Rückblick Venustransit vor 10 Jahren am 06.06.2012

  • Hallo zusammen!


    Jörg (astrometer) hatte ja schon mit seiner Videosequenz einen tollen Rückblick auf den Venustransit von vor genau 10 Jahren gegeben. Ich präsentiere hier mal meine damaligen Aufnahmen in der Hoffnung, dass ihr hier auch noch etwas beisteuern könnt bzw. wollt, seien es Bilder, Beobachtungsberichte oder auch Anekdoten im Zusammenhang mit diesem seltenen Ereignis.


    Wir hatten uns vereinsintern am frühen Morgen des 6. Juni nahe unserer Sternwarte in Jeßnigk positioniert, um die Venus vor der Sonne zu beobachten. Hier meine Aufnahme nach Sonnenaufgang kurz vor 5 Uhr MESZ:


    7D, 10 Zoll SCT mit f6.3 Reducer, ISO100, 1/8000 sec


    Eine weitere Aufnahme entstand mit der 450D und einem 500 mm f6.3 Walimex Spiegeltele, wo die Jeßnigker Dorfkirche mit im Bild zu sehen ist:


    ISO100 bei 1/4000 sec


    Mit der aufsteigenden Sonne näherte sich die Venus auch schon dem Sonnenrand. Hier ein Bild von 5:51 Uhr, wo man die damals zu sehenden Sonnenflecken erkennen kann:


    7D am 10 Zoll SCT mit f6.3 Reducer, ISO500, 1/1000 sec


    Und abschließend noch die Venus am Sonnenrand kurz nach dem 3. Kontakt um 6:40 Uhr MESZ:


    7D, 10 Zoll SCT f10, 2500mm, ISO400, 1/640 sec


    Die beiden letzten Bilder entstanden mit einem Selbstbaufilter (Baader Sonnenfilterfolie ND5).


    Für mich war es der erste (und wahrscheinlich letzte :D) beobachtete Transit, beim Durchgang 2004 war mein Interesse für Astronomie noch nicht wirklich geweckt gewesen. Umso mehr hatte ich mich über diese gelungene Beobachtung gefreut.


    Und nun seid ihr an der Reihe ;)



    Schöne Grüße!


    Stefan

  • Stefan,


    die Bilder lassen sich nicht öffnen .... vielleicht liegt es auch an mir, aber mehr als anklicken geht ja eigentlich nicht ...


    Manfred

  • Stefan,



    ja, jetzt sind sie da, und wie ... super schöne Fotos vom zweiten Jahrhundertereignis dieser Art. Klasse, dass Du diese Bedingungen bei der Beobachtung hattest.


    Hier im Teufelsmoor sah es dochj etwas anders aus, und Dein erstes Foto hat da eine große Ähnlichkeit. Bei Jörg hatte ich ja schon zwei Fotos eingestellt, und hier möchte ich gerne Deiner Einladung folgen:


    Eine viertel Stunde nach Sonnenaufgang, um 05:23 Uhr MESZ, sah der Himmel in nordöstlicher Richtung nicht sehr vielversprechend aus, und es war auch recht früh eine grundsätzliche Entscheidung - mit oder ohne Sonnenfilter vor dem Objektiv?


    Rechts auf der Montierung sitzt der TS 115/800mm Photoline Refraktor, schon mit dem Sonnenfilter vor dem Objektiv, aber ohne Kamera, denn die macht gerade das Foto; links auf der Gegengewichtsstange mein erster 60/910mm Apollo Refraktor für die visuelle Beobachtung:








    Das nächste Foto zeigt mehr recht schlecht als recht die Sonnenfleckenverteilung während des Transits; dadurch kann man die Venusposition gut mit anderen Fotos vergleichen. 1/125s bei ISO 200 um 06:50 Uhr - wenn die Uhr in der Kamera richtig eingestellt war:








    Und abschließend, nach einiger Bearbeitung, war dann der Planet doch noch um 06:50 Uhr zu erkennen, 5 Minuten vor dem 4. Kontakt:









    Das war das Ende meines zweiten Venustransits, und mehr wäre auch rein theoretisch zu meinen Lebzeiten nicht gegangen. Stille Freude, auch noch nach Jahren ....



    Beste Grüße

    Manfred

  • Hallo Stefan und Alle,


    dieser Venustransit war meine Erste astronomische "Beobachtung" überhaubt. Mit der Schweiserhaube meines Vaters bin ich auf den Dorfhügel gegangen und hab erstmal geschaut welcher dieser vielen schwarzen Punkte (Schweisperlen) jetzt die Venus ist. Hab sie aber schnell gefunden und mich riesig gefeut.
    Das ich die Einzige war, die sich das angeschaut hat, hat mir auch gezeigt das sich anscheinend Niemand sonst dafür interesiert. Zumindest nicht in 10km Umkreis.

