Hallo Zusammen,
schon wieder hat ein neuer Monat begonnen - wo ist bloss die Zeit geblieben?
Ich mache an dieser Stelle mal mit der Dokumentation meiner Astro-Abenteuer weiter, eventuell habt Ihr euch ja bereits durch
Teil I, Teil II, Teil III, Teil IV, Teil V und Teil VI gequält.
Die Sommernächte waren zwar kurz aber schön und ich habe jede Minute am Teleskop genossen. Hier also meine "gestammelten Werke" aka Tagebuch:
21.06.2022
Heute Nacht war ich mit der Stellina mal wieder im "Ausseneinsatz".
Von meinem "normalen" Beobachtungs-Standort aus gibt es momentan leider keine Chance, den M20 zu beobachten - da sind zu viele Bäume im Weg.
Stellina und ich haben also einen Spaziergang zum nahen Flüsschen, der Kremper Au gemacht und ich habe 30 Minuten "draufgehalten".
Zu mehr hatte ich keine Lust, denn ich habe die ganze Zeit daneben gestanden.
Zum Glück ist unser Kater mit auf den Spaziergang gekommen und hat sich mit mir zusammen den Livestack angesehen.
Der Nebel steht momentan doch ziemlich dicht über dem Horizont - aber immerhin: für nur eine halbe Stunde Belichtung bin ich eigentlich ganz zufrieden.
Aufnahmedaten:
Datum: 21.06.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 187x10 Sekunden = 31 Minuten | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
Während Stellina mit der Aufnahme des M20 beschäftigt war, war der Nordhimmel mit sogenannten NLCs (Noctolucent Clouds), also "leuchtenden Nachtwolken" übersäht.
Dieses Leuchten entsteht, wenn Eiskristalle in ca. 80km Höhe durch die knapp unter dem Horizont stehende Sonne angestrahlt werden (siehe wikipedia: Leuchtende Nachtwolke).
Als Stellina und ich dann gegen 1Uhr vom Ausseneinsatz zurückgekehrt sind, habe ich nochmal den APO angeschmissen.
Ich wollte eigentlich nur mal testen, ob der M16 schon im Sichtslot zwischen Nachbars Bäumen und unserem Hausdach zu sehen ist.
Immerhin 20 Minuten Licht konnte ich einfangen, langsam rückt also der Tag näher, an dem ich endlich die Pillars mit dem C11 aufnehmen kann.
(M)ein Traum hierbei wäre Schmalband/Hubble-Palette - das gibt eine Sammelei wenn ich pro Nacht nur 20 Minuten hinbekomme...
Jedenfalls - für 20 Minuten bin ich mehr als zufrieden - ich war erstaunt, was dabei herausgekommen ist, zumal der Himmel durch die vielen NLCs ganz schön aufgehellt war:
Aufnahmedaten:
Datum: 21.06.2022
Teleskop: Omegon Pro APO AP 72/400 Quintuplet | Kamera ZWO ASI294MC Pro |Temp: -10°C | Belichtung: 62x20s = 20,7 Minuten RGB ohne Filter | 50 Darks, 60 Flats und Darkflats, 30 BIAS
Den Rest der Nacht habe ich den APO dann auf einen Dunkelnebel geschwenkt - den LDN1251. Dieser verträgt aber noch viel mehr Licht, da werde ich in den kommenden Nächten weiter sammeln müssen.
22.06.2022
Heute Nacht habe ich mit dem APO weiter am Dunkelnebel LDN1251 belichtet - da braucht es aber noch etwas mehr Gesamtintegrationszeit für ein einigermassen ansprechendes Bild.
Stellina habe ich auf den offenen Sternhaufen M29 angesetzt - ein weiteres Objekt, das meiner Messier-Sammlung bisher fehlte. Hier sind 1,7 Stunden Belichtung zusammengekommen:
Aufnahmedaten:
Datum: 22.06.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 619x10 Sekunden = 1,7 Stunden | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
In den frühen Morgenstunden habe ich mal versucht, die seltene Aufreihung der Planeten unseres Sonnensystems abzulichten.
Leider ist mir das nur bedingt gelungen, denn erstens war das Objektiv meiner Canon nicht weitwinklig genug und zweitens war ein Bodennebel aufgekommen,
der die Venus verschluckt hat und drittens war ich einen Tick zu früh dran für den Merkur.
Ich musste also auf das Handy ausweichen - hier immerhin konnte ich Mars, Mond, Jupiter und Saturn zumindest einigermassen "festhalten".
Hier mein etwas kläglicher Versuch von heute, 22.06.2022 um 03:43Uhr:
23.06.2022
Die Wolkenfront war hart an der Grenze zu meinen Beobachtungsstandort, aber ich hatte Glück. Ich konnte die dritte Nacht auf dem LDN1251 belichten.
