Abmessung von Glaslinsen eines Fotoobjektivs

  • Hallo ihr!


    Ich habe ehrlich gesagt mit Astro eigtl nicht viel am Hut, bin aber bei meiner Suche nach Hilfe trotzdem hier gelandet :)


    Und zwar plane ich gerade einen Bau einer analogen Kamera. Hierfür würde ich gerne die Linsen eines Objektivs vermessen und weiter die korrekte Position der einzelnen Linsen berechnen, oder gerne via Software simulieren. Das mag evtl alles etwas viel für einen Leihen sein, arbeite mich jedoch Schritt für Schritt durchs Thema. Habt ihr da eine Idee an wen mich wegen der Vermessung wenden kann? Die Optiker bei denen ich bisher, etwas beschämt, in den Laden geplatzt bin, waren von meiner Frage doch sehr irritiert und konnten auch nicht wirklich weiterhelfen.


    Würd mich freuen wenn ihr einen Tipp hättet :)


    Grüße, Frank

  • plane ich gerade einen Bau einer analogen Kamera

    Hallo Frank,


    stell doch mal Dein Projekt vor. Mit so wenig Angaben kann man eigentlich nur raten, was Du genau benötigst.

    Hierfür würde ich gerne die Linsen eines Objektivs vermessen und weiter die korrekte Position der einzelnen Linsen berechnen, oder gerne via Software simulieren

    Was (und warum) möchtest Du den genau vermessen... und was soll dann als Ergebnis herauskommnen? Ein neues Objektiv mit anderer Brennweite?

    Wie schon geschrieben, schrei doch mal genau, was Du geplant hast.


    CS Bernd

  • Hi Frank,

    in der Tat ist es schwierig, Dir mit den paar Angaben weiterzuhelfen. Im Grunde genommen kannst Du eine Einzellinse nehmen, die eine Sammellinse sein muss. Diese muss im Abstand ihrer Brennweite vor der Filmebene montiert werden, um Objekte aus dem Unendlichen scharf abzubilden. Allerdings brauchst Du auch noch einen Verschluss, um kurze Belichtungszeiten reproduzierbar hinzubekommen.


    Die Einzellinse hat natuerlich noch erhebliche Schwaechen, wie Farbfehler. Deshalb werden bei Fotoobjektiven mehrere Linsen verbaut, die auch noch aus unterschiedlichen Glastypen bestehen.


    Wenn Dich das Simulieren interessiert, koennte Dir ein optisches Raytracingprogramm weiterhelfen. Zum Beispiel OSLO EDU, ein freies Programm, mit dem Du bis zu zehn optische Oberflaechen simulieren kannst: https://lambdares.com/oslo-edu-download/


    Allerdings ist die Einarbeitung ein ziemlicher Kulturschock, wenn Du das noch nie gemacht hast. Jede Oberflaeche ist eine Flaeche, die von einem Medium ins andere geht und einen Kruemmungsradius aufweist. Eine Einzellinse hat also zwei Flaechen: Die Eintritts- und die Austrittsseite.

  • Danke erstmal euch für die Antworten!


    Ja so in etwa hab ich mir das vorgestellt mit der Software, verständliche Visualisierung, absoluter Salat an Werten, mit denen ich kein bisschen Anfangen kann ;) Dass ich da erstmal ein ganzes Stück Arbeit reinstecken müsste, um damit zurecht zu kommen war mir klar.


    Also meine Situation ist in Grunde wie folgt. Ich habe hier ein altes 50mm Objektiv. Bestehend aus einem Linsenpaar vorne und einer einzelnen Linse hinten. dazwischen liegt die Blende. Diese kommt raus und wird durch einen kleinen Shutter von aliexpress (Foto) ersetzt. Die Blende ist noch nicht ganz klar, aber im Endeffekt wird es ein dünnes Plättchen mit einbebohrtem Loch, aktuell ist es einfach eine Unterlegscheibe. Im Prototyp funktionert das auch ganz gut, ist aber eben alles nicht wirklich solide und bringt weitere Schwächen mit, die vorerst aber eigtl keine Rolle spielen.