    Eigentlich schade das es so wenige interesiert hat. Aber bald findet ja der Merkurdurchgang stad, da hab ich dann auch bessere Ausrüstung parat.


    Viele Grüße und CS,

    Bianka

    Teleskope: Newton 130/f5 , VMC 260/f11,5 / Newton 200/f4 , Kameras: ZWO ASI 183MM/183MC aber meistens visuell.

    Montierungen: EQ6-R,Celestron CGX,


  • Hallo Stefan und alle,


    ja das war damals eine spannende Sache. Bei mir zogen auch ständig Wolken durch. Ein schönes Erlebnis war es trotzdem.

    venustransit2012k.jpg

    VG Frank

    _____________________________________________________________________________

    Ein Blick in die Tiefen des Weltalls, ist immer ein Blick in die Vergangenheit.

    meine Website

  • Hallo zusammen,


    einiges hatte ich ja schon in dem Thread zum Tranit-Video über unsere Australienreise berichtet. Die Generalprobe für die Technik war zwei Tage vor dem Venustransit in der Nacht vom 4. zum 5. Juni bei der partiellen Mondfinsternis. Eine unvergessliche Beobachtung auf einer Lichtung mitten im australischen Busch mit Besuch von einem Dingo und jeder Menge Mücken:




    Anderthalb Tage später wurde es dann ernst. Der Venustransit begann in Katherine eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang in knapp 10° Höhe und endete am frühen Nachmittag in 45° Höhe. Hier noch ein paar bisher nicht gezeigte Bilder:







    Mit dem Auswerten und Bearbeiten der rund 7000 Astro- und knapp 1000 „normalen“ Aufnahmen, die während dieser Reise entstanden sind, bin ich immer noch nicht fertig.


    CS, Jörg

  • Jörg,


    es ist so eindrucksvoll, was Du hier präsentierst - da hat sich jede Minute der Bearbeitung gelohnt.

    Herzlichen Dank, dass Du und daran teilhaben lässt.


    Manfred

  • Hallo Manfred, hallo Frank,


    ein herzliches Dankeschön für Eure netten Kommentare.


    Demnächst soll der 2004er Venustransit als Video entstehen. Die Bilder, die ich davon habe, sind seeingbedingt schärfer als alles was 2012 in Australien möglich war. Aber ich hatte damals noch keine DSLR, sondern nur eine per afokaler Projektion angeschlossene kleine Digiknipse. Außerdem habe ich den Ein- und Austritt ausschließlich visuell beobachtet. Den Lomonossov-Ring konnte ich zwar nicht erkennen, aber vielleicht hätte ich ihn fotografisch erwischt. Ja, hinterher ist man immer schlauer. Dummerweise besonders bei Sachen, die es derart selten zu sehen gibt.


    Für das Video von 2004 muss ich nun sehr viel morphen. Damit habe ich mittlerweile Übung. Aber es ist natürlich befriedigender, wenn man wie im Fall von 2012 auf über 95% echte Aufnahmen zurückgreifen kann.


    CS, Jörg

  • Na , nach Jörgs tollen Beschreibungen und Bildern muß vieles wie Abfall wirken.

    Und so ist es auch bei mir. Trotzdem lasse ich hier auch meinen Venus-Transit -Abfall.

    Auch für mich war der Transit von 2012 der zweite und irgendwie eindrucksvollere, weil es spannend war, ob die Sonne durch die horizontnahen Wolken hindurch kommt.

    Sie kam für kurze Zeit, blieb dann aber fast vollständig in dichten Wolkenschwaden verborgen. Kurz vor Ende des Transits wurden die Wolken ein klein wenig transparent und es gelang mir noch ein letztes Venus-Transit-Bild. Und wahrscheinlichst ist es wirklich ein letztes Bild für mich.


    Zuerst aber ein eher langweiliges Bild von 2004, wo ich noch auf Filmmaterial aufnahm und das bei klarem Blauhimmel und zu ziviler Beobachtungszeit:



    Aufnahme mit Unitron-Refraktor 75/1200mm und SLR-Kamera.



    Und hier zwei Bilder von 2012. Hier digital aufgenommen mit 4/300mm EF-L plus 1,4x Konverter:




    Spannend war das allemal und gar kein Vergleich zu den Merkur-Durchgängen. Wobei von dem Durchgang 2016 ein schöner Film entstand, weil ich jede Minute ein Foto machen konnte und so gutes Ausgangsmaterial hatte.