Aufgenommen habe ich - wie fast immer - kurzbelichtet und ohne Filter und es sind insgesamt 1011x20s = 5,62 Stunden an brauchbaren frames zusammengekommen:
Aufnahmedaten:
Datum: 21.06., 22.06. und 23.06.2022
Teleskop: Omegon Pro APO AP 72/400 Quintuplet | Kamera ZWO ASI294MC Pro |Temp: -10°C | Belichtung: 1011x20s=5,62 Stunden RGB ohne Filter | 50 Darks, 60 Flats und Darkflats, 30 BIAS
Und wieder wurde die Aufnahmesession von farbenfrohen leuchtenden Nachtwolken begleitet:
24.06.2022
Die Nacht war wieder einmal komplett klar. Ich fange ich mal mit der Beschreibung der nächtlichen Ausbeute von Stellina an.
Zuerst habe ich Stellina auf den NGC6992 ausgerichtet und konnte 1,7 Stunden Licht von der "Knochenhand" sammeln:
Aufnahmedaten:
Datum: 24.06.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 617x10 Sekunden = 1,7 Stunden | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
Danach war der NGC6781 an der Reihe - ein kleiner Planetarischer Nebel im Sternbild Adler:
Den APO hatte ich gegen das C11 getauscht. Ich wollte meinen kurzen Sichtslot auf den M16 Adler-Nebel ausnutzen.
Mein Projekt "Pillars of Creation" hat begonnen. Leider kann ich nur ca. 20Minuten Licht pro Nacht sammeln, dann kollidiert der Adler mit unserem Hausdach.
Ich werde in den nächsten Tagen versuchen, mehr Belichtung mit verschiedenen Filtern zu sammeln - ein Anfang ist jedenfalls gemacht.
Hier ein Preview - so sieht der M16 nach bescheidenen 18 Minuten Belichtung mit dem C11 aus:
Und das wären dann die ikonischen "Säulen der Schöpfung" so wie das Hubble-Teleskop sie fotografiert hat:
Das ist natürlich qualitativ noch nichts, ich hoffe auf weiterhin klaren Himmel...
25.06.2022
Es gab heute Gewitter und heftigen Starkregen, aber als der Adlernebel in meinem Sichtslot auftauchte, war der Himmel klar.
Die 20 Minuten "Sichtfenster" habe ich genutzt, um weiteres Licht für die "Pillars of Creation" zu sammeln. In der kurzen Zeit war das ziemlich stressig.
Mal wollte der Fokus korrigiert werden, mal lief das Guiding nicht. Und irgendein Depp hat scheinbar die Kamera im OAZ nicht richtig festgeschraubt - ich konnte das Bild während der Session auf dem Monitor kippen sehen.
Damit sind die Flatframes zumindest für diese zweite Nacht auch Makulatur...
Naja, für den crop der Pillars hat es trotz der Kamera-Verdrehung gereicht:
Aufnahmedaten:
Datum: 24.06. und 25.06.2022
Teleskop: Celestron C11| Kamera ZWO ASI294MC Pro |Temp: -10°C | Belichtung: 135x20s=45 Minuten RGB ohne Filter | 50 Darks, 60 Flats und Darkflats, 30 BIAS
Kaum waren meine 20 Minuten um, zog ein dichter Nebel auf - ich habe dann auch schnell wieder abgebaut.
29.06.2022
Wieder gab es eine klare - wenn auch immer noch kurze - Nacht und mein Plan war, weiteres Licht für die "Pillars of Creation" im M16 zu sammeln. Immerhin sind weitere 25 Minuten RGB zu meinem Stack dazugekommen.
Stellina hat den "Sturmvogel" NGC6960 aufgenommen:
Aufnahmedaten:
Datum: 28./29.06.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 535x10 Sekunden = 89 Minuten | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
Das C11 hatte leider nur bis ca. 1:20Uhr freie Sicht auf den M16, dann schiebt sich unser Hausdach in den Weg.
Ich wollte den Rest der immer noch kurzen Nacht nicht ungenutzt lassen und habe einfach mal auf den NGC6823 im NGC6820 Emissionsnebel geschwenkt.
Bis zur Dämmerung konnte ich immerhin 202x20s = 67 Minuten Licht sammeln:
Aufnahmedaten:
Datum: 29.06.2022
Teleskop: Celestron C11| Kamera ZWO ASI294MC Pro |Temp: -10°C | Belichtung: 202x20s=67 Minuten RGB ohne Filter | 50 Darks, 60 Flats und Darkflats
30.06.2022
Scheinbar bahnt sich eine neue Schönwetter-Katastrophe an! Die erneut wolkenfreie Nacht habe ich für die ersten Schmalband-Aufnahmen für mein "Pillars of Creation"-Projekt genutzt.
