Pluto, endlich mal wieder

  • Wegen angeblicher Bahnabweichungen von Uranus und Neptun folgte eine jahrzehntelange Suche nach einem Transneptun. 1930 entdeckte schließlich der damals junge US- Amerikaner Clyde W. Tombaugh eher per Zufall den neunten Planeten in den Zwillingen durch Vergleich von Fotoplatten mit dem Blink Komperator. Er wurde nach einem Vorschlag einer 11-Jährigen "Pluto" benannt (Quelle1, Quelle2). Pluto ist nur 2.375 km groß, sau kalt und kreist recht exzentrisch in 248 Jahren einmal um die Sonne. 2006 Wurde er von der IAU zum Zwergplaneten degradiert - sehr zum Missfallen der der US- Amerikaner.


    62 Erdenjahre und immerhin 1/4 Plutojahre später stand ein damals noch einigermaßen junger Sternfreund auf dem 200 m hohen Hagelberg bei Bad Belzig knapp 100 km SW von Berlin und suchte mit seinem selbst geschliffenen 10 Zoll Dobson "Archimedes" zwischen Waage und Schlange das winzige 13,7 mag schwache Planetchen auf und schrieb voller Euphorie in sein Beobachtungsbuch (28. auf 29. Mai 1992):


    Pluto gefunden :!: Endlich :!:Als kleines Sternchen im 7 mm Nagler sofort gesehen! Bildet einen Skorpion mit zwei anderen Sternchen. Genau an der Position wie wie mit Sky and Telescope May 1992



    Die Zeichnung passt perfekt mit Sky Safari und Stellarium überein. Seitdem habe ihn nie wieder dokumentiert beobachtet - höchstens mal nebenbei ohne was zu notieren... bis vorgestern Nacht... immerhin 30 Erdenjahre oder 0,12 Plutojahre später. Pluto war inzwischen in den östlichen Schützen an der Grenze zum Steinbock weiter gewandert, immer noch in einer sternreichen Gegend am Rande der Milchstraße und mit einer südlichen Deklination = -22,5° noch schwieriger zu erreichen. Doch meine edlen Nachbarn stellten mir ihren höher gelegenen Stadtbalkon zur Verfügung von dem aus ich ihn über den Dächern kratzend zusammen mit dem Kugelsternhaufen M75 fotografieren konnte. Erstaunlich, wie sich heutige Kameras trotz Laternenplage und Münchener Lichtsmog und trotz zeitweise durchziehender Wolken durch den Horizontsiff durchbohren können. Aus den Bildern konnte ich insgesamt 30x2 min = 1 Stunde Belichtungszeit verwerten. Pluto war am 29.05.2022 um 3h MESZ laut Sky Safari bei R.A. (J2000)= 20h02m50s, Dec.= -22°29'28", nur 1° SW von M75. Aus dem Bild messe ich eine Helligkeit von 14,4 (+/-0,2) mag. Aufnahmedaten siehe Bild:



    Hier ein knapp 30'x20' Ausschnitt:


    Wer will ihn ebenfalls erwischen? Wer knackt ihn sogar visuell? Die "Plutosaison" hat ja gerade erst begonnen. Weiter im Norden kämpft man jedoch noch mehr gegen die hellen Nächte und der südlichen Deklination.

  • Hallo Stathis


    Mutige Beobachtung,

    Der ist ja nun aus zwei Komponenten, müsste ab und zu unrund aussehen😁

    Oder anders, ab wieviel Öffnung könnte man das beobachten?

    Geben die Planetariumsprogramme die Ausrichtung der Komponenten überhaupt an?


    Gruß Frank

  • Hallo Stathis,


    ein schön nostalgischer Rückblick in eine ferne Vergangenheit ;) 8) .


    Wir hatten Pluto am Sudelfeld mal gleichzeitig im 8-, 10- und 13-Zöller eingestellt, eine legendäre Erinnerung ! Ich hab dazu selber keine genaue Aufzeichnung, nach meiner Erinnerung war es im Jahr 1990. Damals befand sich Pluto nahe des Maximums, und war trotz ziemlich südlicher Position auch in Axel's 8-Zöller gut zu erkennen.


    Servus

    Ben

  • Hallo Stathis,

    Pluto ist immer noch ein sehr besonderer Zwergplanet.

    Fotografisch war das letztes Jahr im 16er überhaupt kein Problem. Selbst mit Vollmond 15° daneben. Gemacht habe ich das um abzuschätzen ob ich, 20° über dem Horizont, Charon auflösen könnte. Die Antwort: "Im Prinzip ja". Nur müsste ich dann ein Seeing haben, wie ich es an einigermaßen guten Tagen viel weiter zum Zenit habe. Also dann doch eher "nein". (von hier aus)

    Viele Grüße,

    ralf

  • Hallo Stathis,


    der euphorische Bericht des noch "einigermaßen jungen Sternfreunds" von 1992 hat mir auch sehr gut gefallen. Und er hat in mir die Erinnerung an eine ähnliche, allerdings fotografische Jagd nach ihm wachgerufen.

