Guten Tag zusammen,
vor einiger Zeit erschien hier ein Bericht zum obengenannten Teleskop:
Als "Stadtlicht-Balkonist" war ich auf der Suche nach einer optisch und mechanisch " brauchbaren " , kleinen, jedoch auch nicht überteuerten Ausrüstung, welche möglichst an diesem Ort und auch mal mobil wie auch vielseitig einsetzbar ist.
Zu 90% werde ich aber in der Stadt auf dem Balkon " tätig sein ".
Zum einen visuell wie auch via EAA. ( Mond - Sonne - Planeten - Kometen etc. und helle Objekte oder via Schmalband Ha ... )
Ich habe mich wie auf den Fotos zu sehen für die…
Die Bewertung meinte, alles super, nur der Auszug schleift. Der Rest des Fadens erschöpfte sich im Zeigen von Bildern und den Kommentaren dazu. Da meine Meinung zu diesem Teleskop ein kleinwenig anders aussieht, erlaube ich mir, das Thema nochmals aufzugreifen und dabei etwas mehr in die (vor allem mechanische) Breite zu gehen.
1. Gekauft wurde das Teleskop als kleines und leichtes Reiseteleskop, bei welchem auch ein Totalverlust in bösen Ländern keine große Katastrophe bedeuten würde. Aufgesattelt ist es in der Regel auf eine Vixen Porta II, die, nebenbei bemerkt, ihre Stärken wieder einmal beweisen kann.
Es gab einen Vorgänger, mit Namen "TS NED 70", das einfach nur grottenschlecht in der Abbildung war. Den Namen kann ich nicht mehr auflösen, aber ich glaube, "TS" muß für "Teleskop-Schrott" stehen.
2. Am Auszug befinden sich, je nach Verwendungszweck, zwei verschhiedene Ausstattungen:
a) für die Fälle, wo es wirklich leicht (und billig) sein soll, ein Viertelzoll-Prisma beziehungsweise -Spiegel mit den entsprechenden Viertelzoll-Okularen. Das Zusatzgewicht ist zu vernachlässigen.
b) für Großfeldbeobachtungen, auch von der heimischen Terrase aus, ein Zweizoll-Prisma und Zweizoll-Okulare Nagler, Panoptic, Delos, Pentax XW und Leica-Zoom, macht bis zu 1,4 kg Zusatzgewicht.
3. Ach ja, ich beobachte und knipse nicht, da ich mir die Dinge gerne gleich ansehe.
4. Nun zu meinen Wertungen
a) Die Abbildungsqualität ist in Ordnung, kaum Farbe, keine auffallenden Störungen. Natürlich keine Oberliega. Schulnote: 2, vielleicht auch nur 2-3. Aber man kann damit leben.
b) Die mechanische Qualität:
aa) Die Taukappe ist nicht zum Schieben, sondern zum Aufstecken. Ein Pluspunkt von mir, da ich keine Schiebekappen kenne, die nicht irgendwann hin- und her klappern. Gleichzeitig gibt es einen Minuspunkt, da der Filzstoff, welcher der Fixierung des Deckels auf der Taukappe dient, derart dünn ist, daß nach ca. 20-maligem Ab- und Absetzen nicht mehr viel Haltekraft vorhanden ist. Irgendwann wird sich der Deckel ins Dunkel einer Wiese verabschieden.
bb) Der Auszug I: Tja, mit dem Viertelzoll-Zenit-Prisma oder -Spiegel (vier verschiedene Exemplare liegen hier) kommt man nicht in den Fokus. Aussage des Händlers "Das Teleskop ist für Zweizoll gerechnet." Was für ein Käse. Die Firma Skywatcher hätte den Auszug zwei Zentimeter länger machen müssen, im Korpus ist genügend Platz. Immerhin hat mir der Händler eine Verlängerungshülse zum Einkaufspreis überlassen.
cc) Der Auszug II: Beim Zweizoll-Material zeigt der Auszug, wie murksig er ist. Selbst mit allen vorhandenen Justierschrauben so weit angezogen, wie es nur möglich ist, kann man beim Beobachten in Zenithnähe schön beobachten, wie der Auszug bei jeder Bewegung des Teleskops nach unten wackelt.
dd) Der Auszug III: Die Feineinstellung habe ich auch aus Schina schon wesentlich besser gesehen. Der Eindruck von Minderwertigkeit macht sich breit.
ee) Der Auszug IV: Von den acht Inbusschrauben an der Unterseite des Auszugs waren einige (unnötig) locker, eine davon bereits dermaßen herausgedreht, daß ein baldiges Herausfallen zu erwarten war. Da hätte dan der Objektivdeckel schöne Gesellschaft bekommen.
ff) Die Prismenschiene ist lächerlich kurz. Mit dem häßlichen grünen Teil kann das Teleskop niemals ins Gleichgewicht auf der Montierung gebracht werden. Also größere Prismenschiene mit Langlöchern besorgt, die ragt nun nach hinten hinaus. Je nach Länge ist es nötig, den Tubus so in den Rohrschellen zu drehen, daß man an das Feineinstellungsrad kommt.
gg) Jetzt kommen wir zum Höhepunkt und zum absoluten Murks. Die Schraube, welche die Sucherhalterung am Tubus befestigt, ist ein Krüppel von genau drei Gewindegängen und somit dermaßen kurz, daß sie mit einem einzigen Gewindegang im Teleskop verbleibt - oder eben nicht, denn beim ersten Wackler verabschiedet sich die Schraube samt Sucherhalterung mit aufgesetztem Sucherfernrohr. Ach, wie ist das schön, wenn sich bei der leisesten Bewegung Sucherfernrohr, nicht ganz billiges Sucherokular und die Sucherhalterung vom Teleskop verabschieden und mit lautem Knall auf dem Granitboden der Terrasse landen.
Mein Fazit: Soweit ich informiert bin, hatten die schinesischen Geräte früher den Ruf, murksige Optik mit stabiler Mechanik zu kombinieren. Bei diesem kleinen Refraktor verhält es sich umgekehrt. Die Abbildungsqualität ist besser, als es der billige Preis erwarten läßt, die mechanische Qualität ist, in der Summer der Fehler, nichts anderes als Murks.
Mein Eindruck: Da hat sich die Entwicklungsabteilung unter Drogen gesetzt, um dann, den Vorgaben der Geschäftsleitung gemäß, bei der Konstruktion zu sparen, daß es kracht. Die Qualität des Gerätes wurde dadurch nicht besser, daß es offensichtlich von betrunkenen Schimpansen zusammengebaut wurde. So, wie es aus der Schachtel kommt, sind größere Lateralschäden nicht auszuschließen. Nach Beheben des Murkses kann man das Teleskop wenigstens einsetzen. Der Eindruck des Minderwertigen beim Auszug bleibt allerdings. Mein Vierzöller hat einen Feathertouch-Auszug, den würde ich mir für dieses Teleskop auch wünschen, bei den aktuellen Feathertouch-Preisen wäre das aber wohl eher Unsinn.
Schönen Gruß
Hans