Meine ersten ansehnlichen DS- Fotoversuche von Emissionsnebeln

  • Mithilfe meiner Stammtischbrüder Oliver, Sven und Klaus ist mein noch voll verkabeltes Astro- Office nun hinreichend funktionstüchtig. Habt vielen Dank, liebe Freunde!


    Voll verkabelt heißt: Ein zweiadriges Kabel zur Steuerung der Fokussierung über eine separate Steuerbox, ein USB- Kabel zur Verbindung der Kamera mit dem Laptop und ein Netzwerkkabel zur Steuerung der Monti mit dem Skyscan- Steuerteil gehen vom Büro in den Garten zum Teleskop. Wer jetzt meint das könne man auch ohne Kabel und ohne Skyscan, der hat ja recht. Aber für die entsprechende Umrüstung fehlt mir derzeit noch der Nerv. Zudem heißt ja: Never change a running system oder zu deutsch: Provisorien leben länger!


    Die neue Monti EQ6-R RRO trägt derzeit einen 8“ f/4 Newton, beide von Skywatcher. Im Oku Auszug steckt (meistens) der Komakorrektor von --- und darinnen eine Kamera ASI 294 MC.


    Für die im folgenden gezeigten Fotos wurden keine Farbfilter verwendet. Es wurden Videos mit jeweils 50 Bildern bei 20s Belichtungszeit/Bild aufgenommen, mit AS!3 gestackt und mit Photoline nachbearbeitet. Auf Darks, Flats und Guiding hab ich verzichtet.


    Die ersten 3 Bilder wurden am 05.07.22 in der Zeit von 1:06 bis 1:56 Uhr. Während dieser Zeitspanne hat man für diese Nacht die maximale Dunkelheit aber bei 50,84° Nord immer „astronomische Dämmerung“. Die Messwerte des SQM lagen zwischen 21,10 bis 21,16.


    Bild 1

    zeigt den Adlernebel (M16).


    Es muss sich wohl um die antike, äußerst seltene Art der blaurot- Adler handeln :whistling: .


    Keine Ahnung ob die blauviolette Farbe im äußeren Bereich des Nebels echt ist oder ein Artefakt. Sicher bin ich mir aber dass man selbst mit dem dicksten Teleskop direkt im Oku keine Spur von Farbe erkennen kann.



    Bild 2

    zeigt den Omega-Nebel (M17)



    Bei vis. Betrachtung im Oku am 16“ Newton auf La Palma hab ich tatsächlich so etwas gesehen das an den griechischen Buchstaben Omega erinnert. Auf dem Foto kann ich nichts dergleichen erkennen.


    Bild 3

    Das ist der legendäre Sturmvogel (NGC 6960)


    Im Oku an einem 8“ Teleskop erkennt man zweifellos die groben Umrisse der Schwingen sofern der Himmelsehr klar und dunkel ist. Das gilt nach eigener Erfahrung sogar ohne spezielle Filter. Aber die hier auf dem Foto erkennbaren
    Feinstrukturen, dazu noch in Farbe haben mich echt verblüfft. Diese Details waren ansatzweise auch schon auf den Einzelbildern während der Aufnahme erkennbar, also ohne Bildbearbeitung. Selbstverständlich werde ich bei nächster Gelegenheit auch mit passenden Filtern fotografieren.


    Zum Schluss noch eine Frage an die erfahrenen DS- Fotografen. Welche Verbesserungen könnte man bei der Fotografie obiger Objekte mit Darks, Flats und Guiding erzielen?


    Gruß Kurt

  • Hallo Kurt!


    Glückwunsch, das ist doch schon ganz ordentlich! :thumbup: :) :thumbup:


    Welche Verbesserungen könnte man bei der Fotografie obiger Objekte mit Darks, Flats und Guiding erzielen?

    Mit den Darks eliminierst Du Dunkelrauschen, Ampglow und Hotpixel. Davon sehe ich in Deinen Bildern jetzt nichts, aber Darks sind ja schnell erstellt. Ich würde mal testweise welche erstellen (einfach Deckel a.d. Kamera und bei gleicher Temperatur und Belichtung ein paar Bilder machen. Das geht auch im Nachhinein ohne Teleskop auf dem Schreibtisch.


