ausgeprägter war. Insgesamt verhalfen die gebogenen Spiralarme der Galaxie zu einer kreisförmigen Form.
    NGC 7331, hier waren wir bei 338X im 7er Pentax mit vier Begleitgxen dabei, drei davon östlich längs der sehr hellen, ca 3:1 elongierten Hauptgalaxie aufgereiht wobei die mittlere NGC7335 mit 13m8 gegenüber 14m6 von 7336/37 die dominanteste war, Ngc7340 steht etwas Abseits s/o der Hauptgalaxie und ist mit 13m9 gut erkennbar.
    Stephan's Quintett wartete derweil einen Monddurchmesser ss/w und ließ sich gut in 5 Einzelgxen auflösen, bei 338X im Okular oben die große lichtschwache NGC7320, darunter eng nebeneinander NGC7318/1 und 2, rechts daneben und auch recht lichtschwach NGC 7319, links über einem 13m-Stern komplettiert die kompakte NGC7317 die Gruppe, von der abseits stehenden 7320C war nix zu sehen.
    Jones 1 zeigte bei 92X und OIII einen nach oben hin offenen Dreiviertelbogen wobei die rechts und links eingebetteten Nebelknoten deutlich hervortraten, ohne OIII war das Objekt nur noch sehr schwer zu erkennen.
    Weiter östlich zeigte M76 warum er kleiner Hantelnebel oder Korknebel genannt wird, der zentrale Körper des PN's ist ca 2:1 rechteckiger Form, eine Seite ist deutlich heller, im OIII sieht man deutlich die Ohren die halbkreisförmig etwa die 3-4fache Fläche des Zentralteils einnehmen und auf einer Seite sogar einen dunkleren eingeschlossenen Bereich zeigen.
    NGC 891 war auch ganz nett, bei der großen, flächenschwachen Lichtnadel sah man bei 118X im 20mm Nagler über ca 60% das zentrale Dunkelband wie mit dem Messer geschnitten.
    M31 durfte natürlich auch nicht fehlen, hier sah man bei 92X auf der Seite zu M110 hin zwei deutliche und scharf begrente schwarze Staubbänder, zum südlichen Ende hin war die Sternassoziation NGC 206 als relativ große, diffuse helle Wolke auffällig, aber auch in anderen Regionen des riesigen Galaxienkörpers gab es viele Sternhaufen, Dunkelstrukturen und Knoten zu sehen.
    Ehe ich's vergesse: die Supernova in M51 wurde auch noch beobachtet, die Helligkeit hat weiter abgenommen, sie war nur noch leicht heller als der 15m1 Stern daneben, meine Schätzung liegt bei 14m8.


    klaren Himmel

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Roland</i>
    <br />Bei M27 konnte die Beobachtung (118X,OIII) von dem recht kurzen Bogen des westlichen Außenhalos von beiden Beobachtern bestätigt werden, am hellsten war der Halo in der Nähe des Doppelsterns. Der komplette Nebel erhält im OIII einen anderen Anblick, die Kontur ist völlig zerfranst und fast nirgendwo gibts einen glatten Übergang zum Hintergrund.
    Ebenso wurde die Beobachtung von IC 4677, einem Nebelknoten der "outer Shell" von Cat's Eye (NGC6543) bestätigt, dieser bildet mit dem Planetary und einem ca 3' westlich befindlichen 10-Sterns ein flaches Dreieck, wobei das längliche Nebelfilament wiederum ca 45° zur Verbindungslinie Pn-Stern orientiert ist.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hi Roland,


    M 27 und ein O[III]-Filter bringt unter dunklem Himmel wirklich ein ganz anderes Bild als unter mäßigem Himmel ohne Filter. Versuch beim nächsten mal M 27 mit Hß-Filter- sieht interessant aus, zumal der Nebel dann kaum noch sichtbar ist.


    Der Knoten im Halo des Katzenauges ist wohl der beste Einstieg in die PN-Halo-Beobachtung, da er relativ leicht zu sehen ist. Bei hoher Vergrößerung (640fach) konnte ich in diesem Klecks noch eine Aufhellung im Zentrum erkennen. Hast du was vom Rest des umgebenden Halo-Shells gesehen?


