Endlich mal wieder unterwegs: feuchte Luft und ein neuer Favorit

  • Hallo,


    von Mittwoch auf Donnerstag (1. auf 2. Juni) habe ich es auch mal wieder richtig nach draussen geschafft. Kurz zusammengefasst: nicht sooo gute Bedingungen, nur wenige Objekte - aber ein sehr eindeutiges Highlight! :)


    Mittwochabend klarte es hier ja deutlich auf und ein Blick auf Prognosen machte Lust auf mehr, auch wenn mir dabei schon klar war, dass es in Bodennähe deutlich feuchter wird als in der Höhe. Die Sachen ins Auto gepackt (wieder mein alter 150/750 Newton Vixen SP und 8x56 Fernglas), noch etwas gewartet und kurz nach Mitternacht war ich an meinem Beobachtungsplatz zwischen Rheinbach und Bad Münstereifel. Die hauchdünne Mondsichel war noch knapp über dem Horizont - sehr hübsch anzusehen!


    Das Teleskop aufgebaut und erstmal den Blick ein wenig über den noch nicht ganz dunklen Himmel schweifen lassen. Da war aber schon klar: es ist sehr(!) feucht; zumindest in Bodennähe Beim nächsten Mal denke ich daran, meine kleine Wetterstation für Temperatur/Feuchte mit einzupacken.


    Als Test wieviel ich aktuell erkennen kann, habe ich mein Teleskop zunächst auf den Löwen und das Leo Triplet ausgerichtet, die im Westen schon deutlich auf dem absteigenden Ast waren. Erwartungsgemäß waren M 61/62 nur sehr fahl zu sehen und NGC 3628 versuchte - fast - erfolgreich, sich zu verstecken. Ich konnte sie nur sehr undeutlich sehen.


    Mit dem Fernglas richtete ich einen Blick gen M 51. Sie war zwar zu erkennen, aber kein Vergleich zu den Beobachtungen Anfang März mit "bling, da bin ich!" Effekt. Den Versuch machte ich später nochmal; sie war zwar deutlicher zu erkennen, aber bei weitem nicht so wie in der dunklen Jahreszeit. War zu erwarten, aber ich wollte es einfach mal probieren und schauen, wie sich Dauerdämmerung hier in unseren Breiten und eher mäßige Durchsicht auswirken!


    Interessanterweise habe ich mit Kugelsternhaufen bisher nur wenig zu tun gehabt, außer mit M 13, M 3 und M 15 im Herbst. Das möchte ich aber nicht dabei belassen (auch nach Christophs sehr ausführlichem Bericht). Wie immer hatte ich mir aber nur wenige neue Objekte ausgesucht. Der Skorpion mit Antares stand über dem Horizont (das Gelände steigt nach Süden hin leicht an), also bot sich M 4 an. Problem erstmal: aus irgendeinem Grund hatte sich der Sucher verstellt. Zunächst jedoch von mir unbemerkt, so dass ich erstmal eine Zeit "rumschlitterte" und mich fragte, warum ich dieses theoretisch total einfach zu findende (und im 8x50 Sucher gut zu sehende) Objekt nicht ins Okular bekomme! Nachdem ich alle Schrauben nochmal nachgezogen und ihn neu eingestellt hatte, klappte es auch wieder.


    M 4 litt allerdings sehr unter der geringen Höhe und schlechten Transparenz über dem Horizont. Ich sah leider nur einen matten großen Lichtball. Schade, vielleicht später nochmal. Aber auch spätere Versuche, als maximale Dunkelheit erreicht war, gaben leider nicht mehr her.


    Als nächstes M 13. Dieser machte mit 94 facher Vergrößerung (8 mm Okular, genau wie alle anderen Kugelsternhaufen) zunächst nur einen granulierten Eindruck, ohne dass ich ihn am Rand in Einzelsterne auflösen konnte. Das änderte sich aber im Laufe der Nacht: ich suchte ihn später noch ein paar Mal auf und mit zunehmender Dunkelheit war ich dann auch wieder in der Lage, ihn im Randbereich ein wenig aufzulösen. Das war dann wieder der Anblick, wie ich ihn noch von früher kannte. Darüber habe mich dann doch sehr gefreut!