Die 60s Einzelbelichtung mit dem 12nm Hα-Filter sieht schon in der Voransicht äußerst vielversprechend aus...
...und das Endergebnis aus 31x60s = 31 Minuten Belichtung kann sich auch bereits sehen lassen:
Während das C11 Licht sammelt, habe ich die Zeit genutzt und habe das RGB-Material des Adler-Nebels aus 3 Nächten bearbeitet.
Leider ist - wie bereits erwähnt - bei Session 2 die Kamera verkippt, ich musste also den Stack ein wenig "beschneiden":
Aufnahmedaten:
Datum: 24.06., 25.06. und 29.06.2022
Teleskop: Celestron C11| Kamera ZWO ASI294MC Pro |Temp: -10°C | Belichtung: 215x20s=71 Minuten RGB ohne Filter | 50 Darks, 60 Flats und Darkflats, 30 BIAS
Stellina hat die Nacht am Sichel-Nebel NGC6888 verbracht und konnte 555x10s = 1,54Stunden Belichtung sammeln:
Aufnahmedaten:
Datum: 29./30.06.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 555x10 Sekunden = 1,54 Stunden | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
Während der Nacht waren wieder einige NLCs am Himmel zu sehen, diesmal allerdings deutlich schwächer ausgeprägt als die letzten Male.
01.07.2022
Die Wetterapp hat mich gestern Nacht eine Auf- und Abbau-Übung durchführen lassen. Eigentlich sollte es bis 5Uhr Morgens klar sein.
Dann hat die App Ihre Meinung spontan geändert und ab 0Uhr kamen die Wolken. Gegen 1:30Uhr schoben sich dann die dunklen Walzen durch den Himmel - gefolgt von einer schönen Lightshow bis in den Morgen.
Hier dazu das Video meiner Allsky-Kamera
Leider ist aufgrund der fast durchgehend starken Bewölkung die fotografische Ausbeute an Blitzen relativ gering - hier zumindest zwei Exemplare:
02.07.2022
Eine weitere Chance um mein Projekt "Pillars of Creation voranzubringen. Heute konnte ich die Sichtlücke auf den M16 für Aufnahmen mit dem 12nm OIII-Filter nutzen.
Das Signal sieht nach 37x60s ganz ok aus:
Ich habe mich dann heute früh gleich an die Auswertung gemacht. Ich habe noch keine SII-Daten gesammelt, aber ich habe den SII-Kanal synthetisiert.
In der Kombi sieht es dann so aus:
Aufnahmedaten:
Datum: 24.06., 25.06.29.06., 30.06. und 01.07.2022
Teleskop: Celestron C11| Kamera ZWO ASI294MC Pro |Temp: -10°C | Belichtung: 215x20s RGB ohne Filter, 31x60s Hα (12nm) und 37x60s OIII (12nm) = 2,33 Stunden | 50 Darks, 60 Flats und Darkflats, 30 BIAS
Ich bin jetzt nicht so der SHO-Profi, andere können das bestimmt besser. Ich fand das für die kurze Gesamtbelichtung schon ganz ok.
Mein eigentliches Ziel waren aber ja die "Säulen der Schöpfung". Ich glaube beim Vergleich zum berühmten Hubble-Bild muss man ehrlicherweise auch die geringfügige Preisdifferenz zwischen beiden Geräten berücksichtigen.
Aufnahmedaten:
Datum: 24.06., 25.06.29.06., 30.06. und 01.07.2022
Teleskop: Celestron C11| Kamera ZWO ASI294MC Pro |Temp: -10°C | Belichtung: 215x20s RGB ohne Filter, 31x60s Hα (12nm) und 37x60s OIII (12nm) = 2,33 Stunden | 50 Darks, 60 Flats und Darkflats, 30 BIAS
Hier nochmal zum (hinkenden) Vergleich beide Bilder nebeneinander. Falls die Frage auftauchen sollte: das linke ist von mir!
(Quelle/Credits rechtes Bild: NASA, ESA, and the Hubble Heritage Team (STScI/AURA) - Gemeinfrei)
Genug gespielt - auch Stellina war fleissig und hat den IC4756 Tweedledee-Cluster im Sternbild Serpens abgelichtet:
Aufnahmedaten:
Datum: 02.07.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 334x10 Sekunden = 56 Minuten | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
Und zu guter Letzt hat sich dann noch eine wirklich einsame Regenwolke am klaren Himmel über mir verirrt und einen kräftigen Starkregen-Guss über meinem Equipment ausgeschüttet.
Zum Glück habe ich geistesgegenwärtig eine Gewebeplane über mein Zeugs geworfen, es hat alles überlebt!
Ja - und damit endet meine kleine Doku für den Moment - Teil VIII kommt bestimmt!
Ich wünsche allen eine gehörige Portion CS und viel Spaß und Erfolg bei Euren Projekten!
Viele Grüße, Jochen