Eine Beobachtungsnacht im Steigerwald

  • Eine Beobachtungsnacht im Steigerwald, am 21. Juli 2022



    Hallo,


    Das letzte mal beobachtete ich am 29. Dezember 2019 an meinem dunklen Platz im Steigerwald.

    An diesem Abend hatte ich genug Zeit, um bis zur Dämmerung in den Steigerwald zu fahren und dort meinem 12" Newton für die Nacht aufzubauen.

    Während des Aufbaus kam noch ein Jäger daher, der mich fragte was ich aufbaue. Nach einem kurzen Gespräch hatte ich kurz Ruhe. Als ich mit dem Aufbau fertig war, suchte ein Hubschrauber mit Suchscheinwerfer den angrenzenden Wald ab. Nach knapp 15 Minuten kehrte Ruhe ein und ich konnte mit dem Beobachten beginnen.


    Himmel und Bedingungen:

    Klarer Himmel. Teilweise gutes Seeing und eine gute Durchsicht. Die Milchstraße kann ich strukturiert bis fast zum Horizont sehen.


    In dieser Nacht beobachtete ich einen Komet und viele Sternhaufen. Zwei Dunkelnebel und die beiden Planeten Saturn und Jupiter beobachtete ich ebenfalls.

    Nach der Beobachtung vom Jupiter packte ich meine Sachen zusammen und fuhr nach Hause zurück, wo ich sehr müde gegen vier Uhr ankam.



    Die Beschreibungen der Objekte die ich in dieser Nacht beobachtete:


    SQM-L um 2300 Uhr MESZ: 20m23/□" Zenit.


    Das erste Objekt der Nacht war der Komet C/2017 K2 (PANSTARRS) im Sternbild Schlangenträger. Beobachtet habe ich den Komet bei einer Vergrößerung von 179x.

    Den Komet kann ich sehr deutlich im Feld sehen.

    Der Komet hat einen hellen, leicht länglichen Kern. Nach Westen liegt die Koma eng am Kern an und ist scharf begrenzt. Nach Osten weitet sich die Koma wie ein Fächer auf und läuft ohne Begrenzung in den Hintergrund aus.


    SQM-L um 2315 Uhr MESZ: 20m76/□" Zenit.


    SQM-L um 2340 Uhr MESZ: 21m15/□" Zenit.


    NGC 6569, ein Kugelsternhaufen im Sternbild Schütze. Beobachtet bei einer Vergrößerung von 136x.

    Der Kugelsternhaufen liegt mit -31° sehr weit südlich am aufgehellten Horizont.

    Am aufgehellten Südhimmel kann ich eine sehr schwache, kaum greifbare Aufhellung im Feld sehen. Wenn ich das Teleskop bewege, dann sehe ich diese Aufhellung etwas besser.


    SQM-L um 000 Uhr MESZ: 21m17/□" Zenit.


    Die Sternwolke Messier 24 (IC 4715) und die beiden Dunkelnebel Barnard 92 und Barnard 93 im Sternbild Schütze. Beobachtet bei einer Vergrößerung von 40x.

    Messier 24 ist eine Sternwolke mit sehr vielen Sternen unterschiedlichster Helligkeiten. Messier 24 ist so ausgedehnt das sich nicht mehr in das Feld vom Okular (2,1°) passt. Ich muss die Sternwolke mit dem Teleskop abfahren.

    Der Hauptteil der Sternwolke zieht sich von Süd-West nach Nord-Ost durch das Feld.

    Die beiden Dunkelnebel sind zwei deutlich erkennbare Gebiete ohne Sterne im Nordteil von Messier 24.

    Messier 24 kann ich im 80mm Refraktor deutlich sehen.


    NGC 6603, ein Offener Sternhaufen innerhalb der Sternwolke Messier 24 im Sternbild Schütze. Beobachtet mit Vergrößerungen von 40 und 343x.

    NGC 6603 steht innerhalb der Sternwolke Messier 24. Bereits im Aufsuchokular kann ich den Sternhaufen deutlich sehen.

    Der Sternhaufen steht nördlich an einem Dreieck aus hellen Sternen. Der Sternhaufen ist klein und sehr kompakt. Erst bei hoher Vergrößerung kann ich den Sternhaufen in einzelne schwache Sterne auflösen.


