Planetentrilogie am 12.7.2022

  • Hallo Planetenfreunde,

    am 12.7. klarte die Nacht immer weiter auf. Um 1:00 Uhr entschloss ich mich auf Saturn zu warten, den ich erst gegen 2:30 Uhr hinter dem Haus erwischen konnte. Überraschenderweise war das Seeing sogar 1 m neben dem Dach schon erstaunlich gut. Vermutlich zog der leichte Wind in die richtige Richtung. Also wurde Saturn belichtet. Zunächst mit Rotfilter, dann nur noch mit der Farbkamera. Im Roten ist zwar das Seeing besser, dafür schafft die Farbkamera etwas mehr Schärfe. Am Ende habe ich dann beide Bilder überlagert, nachdem ich versucht hatte, Details in den Wolken zu identifizieren. (Derotationstest negativ).



    Schließlich kam Jupiter in brauchbare Höhe. Geschwenkt, und den ADC so eingestellt gelassen, wie er war. Sogar der Weißabgleich der 178MC blieb gleich. Die ersten Filme waren nicht so gut, deshalb nahm ich wieder die MM und Rotfilter. Nachdem ich ein paar gute Filmchen im Kasten hatte, wurde ich mutiger und belichtete 30 Min. ausschließlich mit der Farbkamera. Das letzte Mal hatte das 2017 am C11 geklappt. Beim 16-Zöller war das mein erklärtes Ziel. Einfach da sitzen, laufen lassen und entspannen. (Um Musik zu hören, war ich aber zu müde). Bei besten Bedingungen macht die Farbkamera detailreichere Bilder als die Mono mit Rotfilter, und von 60 mal 30 s konnte ich 54 Filme nutzen, 13 waren außerordentlich gut und die wurden doppelt gewichtet und das alles dann derotiert.



    Eigentlich hätte ich trotz einsetzender Dämmerung noch weiter Jupiter belichten können/sollen, aber ein neuer Planet, auch, wenn er nur 8" Durchmesser hat war verlockender. Mars hatte ich vor kurzem schon mal als R(rgb) belichtet, jetzt war ich auf ein reines RGB auch bei Mars gespannt. Den Farbabgleich von Jupiter hatte ich übernommen, aber der rote Planet wurde dabei viel zu rot. Der Rotkanal geriet sogar in die Sättigung, deshalb habe ich einen halben Weißabgleich auf Mars gemacht.



    Mars ist auf 150 % vergrößert worden. Der/die Beugungsringe sind nicht schön, aber ich wollte auch nicht per Hand retuschieren. Die Polkappe ist sehr klein, und egal, was ich mache, sie bleibt bei mir rötlich. Es sei denn, ich gewöhne mich an blaue Berge auf dem Mars. Am Terminator gibt es den Vulkan Arsia Mons, der sich knapp abzeichnet.

    Das war eine anstrengende Nacht und die Bildbearbeitung hat auch noch mal einiges an Freizeit gekostet, aber nach nun fast 2 Jahren habe ich das Teleskop an seine Grenze gebracht. Mal sehen, ob die sich noch etwas herausschieben lässt. Aber nicht mehr heute ;)

    Viele Grüße

    ralf

  • Servus Ralf,


    die Fotos sind einfach unglaublich. Vor allem, wenn ich das mit dem vergleiche, was ich letzte Nacht visuell wahrnehmen konnte... Was man aus vielen Einzelbildern an Information herausrechnen kann, ist echt ein Wunderwerk der Technik. Deine Fotos von Jupiter und Saturn finde ich atemberaubend. Bei Mars gefällt mir der von dir bereits erwähnte, starke Beugungsring nicht so sehr, aber Mars ist ja auch noch sehr klein.


    Großes Kino!


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Ja Ralf, kann mich nur ranhängen und sagen daß mir mehr oder weniger die Spucke wegbleibt. Wo holt ihr das nur her... ;)

    Heute morgen gegen 03.15 hatte mein zweiter Newton Firstlight, das seeing war am Zwölfeinhalbzöller unterirdisch , das ich gar nicht erst belichtet habe.

    LG

    Markus

  • Hallo Ralf,


    Die Encke-Teilung machst Du jetzt schon ohne Frühstück :) - dezent bearbeitet wie immer, sehr schön. Auf den zweiten Blick ist der Saturn allerdings etwas regenbogenfarbig, z B. unterhalb des Rings? Vielleicht sieht er aber tatsächlich so aus.

    Der Jupiter ist auch klasse, wie gemalt. Nur der KOF ist eine Enttäuschung, aber dafür kannst Du nix :)


    Herzliche Grüße, Holger


    (KOF = kleiner oranger Fleck)

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Ralf,


    zunächst Hut ab vor diesen grandiosen Aufnahmen! Besonders beeindruckt mich der Detailreichtum - der ist wirklich atemberaubend.


