nur ein kleiner Ring - Gavitationslinse LRG 3-757

  • Hallo Freunde der minimalistischen Astrofotos,

    vor vielen Jahren habe ich das schon einmal versucht und ein Nachweis des Einsteinrings LRG 3-757 (Horseshoe) ist mir gelungen. Als Bild konnte man das damals aber kaum bezeichnen. Auch jetzt ist nicht wirklich viel von der Gravitationslinse zu sehen, aber der Ring ist sauber und "ehrlich" abgebildet. Die Bildbearbeitung lässt sich wie folgt zusammenfassen: nichts ! Ich habe gestreckt, das muss man leider, wenn man nur 250ms für ein Einzelbild belichtet. Und auf die Monoaufnahme wurde die Farbe einer Farbkamera überlagert, sonst wirklich nichts. Ich habe ein paar Sachen versucht, aber da die Ergebnisse nicht wirklich mehr Details zeigten habe ich dann darauf verzichtet.



    Die Belichtungszeit ist mit 12 Std. Luminanz sogar recht gering (ASI178MM-ohne Kühlung). Zumindest, wenn man bedenkt, dass der Ring schwächer als 21mag ist und ich bei Bortle 5 bis 6 arbeite (um 20 mag/Bogensekunde²). Die schwächsten Galaxien sind etwa 23-24 mag hell. alles, was der SDSS-Katalog zeigt ist hier auch zu erahnen. Da ich nicht geschärft habe, lassen sich Sterne und Galaxien noch relativ gut voneinander unterscheiden, denn die Sterne haben eine steilere PSF, die GXen sind irgendwie weicher. Nahezu alle Objekte im Hintergrund sind Galaxien.

    Der Ring selber hat einen Durchmesser von 10".

    Belichtet habe ich, wie gesagt, pro Einzelbild nur 250ms. Das ging, weil mein Himmel relativ hell ist, ich also dadurch nicht so viel an Tiefe verliere, und weil mein 16" Dobson mit Reducer f/3,3 hat und fotografisch schon eine echte Lichtkanone ist. Natürlich habe ich auf gutes Seeing gewartet und bei keinem Bild ist mir der Zusammenhang zwischen Seeing und Tiefe mehr aufgefallen als hier. In praktisch jedem 10-minütigen Einzelstack ist die linsende Galaxie zu erahnen, die hat 20,1 mag. Bei schlechteren Bedingungen war so etwas nach 1 Std. noch nicht zu sehen. Die Farbe, mit der Farbkamera (ASI178MC) aufgenommen, ist mit 40 min. sehr schwach belichtet, wie immer bei mir, aber sie reicht erstaunlicherweise aus um ein wenig Farbstruktur zu zeigen.

    Es gibt nicht viele Amateurbilder von dem Objekt, kein Wunder, etwas mehr in seinen Bildern will man natürlich schon sehen, aber für mich ist das ein echtes Pretty Picture. Und die Faszination, dass Einstein diese Ringe voraus gesagt hat, mit damaligen Mitteln aber nicht nachweisbar waren, und jetzt kommen wir Amateure mit einer Ausrüstung unter 5K€ ....

    unbezahlbar....

    Viele Grüße,

    ralf

  • Einfach Klasse! Meinen größten Respekt!

    So langsam frage ich mich, ob die Langzeitbelichtung noch der richtige Weg ist?! Ich hätte ja auch eine ASI 178MM - noch am Leitrohr. Ich muss da rohrtechnisch vielleicht mal umdenken und die 178er mit dem 12er Newton bekannt machen... ;)


    Vielen Dank fürs Zeigen, Ralf!

    Beste Grüße,

    Burkhard

  • Hallo Ralf,


    wenn man im Lexikon der Astrofotografie nach 'Faint 'n Fuzzy' sucht, findet man daneben vermutlich dieses Bild. Für unseren Himmel ist das, meiner Meinung nach, eine echt harte Nuss. Das Du sie knackst wundert mich nicht mehr so richtig ;)


    Die Aufnahme ist sehr Eindrucksvoll und gibt eine Ahnung davon, wie schwach das Objekt sein muss. Amateuraufnahmen gibt es ja kaum welche und wenn sind sie nicht so gut (den, meiner Meinung nach, offensichtlichen Fake auf astrobin lassen wir mal außen vor). Man sieht sogar die Lücke im Ring!


    Ganz großes Kino.


    Viele Grüße

    Michael

  • Hallo Norman, Burkhard und Michael,

    vielen Dank für euer Lob.

    Burkhard, ein Versuch wäre es wert. Es gibt Vor- und Nachteile, aber das abschätzen kann nur jeder selber für sich.

    Michael, wenn du das Bild von Jerry Macon auf Astrobin meinst, das halte ich für echt. Schaut man sich die Ausrüstung, den Standort und die Belichtungszeit an, so ist das doch glaubwürdig.

    Viele Grüße,

    ralf

  • 03sec

    Hat den Titel des Themas von „nur ein kleiner Ring“ zu „nur ein kleiner Ring - Gavitationslinse LRG 3-757“ geändert.
  • Die Aufnahme ist sehr Eindrucksvoll und gibt eine Ahnung davon, wie schwach das Objekt sein muss. Amateuraufnahmen gibt es ja kaum welche und wenn sind sie nicht so gut (den, meiner Meinung nach, offensichtlichen Fake auf astrobin lassen wir mal außen vor). Man sieht sogar die Lücke im Ring!

    Hallo Michael,


    als ehemals selbst von einem falschen Vorwurf Betroffener bin ich da etwas empfindlich. Ich glaube Jerry Macon ist, falls er gemeint ist, der falsche Adressat dafür. Der kann wirklich was und hat eine hervorragende Reputation.


