NGC 7814 im Pegasus (kleine Sombrerogalaxie) mit Rasiermesser Staubband

  • Die Edge On Linsengalaxie NGC 7814 ist ca. 5'x2,3' groß und ca. 10,7 mag hell. Laut Stellarium und Wikipedia wird sie auch "kleine Sombrerogalaxie genannt, irgendwo habe ich auch die Bezeichnung "Lichtbogengalaxie" gesehen. Ich würde sie eher "superaffengeile rasiermesserscharf- Staubband Galaxie" nennen 8) .

    Ich staunte nämlich nicht schlecht mein Okular an, als ich sie vom Hochgebirge aus zum ersten mal rein zufällig beim rumsurfen im Pegasus Quadrat im 17,5" Dobson entdeckte. Der Wortlaut:


    Per Zufall 2 ¼ Grad NW von Gamma Pegasi sofort als sehr helle Made im 32 mm Wide Field drin. Im 7 mm Nagler – was ist das??!!! Ein herrliches Staubband schwarz wie die Nacht mitten durch die ganze Linse maximal 8 Bogensekunden dick und wie mit Rasierklinge und Lineal geschnitten. Kein Nucleus, da geht das Staubband durch. Kernbereich sehr kräftig durchgezeichnet, nur leicht elongiert. Relativ scharfer Übergang zur Scheibe. Diese ist 2,5:1 elongiert. Die Enden laufen etwas spitz tu und sind schwächer. In direkten Sehen wird das Teil runder, das Staubband tritt deutlicher hervor. Wirklich ein ganz gerader extrem dünner Strich. Phantastischer Anblick!!!


    Und jetzt ganz pomadig per Fotomaschine knapp 10 Stunden aus der Stadt heraus belichtet. Hier ein Crop 32'x34', das komplette 63'x43' Feld als Anhang:


    Teleskop: TS-UNC Newton 250/1.000 mm mit GPU Komakorrektor

    Montierung: Losmandy G11 mit alter Original Steuerung.

    Kamera: ZWO ASI 294MC Pro bei Gain 122 und -10°C

    Filter: Astronomik UV/IR Cut Filter

    Guiding: PHD2 Sucherguiding mit 30/120 mm Guidescope

    Bedingungen: Klarer Stadthimmel, Laternen. Bortle 7, fst 4 mag

    Belichtung in 2 Nächten 30.08 + 01.09.2022 bis zur Morgendämmerung: 295x2 min = 9h50m, Darks, Himmelsflats während der Dämmerung.

    Bearbeitung: Stacking mit DSS, Hintergrundabzug + Hystogrammstrecken mit Siril (Graxpert), weiter einebnen mit Fitswork. Hystogrammfeintunig und leichtes Entrauschen in RawTherapee.

    Grenzgröße der Sterne: 19,6 mag


    Ich habe diesmal nur wenig entrauscht, da mir das Galaxienhalo so schöner gefällt. Wie immer dicke Sterne (Balkonseeing, Nachführfehler), komische Spikes (wahrscheinlich durch diese Doppelspinne?) und entsprechend relativ wenig Auflösung. Die erreichte Tiefe gefällt mir hingegen gut, da tummeln sich viele Dutzend anonyme Mikrogalaxiechen jenseits der 18 mag im Feld herum, die größte unten im Bild oberhalb von der Schrift "Losmandy" ist die IC 5381 mit 1,2'x0,4' und 14 mag.

  • Irgendwie passte mir die Schärfe und die Doppelsinne- Spikes mit diesem 10" f4 nicht, also habe ich zum Vergleich noch mal gut 11 Stunden in zwei Nächten mit dem 8" f/6 Newton laufen lassen, wieder vom Stadtbalkon bei fst ca. 4 mag, Bortle 7,5. Ergebnis (alle Aufnahmedetails im Bild)l:



    Ich sehe merklich schärfere Sterne und dadurch etwas mehr Sterngrenzgröße, etwas mehr Detail im Staubband, merklich besser definierte Winzlinggalaxien, schönere Spikes, aber mehr Sternhalos durch den abgesunkenen Rand des Hauptspiegels und unruhigerer Himmelshintergrund durch das stärkere strecken.


    Ha! und jetzt hat Christoph (Lucifugus) ebenfalls diese schöne Galaxie in NGC 7814, die "Kleine Sombrerogalaxie" und weitere Hintergrundgalaxien im Pegasus präsentiert, mit 8" f/8 RC, EOS 6D Mark II von einem viel dunklerem Landhimmel, aber dafür mit nur 1h15m Belichtungszeit. Ich sehe bei Christophs Aufnahme schärfere Sterne, viel weniger Halos um die hellen Sterne, dafür deutlich weniger Grenzgröße und damit weniger Winzlinggalaxien. Ich habe ja auch 10x so lange belichtet mit einer gekühlten Astrokamera auf -10°C.

    Was meint ihr zu all dem?


    p.s. Beide Newtons habe ich nur testweise in Benutzung, um herauszufinden, was mir für diesen Standort fotografisch am besten taugt.

  • Hallo, Stathis,


    eine interessante Fragestellung! Die Antwort würde mich auch interessieren, da es bei mir nicht dunkler ist.

    Die Parameter Himmelshelligkeit, Gesamtbelichtungszeit, f-Wert würde ich erst einmal nicht berücksichtigen. Das wird zu kompliziert. Vielleicht ein klein wenig das aktuelle Seeing, auch, wenn etwas länger einzelbelichtet wird?