    Fest steht, es muss etwas gefräst werden, vllt auch erstmal nur 3d gedruckt, wo ich dann solide meine einzelnen Teile einlassen kann. Dafür bräuchte ich eben die genauen Abstände der Linsen und deren Abstand zum Film. Ich könnte da nun mitm Messschieber dran gehen und hoffen dass es passt, das würde alles aber eher ungenau bzw. ist am Ende einfach auch nicht ganz sicher obs stimmt. Da muss wegen analog, ja auch für jeden Test ein Film entwickelt und dann gescant werden, also nicht so einfach wie mit ner LiveView bei digital. Wenn da weiter nun Teile gefräst werden sollen, sprich Geld ausgegeben, sollte es eben auch einfach stimmen :) Bei großer Blende macht es an sich keinen großen Unterschied, da ist Spieltraum. Bei kleiner, sollte der Abstand zum Film bzw. Fokus auf jeden Fall sitzen. Angedacht ist eben eine Kamera mit fixed focus (vorerst, wer weiß vllt fällt mir da noch was ein) und zwei wechselbaren Blenden.


    Das mit der Linsenvermessung mag etwas hoch geschossen und naiv sein. Meiner Vermutung wäre sowas technisch hauptsächlich bei großen Namen wie Carl Zeiss oÄ möglich. In der Brillenoptik ist ja alles eben auf Brillengläser ausgelegt und vermutlich weiter so vollautomatisiert, dass da nichtmal ein Optiker drankommt. Aber wer weiß vllt irgendeine Fakultät irgendwo die man mal anschreiben könnte?


    Das Objektiv ist noch von den Sowjets, da an irgendein Schema zu kommen ist eigtl auch unwahrscheinlich. Moment mal :D vielleicht ja auch nicht. Hab das ehrlich gesagt noch nie wirklich gecheckt, dachte das Ding is so alt, da gibts sicher nichts zu. Ich recherchier da nochmal und melde mich wenns was neues gibt.


    Grüße, Frank

  • Industar 50-2 3.5/50 black | review
    Industar 50-2 - a lens from the era of industrialization of the USSR. The most compact of all Soviet lenses for SLR cameras that were produced in the Soviet
    liveviewer.ru


    There we go! Mensch das gibts ja garnicht :) Auf der Webseite wird auch noch allerhand anderes nützliches erzählt... Werde mich da morgen nocheinmal intensiver damit auseinandersetzen. Eine Frage hätte ich schonmal vorweg. Die Linsen sitzen nicht als einzelne Glaslinsen im Objektiv sondern stecken in kleinen Hülsen mit Gewinde. Es müsste also auch mit dem angehängten Schema nochmal etwas gemessen werden. Wer wäre da eurer Meinung nach ein Ansprechpartner? Schlosser? Oder doch der Optiker?

    Alternativ, wäre es für das ganze Projekt eigtl auch sinnvoll, wenn ich in einen digitalen Messschieber investieren würde. Hapt ihr da zufällig eine Einschätzung auf was man setzen sollte? Reichen die üblichen für 50€ oder sollte es bei so feinem Kram doch eher was in die 100 aufwärts Richtung gehen?

  • Hallo Frank,


    ich weiss immer noch nicht, was Du messen moechtest. Hast Du so ein russisches Objektiv? Um eine Linse zu spezifizieren, brauchst Du die beiden Kruemmungsradien, die Dicke und den Glastyp. Die Radien lassen sich entweder optisch messen (konkav), oder mechanisch bei Konvexflaechen. Die Dicke ist relativ einfach zu bestimmen. Das richtige Problem ist jedoch der Glastyp. Das kannst Du ueber die Dichte machen (wozu Du erstmal das Volumen messen oder berechnen musst, und dann eine praezise Waage brauchst), oder ueber Brechzahl und Dispersion (= Brechzahlaenderung mit Wellenlaenge). Alles sehr aufwendig. Diese Betrachtung geht davon aus, dass alle Linsen sphaerisch sind. Sind sie das nicht (Asphaeren), muss noch die konische Konstante bestimmt werden. Dies erfordert ein Interferometer, zur Not tuns bei konkaven Flaechen auch Zonenmessungen per Foucaulttest.

