Kugelsternhaufen Palomar 5

  • Ich konnte nie so recht nachvollziehen, dass Palomar 5 eine Helligkeit von 12 mag und eine Größe von 9 Bogenminuten haben soll, da ich in der Vergangenheit visuell auch mit großen Dobsons doch so meine Schwierigkeiten damit hatte. Seit gestern weiß ich: Fotografisch ist er auch nicht gerade der Chipburner der Galaxis. Aufnahmedaten siehe Bild. Gestackt mit DSS, Gradient, Farbe, Hystogramm mit Siril, weiter einebnen mit Fitswork, Gradationskurve, Hintergrund neutral und entrauschen mit RawTherapee.



    Trotz der relativ kurzen Belichtungszeit von 1:20 Std. aus der Stadt schafft es der RC 8" f/8 bis zu einer Sterngrenzgröße von 19,5 mag. Pal 5 ist die lockere Ansammlung von 17-19 mag Sternchen in der Bildmitte. Er ist damit einer der sternärmsten und lockersten Kugelsternhaufen der Galaxis, und mit Sicherheit einer mit der geringsten Flächenhelligkeit.


    Pal 5 wird fälschlicherweise auch "Serpens Dwarf" bezeichnet, ist jedoch keine Zwerggalaxie, sondern ein echter Kugelsternhaufen. Seine zarte Erscheinung sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er ein sehr interessantes Objekt zur Erforschung der Sternströme in der Milchstraße und der dynamischen Prozesse in Kugelsternhaufen beim Umlauf um die Milchstraße ist. Man spekuliert, dass er die nächste Passage durch die galaktische Scheibe nicht mehr überleben wird... also schnell noch beobachten, solange er noch da ist ^^ .

    Quellen:

    Ein Kugelsternhaufen voller Schwarzer Löcher

    Palomar 5 Contains More Than 100 Stellar-Mass Black Holes

    Black Holes Are Slowly Taking Over a Cluster that Orbits Our Galaxy


    p.s. Pal 5 war schon Objekt des Monats Juni 2018

  • der Chipburner der Galaxis

    :D

    Sehr schön, das merk' ich mir! :)


    CS, Jochen

  • Stathis

    Hat den Titel des Themas von „Palomar 5 Kugelsternhaufen“ zu „Kugelsternhaufen Palomar 5“ geändert.
  • Servus Stathis,


    ich wusste gar nicht, dass du auch einen RC f/8 nutzt. Umso genialer finde ich, dass du dich damit an Palomar 5 gewagt hast, denn das kann ich direkt 1 : 1 auf meinen übertragen (den Palomar-Katalog will ich irgendwann mal durchgehen und ablichten). Notiert ist, dass 1 h 20 min noch ein bisserl wenig ist, um überhaupt einen Haufen an sich zu erkennen ;)


    NGC 5053 in der Coma ist wohl vergleichbar (nur noch 3500 Sterne und auch sehr locker), nur ist der mit 53000 Lj deutlich näher als Palomar 5 (75000 Lj) ist. Beiden gemeinsam ist, dass sie Sternenströme aufweisen. NGC 5053 wiederum stammt wohl von der Sagittarius-Zwerggalaxie und wurde der entrissen und hat zudem mit M 53 interagiert (ein Sternenstrom verbindet beide), während Palomar 5 durch die Passagen durch die Scheibe der Milchstraße zerzaust wurde. Ich finde solche Objekte sehr interessant.


    Palomar 5 ist aber offenbar eine sehr harte Nuss. Wenn man nicht wüsste, wo er sich befindet und welche Sterne ihm zuzuordnen sind, würde man auf dem Foto gar nichts erkennen, was einen Sternhaufen darstellt, geschweige denn einen Kugelsternhaufen. Das Foto der SDSS ist da auch nicht viel anders. Wie man da auf 11m75 kommt, ist mir auch ein Rätsel. Aber eine Flächenhelligkeit von knapp 25mag/arcmin2 sagt schon alles... Ich finde es cool, dass du dich an das Objekt "gewagt" hast. Die Frage ist, wie lange man belichten müsste, damit das Objekt halbwegs nach Sternhaufen aussieht?!


