Zwei Schwächlinge: Die Supernovareste Abell 85 und Cas A

  • Hallo zusammen,


    in der Nacht vom 25.-26.8.22 waren die Bedigungen trotz einzelner durchziehender Wolkenfelder gut. Ich bin diesmal zu einem anderen Platz auf der Schwäbischen Alb gefahren als sonst. Er liegt auf gut 800 Meter Höhe und ist 10 Fahrminuten näher als mein üblicher Ort. Bisher hatte dieser Platz das Problem, daß in einigen Kilometern Entfernung in Richtung SSW eine große Spedition ihr Hauptquartier hatte mit einem die ganze Nacht beleuchteten Parkplatz, auf dem an die 100 LKWs standen. Offenbar hat die Spedition nun aber ihren Standort verlegt. Die Lichter sind aus und der Himmel ist auch in dieser Richtung dunkel.


    Hauptthema dieser Nacht waren zwei nahe beieinander liegende Supernovareste: Abell 85 (CTB 1) und Cassiopeia A - beides sind wirkliche Deepsky Herausforderungen, auch mit großer Öffnung. Wie immer habe ich mit 25" f4 beobachtet; seeing war gut; fst. 6,4.


    Abell 85 wurde früher für einen planetarischen Nebel gehalten. Deshalb taucht das Objekt im Abell Katalog auf. Seit einiger Zeit weiß man aber, daß es sich um einen Supernovarest in bloß 10000 Lichtjahren Entfernung handelt. Das Ding gilt oft als - na ja, visuell nicht machbar. Ich habe es trotzdem versucht, sogar über zwei Nächte hinweg, das erste Mal vergangene Woche. Das Objekt ist nicht nur äußerst schwach, sondern auch sehr groß - etwa so groß wie der Vollmond. Man hat es also nie vollständig im Okular (ich habe mit meinem 2" 27mm Panoptic gearbeitet), sondern muß versuchen, die Konturen abzufahren. Weiterhin herrscht an dieser Stelle ein großes Sterngewimmel, was die Beobachtung der Konturen nochmals erschwert. Ohne Filter ging nichts, aber mit OIII und UHC war doch etwas möglich. Allerdings war die Beobachtung wirklich grenzwertig. Wenn man nicht genau weiß, wo man gucken muß, sieht man nichts, aber wenn man es genau weiß, sieht man vielleicht zu viel (Autosuggestion). Doch was solls? Hier ist die Zeichnung. Ich habe nur wenige Sterne eingetragen, nämlich diejenigen, die ich zur Orientierung benutzt habe:



    Cassiopeia A ist der Überrest einer Supernova, die im Jahr 1680 erschienen sein müßte. Leider hat sie niemand beobachtet (monatelang schlechtes Wetter in Europa und in China?). Das Objekt ist viel kleiner als Abell 85 und auch nicht so schwach, aber trotzdem nicht einfach. Es reagiert ganz gut auf den OIII Filter.



    Viele Grüße

    Johannes

  • Hallo Gerd,


    das erste Wolkenfeld hat mich noch erschreckt. Ich dachte, jetzt zieht sich alles zu. Aber so war es dann glücklicherweise doch nicht. Schön daß Dir meine Zeichnungen gefallen. Ich habe mal ein bisschen im Internet nach Zeichnungen von Abell 85 gestöbert. Wenn ich eine Zeichnung fertig habe, möchte ich immer sehen, was die anderen gezeichnet haben. Ich konnte aber nur eine einzige Zeichnung finden. Sie ist von Bertrand Laville, der ebenfalls mit 25" f4 beobachtet. Hier ist der Link zu seiner Zeichnung:


    » Abell 85 » Dessins du ciel profond extrême


    Die Beschreibung ist leider nur auf Französisch. Er erklärt dort, daß er sich bei der Beobachtung sehr eng an dem Foto von Abell 85 orientiert hat. So habe ich es allerdings nicht gemacht, denn bei solchen grenzwertigen Objekten ist mir die Gefahr zu groß, daß ich ins Okular einfach das hineinprojiziere, was ich auf dem Foto sehe. Das passiert schneller, als man denkt.


    Viele Grüße

    Johannes

  • Hallo Johannes,


    spektakuläre Beobachtung und Zeichnung, mir fällt die Kinnlade runter!

    Ich konnte aber nur eine einzige Zeichnung finden.

    Kein Wunder, das "Gerät" ist extrem schwach. Ich habe mich an Ex- Abell 85 noch nie rangetraut. Deine Beobachtung ist Ansporn, es doch mal zu versuchen.

    Ich hätte erwartet, dass die westliche blaue Sichel (OIII) am am ehesten zu beobachten sein müsste.

  • Hallo Stathis,


    schön daß Du Abell 85 versuchen willst. Ich bin schon auf Deine Ergebnisse gespannt. Im OIII ist der westliche Bogen tatsächlich am deutlichsten. Aber versuch auch den Bogen von Südwest bis Südost bei den beiden hellen Sternen vorbei. Nach Betrand Laville sind das die Zonen I / II / III. Bei mir kam dieser Bogen sogar deutlicher rüber als bei Laville. Das könnte daran liegen, daß er nur mit O III beobachtet hat, während ich auch UHC verwendet habe.


    Viele Grüße

    Johannes

  • Servus Johannes!

    Dank Deines Beobachtungsberichtes habe ich mir kurz danach einen DSS-Ausdruck von CTB-1 zum Aufsuchen in den Sternatlas gelegt und zur Beobachtung am 1./2. September mitgenommen.

    Deine Zeichnungen sind beide eindrucksvoll und mir ist schon bewusst, dass ich das nicht mal annähernd mit 16" sehen werde. Aber ein Versuch macht kluch.

    Also hab ich das gleich mal in dieser Nacht versucht bei GG: in Lyr ca. 6m4 , bei Seeing 3 und Transparenz um die 2 .

    Naja, was soll ich sagen .... natürlich war nichts zu sehen trotz bekannter Position nichts, ... gar nix X( :thumbdown: :!:

    Hinterher könnte man sagen, das war klar, aber ausprobiern wollte ich es doch. Die Gefahr ist da, dass man etwas gesehen haben will, weil ich weis wo was sein sollte, da geb ich Dir volle Zustimmung, ich sah trotzdem nix.

    Danke fürs zeigen, vielleicht sollte ich es bei Top-Bedingungen nochmals versuchen :?:


    Grüße aus dem Allgäu,

    Roland :) :)

  • Hallo Roland,


    schade daß es bei Dir nicht geklappt hat. Andererseits wäre eine Sichtung von Abell 85 mit 16" aber auch eine sehr große Überraschung gewesen.


    Viele Grüße

    JOhannes

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