    Dass die Linsen in Huelsen mit Gewinde stecken, hat zweierlei Gruende: Erstens koennen sie so montiert und fixiert werden, und zweitens wird ein grobes Gewinde fuer das Fokussieren verwendet.


    Warum moechtest Du die ganzen Parameter (Linsenradien, Dicken, Glastypen, Abstaende) bestimmen und ein Modell rechnen? Nur, um alles richtig einzustellen und dann den Film im Fokus zu haben?


    Es gibt da eine wesentlich einfachere Herangehensweise:


    Mache Dir eine Skala am Fokussiermechanismus, sodass Du reproduzierbar fokussieren kannst. Dann mache Dir eine zweite Kamerarueckwand mit einer Mattscheibe. So kannst Du zunaechst mit der Mattscheibe grob vorfokussieren. Dann kannst Du einen Film einspannen, und eine Punktquelle (z.B. einen Stern) mit verschiedenen Skalenstellungen ablichten, die Du Dir notierst - verschiebe die Kamera stets ein Stueck zwischen den Aufnahmen. Nach dem Entwickeln siehst Du dann eine Kette von Sternen, deren Durchmesser um ein Minimum herum variiert. Per Interpolation kannst Du dann die beste Fokusposition ermitteln. So wurde das frueher bei den Schmidtkameras gemacht, wobei da der optimale Fokuspunkt auch noch temperaturabhaengig war. An meiner Universitaetssternwarte (Uni Bonn, Observatorium Hoher LIst) wurde so erst ein Thermometer abgelesen und dann der Fokusknopf auf einen Tabellenwert eingestellt. Schmidtteleskope sind in der Regel schnellere Systeme als Dein Objektiv, das ausserdem eher klein ist. Da kann die Temperatur wahrscheinlich vernachlaessigt werden.

  • Wenn es sich un das gezeigte Industar Objektiv handelt, dann müsste der Anschluss mit M42x1 Gewinde sein und das Auflagemass 45,5 mm. Das bedeutet, in der Unendlich Einstellung ist der Fokusmunkt 45,5 mm vom Flansch entfernt.


    Falls das Objektiv zerlegt, die Blende entfernt (warum eigentlich?) und weitere Modifikationen vorgenommen werden, dann stimmt das so nicht mehr. Allerdings wird dann einiges nicht mehr so stimmen wie Farbkorrektur, sphärische Korrektur, alle möglichen Aberrationen werden das Bild verschlechtern….

    Das heisst aus einem vermeintlich ordentlichen Objektiv wird sowas wie eine Gurke.


    Mir ist auch nicht klar, in wie fern eine Simulation möglich ist, weil ja die Glasparameter fehlen, selbst wenn man alle Radien ermittelt.

    Und was das Ziel des ganzen ist.


    Wenn es um das Industar geht, dann sind es auch vermutlich Gläser aus russischen Schmelzen, die zwar ähnlich Schott sein können. Aber doch individuell gemessen werden müssten, weil eben andere Dispersion als Schott Gläser haben können.


    Daher wird das mit „Simulation“ eher nix.


    Selbst mit dr Dichte wird es sehr schwierig werden, zu raten welches Glas das ist.


    Einfacher wäre es zB eine Optik mit Zentralverschluss im passenden Abstand zum Film zu montieren. Oder einfach den Shutter vor das Objektiv zu setzen.


    VG Peter

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