    03sec Wiedermal eine anspruchsvolles Ziel und ein schönes Ergebnis, Ralf! Glückwunsch und viele Grüße!


    CS Peter

  • Mir bleibt die Luft weg!

    Relativistische Astrophysik direkt vom Amateurteleskop auf dem Chip... na, ok mit ein paar Umwegen und ein paar Gigabite Computerfutter...

    So etwas finde ich persönlich spektakulärer als einen noch so schön gemachten Orionnebel.


    Jetzt musste ich erstmal gucken, wo das ist und was das ist, Simbad findet unter LRG 3-757 nämlich nichts, jedoch unter Hubble captures a “lucky” galaxy alignment findet man Details und Koordinaten.

    LRG steht für "Luminous Red Galaxies"

    Unter den Koordinaten R.A. (J2000) = 11h48m33.1s Dec= +19°30' 03" (irgendwo an der Grenze zwischen Leo und Virgo) finde ich die den Ring erzeugende linsende Galaxie SDSS J114833.14+193003.2 mit einer g Helligkeit = 20.82 mag und einer r Helligkeit = 19.0 mag, also schwer rotlastig. Rotverschiebung z= 0,4457 (Lichtlaufzeit 4,7 Mrd. Jahre)

    Die gelinste Galaxie Cosmic Horseshoe ist mit z= 2,381 angegeben, also weit hinter der linsenden Galaxie (Lichtlaufzeit 10,9 Mrd. Jahre).


    Frage: Wo findet man Angaben, dass der SDSS bis ca. 23-24 mag geht? Wie findet man überhaupt Größenklassenangaben jenseits der 19 mag? MIt Simbad wird es da dünn.


    Michael, woran machst du den "offensichtlichen Fake" fest? Meinst du diese Aufnahme? Die ist mit 14 Zoll 31 Stunden belichtet, remote Deep Sky Observatory, New Mexiko.

  • Hallo Jörg, hallo Peter, hallo Stathis,

    vielen Dank!!!

    Stathis, wenn du in Aladin "Cosmic horseshoe" eingibst, dann findet man was.

    Dann solltest du auf die SDSS-Durchmusterung zugreifen und dann z.B. den NED Katalog öffnen. Mit der Maus ziehst du ein Rechteck auf und alle markierten Sterne werden in ihren Helligkeiten angegeben nebst vieler anderen Infos. Unter Simbad findest du auch Daten und Artikel zur Gravi-Linse.

    Viele Grüße,

    ralf

  • Hallo,


    ich möchte den Thread nicht kapern, deshalb nur so viel. Ralf arbeitet mit 16", die Aufnahme bei astrobin zeigt so viele Details, dass sie fast an die Hubble Aufnahme heranreicht. Ich bin sehr skeptisch, ob die Auflösung mit 14" so hoch sein kann, dass selbst Details im Ring deutlich sichtbar werden. Auch mit >30h halte ich persönlich dieses Ergebnis für unwahrscheinlich.


    Die Behauptung 'offensichtlicher Fake' war nicht angemessen. Dennoch bin ich sehr skeptisch.


    Doch genug davon, hier geht es um Ralf und sein Bild.


    Viele Grüße

    Michael

  • Hallo Ralf,


    ganz tolle Aufnahme.

    Man darf einfach nicht vergessen, was man da eigentlich sieht. Nicht einfach nur eine Galaxie oder einen Nebel, sondern eine Galaxie, welche von unserer Perspektive so günstig steht, dass eine andere Galaxie durch die Gravitation ihr Licht so extrem verzerrt, da sie, von uns aus gesehen, genau vor ihr liegt. Das ist schon ziemlich spektakulär.

    Auch die Nicht-Bearbeitung gefällt mir, man erkennt alles sehr gut und Hintergrundgalaxien sind auch als solche eindeutig erkennbar.

    Bin schon gespannt, was wohl als nächstes von dir kommt.


    Viele Grüße

    Mira

  • Servus Ralf,


    ich finde deine Aufnahme auch einfach nur genial!

    Mir bleibt die Luft weg!

    Relativistische Astrophysik direkt vom Amateurteleskop auf dem Chip... na, ok mit ein paar Umwegen und ein paar Gigabite Computerfutter...

    So etwas finde ich persönlich spektakulärer als einen noch so schön gemachten Orionnebel.

    Genau das, was Stathis hierzu schon geschrieben hat, kann ich nur unterschreiben. Saucool!


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Markus, Mira, Christoph und Andreas,

    da hätte ich doch beinahe vergessen mich bei euch für eure Sternchen und Kommentare zu bedanken. also: Dankeschön.

    Tatsächlich ist das für mich auch ein ganz anderes Gefühl "irgendwas mit Gravitation" abbilden zu können. Als ich vor vielen Jahren die ersten Bilder von verzerrten Galaxien in Galaxienhaufen sah, da dachte ich cool, was Hubble alles kann.

    Mira, mein nächstes Projekt wird Abell 2218 sein. Ich habe schon einen Test gemacht. Bei meinem ersten Versuch habe ich aber knapp daneben gezielt. Jetzt habe ich 15 min. auf dem Chip und muss noch bis zum Herbst warten. ;(

    Viele Grüße,

    ralf

  • Moin Ralf,


    Nachweis des Einsteinrings LRG 3-757 (Horseshoe)

    wieder ganz großes Kino, ganz nach meinem Geschmack. Sorry das ich erst jetzt dazu komme, diese eindrucksvolle Aufnahme zu kommentieren... ich freue mich immer auf deine Ergebisse, Inspirationen auch für mein Wirken. Meine Astroaktivitäten habe ich erst einmal bis August zurückgefahren, hier in Hamburg wird es nicht mehr richtig dunkel...


    CS

    Peter

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