    Collinder 469, ein weiterer Offener Sternhaufen innerhalb der Sternwolke Messier 24 im Sternbild Schütze. Beobachtet bei einer Vergrößerung von 179x.

    Der Sternhaufen ist eine kleine Ansammlung weniger schwacher Sterne. Der Sternhaufen ist voll aufgelöst.


    SQM-L um 025 Uhr MESZ: 21m21/□" Zenit.


    Messier 25 (IC 4725), ein Offener Sternhaufen im Sternbild Schütze. Beobachtet bei einer Vergrößerung von 67x.

    Messier 25 ist ein großer und ausgedehnter Sternhaufen.

    Die überwiegend hellen bläulichen Sterne sind im Sternhaufen sehr locker angeordnet. Zum Zentrum sind Sterne nur leicht dichter angeordnet.

    Der Sternhaufen ist voll aufgelöst.

    Im 80mm Sucher kann ich den Sternhaufen deutlich sehen.


    SQM-L um 040 Uhr MESZ: 21m21/□" Zenit.


    NGC 6645, ein Offener Sternhaufen im Sternbild Schütze. Beobachtet bei einer Vergrößerung von 136x.

    Kleiner und schwacher Sternhaufen der im Feld sofort auffällt.

    Die überwiegend schwachen Sterne stehen im Sternhaufen eng zusammen. Im Sternhaufen ist eine Blase ohne Sterne.

    Der Sternhaufen ist voll aufgelöst. Im 80mm Sucher kann ich den Sternhaufen sehen.


    NGC 6668, ein Offener Sternhaufen im Sternbild Schütze. Beobachtet bei einer Vergrößerung von 109x.

    Mittelgroßer, unauffälliger Sternhaufen.

    Locker angeordnete schwache Sterne. Die Sterne sind im Sternhaufen nahezu gleichmäßig verteilt. Der Sternhaufen ist voll aufgelöst.


    SQM-L um 115 Uhr MESZ: 21m07/□" Zenit.


    NGC 6633, ein Offener Sternhaufen im Sternbild Schlangenträger. Beobachtet bei einer Vergrößerung von 50x.

    Großer Sternhaufen der in Nord-Südrichtung ausgedehnt ist.

    Im Sternhaufen sind viele helle bläuliche Sterne die nicht sehr dicht angeordnet sind.

    Der Sternhaufen ist voll aufgelöst. Im 80mm Refraktor kann ich den Sternhaufen sehen.


    IC 4756, ein Offener Sternhaufen im Sternbild Schlange. Beobachtet bei einer Vergrößerung von 40x.

    Sehr großer und ausgedehnter Sternhaufen.

    Viele locker angeordnete mittelhelle Sterne. Am Ostrand des Sternhaufens steht ein heller Stern.

    Der Sternhaufen ist voll aufgelöst und mit dem 80mm Refraktor deutlich zu sehen.


    SQM-L um 135 Uhr MESZ: 21m00/□" Zenit.


    Zum Abschluss der Nacht habe ich noch die Planeten Saturn und Jupiter beobachtet.


    Mit den Objekten dieser Nacht habe ich 1.571 unterschiedliche Objekte in 2.734 Beobachtungen beobachtet.





    Die SQM-L Messwerte für diese Nacht:





    Viele Grüße

    Gerd

    Beobachtung der Sonne im Weißlicht und der H-alpha Linie. Beobachtungen am Nachthimmel mit verschiedenen Teleskopen.

    2 Mal editiert, zuletzt von CorCaroli ()

  • Servus Gerd,


    vielen Dank für den schönen und informativen Bericht! :)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Gerd


    Ein wunderbarer Bericht einer offensichtlich wunderbaren Nacht! Danke fürs Teilen!

    Mit den Objekten dieser Nacht habe ich 1.571 unterschiedliche Objekte in 2.734 Beobachtungen beobachtet.

    Das ist natürlich unglaublich beeindruckend!! Respekt!


    CS, Seraphin

  • Hallo Seraphin,

    Das ist natürlich unglaublich beeindruckend!! Respekt!

    Das sind die Zahlen die ich bis zum Herbst 1992 in meinem Aufzeichnungen zurückverfolgen kann. Die Jahre zuvor, bis ungefähr 1987 1982 habe ich leider nicht mehr. Es kämen so noch ein paar Beobachtungen dazu.


    Viele Grüße

    Gerd

    Beobachtung der Sonne im Weißlicht und der H-alpha Linie. Beobachtungen am Nachthimmel mit verschiedenen Teleskopen.