    Als ehemaliger Besitzer eines MAKs (127/1500 mm) und einer ASI 178 MC konnte ich mich dank dieses schönen Berichtes wieder richtig in die Zeit meiner eigenen Planetenfotografie "reinfühlen". Für mich bleibt nur eine Frage offen, deren Antwort ich nicht aus deiner ausführlichen Beschreibung herauslesen kann. Vielleicht ist es offensichtlich, aber ich würde gerne wissen, ob nachgeführt wurde. Am Dobson per Hand wäre für mich bei diesen drei Planeten plausibel :/ ...


    Schöne Grüße

    Christopher

  • Hallo Christoph, Bernd, Markus, Christian, Holger und Christopher. (und alle Sternchenverteiler)

    Vielen Dank für eure netten Worte. Ja, mal sehen, wie oft ich so etwas hinbekomme. Eigentlich "dürste" ich schon nach der nächsten klaren und ruhigen Nacht.

    An den Mars werde ich wohl noch mal herangehen. Ich denke, ich bekomme den Ring noch weg, auch ohne zu retuschieren.

    Die Encke-Teilung ist tatsächlich mittlerweile ein Muss. Allerdings ist sie mit 16" auch deutlich einfacher. Die Farben im südlichen Teil sind tatsächlich etwas merkwürdig. Das bläuliche Band ist sicher real, aber komischerweise sind die "spitzen Ecken" eher rötlich und im Gegenzug ist die Planetenmitte eher grünlich. Das halte ich für nicht real. Zunächst hatte ich meine Farbkamera im Verdacht, sah dann aber, dass es diese Farbanomalie auch bei anderen, gefilterten Farbbildern gibt. Wir haben es hier mit einem sehr hohen Kontrast in einem spitzen Winkel zu tun, vielleicht ist das der Grund. Denkbar wäre, dass diese Regionen im Bild im Blauen und Grünen einfach unschärfer sind und das Rot deutlicher hervortritt.

    Christopher, ja, ich habe eine Goto Nachführung an dem Dobson, sodass ich die Planeten schön im Bildfeld halten kann. Um eine möglichst hohe Frame Rate zu bekommen, habe ich das Bildfeld auf 640x480 bzw. bei Jupiter auf 800x600 Px verkleinert. Das wäre per Hand wirklich eine Herausforderung ;)

    Viele Grüße,

    ralf

  • Tolle Bilder Ralf.


    Mich würde mal interessieren, wie du gegen die extremen Rand-Artefakte bei der Derotation von Jupiter in WINJUPOS vorgehst, wenn du mehr als 15-20 Minuten derotierst?


    Ich nutze dafür eine Derotation von 5 Minuten, lege diese unter das 30 minütig derotierte Bild und entferne so den Rand. Ausschneiden sieht nämlich ganz schlimm aus.



    Ist dein Mars eigentlich auch in WINJUPOS derotiert?


    Grüße,

    Raul

  • Hallo Raul,

    mein Mars ist "quasiderotiert" in AS!3. Das geht, wenn die absoluten Bewegungen in Pixel recht klein bleiben.

    Bei Jupiter nehme ich aber auch WinJupos. Hier derotiere ich i.d.R. max. 20 min. Manchmal ergibt sich dabei ein heller Rand, aber der liegt knapp außerhalb der Planetenscheibe und ich kann ihn "absaufen" lassen. Eigentlich habe ich da wenig Probleme, allerdings muss man sehr sorgfältig arbeiten.

    Die anderen Artefakte (durch Beugung) verringere ich, indem ich kontrastreiche Kanten weniger stark schärfe als die kontrastarmen Regionen. Dazu habe ich mir eine PS-Aktion geschrieben, die dann zur Anwendung kommt.

    Viele Grüße

    ralf

  • Hi Ralf,


    ziehst du dann die einzelnen Mars Frames per Drag and Drop gemeinsam in AS3° und stackst dann erneut?


    Apropos Jupiter, hier meine neuste Aufnahme. Den linken gelben Rand habe ich wohl aufgrund des ADCs :(


    oder mit einer anderen Bearbeitung:

  • Hallo Raul,


    ebenfalls sehr schöne Bilder von Dir!

    Dein gelber Rand hält sich doch in Grenzen und kann sicher leicht retuschiert werden. Wenn man das mag.

    An farbigen Rändern hab ich teilweise ganz gute Erfahrungen gemacht mit einer dezenten Entsättigung mit weicher Auswahlkante.


    Deine zweite Bearbeitung ist mir etwas zu stark geschärft - aber vielleicht mal beide Varianten stacken? Oft ist der Mittelweg - zumindest für mich - die Ideallösung. Wobei hier natürlich wie immer alles Geschmackssache bleibt.


    LG Patrick

    Celestron C11 XLT :small_blue_diamond: Vixen GP-DX :small_blue_diamond:ZWO ASI 290 MM :small_blue_diamond:Televue 1.8x Barlow :small_blue_diamond: Astronomik L-RGB-Filter :small_blue_diamond:ZWO ADC

  • Danke dir für die Tipps :)


    Hier mein neustes Bild, leider gerade mir auf dem Handy und nicht final:



    Gruß,

    Raul

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