    Mit Flatframes kannst Du im Bild sichtbare/n Staub/Verunreinigungen im optischen System eliminieren und Vignettierung entgegenwirken.


    Was ich allerdings sehe, sind leicht "unrunde Sterne" - dagegen hilft dann das Guiding. Ohne Guiding könntest Du versuchen, die Einzelbelichtung von 20s z.B. auf 10s herunterzusetzen. Dann musst Du halt entsprechend mehr Aufnahmen machen.



    Zu den Objekten selber:


    M16:

    Ich habe die gleiche Kamera (und übrigens auch die gleiche Monti...), mein "Adler" hat ohne Filter eine rötliche Färbung (siehe hier). Ich würde vermuten, dass die Farbgebung bei der Nachbearbeitung entstanden ist. Die Satelliten-Strichspur im M16 solltest Du mit gängiger Stackingsoftware wegbekommen. Für Deepsky würde ich jetzt nicht unbedingt Autostakkert wählen, das ist eher etwas für Planeten.

    Im kostenlosen Bereich würde ich eher zu DSS oder Siril raten.


    M17:

    ein Omega habe ich tatsächlich noch nie gesehen, mir ist die Bezeichnung "Schwanen-Nebel" aber äußerst plausibel: :D


    m17Schwan.jpg


    Also: nochmal Glückwunsch zu Deinem fotografischen Erfolg und viel CS für weitere Versuche!


    Viele Grüße, Jochen

  • Hallo Kurt,


    herzlichen Glückwunsch zu diesen sehr schönen Einstiegsbildern. Du wirst sehen, die Lernkurve geht gerade am Anfang steil nach oben, wenn Du Spaß an der Bildbearbeitung hast.


    Zu M16: Das Omega habe ich noch nie wirklich nachvollziehen können, den Schwan aber sehr deutlich. Und das auch bei niedrigem Stand im dunklen McPom auf dem MTT. Auch auf Deinem Bild sehe ich ihn deutlich, allerdings schwimmt er auf dem Kopf durch die Milchstraße. Wenn man das Bild gedanklich um 180º rotiert, sieht man ihn deutlicher.


    Bis dann:

    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Mensch Kurt, du schlägst ja ganz neue Kapitel auf!

    Du glaubst ja gar nicht, wie sehr ich deine Beiträge im Optik- und Selbstbauforum vermisse.

    Um so mehr freut es mich, von solchen Aktivitäten von dir lesen zu dürfen.


    Du machst Videos im Deep Sky Bereich? Das kannte ich noch nicht. Ich mache Einzelbilder in Sharpcap und stacke mit DSS, aber da hat wohl jeder eigene Präferenzen.


    Deinem Adler habe ich mit RawTherapee einen automatischen Weißabgleich verpasst, so wird das H-Alpha richtig rot und der blau violette Bereich verschwindet weitestgehend. Ich hoffe, das ist ok, wenn ich die Modifikation von deinem Bild zeige?:


    In Sachen M17 bin wohl genetisch vorbelastet. Visuell sehe ich bei sehr dunklem transparentem Himmel mit OII Filter das komplette Ω ( wie ein Hufeisen mit Haken, daher wohl auch der alternative Name "Horsehoe Nebula". Ok, der NO- Teil ist viel schwächer, aber wenn er schon Omega heißt, will ich auch das Omega darin sehen, basta! Bei schlechterem Himmel sehe ich nur den hellen SW-Teil, das ist dann das halbe Omega. Darin sieht man je nach Öffnung jede Menge Strukturen. Ignoranten machen aus dem hellen Teil einen Haken- Nebel (Checkmark- Nebula), pfff.


    p.s. Je besser die Rohbilder mit Darks und Flats kalibriert sind, um so besser kann man den Hintergrund neutralisieren und um mehr kann man das Bild strecken für mehr Details. Je länger die Gesamtbelichtungszeit um so weniger rauschen, um so mehr kann man weiter strecken. Ich nutze zur Zeit auch die ASI 294 im Winter bei -20°C jetzt im Sommer bei -10°C. Dadurch rauscht sie viel weniger als die ungekühlten Alltagskameras. Sie hat aber Verstärkerglühen. Durch die Darks verschwinden Hotpixel und Verstärkerglühen, das Bild wird sauberer.