  • Servus Gerd!

    Sehr schön, dass Du es wieder mal an Deinen dunklen Beo-Platz geschafft hast mit tollen vielen Objekten.

    Hattest Du in der Nacht mal nach der visuellen Grenzgröße geschaut?

    Ich hatte ja schön etliche nächtliche Störung, aber einen Suchhubschrauber war noch nicht dabei ;) ! Interessant finde ich die SQM-L Messkurve. Ich hätte erwartet, dass es Richtung Dämmerung (wenns Wetter stabil ist!) immer etwas besser wird, aber ab ca. 1 Uhr sinkt diese deutlich ab.

    Warum :?:
    Hat sich das Wetter geändert :?:


    Danke für´s mitnehmen :!:


    Grüße aus dem Allgäu,

    Roland :) :)

  • Hallo Roland,


    Hattest Du in der Nacht mal nach der visuellen Grenzgröße geschaut?

    Nein, das habe ich nicht, sondern nur mit dem SQM gemessen.



    Warum :?:
    Hat sich das Wetter geändert :?:

    Was da genau geschah, das kann ich nicht nachvollziehen.

    Ich hatte aber visuell den Eindruck, das die Milchstraße zu Ende der Nacht nicht mehr so gut zu sehen war. Sie wurde definitiv schwächer und der Hintergrund grauer. Eventuell wurde spät in der Nacht, als es kühler wurde der Taupunkt unterschritten und der Wasserdampf kondensierte aus, wenn auch nur geringfügig.


    aber einen Suchhubschrauber war noch nicht dabei

    Was der suchte würde mich auch interessieren.

    Der suchte zwei mal das im Süden liegende Waldstück ab. Das geschah zum Glück nicht in der Dunkelheit sondern in der fortgeschrittenen Dämmerung.

    Mein Beobachtungsplatz liegt in der Verbindungslinie Grafenwöhr und Illesheim. Die bisher "beste" Begegnung in der Dämmerung waren zwei Apache die im Tiefflug den Geländeformationen folgend sozusagen fast an der Nasenspitze an mir vorbei flogen.


    Viele Grüße

    Gerd

    Beobachtung der Sonne im Weißlicht und der H-alpha Linie. Beobachtungen am Nachthimmel mit verschiedenen Teleskopen.

  • Hallo Gerd,


    schöner Bericht mich würde mal interessieren wie du die SQM-Kurve herleitet. Wenn ich das in Excel mit einer Trendlinine Polynomisch mache kommt so was dabei heraus.


    Auch ich zähle meine Objekte und habe damit im August 2009 angefangen, davor nur gechätzt. Damals mit 1005 Deepsky Objekten (Erstbeobachtungen) und 1050 Doppelsterne.

    Aktuell komme ich auf 2368 Deepsky Objketen und 2425 Doppelsterne. Es gibt sie doch unter den Hobbyastronomen die Jäger und Sammler.


    cs

    Lothar

  • Hallo Lothar,

    Wenn ich das in Excel mit einer Trendlinine Polynomisch mache kommt so was dabei heraus.

    Bei meiner Kurve habe ich in OpenOffice die Kurvenglättung aktiviert. Darum sieht diese etwas geschwungen aus. Wenn ich diese weglasse, dann sieht die Kurve wie deine aus.

    Es gibt sie doch unter den Hobbyastronomen die Jäger und Sammler.

    So würde ich mich nicht beschreiben.

    Ich sehe mir meine Objekte ausführlich an und beschreibe diese auch ausführlich. So "schaffe" ich nicht so viele Objekte in einer Nacht, was mir auch nicht so wichtig ist.


    Viele Grüße

    Gerd

    Beobachtung der Sonne im Weißlicht und der H-alpha Linie. Beobachtungen am Nachthimmel mit verschiedenen Teleskopen.

  • Hallo Rainer,

    War das nicht der aufgehende Mond ab halb eins oder so?

    Da hast du völlig Recht. Der Mond ging gegen halb eins auf, an meinem Standort hinter einen Wald, so das ich ihn erst eine halbe Stunde später sehen konnte.


    Viele Grüße

    Gerd

    Beobachtung der Sonne im Weißlicht und der H-alpha Linie. Beobachtungen am Nachthimmel mit verschiedenen Teleskopen.

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