    Das war im Mai 2011, und ich hatte mir vorgenommen, zwei Aufnahmem von ihm zu machen, um seine Bahnbewegung zu dokumentieren. Auf der ersten Aufnahme vom 26. Mai konnte ich ihn in dem Sternengewimmel in Sagittarius zunächst überhaupt nicht ausmachen. Erst im Vergleich mit der zweiten Aufnahme vom 29. Mai gelang dann der Nachweis. Damals, vor jetzt 0,04435483870967741935483870967742 Plutojahren (hahaha), befand sich Pluto gerade in einer Rückwärtsbewegung, also von Ost nach West.


    Und ja, ich war ähnlich euphorisch gestimmt ob des gelungenen Nachweises, der fast in's Wasser gefallen wäre.


    Später habe ich dann auch noch ein Blinkvideo mit den zwei Aufnahmen gemacht, so angetan war ich: https://my.hidrive.com/share/rsg8thq0oc


    Grüße, Rolf

  • Moin Stathis,


    schöner Bericht auch sehr geeignet, den Enthusiasmus am Leben zu halten, dass Forum braucht diese Berichte.


    Was ich aber immer nicht verstehe, ist die Begeisterung für einen Punkt. Gut in diesem Falle ist der Punkt Pluto und ich war auch nicht begeistert, als man mir meinen Planetenmerkspruch durcheinandergebracht hat. Ich habe sogar mal irgendwo eine Petition zur Rettung Plutos als Planet unterschrieben. Aber für mich müssen Beobachtungsobjekte groß und imposant sein oder zumindest so, dass mehr als ein Punkt zu sehen ist. Ab und an zeige ich meine Bildern auch "Nichthobbyastronomen" und wenn man da so ein Bild zeigt und sagt ... Schau mal Pluto ... naja die Begeisterung der Betrachter hält sich in Grenzen.


    Nichts desto trotz jeder hat seine eigenen Interessen und das ist auch gut so und noch besser ist, wenn das jemand mit uns teilt. Danke also nochmal dafür, ich lese es gerne schon aus Interesse, wie es Anderen mit unserem Hobby ergeht.


    Wäre ja auch blöd wenn wir alle gleich wären. Lang lebe Pluto ...


    Gruß und CS Thomas


    P.S. Mittlerweile habe ich auch umgelernt von:

    Mein Vater Erklärt Mir Jeden Sonntag Unsere Neun Planeten
    zu:

    Mein Vater Erklärt Mir Jeden Sonntag Unseren Nachthimmel


    Anmerkung: Mein Vater hat eigentlich keine Ahnung vom Himmel, Satire aus.

  • Servus Stathis,


    auch von mir vielen Dank für deinen tollen Bericht. Pluto müsste ich mit meinem 8-Zöller visuell knacken können, wenn ich eine Karte mit seiner exakte Position vorbereite. Bin schon gespannt, ob ich das schaffe. :)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Weiter im Norden kämpft man jedoch noch mehr gegen die hellen Nächte und der südlichen Deklination.

    Hallo Stathis,


    stimmt genau, mit 11" von meinen Balkon aus ist Pluto eine schwierige Herausforderung.

    Mein erster Versuch war 2015 bei sehr guter Transparenz, da konnte ich allerdings im Zielgebiet nur Sterne bis etwa 13,5 mag erkennen. Mein relativ heller Südhimmel und das schlechte Seeing 16° über dem Südhorizont haben zu stark gestört. Nach diesem Fehlversuch hatte ich Pluto schon fast aufgegeben.


    Aber im Juli 2018 hatte ich dann eine Nacht erwischt, da war die Transparenz gut und das Seeing flach über dem Horizont extrem gut. Wegen dem tollen Seeing haben Lichtverschmutzung und Restdämmerung bei hoher Vergrößerung nur wenig gestört. Da konnte ich flach über dem Horizont noch Sterne bis über 14 mag sehen, Pluto war blickweise sicher erkennbar. :)


    Ein zweites Mal werde ich Pluto wohl nicht sehen können, wird ja jetzt jedes Jahr etwas schwieriger.

    Aber dafür stehen andere Planeten in den nächsten Jahren günstiger, ein paar Jupiter- und Saturnmonde fehlen mir ja noch. Himalia ist vielleicht schon dieses Jahr machbar...


    Viele Grüße

    Ronny

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