OdM August 2022 - Cederblad 211 um R Aquarii

  • Bei R Aquarii handelt es sich laut wissenschaftlichen Erkenntnissen um ein Doppelsternsystem. Eine Komponente stellt ein roter Riesenstern dar, die andere bildet ein weißer Zwerg. Letzterer zweigt offenbar Materie bei seinem Kompagnon ab, die sich zum Teil in Materieauswürfen zeigt und gerne auch mal auch Jet-artig sind. Der rote Riese ist zudem variabel, so dass die Helligkeit schwankt. R Aquarii steht ca. 1000-1200 Lichtjahre entfernt (manchmal werden auch 700 Lj genannt, z.B. bei Wikipedia).


    R Aquarii umgibt ein Nebel, der auch unter dem Namen Cederblad 211 bekannt ist. Dabei handelt es sich vermutlich um ein Überbleibsel eines nowaähnlichen Ausbruchs, der möglicherweise sogar 930 von japanischen Astronomen beobachtet worden ist. (Quelle: Wikipedia https://en.wikipedia.org/wiki/R_Aquarii). Bei Wikipedia findet man auch die Aussage: „Visual observations are difficult and rare.“ Ich denke, das sollten wir mal ändern. Die Aussage wird gestützt mit einem Verweis auf einen Artikel in Sky & Teleskope von 2017, den ich hier auch direkt verlinke: https://skyandtelescope.org/sk…dden-couple-of-r-aquarii/.


    Man kann das Objekt kurz vor der Morgendämmerung Anfang August beobachten oder einfach mehrere Wochen warten. Jetzt fragen sich vermutlich einige von euch, warum stellt er denn das dann im August vor? Ganz einfach, leider kommt das Objekt mit 24° Hähe bei circa 50° nördlicher Breite nicht besonders hoch. Daher sind exzellente Bedingungen notwendig und auch wenig Lichtverschmutzung. Die hat man in der Regel erst in der zweiten Nachthälfte beziehungsweise Richtung morgen, so zumindest meine Erfahrung. Darüber hinaus verschwinden solche Objekte immer recht schnell am Untergangshimmel, so dass man sie tatsächlich frühzeitig ins Auge nehmen sollte, zumindest planungstechnisch. Die gute Nachricht ist auch, dass das Ced 211 mit zwei Bogenminuten recht ausgedehnt ist, so dass man nicht extrem hoch vergrößern muss und zumindest seeingtechnisch nicht total abhängig ist.


    Nun gut, soweit die Einleitung. Die Frage ist was zeigt sich jetzt tatsächlich?


    Ich konnte Cederblad 211 vor circa einem Monat in Namibia beobachten. Natürlich werden einige entgegnen, wie unfair, denn da steht das Objekt natürlich viel, viel höher. Stimmt, aber so ist das nun mal. Und es wird auch nicht besser, denn ich habe dort 25 Zoll eingesetzt. Bevor jetzt alle anfangen zu flennen ;( , hier mein Beobachtungseindruck:


    „Genialer, leicht S-förmiger Nebel um R Aquarius. UHC-Filter funktioniert relativ gut, OIII–Filter hingegen nicht. Entscheide mich am Ende aber gegen Filter. An den S-förmigen Nebelenden zeigen sich Ansen bzw. leicht versetzte Knoten. Interessant ist auch, dass der UHC einen West-Ost gerichteten diffusen Glow zeigt. Dieser ist ohne Filter nicht auszumachen. Sehr schönes Objekt! Vergrößerung 670x. Seeing 3-4. kurzzeitig auch 2.“


    Der Vorschlag kam übrigens in jener Nacht von Mathias aka Moonchild_27. Denn auf sowas würde ich natürlich selbst nicht kommen :/ . Interessanterweise haben wir zunächst zusammen beobachtet und uns auf das Rot des Sterns konzentriert und sind tatsächlich bei einem anderen Stern in unmittelbarer Nähe, der tatsächlich rötlich ist, gelandet. Da war natürlich nichts zu sehen von einem Nebel und zu diesem Zeitpunkt ging dann Mathias auch ins Bett. Ich hab dann später, um das Ganze in meinen Bericht zu pressen, in SkySafari noch mal nachgeschaut und beim reinzoomen festgestellt, dass wir an der falschen Position waren. Mathias hat da schon längst geschlafen und nichts mehr von mitbekommen, sonst hätten wir wahrscheinlich jetzt auch einen Beobachtungseindruck mit 14 Zoll. Aber so ist das, wenn man alles verpennt :sleeping: .