    M 3 ließ ich diesmal rechts liegen und besuchte erstmalig M 5 - und fragte mich sofort: "warum nicht früher schon?" Zuerst machte er den Eindruck eines kleinen, unregelmäßig granulierten Wattebäuchens, dann offenbarte sich ein deutlicher dunklerer Streifen, der den Kugelsternhaufen im unteren Drittel durchlief. Im Randbereich blitzten dazu immer wieder einzelne Sterne auf, fast wie ein kleines Feuerwerk um den Sternhaufen herum. Toll! Von 0 auf 100 zu einem meiner Lieblingsobjekte. :love:


    Ich bin zunächst eine ganze Zeit lang bei M 5 geblieben weil ich mich kaum satt sehen konnte und bin dann immer wieder zwischen M 13, M 5 und zunächst noch M 4 hin- und hergependelt, ohne dabei das Gefühl zu haben, unbedingt noch viel mehr Objekte sehen zu müssen. Mich zog es immer wieder zu "meinem" M 5 hin :)


    Zwischendurch sorgten noch zwei helle Bolide mit einer Helligkeit geschätzt zwischen -1 und -2 mag unterhalb des Bootes für Abwechslung.


    Ein zunehmendes Problem war aber die hohe Luftfeuchtigkeit: ich konnte bald kaum noch in die Nähe des Okulars kommen, ohne dass dieses gleich beschlug.


    Langsam kam nun auch die Milchstraße höher; ich fand, sie war trotz der eher schwierigen Durchsicht schön strukturiert mit der Zweiteilung und weiteren Dunkelwolken weiter südlich; nur nicht in einem Streifen über dem Horizont.


    Ich besuchte erstmal noch zwei Klassiker: den Ringnebel, der ebenfalls mit 98fach einen schönen Anblick bot, und danach Epsilon Lyr. Das berühmte Vierfachsystem entpuppte sich aber als harte Nuß: die zweite Komponente konnte ich knapp trennen, die erste sah eher länglich ohne klare Trennung aus. Das hatte ich schon mal deutlicher gesehen mit diesem Teleskop.


    Danach wollte ich mir noch M 39 ansehen und von mich von dort aus an NGC 7243, 7209 und B 168 versuchen, aber dazu kam es nicht mehr: der Sucher war komplett beschlagen. So wie nun langsam alles naß wurde, bis auf mein Fernglas (wo ich immer die Kappen drauf machte). Ich sah mir M 39 dann mit dem Fernglas an und fand ihn sehr deutlich und markant.


    Ein kleiner Spaziergang mit dem Fernglas vom Adler zum aufgehenden Schützen mit den vielen Sternhaufen und Gasnebeln, dann hatte ich auch den Eindruck, dass es wieder heller wurde und wagte einen Blick auf die Uhr: kurz vor 3 Uhr!!! Hätte nicht gedacht, mich an so wenigen Himmelsobjekten so lange aufzuhalten :huh:


    Schnell alles zusammengepackt, vorsichtig nach Hause gefahren (auf der Strecke ist nachts immer viel Wild unterwegs), dort noch schnell Okulare, Sucher etc. zum trocknen auf dem Tisch ausgebreitet: alles war klatschnaß und der Karkoschka hätte auf eigentlich auf eine Wäscheleine gemusst. Ab ins Bett. Um 6 ging mein Wecker schon wieder; glücklicherweise kann ich im Zug zur Arbeit noch eine halbe Stunde schlafen. :sleeping: ;)


    Abschließend noch zur Grenzgröße: Im Bootes hatte ich mir in der letzten Zeit mit Stellarium ein paar Sterne rausgesucht, um die Grenzgröße abzuschätzen. Sigma Boo war mit 4,45 deutlich zu erkennen, ebenso A Boo mit 4,8. In der Spitze der "Eistüte" hatte ich mir ein Dreieck aus Sternen mit 5,45/5,5/5,6 mag rausgesucht. Diese waren zunächst nicht zu erkennen; mit zunehmender Dunkelheit schaffte der eine oder andere von ihnen es aber hin und wieder mal durchzublitzen. Aber nie alle drei gleichzeitig. M 13 konnte ich mit dem blossen Auge nicht erkennen. Dennoch fand ich, dass die Milchstraße bereits eine schön anzusehende "Marmorierung" zeigte.


