Maksutov 150 ( 140 ) / 2400 mm von Eugen Popp, Schweiz 1972

  • Hallo Klassiker-Freunde,


    nach laaanger Zeit mal wieder ein kleiner Klassiker-Bericht von mir.


    Gestern konnte ich von einem langjährigen Freund und ehemaligen Sammler-Kollegen einen E. Popp Maksutov mit 150 mm Öffnung übernehmen.

    Diese Geräte sind mir im Prinzip bekannt, denn schon vor einigen Jahren konnte ich einen solchen 6" Maksutov im Auftrag eines Kollegen an einen bekannten Astrohändler veräussern.

    Dieser liess den Popp damals bei Wolfgang Rohr testen.


    Um ehrlich zu sein, war die optische Qualität des damaligen Gerätes eher durchschnittlich - der Testbericht des Herrn Rohr liegt in meinem Archiv und kann auch noch im Internet-Archiv gefunden werden.


    Man sieht : auch bei den Klassikern gab es schon deutliche Qualitätsschwankungen, obwohl die Optiken des Herrn Eugen Popp damals einen guten Ruf unter den Sternfreunden hatten.

    Selbst ein Dieter Lichtenknecker hatte einmal eine schlechte Phase in seinem Schaffen !


    Über Eugen Popp findet man heute kaum noch Informationen im Netz - aus heutiger Sicht, war das schon die Steinzeit der Amateurastronomie, wie Wolfgang Rohr einmal süffisant bemerkte.

    Popp stellte selber Optiksysteme wie in der folgenden Anzeige vermerkt her :



    Eine frühe Anzeige aus 1966, man beachte das Stativ, welches vermutlich noch aus einer Kooperation mit der Fa. Heidenhain stammen dürfte ! Später bot Eugen Popp selbst gefertigte Stative und Säulen an !



    Anzeige aus ca. 1972


    Anzeige aus 1978


    Eugen Popp war in den 60er und Anfang der 70er Jahre auch international gefragt, so lieferte er u.a. mehrere große Maksutov-Optiken an Sternwarten in der Türkei und Ägypten !


    Mit dem Erscheinen von Celestron auf dem Markt, bekam E. Popp extremen Konkurrenzdruck zu spüren. Celestron konnte Stückzahlen und Preise anbieten, mit denen der relativ kleine Betrieb von Eugen Popp einfach nicht mithalten konnte. Alle Welt wollte plötzlich nur noch SC Optiken aus den USA.


    Popp konnte hier einfach nicht Stand halten und ging irgendwann Ende der 70er Jahre in Konkurs. Berichten zufolge musste er sogar mit seinem ganzen Privatvermögen im Konkursverfahren gerade stehen und verlor sprichwörtlich Haus und Hof - so unter anderem auch seine private, gut ausgestatte Sternwarte.


    Seine letzten Lebensjahre verlieren sich ( für mich ) im Dunkeln.....es gibt Berichte, dass er zusammen mit dem ebenfalls aus der Zeit bekannten Schweizer Spiegelschleifer Eugen Aeppli in die Türkei ausgewandert sei.


    Ausser Gerüchten konnte ich dazu aber keine Fakten eruieren - ganz phantastisch erscheint es nicht, denn es gab von früher wohl noch gute Kontakte, als Popp türkische Sternwarten belieferte.


    In einer Ausgabe des Schweizer Astro-Magazines "Orion" aus Mitte der 1990er Jahre findet sich die Notiz eines Schweizer Amateurs, der von einem Kauf von Astrogeräten aus der Ebmasse des E. Popp berichtet.


    Offenbar hat Eugen Popp also seine letzten Jahre wieder im Schweizer Ricken verlebt und ist dort irgendwann Anfang der 1990er Jahre verstorben.


    Wer hier bessere Informationen hat und /oder Korrekturen ergänzen möchte - bitte unbedingt hier melden. Danke !


    Das Gerät welches ich nun bekommen habe, weist eine nachvollziehbare Historie auf und diese lautet wie folgt :


    Der Vorbesitzer kam erstmals im Alter von 10 Jahren mit diesem 150 mm Popp Maksutov in Kontakt - das war im Jahre 1972, als in seiner niederländischen Heimatstadt eine Schulsternwarte eröffnet wurde !