    Grüße

    Dietrich

  • Hallo Dietrich,


    in zwei Punkten muss ich Dir deutlich widersprechen ( wie könnte man jetzt ein Augenzwinkern darstellen? ) :


    Natürlich sind Jörgs fotografische Beiträge kaum zu toppen, und dafür musste er aber erheblichen Aufwand betreiben, wozu nicht jeder in der Lage war, allein aus beruflichen Gründen damals. Deshalb finde ich den Ausdruck "Venus-Transit-Abfall" auch recht unpassend, weil er das abwertet, was den einzelnen, auch mir und Dir, möglich war. Vom Transit überhaupt eigene Fotos machen zu können - das hatte mich ungemein gefreut.


    Das leitet über zum zweiten Punkt: " .. ein eher langweiliges Bild von 2004 ...". Mag sein, dass es für manche erst dann interessant ist, wenn gleichzeitig die ISS mit drauf ist beim Durchflug zwischen zwei Sonnenflecken. Für mich ist es DAS Foto vom Transit überhaupt, und meines sieht ganz ähnlich aus, aufgenommen mit einem 102/1000mm Refraktor in Okularprojektion (40mm) auf KB-Film, 400ASA, 1/500s:








    Gerade weil nichts "Aufregendes" im Foto von diesen beiden kreisrunden Formen ablenkt, empfinde ich es als schlichte, schnörkellose Schönheit. Venus ist fast genauso groß wie die Erde, und wäre unser Heimatplanet an ihrer Stelle, so würde es von den Größenverhältnissen her fast genauso aussehen. Und was ist das für ein kleines Kügelchen im Vergleich zur Sonne, auf dem wir durchs Weltall teiben - hier kann man es direkt sehen und hoffentlich auch begreifen. Das Foto hängt bei uns im Format 40 x 60cm im Treppenhaus, zig mal gehe ich am Tag drunter durch, und mindestens einmal am Tag freue ich mich darüber, dass ich dieses Ereignis selbst sehen und ablichten konnte, zusammen mit den eben geäußerten Gedanken.


    Lieber Dietrich, vielleicht kannst Du Dich jetzt ja doch ein wenig mehr über Dein eigenes Ergebnis freuen, so wie ich es auch über meines und die anderen hier gezeigten tun kann.


    Und weil genau heute der 18. Jahrestag unseres ersten Venus-Transits ist, hänge ich zur Feier dieses Ereignisses gleich noch zwei weitere Fotos davon in Originalgröße dran, die ich vor Jahren schon einmal eingescannt hatte:















    Beste Grüße

    Manfred


    Korrektur der Belichtungsdaten vom ersten Foto

  • Hallo Dietrich, hallo Manfred,


    ich gebe Manfred in allen Punkten recht: Egal, wie die Bilder durch die konkrete Beobachtungssituation, durch die vorhandene Technik und den persönlichen Erfahrungsstand zur damaligen Zeit ausgefallen sind, es sind für jeden von uns unwiederbringliche Unikate. Sie rufen Erinnerungen wach, die ohne sie vielleicht in Vergessenheit geraten würden. So aber lässt sich die Situation noch einmal erleben. Und selbst wenn wir das Pech haben sollten, irgendwann vom Alzheimer befallen zu werden, können diese Bilder dann vielleicht für einen Moment eine Ahnung des Erlebten wieder aufblitzen lassen.


    Klar, auch ich blicke manchmal neidvoll auf die Ergebnisse von anderen. Aber ich freue mich auch mit ihnen und überlege, was ich bei mir noch verbessern kann. Manches scheitert an der Technik. Bei mir ist nun mal bei 180mm Schluss. Ralf (03sec) der mit 400mm arbeitet, schafft Dinge, die ich beim besten Willen nicht hinbekomme. Aber seine Ergebnisse spornen mich an, mein Equipment noch besser auszureizen.


    Die Venus durch Horizontdunst und Cirren gesehen und fotografiert zu haben, ist im Wissen um die Seltenheit des Ereignisses kein Abfall. Und eure chemischen Bilder von 2004 sind doch wirklich Klasse. Und ganz abgesehen davon sind wir wirklich privilegiert: Wir haben zwei Venustransits gesehen. Alle, die nach 2012 zu unserem Hobby gefunden haben, erleben keinen einzigen. Meinen drei Enkeln (geb. 2011 und 2013) kann ich nur davon erzählen und ihnen das Video zeigen.