    Viele Grüße und CS,

    Klaus

    Einmal editiert, zuletzt von Sagittarius70 () aus folgendem Grund: Hatte zu meinem Teleskop versehentlich 150/1500 Newton geschrieben. Richtig ist natürlich 150/750! Die 1500 mm hat mein Mak.

  • Hallo Klaus,


    sehr schöner Bericht, vielen Dank!


    Einige Kommentare aus meiner Erfahrung der letzten sehr klaren Nächte mit meinem 130/780 Refraktor:


    - M5 (mein KSH-Favorit) ist mE interessanter und schöner als M13, weil kompakter, brillianter und schwieriger "aufzulösen" (erst ab ca. 200x, während M13 schon ab ca. 100x gut "aufgelöst" ist).


    - Epsilon1 Lyr ist schwerer als Epsilon2 Lyr, weil etwas enger und mehr Helligkeitsdifferenz (Epsilon1 wird die nächsten Jahre noch enger...). Man braucht gutes seeing, dann bei mir beide ab 111x getrennt.


    - Derzeit einer der schönsten Sternhaufen ist mE M11, weil ein sehr kompakter offener Haufen, der bei viel Vergrößerung eine enorme Brillianz zeigt. Ich konnte hier bis über 200x vergrößern, und es kamen immer mehr Details...mal versuchen...


    CS Chris

  • Hallo Chris,

    danke für deine Hinweise! Interessanter und schöner - den Eindruck hatte ich auch sofort bei M5, auch wenn ich mit dem Newton gerade mit der Vergrößerung noch nicht so hoch gehen kann (hab aktuell noch kein Okular dafür) :)


    Ich werde mich bei meinen nächsten Beobachungsnächten auch mal ein wenig auf die Messier-Kugelsternhaufen im Schlangenträger konzentrieren. Die sind (am Himmel) ja nicht so weit weg.


    M5 (oder andere Kugelsternhaufen) und Epsilon Lyr sind Himmelsobjekte, auf die ich nun bei Gelegenheit auch mal meinen Skywatcher Mak 127/1500 ansetzen werde. :) Nach meinen bisherigen (eher bescheidenen) Erfahrungen an Doppelsternen trennt der besser.


    Viele Grüße und CS,

    Klaus

  • bei Gelegenheit auch mal meinen Skywatcher Mak 127/1500 ansetzen werde. :) Nach meinen bisherigen (eher bescheidenen) Erfahrungen an Doppelsternen trennt der besser.

    Hallo Klaus,


    das denke ich auch.


    Ich habe z. B. die letzten drei Nächte mit meinem Intes Micro Mak 127/1270 beobachtet, weil dieses Gerät bei der derzeit instabilen Wetterlage mit plötzlichem Starkregen und Gewitter sehr schnell abgebaut werden kann (was ich auch notfallmäßig dreimal machen musste :().


    Dieser Mak trennt schwierige Doppelsterne kaum schlechter als mein 130 f/6 Triplet, nur dass der Mak bei hohen Vergrößerungen 1-2 Beugungsringe zeigt, das Triplet aber nicht.


    Hier einige Beispiele mit dem 127/1270 Mak:



    epsilon Boo bei 115x


    gamma Vir bei 85x


    delta Ser bei 85x


    epsilon 1/2 Lyr bei 141x/115x


    lambda Oph bei 318x


    tau Oph bei 363x


    zeta Boo bei 115x


    my Lib bei 318x


    delta Cyg bei 181x



    Das seeing war aber sehr gut.


    CS Chris


  • Hallo Chris,

    Dieser Mak trennt schwierige Doppelsterne kaum schlechter als mein 130 f/6 Triplet, nur dass der Mak bei hohen Vergrößerungen 1-2 Beugungsringe zeigt, das Triplet aber nicht.


    Hier einige Beispiele mit dem 127/1270 Mak:



    epsilon Boo bei 115x

    ich hatte letzte Nacht meinen Mak mal schnell auf dem Balkon aufgebaut und mir ein wenig den Mond und auch Epsilon Boo angeschaut. Bei 188fach (8 mm Okular) war er getrennt, mit genau dem von dir beschriebenen Anblick. 100fach war noch zu wenig.


    Epsilon Lyr war zu der Zeit leider noch hinter meiner Hauswand :)


    Viele Grüße und CS,

    Klaus

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