    Lesenwert bzgl. Knoten im Halo ist:


    ''The kinematics of the large western knot in the halo of the young planetary nebula NGC 6543''


    unter


    http://xxx.lanl.gov/abs/astro-ph/0507204



    CU , Jens

  • Hallo Jens, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Versuch beim nächsten mal M 27 mit Hß-Filter- sieht interessant aus,<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> momentan hab ich noch gar keinen H-Beta [:I]aber ich versuche mich zu bessern, vielleicht läuft mir ja was günstiges übern Weg... <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Der Knoten im Halo des Katzenauges ist wohl der beste Einstieg in die PN-Halo-Beobachtung, da er relativ leicht zu sehen ist. Bei hoher Vergrößerung (640fach) konnte ich in diesem Klecks noch eine Aufhellung im Zentrum erkennen. Hast du was vom Rest des umgebenden Halo-Shells gesehen?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> Na wenn du das relativ leicht nennst... [:D] auf alle Fälle brauchts schon bessere Bedingungen als 6m.
    In der ersten Nacht von Sonntag auf Montag auf dem ATB 05 sahen Timm u ich bei sehr guten Bedingungen (Bortle 3) ca 3 Bogenminuten gegenüber des 10m Sterns eine kleine Verdichtung und hielten dieses Objekt wg fehlender Sternkarte für IC 4677, später auf dem Treffen hat mir dann Daniel Restemeier bei etwas schlechteren Bedingungen die richtige Position gezeigt, da war er auch wirklich relativ leicht zu sehen, für die andere Nebelblase gegenüber hats dann aber leider nicht mehr gereicht [V]
    So langsam merke ich dass es mit einer Beobachtung meist nicht getan ist, ich werde mir das Objekt auf alle Fälle nochmal vorknöpfen müssen.


    viele Grüße
    Roland

  • hello again,


    ich habe mal versucht die Sache zu zeichnen. Ist in meinen Artikel über das Katzenauge eingebettet--&gt;


    http://www.jens-bohle.de/ngc_6543.htm


    Die Zeichnung entstand unter sehr schlechten Bedingungen bei maximal 5,5mag im Zenit. Ort: Geigersau in Bayern, zusammen mit meinem Kumpel Frank Richardsen. Anhand der mageren Ausbeute bei NGC 6543 in jener Nacht, kannst du dir vorstellen, daß es eine recht schlechte Nacht war (unter guten Bedingungen sieht man bei NGC 6543 viel mehr als auf meinem Gekritzel dargestellt).





    happy hunting, Jens

  • Hi Jens,


    gezeichnet habe ich ihn noch nicht, aber vor Jahren schon mal mit der Videocamera draufgehalten:



    und



    beide Male mit ca 5m Brennweite u 8" SC


    visuell hatte ich diese Strukturen (allerdings nicht so deutlich wie auf den Aufnahmen) auch schon mal gesehen, ich meine voriges Jahr auf der Alm bei sehr guter Transparenz und gutem Seeing (21" 592X), da war auch noch Peace 1 in M15 geknackt worden


    Heute Nacht war ich auch draussen, aber bei dem lausigen Seeing sah ich bei 338X überall Kugelsternhaufen [:0]
    ich wagte nicht mal in die Nähe von Cat's Eye zu schauen
    Immerhin ging mir dann wenigstens noch Abell 70 ins Netz, aber das ist eine andere Geschichte [:)]


    Clear Skies
    Roland

  • Hallo Roland,
    einen Hß-Filter habe ich in 2 Zoll... da können wir am Wochenende M27 mal versuchen.
    Und natürlich den Californianebel, der im Hß-Filter sehr hell erscheint.
    Wenn ich mir deinen BB so anschaue, frage ich mich, warum ich arbeitend in der Weltgeschichte herumfahren muss und nicht bei dir im Pfälzer Wald war! Man kann ja richtig neidisch werden, was ihr so alles sehen konntet. Na ja, das wird jetzt alles nachgeholt...
    Ich freue mich schon auf die Woche auf dem Berg!
    CS
    Timm

  • Hallo Timm&Marc <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Na ja, das wird jetzt alles nachgeholt...
    Ich freue mich schon auf die Woche auf dem Berg! <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> und ich auch, bin grad schon beim Packen [:D] Hoffentlich sehen wir dann vor lauter Wald die Bäume noch [:p]


    Marc: <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">netter Bericht !
    bewundernswert,das du "Godzilla"immer noch bereitwillig durch die Gegend schleppts,die Sehgenüsse mögen dich sicher entschädigen<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> erstmal vielen Dank! "Godzilla" macht übrigens überhaupt keinen Stress, weder beim Transport noch bei der Handhabung, er muss dazu nicht mal zerlegt werden da er am Stück ins Auto passt, und die 28Kg Tubusgewicht sind auch noch gut zu tragen, sind ja meist nur ein paar Meter. Rockerbox hinstellen, Tubus reinheben dauert 1-2min noch zwei Minuten und der 130mm Finder ist montiert und ausgerichtet sowie am Hauptrohr der Justagezustand überprüft, viele 8"-Besitzer brauchen dazu deutlich länger. Insofern machts eigentlich jedesmal Spass die verblüfften Gesichter zu sehen wenn in nullkommanichts das Teleskop da steht [:D]



    Gruß Roland

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