Refraktor vs. Objektiv

  • Hallo,


    ich bin derzeit am überlegen, wie ich Teleskop-technisch den Einstieg in die Astrofotografie vornehme. Bislang habe ich als Montierung den Star Adventurer 2i von Sky-Watcher (Traglast bis 5 kg) und als Astro-Kamera die Canon EOS 60Da. Ein sehr stabiles Fotostativ (bis 40kg Traglast) ist auch vorhanden, ebenso ein Leuchtpunktsucher für den Blitzschuh.

    Leider kann ich aufgrund meiner Wohnsituation nur mobil fotografieren und werde wohl auch in Zukunft keine größere Montierung mir zulegen können. Dies schränkt natürlich die verfügbaren Optionen stark ein.

    Somit kommen als Objekte m.E. nur die helleren Deep-Sky-Objekte in Frage. Planetenfotografie scheidet bei den möglichen Brennweiten wohl leider aus.


    Aufgrund eines Videos von Frank Sackenheim „DeepSky Astrofotografie mit einer DSLR/DSLM, Teleobjektiv und der Nachführung SkyGuiderPro//VLOG“ bin ich derzeit am abwägen, ob ich mir einen kleinen Apochromat oder ein Festbrennweiten-Objektiv zulegen soll:

    Als Achromat habe ich bislang folgende in der näheren Auswahl:

    • William Optics 61/360 + Flattener
    • TS Optics AP 60/360 + Flattener
    • evtl. William Optics RedCat AP 51/250

    Alle haben ein Tubusgewicht von grob 1,5 kg. Das RedCat hat leider nur 250mm Brennweite.

    Ich gehe mal davon aus, dass schwerere Refraktoren (nebst notwendigem Zubehör: evtl. Sucherfernrohr, Heizmanschette, Adapter, Hülsen) den Star Adventurer 2i überfordern.


    Als Festbrennweite habe ich bislang nur 2 Objektive:

    • Canon 85mm f/1.8
    • Tokina Makro-Objektiv 100mm f/2.8

    Im halbwegs bezahlbaren Bereich könnte ich mir das Samyang 135mm f/2.0 noch vorstellen. Ob es qualitativ gute Objektive mit nomineller Brennweite um 200mm für unter 1.000 € gibt, weiß ich nicht. Vielleicht habt ihr hier noch Tipps.


    Vorteile/Nachteile Achromat (aus meiner derzeitigen Sicht):

    Vorteile

    • optimiert für Unendlich-Fokusierung
    • Bildausschnitt durch Drehung des Refraktors optimal wählbar
    • Scharfstellen etwas einfacher, da deutlich besser dosierbar
    • Bildqualität (?)

    Nachteile

    • Bild kopfstehend (?)

    Vorteile/Nachteile Objektiv

    Vorteile

    • auch für andere fotografische Projekte verwendbar
    • Bildqualität (?)

    Nachteile

    • erst durch Abblenden optimale Qualität und damit u.U. lichtschwächer als Refraktoren (?)
    • optimaler Bildausschnitt nur mit Objektivschelle möglich, die es evtl. nicht gibt
    • bei vergleichbarer Brennweite vermutlich teurer
    • Scharfstellen u.U. nicht so einfach

    Alle mit (?) versehenen Punkte kann ich mangels Erfahrung/Kenntnis nicht beurteilen.


    Nach diesen etwas längeren Ausführungen würde ich mich um weitere Meinungen, Empfehlungen, Ergänzung der Vor- und Nachteile freuen und danke euch schon jetzt.


    Gruß

    jacky_smith

  • Hi Jacky,


    ich muss ehrlich sagen ich habe noch nicht oft mit einem Objektiv versucht Astrobilder zu machen. Jedoch kann ich ziemlich sicher sagen das du mit einem Apo wesentlich bessere Ergebnisse erzielen wirst als mit einem normalen Objektiv. Die Qualität der Sterne ist bei einem Apo um Welten besser.

    Auch das Fokussieren ist mit einem Refraktor, wie du ja auch schon angemerkt hast, viel einfacher und meist kannst du den Okularauszug auch mittels einer Rändelschraube feststellen, damit der Fokus sich nicht verändert.

    Außerdem ist es bei einem Apo einfacher möglich Filtereinsätze zu verwenden. Wie zum Beispiel Dual-Narrowband Filter.

    Das das Bild bei einem Refraktor auf dem Kopf steht stimmt zwar, allerdings tut es das bei einem normalen Objektiv auch. Der Sensor in der Kamera steht aber auch auf dem Kopf, wodurch das Bild durch beide Optiken richtig herum erscheint.

    An deiner Stelle hätte ich mich für den William Optics 61er Apo entschieden.


    Aber wie gesagt hatte ich bisher nicht die Möglichkeit ein qualitativ hochwertiges Objektiv ausgiebig zu testen, warte also auch mal die Antworten der anderen Foremmitglieder ab. ^^


    Grüße

    Nils

  • N'Abend Jack,


    Also der "Große Unterschied" zwischen Refraktor Teleskop und Objektiv ist alleine die Sternform.

    Unendlich können beide gleich gut fokussieren.

    Objektive sind nicht für Punktquellen ausgelegt und selbst das 11000€ EF 200-400 Is Ext. 1,6 hatte am Rand verzogene Sterne.

    Bei Refraktoren kannst du ein Flatfieldkorektor einbauen und dann sollten die Sterne über das ganze Bild rund sein.


