Die Nacht vorm längsten Tag

  • Seit jeher üben die Sonnenwenden eine beinahe mystische Anziehung auf mich aus. Insbesondere mit der Sommersonnenwende, die uns heute bevorsteht, verbinde ich immer ein irgendwie recht schönes Gefühl. Ich schätze, dass kommt aus meiner KIndheit, da es oft den Zeitpunkt markierte, ab dem die unbeschwerte Sommer(ferien)zeit begann. Vielleicht liegts auch am norddeutschen Wesen, denn ich lebe auf 53°41' nördlicher Breite, mein bisher südlichster Wohnort. Also habe ich es mir auch heute nicht nehmen lassen und einige Zeit draußen verbracht.


    Ich habe wieder sehr viel Glück, denn es hat den ganzen Tag zum Teil schwer geregnet und nun sind alle Wolken weg. Dementsprechend ist die Athmosphäre sehr sauber und die Durchsicht ist phantastisch. Zum Beobachten nutze ich nur meine Augen und werde dafür mit einem Gesichtsfeld von knapp 180° x 130° belohnt. Deep Sky ist damit leider nicht drin, macht aber nix, is' eh zu hell 8o


    Mein erster Blick gebührt Ursa major, der eindrucksvoll hoch im Nordwesten steht und trotz des noch himmelblau wirkenden Hintergrunds sehr gut zu sehen ist. Angelangt am Grundstücksende drehe ich mich um und schaue nach Süden. Sofort springt mir Antares ins Auge, der wunderbar in Orangetönen tief im Süden funkelt. Der gesamte nördliche Teil des Skorpions zeigt sich in einer brillianz, die an meinem Wohnort nicht oft zu genießen ist. Ich schaue weiter Richtung Osten und finde Altair mit seinen beiden Begleitern, dann die Vega. Auch Altair und Vega sehen heute irgendwie besonders schön aus. Die Hauptsterne des Schwans sind vollständig sichtbar, der Herkules lässt sich nur teilweise sehen. Ich schwenke weiter Richtung Norden und mir fallen in dieser Reihenfolge fast genau im Norden und fast am Horizont Capella danach Polaris sowie Kochab auf. Im Nordosten wird langsam eine Gruppe leuchtender Nachtwolken sichtbar. Im Westen betrachte ich dann noch Spica und Arktur. Auch diese beiden Sterne bestechen heute mit einer besonderen brillianz. Ich verweile noch etwas und außer dem Wind sind nur die Rufe mindestens zweier Jungtiere eines Waldohreulenpärchens zu hören. Ich freue mich schon auf die ersten Flug- und Jagdversuche demnächst.


    Ich habe mich lange nicht mehr so entspannt gefühlt. Mit den Gedanken im Universum kann man den ganzen Mist der einen umgibt wenigsten mal hinter sich lassen.


    Auf dem Rückweg ins Haus werde ich dann noch mit einem tollen Boliden belohnt. Seinen Ursprung hatte er ungefähr im Sternbild Waage und verlief in einem sehr flachen Winkel Richtung Jungfrau. Er war einige Sekunden sichtbar, gefühlt nicht sonderlich schnell und hatte ein sehr helle weiße Farbe, die mich an brennendes Magnesium erinnerte. Zeitlich war es zwischen 23:25Uhr und 23:35Uhr.


    Euch lasse ich dann noch ein schönes Stimmungsbild da, aufgenommen am 21.06.2022 gegen 0:30Uhr (leider nur mit dem Smartphone, sorry)




    CS Marco

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