Von Kugelsternhaufen, Nebeln und Doppelsternen in der nautischen Dämmerung...

  • Hallo zusammen,


    Zwei Wochen Krankheits und Urlaubsvertretung sowie eine ehrenamtliche Verpflichtung beim statistischen Landesamt haben fast meine vollständigen Kapatzitäten gebunden und ich hatte trotz teilweise gutem Wetter keine Muße eines meiner Teleskope aufzubauen.


    Zum Pfingstwochende sollte es dann nun soweit sein. Am Donnerstag davor hatte ich bereits am frühen Abend den 10" Dobson zum Auskühlen herausgestellt. Galaxien waren mein Ziel. In bester Prosecco-Laune musste ich allerdings feststellen, dass es gegen 23:30Uhr noch gefühlt taghell war =O. Erschreckend wie schnell so ein Jahr ins Land zieht, wenn man nicht aufpasst....

    Hier oben auf dem 54ten Breitengrad sind die Nächte im Sommer kurz. Sehr kurz.


    Nun gut, neue Ziele mussten her. Ich hab mich mit einer kurzen Runde von M13; M3; M57 und als Abschluss Ras Algethi zufriedengegeben.


    Der gestrige Freitag sollte dann deutlich besser genutzt werden, vor allem ohne Prosecco :D. Also nach der Arbeit schnell den Dobson und alle anderen Sachen ins Auto packen und bloß nichts vergessen (Die Rotlichtlampe habe ich wie immer doch vergessen...)

    Zu zweit haben wir uns auf den Weg kurz hinter die Grenze von Schleswig Holstein auf die mecklenburger Seite gemacht. Bei unserer Ankunft war es bereits fast Null Uhr und die dunkelsten zwei Stunden waren beinahe angebrochen. Bei sowenig Beobachtungszeit, muss man schon im Akkord beobachten :P , daher gab es auch nur "Standards"


    Erstes Ziel war M57. Der schöne planetarische Nebel in der Leier lässt sich immer schnell und präziese einstellen. Als Erstes Okular habe ich ein 14mm mit 82° EGF gewählt. Somit hatte ich eine Vergrößerung von ca. 86fach und eine AP von knapp 3mm. Beim Blick durchs Okular entfuhr mir ein norddeutscher Jubelschrei (eigentleich war es ein kurzes "Oha" mit Anteilen von Platt...). Ich war überrascht, wie hell der Nebel trotz der Bedingungen war, denn richtig dunkel wird es hier oben zurzeit nicht mehr. Deutlich zu sehen war, dass die Form eben nicht donutähnlich ist, sondern leicht gestreckt und an den Seiten minimal spitz zulaufend. Da die Luft so ruhig und der Nebel so gut sichtbar war überkam mich eine kühne Vorfreude. Vielleicht, aber eigentlich ist die Öffnung doch zu klein.... aber man weiß ja nie.... also habe ich ein 6,7mm (knapp 180fach und AP 1,4mm) Okular aufgeschraubt, angestrengt durchglinst und sie da, der Rest des ehemaligen Sterns blieb erwartungsgmäß unsichtbar :D sorry.


    Da ich schon auf der Ecke war, waren dann noch NGC 6992 & 6995 dran. Beide waren bereits ohne FIlter erahnbar und mit OIII-Filter sichtbar. Allerdings hat mich das nicht wirklich umgehauen. Für wirklich schöne Beobachtung werde ich wohl noch bis zum Neumond im August warten müssen.


    Als nächstes standen mit M13 und M3 zwei weitere Klassiker an. M13 hat gestern wirklich etwas her gemacht. Ein wunderbar aufgelöster Rand- und Mittelbereich. Das Zentrum blieb recht kompakt. M3 zeigte im Randbereich einige aufgelöste Sterne, blieb in Summe aber kompakt.


    Ermutigt von den unerwartet guten Ergebnissen wurde der Dobson Richtung Skorpion geschwenkt. Wenige Grad über dem Horizont wurden dann noch M4 und M80 sicher erkannt. Ein Achtungserfolg. Aber das eigentliche Highlight folgte erst jetzt. Ein kleiner Schwenk Richtung Osten und schon tauchte M8 im Okular auf. Mit dem 30mm Plössel war bereits der Nebel zu erkennen, in den ein offener Sternhaufen eingebettet ist. Wow. Jetzt wurden die ganz großen Kaliber ausgepackt. ein 41er Panoptic kam zum Einsatz. Die deutlich zu große AP von knapp 8,7mm störte nicht weiter, da ich direkt einen OIII-Filter vorgeschraubt habe.


    Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Der Nebel um den gesamten Sternhaufen wurde jetzt sichtbar. Ich habe diese Komposition einige Zeit lang genossen. War auch recht bequem, da der Dobson jetzt so stand, dass man entspannt im Stuhl sitzend beobachten konnte.


    Da jetzt bereits langsam die Dämmerung wieder einsetzte wurden noch folgende Ziele angefahren:


    - Epsilon Lyrae (Vierfachsystem)

    - Gamma Delphi

    - Albiero

    - Ras Algethi


    Die Dämmerung habe ich dann zurückgelehnt im Stuhl verbracht und darauf gewartet, dass sich nach und nach die Planeten zeigen. Als erstes der Saturn, dann der Jupiter, danach der Mars. Auf den Aufgang der Venus habe ich nicht mehr gewartet und habe dein eingepackt und bin Heim gefahren.


    Alles in Allem eine wirklich schöne Beobachtungsnacht mit Klassikern.


    Beste Grüße!

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