    So, das nun von mir. Anbei auch noch eine Zeichnung zu dem Thema. Jetzt seid ihr dran!



    Gruß

    Oliver

  • Hallo Oli,


    ich vermute mal, es handelt sich um das Objekt des Monats August 2022!? Am besten noch OdM August 2022 im Titel ergänzen ;)


    Auf jeden Fall ein interessantes Objekt, das ich noch nie beobachtet oder fotografiert habe, das ist mir mal wieder ein Ansporn, auch wenn es nicht einfach wird, danke dafür!


    Viele Grüße

    Thomas

  • oliva

    Hat den Titel des Themas von „Cederblad 211 um R Aquarii“ zu „OdM August 2022 - Cederblad 211 um R Aquarii“ geändert.
  • Servus Oliver,


    cooles Objekt. Die Distanz sind aber ca. 1000 Lichtjahre. Ein Roter Riese in 6,5 Lichtjahren Entfernung wäre für uns gleißend hell und ein Ausbruch heftig. Symbiotische Sterne sind spannend. Mit meinen 8 Zoll kann ich den Nebel aber vergessen. Höchstens fotografisch. Ich werde mich im Herbst mal rantasten bzw. es versuchen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Ich würde es an deiner Stelle aber oben korrigieren. Matss wird ja nen Artikel draus machen, der auch extern von anderen Seiten verlinkt wird.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo zusammen,


    beim Zusammensuchen der Daten für die Odm-Liste hab ich noch Einiges rausgefunden zum Objekt, was vielleicht für den einen oder anderen von Interesse sein dürfte.


    1) Die Entfernung: Nicht nur bei Wikipedia sondern auch in Annals of Deep Sky wird die Entfernung mit ca. 700 Lj (Annals 650Lj) angegeben. Andere Seiten schreiben 1000-1200 Lj.
    Also mal zur offiziellsten Quelle, SIMBAD: hier findet sich die Distanzangabe: 2.5931 mas oder umgerechnet 1257 Lj.. Die Daten stammen aus dem GAIA Early release 3 und dürften demnach nicht allzu falsch sein (und mit Sicherheit das Genaueste, was es momentan gibt). Das erklärt auch, warum in den Annals Band 1 noch die alte Angabe steht, die stammen aus 2015, der Gaia EDR3 aus dem Dezember 2020.

    Was die Wikipedia angeht habe ich die Daten geändert (wann die Deutsche Wiki das ändert, weiß ich nicht, wird erst reviewed)


    2) Grenzöffnung und Filter:
    Hier bin ich wirklich gespannt, was bei uns so geht: lt. den Annals sollte der Nebel ab 18" sichtbar werden - aber nur beim Minima des Mirasterns.
    Noch interessanter wird es beim Filter: die Annals empfehlen den OIII Filter, auf anderen Seiten wird berichtet, OIII bringt gar nichts, der UHC funktioniert besser, dann wieder ohne Filter ist er am besten!
    Hier sind unsere Beobachter gefragt, was denn jetzt stimmt! Ich werde das dann anpassen, bis jetzt steht OIII und UHC in der Liste.


    Viele Grüße und CS

    Stefan

  • Hallo Stefan,


    zu 2) verlinke ich mal einen Artikel auf Reiner Vogels Seite:


    Dobsons bauen und Deep Sky, Reiner Vogel


    Dort gibt es auch nur eine Sichtung mit OIII Filter und 22" Öffnung. Dies macht auch Sinn, weil das Auge im Bereich Halpha nachts einfach nicht empfindlich ist. Für mich sieht es auch so aus, als ob in Olivers Zeichung der OIII-Anteil dargestellt ist (S-förmige Struktur, durch den Stern laufend) obwohl er sagt, dass ein OIII-Filter nichts gebracht hätte. Er hatte allerdings auch einen super Beobachtungsort mit extrem viel Öffnung.


    Viele Grüße

    Thomas

  • Hallo Sternfreunde,


    gestern Abend hatte ich mal die Gelegenheit auf Ced211 mit meinem 8" f/4 Newton plus Komakorrektor Maxview unter Einsatz eines L-Extreme Dualband-Filters draufzuhalten. Es wurde 20x á 5min belichtet auf HEQ5 Pro mit PhD2 Sucherguiding. Bildbearbeitung, wie immer bei mir, nur in Affinity Photo, nach Stacking in DSS. Der Bildausschnitt ist ein ca. 50% Crop vom Originalbild.



