Hi zusammen,
in meinem letzten Beobachtungsbericht "Zeichnungen im Schwan, Westen ist jetzt links" habe ich ja von der so ziemlich erstmaligen Nutzung des Zenitspiegels berichtet.
Am Borg hatte ich von Anfang an ein Amiciprisma, erst das 2" von William Optics und dann wurde mir das Baader T2 (das kleine) überlassen.
Nun schaue ich ja oft Doppelsterne an und habe da festgestellt, dass bei 2" spätestens Schluss ist. Das lässt sich an Epsilon Lyrae festmachen, wo das eine Doppel mit 2,3" bei normalen Bedingungen immer geht, das zweite Doppel mit 2,0" fast immer. Bei so richtig unterschiedlich hellen Komponenten sind 2" eher nicht zu meistern.
Oft habe ich deshalb gehört: "Ja, kein Wunder mit Amici. Warum benutzt du keinen Zenitspiegel?" "Weil ich es erstmal gut gebrauchen kann, dass alles genau so aussieht wie im Atlas, dann finde ich die Objekte besser. Irgendwann steige ich um."
Nun sollte es soweit sein, ich war wegen etwas Anderem beim Händler und habe dann natürlich durch die Vitrinen gestöbert, und der nicht vorrätige T2-Zenitspiegel von Baader lag ... vor meiner Nase. Das Hirn schaltete aus und murmelte: "Mitnehmen."
Gestern habe ich einen besonderen Testabend gemacht, nachdem ich bei den ersten beiden "normalen" Beobachtungsabenden irgendwie gar keinen so genialen Eindruck wie erwartet hatte.
Testabend heißt: Ein halbes Dutzend Doppelsterne (2,3" und weniger), 2 Kugelsternhaufen und 1 Nebel (Kleiner Hanteln.), von aufgehenden Oststernbildern (Sagitta/Schwan) über "hoch oben" (Lyra) bis "fast Zenit" (Hercules), abwechselnd mit Amici und Zenitspiegel. Ja, das war eine Hin- und Herschrauberei, aber ich wollte es wissen.
Die Ergebnisse:
- Doppelsterne, alle bei 156x: mit ZS lassen sie sich noch schärfer stellen als mit dem Amici, da bleibt es minimal schwammiger; DS, die das Amici nicht trennen kann, schafft der ZS auch nicht (und das habe ich definitiv erwartet); alles unter 2,0" Abstand ging gestern weder mit ZS noch mit Amici.
- Kugelsternhaufen: eine etwas klarere Abbildung im ZS als im Amici, also gefühlt ein eindeutigeres Bild beim Blick ins Okular
- Hantelnebel: mit UHC und ohne jeweils das gleiche Ergebnis am Nebel selbst; die Feldsterne sind im Zenitspiegel wieder etwas eindeutiger, dünner punktförmig und etwas klarer.
So, das war jetzt ein einzelner Test an einem beliebigen Abend in der Neumondphase bei normal guten Bedingungen, wie sie in meinem Garten üblich sind. Und die Ergebnisse stellen rein subjektiv meine Wahrnehmung dar.
Mein Fazit ist nach einer darüber geschlafenen Nacht, dass ich am seitenrichtigen Bild einfach mehr Freude und viel mehr Spaß habe und bisher mit der Abbildungsqualität auch immer zufrieden war. Das fehlende Quäntchen bei Doppelsternen kann der ZS nur zur Hälfte liefern (Sterne lassen sich zwar schärfer stellen, aber engere DS zu trennen, scheint nicht "garantiert" zu sein).
Deshalb bleibe ich nun doch beim Amiciprisma und behalte vielleicht im Hinterkopf, irgendwann ein noch höherwertiges auszuprobieren.
Jedenfalls: Westen ist ab jetzt wieder rechts
Gute Nacht
Sarah