    CS, Jörg

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für die tollen Berichte und Aufnahmen (natürlich auch die aus 2004 sowie die partielle Mondfinsternis).

    Und da muss ich meinen Vorrednern zustimmen, Dietrich: hier ist nichts Abfall. Jörg spielt mit seiner Aufarbeitung des Transits natürlich in einer anderen Liga

    (Super, Jörg, das kann ich mir immer wieder anschauen!). Aber alle haben zu ihren Bildern eine eigene Erinnerung an dieses Ereignis, welche immer präsent sein wird,

    sobald sie diese Fotos anschauen. Das hat nichts mit "Abfall" zu tun.


    Für mich wird dieser Transit aufgrund seiner Seltenheit immer im Gedächtnis bleiben. Sei es das Beobachtercamp, welches wir nahe unserer Sternwarte aufgebaut hatten, nachdem ich Tage zuvor mehrere hundert km durch die Lausitz gefahren bin, um mögliche gute Beobachtungsstandorte aufzuspüren. Oder die Anwesenheit meines Vaters, der sich das Schauspiel ebenfalls nicht entgehen lassen wollte und per Handy früh um halb 5 die Feldwege entlang gelotst werden musste, um uns zu finden. Die Aufregung bei Vereinsfreund Dirk, der sein Equipment noch hastig umbaute, weil der einzige höhere Baum am Horizont seine Sicht auf den Sonnenaufgang versperrte (siehe mein 2. Bild, der Baum neben der Kirche). Oder aber unser damaliger Vereinschef Ralf, der sich permanent über das grottenschlechte Seeing beschwerte > es ist noch so, als ob es gestern gewesen wäre.


    Nochmals Dankeschön an alle, die sich hier mit Wort und Bild beteiligt haben (und vielleicht noch beteiligen werden ;)).



    Schöne Grüße!


    Stefan

  • Ubf, da hab' ich ja wieder voll in's Becken gegriffen, mit dem Ausdruck. Natürlich meine ich nur meine eigenen Erzeugnisse, die ich immer mehr als technisch, mühsam, ja verbissen fallweise, oder auch zufälligen Abfall empfinde.

    Ich habe rund sechzig Jahre Fotografie hinter mir. Mein Weg pflastern Schweineköpfe (zur Gelatinegewinnung) und tote Fische (von der teilweisen unsachgemäßen Entsorgung von Fotochemie). Und schließlich habe ich die allermeisten meiner Fotoarbeiten im Sondermüll entsorgt (rund 100000 Diapositive). Natürlich nicht ohne die wichtigsten in elektronische Form überführt zu haben. Auch habe ich zur Umweltzerstörung beigetragen, indem ich mich öfters per Flugzeug transportieren ließ. Dadurch habe ich zwar die Überzeugung erlangt, daß die Erde eine Kugel ist, weil, wenn man immer in z.B. östliche Richtung fliegt, kommt man mit einigem Geschick wieder dort hin, wo man seine Reise begonnen hatte. (Nur daß man in Neuseeland morgens abfliegt und auf Tahiti am Nachmittag des Vortages landet, und das, ohne daß man durch die Nacht flog sondern immer im Hellen, fand ich schon befremdlich) Aber auch das hätte man einfach glauben können und nicht auch noch selbst nachprüfen müssen.


    Ich entschuldige mich also hier in aller ernsthaften Form für meine unpassende Ausdrucksweise und werde probieren, mich fürderhin angepasster zu äußern.


    Der Venustransit war wirklich eindrucksvoll. Allein die Größe der Venus vor der Sonne! Soweit ich mich erinnern kann, war sie sogar ohne Geräte, nur mit Filter, sichtbar.

    Ganz anders dagegen die Merkurdurchgänge. Die kommen zwar häufiger vor, als die der Venus, sind aber an einem Ort auf der Erde auch nicht viel häufiger zu sehen und ohne optische Sehhilfe nicht zu bemerken. 2016 hatte ich das Glück, einen Merkurdurchgang vor der Sonne bei klarem Himmel verfolgen und für die Erzeugung eines Films fotografieren zu können. Sogar in H-alpha.

    Den Ansatz, an eindrucksvolle astronomische Ereignisse in gewissem Zeitabstand zu erinnern, kann ich nur begrüßen. Mit zwanzigjährigem Abstand teile ich gern meine Erinnerungen an totale und ringförmige Sonnenfinsternisse. Es sei denn, sie werden früher gewünscht. Die nächste wäre 2023 dran, leider war das die einzige, die ich wegen Seenebels nicht sehen konnte.


    Grüße

    Dietrich

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