    Das Teil ist schon recht klein und erfordert eigentlich mehr Brennweite. Dank des recht guten Himmels und Seeings von gestern Abend ist aber dennoch schon einiges zu erkennen.


    Viele Grüße

    Thomas

  • Hallo Deep Sky Freunde,


    auf dem diesjährigen HUTT haben wir mit Rainers 22“ Dobson versucht die Nebel um R-Aquarii zu lokalisieren. Das Objekt stand nur etwa 15 Grad überm Horizont und die Himmelsbedingungen waren nicht perfekt aber dennoch gut (fst >6mag, Seeing 1-2). Wir konnten bei verschiedenen Vergrößerungen sowie mit und ohne UHC/OIII Filter nichts Eindeutiges ausmachen. Manchmal hatte man den Eindruck der Stern sähe leicht asymmetrisch aus, dies war aber nur blickweise und könnte auch dem Seeing geschuldet sein!? Ein sehr schweres Objekt für die visuelle Beobachtung in hiesigen Breiten.


    Viele Grüße

    Thomas

  • Hallo zusammen,

    Ich kann Klotzi‘s Bericht bestätigen, auch mit intensiver Selbsthypnose war nicht mehr als eine leichte Verzerrung am Stern zu erkennen.


    Ich versuche es nochmal bei besserem und dunklerem Himmel.


    Beste Grüße,

    Rainer

  • Hi Leute,


    Tut mir echt leid. Dachte reiße hier mal einen ab, aber leider ein Rohrkrepierer. Habe selbst am 28. August (Achtung: OdM August war also schon richtig!) versucht aus der Rhön während des Meridiandurchgangs was zu erkennen. Leider nichts, rein gar nichts. Man kann das jetzt auf das schlechte Seeing schieben, was auch durchaus schlecht war, zumindest in der geringen Höhe. Wir kämpfen natürlich mit der horizontnahen Abschwächung und die ist leider offenbar nicht ohne. Trotzdem werde ich es weiter probieren. Die Aufnahme von Thomas macht ja doch Mut. Achso, hatte 21 Zoll eingesetzt und auch Filter probiert bei mittleren Vergrößerungen (was halt so am 21 Zöller als mittel so geht). Höhere Vergrößerungen machten keine Sinn, schon gar nicht um 600x.


    Oliver

  • Hallo Oliver,

    Das ist aus meiner Sicht kein Rohrkrepierer. Eher eine sehr interessante Vorstellung eines nicht sehr bekannten Objektes mit eindrücklicher Beobachtungserfahrung. Reaktionen und ein schönes Foto gab es auch. Insofern alles gut, denn die Mischung macht es bekanntlich, da dürfen auch mal gern schwere und ggf. nur von südlicheren Gefilden aus beobachtbare oObjekte dabei sein.

    Ein nicht ganz so feiner Zug von Dir ist allerdings, die Objektidee im Nachgang Mathias in die Schuhe schieben zu wollen 😉.


    Also Oliver, bleibe dem OdM bitte, bitte weiterhin gewogen. Alle Deine Vorstellungen waren bisher immer sehr bereichernd für dieses Format hier.


    Beste Grüße


    Rene


    PS: Wie Ich Norman kenne, wird er beim HTT mit dieser Objektidee ganz sicher bei Kai und seinem 33“er vorstellig.


    PS2: Musste editieren, weil ich mal wieder etwas in falschem zeitlichen Zusammenhang gelesen habe. Mea Culpa.

  • Wie Ich Norman kenne, wird er beim HTT mit dieser Objektidee ganz sicher bei Kai und seinem 33“er vorstellig.

    ...nachdem er es 2 h mit dem eigenen 12"er probiert hat... ;)


    Fast richtig,aber eigentlich...nee, tatsächlich habe ich da diverse andere Objekte, wo das Großgerät benötigt würde ;)

    Hoffe aber a), dass Kai überhaupt da ist und b) meine Ideen ihm genauso gefallen... bin da aber recht zuversichtlich ;)


    Schöne Grüße

    Norman

  • Hallo Zusammen,


    am 21. & 22. war es ja schön klar und das auch in der Rhön. Insbesondere die erste Nacht war von einer außergewöhnlichen Transparenz geprägt, die zweite sogar mit gutem Seeing gesegnet, selbst in Horizontnähe. Daher habe ich wieder einen Versuch gestartet. Am 21. noch alleine, am 22. mit Mathias.


