Sternenkreise

  • Hallo,

    gerade habe ich auf der Festplatte meines Rechners ein Bild gefunden, das ich vor langer Zeit einmal gescannt habe.

    Eine mehrstündige Aufnahme mit einem 50mm-Objektiv auf sw-Film. Das war damals recht einfach zu machen: Kamera auf Stativ, Drahtauslöser dran und Verschluß auf. Und wenn man Glück hatte, war das Objektiv nach Stunden noch nicht zugetaut.

    Grüße

    Dietrich


  • Hallo Dietrich,

    sehr schoene Aufnahme. Solche Aufnahmen sind ein idealer Einstieg in die Astrofotografie. In meiner Anfangszeit in den 1980er Jahren nannten wir das "Sternschallplatte", aufgrund der konzentrischen Kreisspuren aehnlich wie bei dem Tontraeger, wo die Rillen natuerlich strenggenommen eine einzige Spirale sind.


    Auch heute noch sind solche Aufnahmen moeglich, wobei aber eine lange Einzelbelichtung durch viele Kurzzeitbelichtungen ersetzt werden. Wenn hierzu beispielsweise ein Intervallometer benutzt wird und die "Totzeit" zwischen zwei Aufnahmen nur ein paar Sekunden betraegt, dann ist der Eindruck der Gleiche wie bei einer stundenlangen Einzelbelichtung auf Film.


    Ich kann mich an einen Artikel erinnern, in dem es hiess, dass das Schwarzschildverhalten des Films guenstig sei, da der anbelichtete Hintergrund in der Empfindlichkeit absinkt. Das Hindergrundproblem ist beim Stapeln digitaler Einzelbeichtungen natuerlich einfacher in den Griff zu bekommen.

  • Hallo Jürgen,


    "Sternschallplatte" - das gefällt mir!

    Hier im Forum sind vermutlich viele, die mit dieser Analogie noch etwas anfangen können.
    USB-Sticks taugen dafür nicht :-).


    Ein Vorteil der digitalen Erstellung liegt m.E. darin, dass man die Länge der Kreissegmente besser steuern kann:
    Man nimmt einfach ein paar Stunden auf und entscheidet dann erst beim Stacken, wie dicht das Kreismuster sein soll.

    Mir persönlich gefallen Startrails mit 30 - 60 Minuten summierter Belichtungszeit besser als die "Langläufer".

    Und Flugzeuge sowie Satelliten sind natürlich auch einfacher zu eliminieren.

    So eine analoge Aufnahme wie oben wäre heute - zumindest hier - nicht mehr ohne zig Fremdobjekte durchführbar.


    cs Jochen

    Meine Ausrüstung: GSO Dobson 8", Skywatcher Heritage 150p Virtuoso GTi, Canon EOS 90D, Canon EOS 200D, Sony RX 100M4

    Einmal editiert, zuletzt von Freddi ()

  • Hallo Dietrich,


    ich habe früher nicht nur Sternspuraufnahmen vom Himmelspol gemacht, sondern so habe ich z. B. Perseidenmeteore oder auch viele Satellitenspuren fotografiert. Hier ist mal ein Beispiel

    vom 12. August 1983 bei 20 Minuten Belichtung. Kamera war eine EXA 1a mit einem Zeiss-Tessar 2,8/50 und wurde auf ORWO NP27 (27° DIN) festgehalten. Die Aufnahme wurde 1.07 Uhr MESZ

    gestartet. Ergebnis: 3 Meteore! Zur Orientierung: Unten links der helle Streifen ist Alpha Per. So war das damals und heute...


    Viele Grüße

    Klaus


    astrotreff.de/index.php?attachment/30111/

  • Hallo,

    Auch heute noch sind solche Aufnahmen moeglich, wobei aber eine lange Einzelbelichtung durch viele Kurzzeitbelichtungen ersetzt werden. Wenn hierzu beispielsweise ein Intervallometer benutzt wird und die "Totzeit" zwischen zwei Aufnahmen nur ein paar Sekunden betraegt, dann ist der Eindruck der Gleiche wie bei einer stundenlangen Einzelbelichtung auf Film.

    es gibt mittlerweile auch Kameras, die das automatisch machen; z.B. von Olympus oder Lumix (Panasonic). Das Programm nennt sich dort "live view composite". Ich kann dabei mehrere Belichtungsintervalle von einer halben Sekunde bis 60 Sekunden wählen, die von der Kamera so lange zu einem Bild aufaddiert werden, bis ich das Programm beende. Zu Beginn des Programms mache ich zuerst ein sog. Schwarzbild (analog zum Dark Frame in der Astrofotografie, vermute ich).


    Ich habe das am Wochenende mal mit meiner Lumix DC-G91 und einer halben Stunde Gesamtbelichtung in der Abenddämmerung ausprobiert. Am Ergebnis muss ich noch arbeiten (finde es ziemlich rauschig mit ISO 1600) und beim nächsten Mal würde ich auch mehr als 2 Sek Einzelbelichtung nehmen. Die Blende war mit f6,3 schon recht weit geschlossen; das ist mein Standardwert für Tagaufnahmen mit Zeitautomatik und ich hatte schlicht vergessen, das umzustellen.


    Viele Grüße und CS,

    Klaus

  • Hallo Dietrich,


    ohne Deinen Beitrag kapern zu wollen, stelle ich hier mal zwei "Langspielplatten" rein. Ich hoffe, das ist okay.


    Beides noch analog.