    Das Gerät wurde von E. Popp persönlich übergeben und war von ihm persönlich handretuschiert worden um eine möglichst gute Qualität abzuliefern. Über die Herkunft der Säule ist sich mein Freund nicht mehr sicher, ob diese original dabei war oder erst nachtäglich angefertigt wurde.


    Letzteres scheint mir wahrscheinlicher, denn die Säulen aus dem Hause Popp sahen etwas anders aus. Immerhin ist auch diese Säule sehr professionell gefertigt, mit Detaillösungen, die man nicht einmal eben im "Baumarkt" findet.



    Wie bei Popp üblich wurde der Tubus mit einem dunkelblauem Kunstleder umkleidet. Als OAZ kamen Exemplare von Uniton zum Einsatz, ebenso wurden bis Mitte der 70er Jahre gern Leit-/Sucherfernrohre von Unitron/Polarex eingesetzt - so auch hier.


    Die Systeme waren wie damals üblich konsequent auf 0.96" ausgerichtet, entsprechend lassen sich zeitgerecht Okulare und Zubehör von Unitron/Polarex oder auch die Schweizer Spectros Okulare verwenden, oder eben auch jede anderen 0,96" Okulare.


    System- bzw. konstruktionsbedingt sind alle 6" Popp-Maksutovs eigentlich kleine Mogelpackungen, denn optisch wirksam sind nur 140 mm freie Öffnung, wie man leicht mit einem Pinhole-Test nachweisen kann.


    Die Brennweite wurde bei diesem Gerät scheinbar auf 2780 mm gestreckt ( den Hintergrund muss ich noch ermitteln ) . Katalogmäßig waren diese Optiken eigentlich als f/16 ausgelegt.


    Ein visueller Test des Gerätes am Sternenhimmel wird in Bälde erfolgen - ich werde dann berichten.


    Die Montierung stammt ebenfalls original von Popp und ist mit einem Motor in RA ausgestattet - siehe eigene Bilder und Anzeigenbilder oben. Augenscheinlich besteht die RA Achse aus 30 mm Vollstahl-Welle - auch hier werde ich in demnächst näheres zu ermitteln versuchen.


    Die mechanische Verarbeitung ist Spitzenmäßig und erinnert mich stark an die russichen TAL-Produkte !


    Bei Interesse werde ich in den nächsten Tagen,Wochen diesen Bericht ggf. ergänzen und korrigieren.


    Hier zunächst einmal erste Photos.


    Euer Michael Aaron ( ex Wambo )






  • Michael Aaron M.

    Hat den Titel des Themas von „Maksutov 150 ( 140 ) / 2400 mm von Eugen Popp, Schweiz“ zu „Maksutov 150 ( 140 ) / 2400 mm von Eugen Popp, Schweiz 1972“ geändert.
  • Ja Hannes, ich hoffe, dass ich nun bald mal zu einem FL komme. Leider ist ja bei mir seit 5 Tagen der kleine Covid zu Gast mit Auf's und Ab's....ich bin sonst gastfreundlich, aber der kann sich gerne langsam verp****en !! :cursing:

  • Zu meinem Popp Maksutov gibt es eine Menge Neuigkeiten : gute und schlechte und dann wieder gute - wenn ich das alles aufschreibe, gäbe es einen Roman. Vielleicht mache ich es die Tage mal, wenn Ineresse besteht. Ich weiss nur nicht, ob so ein Roman "forumstauglich" wäre - ansonsten könnte ich einen "Artikel" schreiben und als PDF anhängen. Geht das ? Wer meine Odysse mit dem Popp dann nacherleben will, könnte sich einfach das PDF antun und müsste hier nicht wild scrollen......oder ist das eine Schnaps-Idee ?


    Wäre ja mal eine Möglichkeit, dass auch ich mal wieder etwas hier im astrotreff beitragen kann, außer dummen Sprüchen ;)


    LG Micha

  • Hallo Micha,


    ja, hier, nach meiner persönlichen Meinung eher kein pdf, hier scrollen ist völlig okay.


    Mir fiel bei den Montierungen das große Teilkreisrad auf. Lässt sich etwas über die Antriebsart in Erfahrung bringen? Stirnzahnrad? Schneckenrad?


    Grüße

    Reinhold

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