    Der Nebel war dieses Mal tatsächlich zu erkennen, wenngleich sehr schwierig. Ich war natürlich im Vorteil, da ich ihn ja bereits ausgiebig vor ein paar Monaten beobachtet hatte. Dennoch war mir die genaue Orientierung nicht mehr geläufig und trotzdem konnte ich sie korrekt zuordnen. Im Süden stehend konnte ich den integralförmigen Balken von unten 5 nach oben 11 Uhr korrekt erkennen und zuordnen. Dabei habe ich einen OIII-Filter genutzt, hatte jedoch auch den Eindruck, dass ohne Filter das Objekt ebenfalls recht gut erkennbar war, wenn auch schlechter. Habe auch den UHC probiert, der allerdings aus meiner Sicht etwas schlechter Abschnitt, wobei die Unterschiede marginal waren.



    Hier mal ein Foto, aufgenommen vor der astronomischen Dämmerung, die zeigt wie gut die Transparenz wirklich war. Die Wolken sind zum Glück abgezogen.


    Am 22. habe ich es dann mit Mathias noch mal versucht. Für ihn war die Beobachtung grenzwertig bzw. schwierig. Dennoch konnte er ebenfalls den Nebel mit UHC-Filter erkennen, wobei er anmerkte, dass der südliche Teil auf 5 Uhr leichter zu erkennen beziehungsweise heller sei. Wir haben am 21 Zoll Newton (!) bei 238x Vergrößerung beobachtet kurz vor Meridiandurchgang des Objekts. Wir fanden den UHC tatsächlich diesmal hilfreicher, was ich bereits in Namibia feststellte, aber am 21. gab ich dennoch dem OIII den Vorzug. Wie gesagt nehmen beide nicht viel. Offenbar sind aber Filter zur besseren Erkennbarkeit in unseren Breiten vonnöten, vermutlich auch um der allgegenwärtigen Lichtverschmutzung in dieser Höhe erfolgreich zu begegnen.


    VG

    Oliver

  • Hallo,


    besser spät als nie. Ich bin mit den OdM's leider etwas in Rücktand geraten und habe Gestern (02.10.) Nachbeobachtungen gemacht um das wieder etwas aufzuholen.


    Zu Cederblad 211: 02.10.2022, 23:00Uhr MESZ

    32mm (~94x): Im Okular ist der Stern R Aquarii mit einer duetlich gelben Färbung zu sehen.

    17mm (~176x): Das Objekt bleibt stellar, Nebelstrukturen oder Ansätze davon sind nich auszumachen.

    10mm (300x): Auch mit dieser Verkrößerung sind keine weiteren Delteis erkenbar.


    Die Beobachtung habe ich von meinem Graten aus mit dem VMC 260/3000 f/11,5 10,5'' gemacht.

    Die Bedingungen an dem Abend waren durchwachen. immer wieder sind Wolkenfelder durchgezogen, sodas ich Zeitweise unterbrechen musste. In den Wolkenlücken war es klar, die Milchstraße gut und mit leichten Strukturen zu sehen. Mit freiem Auge war M 31 indirekt gut zu halten und direkt Blickweise zu sehen. Die Luftfeuchte lag bei 70%, die Temperatur bei +10°C, es wehte ein böiger Wind um etwa 15km/h. Dennoch kaum Sterneflackern, Himmel um Bortel 4 oder 5 (bin da nicht gans sicher).


    Viele Grüße und CS, Bianka

    Teleskope: Newton 130/f5 , VMC 260/f11,5 / Newton 200/f4 , Kameras: ZWO ASI 183MM/183MC aber meistens visuell.

    Montierungen: EQ6-R,Celestron CGX,


  • Hallo Ralph,
    Extrem detaillierte Aufnahme!

    Mit welchem Equipment wurde sie gemacht (Optik, Montierung, Kamera?) Welcher Standort erlaubt ein so gutes Sseing?

    Ich habe die Bilder lediglich bearbeitet und sie nicht selber aufgenommen. Der Besitzer der Optik möchte nicht das Details seines Equipments veröffentlicht werden - immerhin kann ich sagen, dass es sich bei dem Teleskop um ein 20"er handelt.


    Grüße, Ralph

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