    Einmal Weihnachten 1998 von La Palma. Die "Baeume" sind ca. 50cm hohe Pflanzen vor der Kuppel des William-Herschel-Teleskops, wo ich damals Beobachtungszeit hatte. Zu Weihnachten! --> Doktorandenschicksal. Film war Scotchchrome 400, die Brennweite des Kleinbildfilmobjektivs war 28mm bei f/2.8.



    Das andere Mal war im Jahr 2004, diesmal von Las Campanas (Chile) aus, wo ich bei Testlaeufen eines von mir mitgebauten Instruments fuer das 6.5m-Magellan-Teleskop zugegen war. Wieder Kamera raus, auf die Uhr geschaut, irgendwann wiedergekommen und zugemacht. Alles klassisch und mechanisch, selbe Kamera, diesmal auf Ektachrome 200.



    Der Polarstern schwaechelt ein wenig (irgendwas um 4. Groesse im Oktanten), und die Magellanschen Wolken zeichnen sich ab.



    Die Belichtungszeiten der Aufnahmen verrate ich nicht - streng geheim! ;)

    (Ich glaube, man sieht das sehr schoen an den Viertelkreisen).

  • Nö Jürgen, das ist doch o.k.!

    Und den Scotchchrome-Film habe ich auch gern verwendet. Er war recht rotempfindlich, jedenfalls kamen manche Gasnebel ganz hüsch auf die Bilder.

    Aber ich habe noch eine Strichspur dabei.

    Diesmal digital aufgenommen. Aber auch als lang belichtete Aufnahme. Das Zusammenrechnen von vielen Kurzbelichtungen finde ich immer zu zeitraubend. Nach den stundenlangen Einzelaufnahmen, zum Rechner rennen und dann das ganze durchzurödeln...

    Hier nicht stundenlang belichtet, das Ergebnis war dennoch überraschend.

    Eine Aufnahme mit einem 110 Grad verzeichnungsfreiem Weitwinkel-Objektiv etwas äquatornäher aufgenommen. Und da wird deutlich, daß die Sterne der nördlichen Hemisphäre um den Himmelsnordpol kreisen und die der südlichen mit anderer Krümmung um den Himmelssüdpol.





    Grüße

    Dietrich

  • Frage an die Profis in diesem Kontext:

    Wie sieht denn eine Strichspuraufnahme mit einem Fisheye-Objektiv aus -
    ergibt das etwas Sehenswertes oder Kunst oder kann das weg? :)


    Falls da jemand eine passende Aufnahme hätte, wäre ich dankbar.


    Neugierig grüßt
    Jochen

    Meine Ausrüstung: GSO Dobson 8", Skywatcher Heritage 150p Virtuoso GTi, Canon EOS 90D, Canon EOS 200D, Sony RX 100M4

  • Ich habe zwar kein Fischaugenobjektiv, aber ein 10mm-Weitwinkel. Das zeigt schon sehr schoen die Verzeichnung, die entsteht, wenn ein grosser Himmelsausschnitt auf eine Flaeche abgebildet wird.

    Hier einmal Polaris (konzentrisch, Verzeichung unauffaellig) mit 216x2min, 10mm f/4:



    Und dann mit dem gleichen Objektiv Richtung Zenit, 102x 2min:



    Hier noch eine Stimmungsaufnahme mit Horizont, 42x30s und damit keine Langspielplatte:


    Alle Aufnahmen vom September 2017 und digital. Vor allem auf der ersten Aufnahme ist erkennbar, dass der Raum Newcastle von verschiedenen Luftkorridoren ueberquert wird, die typischerweise Richtung USA/Kanada fuehren. Eine Sternschnuppe ist im ersten Bild ebenfalls sichtbar.

    Schoene Idee uebrigens fuer diesen Thread. Nochmal Danke an Dietrich!

  • Herrliche und historisch wertvolle Bilder sehe ich hier!

    Ich war ebenfalls ausgesprochener Fan von Strichspuraufnahmen. Dietrich, von wann stammt deine Analogaufnahme?

    Meine aller ersten aus der Sturm- und Drangzeit (1970-er) (waren glaube ich auf Ilford HP 5, davon ist jedoch nichts mehr erhalten. Einige meiner analogen aus den 1990-er jahren habe ich auf meiner historischen Bildergalerie zusammengestellt, damals mit Ektarchrome 100 oder Fujichrome 1600 Diafilm und meiner DDR Praktika und Pentax K1000.


    Wie sieht denn eine Strichspuraufnahme mit einem Fisheye-Objektiv aus -

    Siehe hier:

  • Hallo Stathis,

    die s/w-Aufnahme wird in den 90ern entstanden sein. Bis 2006 ungefähr habe ich auch noch auf Filmmaterial fotografiert, beruflich aber nicht mehr. Da war alles schon digital.

    Meine Farbaufnahme entstand Anfang der 2000er Jahre auf La Palma. Dort ist der Himmelsnordpol deutlich horizontnäher als in Deutschland, deshalb fällt auf der Weitwinkel-Aufnahme auch mehr auf, daß die Sternenkreise oder -bogen um die Pole in unterschiedlicher Weise gebogen sind. Zentral war die Blickrichtung der Optik auf den Himmelsäquator gerichtet, man erkennt auch das Sternbild Orion, durch den der Himmelsäquator läuft.

    Wenn ich das nächste mal auf La Palma bin, werde ich mal auch eine Fish-eye-Aufnahme machen.


    Grüße

    Dietrich

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