  • Glückwunsch, Kurt, zu den schönen Aufnahmen.


    Doch nun zu Jochen: Ja, auch am letzten Smastag waren etliche Kinder unter den Besuchern auf meiner Sternwarte aber die haben den Schwan gegenüber deinem um 180° gedreht erraten, denn wenn man die allerhellsten Regionen anschaut und dabei einen Newton mit Okularauszug nach Osten schwenkt, dann "schwimmt" der Schwan von rechts nach links durchs Gesichtsfeld. Ein Kind hat dann das "Tier" auch als Schwan erkannt.

    Nur wenige können allerdings den benachbarten Adler erkannt (außer mein Enkel). Mit den anderen einigten wir uns eher auf "Gerupften-Truthahn-Nebel".


    CS.


    Hubertus

  • Hallo Freunde,

    herzlichen Dank für eure Glückwünsche und Tipps. Wie es scheint bin ich doch auf dem richtigen Weg zu schönen DS-Fotos :) Jedes neue Foto dieser Art ist für mich ein Aha- Erlebnis, insbesondere wenn diese Objekte schon auf dem Bildschirm farbig erscheinen. Da kann man sich ja auch mal austoben.... Ich bin auch ganz verblüfft wie leistungsfähig meine mittelteure ASI294 diesbezüglich ist.


    Zu M16:

    Da hab ich die Rohdaten noch mal neu bearbeitet. Mein "Adler" sieht jetzt so aus:


    Bild 4


    In der vergangenen Nacht hab ich mir den Sturmvogel nochmals vorgenommen und dabei die Kamera mit bestückt.


    Bild 5



    Der Erfolg im Vergleich zu obigem Bild 3 ist nicht zu übersehen.


    Hier noch die wichtigsten Infos zu dem Foto zusammengefasst.

    Datum: 17.07. 22 00:52

    Belichtung: 15 s

    Anz. Frames: 50

    Gain: 570 (Maximum)

    Kontrast: 3

    Aufnahmesoftware ASICap

    Nachbearbeitung mit Photoline

    Kamera ASI294 mit Filter OPTOLONG L-eNtrance

    Teleskop: Newton 200 f/4 mit Komakorrektor auf EQ6-R Pro


    Während der Aufnahme stand der Mond ca. 7° über den Horizont. Am Standort des Teleskops war das Mondlicht durch ein Gebäude abgeschattet.

    Anzeige SQM: 20,50. Ohne Mondlicht habe ich am meinem Standort ca. SQM = 21.5 gemessen.


    Noch etwas zu meiner Wahrnehmung des Sturmvogels;

    Dieser Sturmvogel trägt eine blendend helle Laterne am Kopf oder im Schnabel. Daher sind die Details im Kopfbereich nicht erkennbar. Aber ich sehe zweifelsfrei seine rechte Flügelspitze in der linken unteren Bildecke sowie seine linke rechts oben. 8) Er fliegt gerade eine elegante Rechtskurve. Der Schwanzbereich ist vermutlich wg. Mond- Störlicht nur andeutungsweise erkennbar.


    Gruß Kurt


    PS.: Sturmvogel und Adlernebel gehen mittlerweile auch bei mir etwas schöner als oben, dank Live Stacking mit ASI Life;


    Bild 6



    Bild 7

  • Hallo Kurt,


    Deine Anordnung und Dein Wissenszuwachs machen sich doch bestens! Zunehmend schöne und realistische Aufnahmen. Wenn das mal keinen Spaß macht!


    Zeitlich praktisch parallel zu Deiner "Fotosession" am 17.7. habe ich in Südfrankreich in den Savoyer Alpen auf 1.950 m Höhe (nach dem Monduntergang) hinter Grenoble mit meinem geliebten betagten WoMo und dem C11 in eine herrliche und beeindruckende Milchstraße gelinst. Und wie nicht anders zu erwarten war - auch der Sturmvogel war an seinem Platz. Tagsüber waren zuvor Bergetappen der Tour de France in einem anderen Objektiv drin.


    Weiterhin viel Spaß -auch Richtung Herbstobjekte- wünscht


    Klaus

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