    Ralf, 03sec, hatte mal geschrieben, dass bei Langzeitbelichtung (also egal, ob 10 sec oder 10 min) bei unseren Seeingverhältnissen Brennweiten über 400 mm (bei Kamerapixeln von ca. 5 µm) für eine optimale Schärfe-Ausnutzung des Teleskopes keinen Sinn machen (so hatte ich es jedenfalls interpretiert; bei kleineren Pixeln noch kleinere Brennweiten wählen). Da liegt Ihr ja beide weit drüber. Vielleicht bildet das RC-Teleskop die Sterne schärfer ab als die Newtons, keine Ahnung? ...und ich hatte mal gelesen, auch bei Ralf, dass APO's besser, schärfer abbilden als Newtons und für die Schärfedarstellung am besten seien. Ich glaube, das war ein Beitrag, wo es um Peter's (pete_xl) Rohbilder mit seinem 130mm f/7 APO ging. Von allen Newton-Ergebnissen bei dem M64-Projekt hatte er die besten, schärfsten Roh-Daten, trotz kleinster Öffnung! Auch für die Tiefe der Ergebnisse wäre das vorteilhaft und deshalb muss man mit APO's nicht so lange gesamtbelichten wie mit Newtons. Also, geht es Dir um Auflösung, Schärfe, müsstest Du dann nicht einen APO auswählen? Ich hoffe, das stimmt so, wie ich es dargestellt habe. Ansonsten lerne ich auch gerne Etwas dazu. ^^


    viele Grüße und cs

    Andreas

  • Servus Stathis,


    deine Aufnahme direkt aus der Millionenstadt heraus finde ich saucool, ums mal so auszudrücken. Dafür hast du aber auch ganz schön lange belichten müssen... Dass die Tiefe besser ist als bei meinen "mickrigen" 105 Minuten (= 1h 45 Minuten), ist klar. Warum bei dir aber die Sterne größer erscheinen?! Ich würde jetzt nicht erwarten, dass dein Newton größere Sterne erzeugt als mein RC. Vielleicht lag es ja wirklich am Seeing. Ich kann mir schon vorstellen, dass Stadtluft bei hoher Luftfeuchtigkeit mehr zu Smog neigt als sauberere Landluft. Ich weiß nicht, wann du die Fotos gemacht hast, da du kein Datum angibst (nur "zwei Nächte"). Solltest du auch in der Nacht vom 4.9. auf den 5.9. Licht gesammelt haben, würde ich die Luftfeuchtigkeit als Grund heranziehen.


    Ich habe mal in dein Foto ein bisserl tiefer gesehen und meine, zwei erst kürzlich von Amateuren publizierte Zwerggalaxien erkannt zu haben und den hellsten Kugelsternhaufen von NGC 7814 (geht etwas im Rauschen unter).


    Ich habe die Objekte mal in deinem Foto rot markiert:



    Gepunktet sind die beiden Zwerggalaxien. Quelle: Javanmadri et al. (2005): DGSAT: Dwarf Galaxy Survey with Amateur Telescopes I. Discovery of low surface brightness systems around nearby spiral galaxies. Astronomy and Astrophysics 588. DOI:10.1051/0004-6361/201527745

    – auch bei Research Gate zu haben: https://www.researchgate.net/p…nd_nearby_spiral_galaxies


    Den Kugelsternhaufen habe ich mit zwei roten Balken markiert (müsstest du im Originalbild ohne Kompression mal prüfen, ob er da auch erkennbar ist – ich denke aber schon...). Er nennt sich GC 7814-1 und ist visuell nur 21m19 hell. Quelle: Goudfrooij et al. (2003) – https://arxiv.org/pdf/astro-ph/0304195.pdf


    Ich bin allerdings auch positiv überrascht, wie viel ich mit ner Spiegelreflexkamera und mit kurzer Belichtungszeit auf den Chip gebracht habe. 21m5 erreiche ich natürlich nicht, aber fast die 20m. Sprich mit 3 Stunden müsste ich an 21m kratzen und mit 6 Stunden sollte ich auch den Kugelsternhaufen hinbekommen... (grob über den Daumen gepeilt). Es lebe der dunkle Himmel (ich habe ja "nur" f/8, also eine langsamere Optik als du sie verwendet hast.


    Ralf, 03sec, hatte mal geschrieben, dass bei Langzeitbelichtung (also egal, ob 10 sec oder 10 min) bei unseren Seeingverhältnissen Brennweiten über 400 mm (bei Kamerapixeln von ca. 5 µm) für eine optimale Schärfe-Ausnutzung des Teleskopes keinen Sinn machen (so hatte ich es jedenfalls interpretiert; bei kleineren Pixeln noch kleinere Brennweiten wählen). Da liegt Ihr ja beide weit drüber.

    Servus Andreas,


    400 mm kommt mir da schon sehr kurzbrennweitig vor. Es hängt auch von den Seeingverhältnissen ab. Meist ist ja die Seeingunschärfe größer als das theoretische, öffnungsbedingte Beugungsscheibchen. Man sieht das ja auch an den genialen Ergebnissen, die die Ultrakurzbelichter (pro Frame) zeigen, da man hier mit Lucky Imaging das Seeing teils fast ausschalten kann. Da würde es mich sehr wundern, wenn 400 mm Brennweite ausreichen würden.

    Bei unserem Seeing (bei mir soll das meist zwischen 0,6" und 1,2" liegen, laut Meteoblue) und längerem Belichtungszeiten hätte ich eher 800 mm als Limit erwartet (bzw. dachte, es läge dort). Kann man aber sicher ausrechnen. Ich finde meine 1600 mm aber recht bequem, da ein f/8 eben doch recht gutmütig ist.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo, Christoph,


    das war der link dazu: siehe Seite 1, # 24 und 22:



    viele Grüße und gute Besserung

    Andreas

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