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Christoph, schön dass dich auch auch die härteren Nüsse interessieren, zumal diese Nuss ja astrophysikalisch wirklich was zu erzählen hat. Ich hätte auch einfach auf das gerade mal 2° weiter nördlich stehende M5 Feuerwerk halten können, aber davon gibt es ja tonnenweise schöne Bilder, während es mit Pal 5 ziemlich mager aussieht.

    ich wusste gar nicht, dass du auch einen RC f/8 nutzt.

    Das wusste ich bis vor 10 Tagen auch noch nicht. Der ist vorübergehend "zur Pflege" bei mir, da er out of the Box nicht zu gebrauchen war.


    Hier als Referenz ein deutlich tieferes Bild mit 10" f/8, Mono Kamera und 3h Belichtung unter vermutlich besserem Himmel, bei dem der Haufencharakter schön herauskommt. Die kleinen Sternchen, die den Unterschied machen, liegen bei ca. 20 mag, so weit geht meine Aufnahme nicht. Ich schätze, ich müsste unter meinen Bedingungen eher 5h lang belichten, um den Haufencharakter wenigstens einigermaßen zu zeigen. Ob ein Reducer helfen würde? Die Sterne sind bei 1,60 Brennweite schon ganz schön dick (Astap sagt FHM=4"), da würde man mit Reducer sicher keine Auflösung verlieren und Grenzgröße gewinnen?. Ich habe jedoch keinen Reducer. Unter deinen viel besseren Bedingungen müsste es viel schneller gehen, allerdings nutze ich ja eine gekühlte Astrokamera und du eine Spiegelreflex.


    Hier ein M53 / NGC 5053 Bild von mir, 1h belichtet mit einem 80 mm ED Refraktor, Die Grenzgröße hier ist 17,3 mag, also 2 mag weniger als im obigem Bild und trotzdem ist die zarte NGC 5053 dick fett als Kugelhaufen drauf.



    Zum visuellen Vergleich:

    - Kugelsternhaufen NGC 5053 im Coma Berenices und dessen Hintergrundsgalaxien von mir mit 10 und 24 Zoll

    - Palomar Kugelsternhaufen von Uwe Glahn

  • Hallo Stathis

    Ein ungewöhnlichhes Objekt hast du da ausgebuddelt.

    Das ist eine Stadt-Balkon-Aufnahme mit ordentlicher Grenzgröße, da bringt der 8 Zöller schon einiges im Kampf gegen das Fremdlicht.

    Danke für die interessanten Links zu Pal 5! Ich hatte mich selbst vor kurzem mit NGC 5053 beschäftigt, der ja sehr ähnlich ist. Die Deepsky Fotographie macht mir am ehesten Freude wenn ich, wie hier, Spannendes über das Objekt erfahre.


    Viele Grüße

    Ralph

  • schön dass dich auch auch die härteren Nüsse interessieren, zumal diese Nuss ja astrophysikalisch wirklich was zu erzählen hat. Ich hätte auch einfach auf das gerade mal 2° weiter nördlich stehende M5 Feuerwerk halten können, aber davon gibt es ja tonnenweise schöne Bilder, während es mit Pal 5 ziemlich mager aussieht.

    Servus Stathis,


    yep, die härteren Nüsse finde ich richtig spannend. Und Palomar 5 ist, genau wie du schreibst, auch astrophysikalisch äußerst spannend. Wenn alle nur die gleichen Objekte fotografieren würden – wie z. B. M 5 – dann wäre das auf Dauer schon recht langweilig.


    Dein M 53 / NGC 5053-Bild finde auch ich richtig gut. Man würde denken, dass NGC 5053 viel weiter weg wäre, dabei interagier(t)en die beiden sogar.


    Die Seite von Uwe Glahn kannte ich schon. Sie ist mit ein Grund, warum ich irgendwann mal die Palomarhaufen fotografieren möchte. Um sie visuell abzuklappern, wie auf der Website, bräuchte ich deutlich mehr Öffnung. Mit meinem 8-Zöller kann ich nur ein paar der Haufen wahrnehmen. Pal 5 ist völlig außer Reichweite.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

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