    Dann muss man zwischen Achromaten und APOs unterscheiden.

    APOs sind eigentlich über das ganze Farbspektrum justiert, so dass im idealen Fall Rot, Blau, Grün auf einem Puntk auftreffen.

    Achromaten haben einen "Farbfehler", also Farbringe um Sterne.

    Das gibt es bei Teleskopen und Objektiven.

    APO-Objektive sind aber meist für die "sichtbaren" Wellenlängen abgestimmt, TeleskopAPOs sollten bis in den H-Alpha bereich angepasst sein.


    Ich würde für den Bereicht unter 250mm Objektive nehmen, da man sie andersweitig nutzen kann (das geht aber auch mit APOs, nur das Bild ist halt noch "überkopf" (und links rechts gedreht).

    Ab 250 mm würde ich Teleskope nutzen, da ich dann eine reine Astronutzung anviesieren würde.


    Ob Objektiv oder Teleskop ist geschmackssache.

    Wenn die Bildqualität gut werden sollen, sind meist höhere Ausgaben in beiden Bereichen nötig.

    Die Sternform im Randbereich wirst du nur bei Teleskopen mit Zusatzelementen (oder schon fest verbaut) korrigieren können.


    Deine Bildausschnittswahl mit Drehung des Refraktors ist minimal.

    Wenn du in eine Richtung 90° und in die andere 45° drehen kannst kannst du jede Auswahl treffen. Das geht mit den meisten Kugelköpfen.

    Für Astroobjekte ist es egal ob was auf dem Kopfsteht oder insgesammt gedreht ist oder was sonst, die Objekte sind erstens am Himmel nicht genau vorgegeben.

    Wenn du sie mit bloßen augen betrachtest und dich dabei auf der Stelle drehst kannst du sie in jeder Posiotion über Kopf sehen.

    Dazu kann man das in der Bearbeitung einfach korrigieren.


    Die Bildqualität, kann man so nicht sagen, das Teleskop oder Objektiv besser sind, da es sehr sehr viele Produkte mit einer hohen Preisspanne gibt.

    Da mit müsste man dann genaue Objektive/Teleskope vergleichen.


    Die Fokussierung kann am Objektiv auch gut gehen oder am Teleskop schwer fallen.

    Manche Teleskope haben eine 1/10 untersetzung, andere einen Motorfokus....

    Stellet man manuelle ein, lässt man es die Software machen.....


    Also fazit: es kommt daruf an. :face_blowing_a_kiss:

    Ich weiß, nicht befriedigend, aber für reine Astrofotografie, teleskope, wenn man sie auch so nutzen will eher Objektive, aber es liegt am eigenen Geschmack.

    Wenn du Objektive, und eine Montierung hast, nutze sie erstmal und du wirst mit der Zeit sehen was dir fehlt an deinen Bilder.


    Wegen keiner größeren Montierung, ich bin auch nur Mobil unterwegs und nutze eine CEM25p und hätte gerne eine CEM40....

    Aber nutze erstmal das vorhandene, Sven



    EDIT:

    Wegen der Blendenwerte, es gibt f1.2 Objektive, abgeblendet auf f2 ist immer noch sau schnell, guck mal bei APOs, die sind meist über f4.

  • Hallo Jacky,


    warum verwendest du nicht erstmal die beiden Objektive, die du schon hast?

    Hier ein paar Bilder u.a. mit 100 mm f/2,8, nachgeführt mit der Star Adventurer:

    Astronomy and Telescope Making

    Ob das Tokina ähnlich gut ist, wie das Canon, weiß ich allerdings nicht.

    Die Star Adventurer hat einen periodischen Schneckenfehler von ca. 40-70 Bogensekunden. Damit geht vernünftigerweise bis ca. 200 mm Brennweite. Alles darüber muss geguidet werden, oder man beschränkt sich auf bis maximal ca. 10s Belichtungszeiten.


    Diese kleinen APOs sind mit ziemlicher Sicherheit wesentlich schärfer als selbst gute Fotoobjektive bei Offenblende (so jedenfalls, die ich bisher ausprobieren konnte). Das heißt aber, dass die Nachführung entsprechend genau sein muss, also muss man guiden.

  • Hallo jacky_smith,


    ...

    • Tokina Makro-Objektiv 100mm f/2.8

    ...


    Das Tokina Makro ist bei f/5 ( schnellste Öffnung Deiner Refraktorenliste ) sicher mindestens ebenbürtig zu den Refraktoren Deiner Liste !

    Nur das ist ein fairer Vergleich! Wenn das dann offenblendiger trotzdem gut abbildet; na umso besser!


    Hier mal ein Link zu einem älteren Test, allerdings nur bei 8 MP: http://www.photozone.de/canon-…canon-review--test-report


    Das Fazit auf Seite 3; auf Seite 2 der Hinweis, dass es bei f/4 wohl am besten abbildet. Das lohnt sich bestimmt, das Objektiv mal ein wenig auszuprobieren.


    Grüße

    Torsten

  • Danke erst mal für eure Einschätzungen.

    Ich werde tatsächlich jetzt erstmal mit dem bislang vorliegenden Equipment + dem gestern bestellten Samyang 135mm f/2.0 meine ersten Gehversuche machen. Diese sollten wohl kaum meine Montierung überfordern.

    Leider spielt das Wetter derzeit nicht mit. Wenn tatsächlich halbwegs schönes Wetter ist, hat es in der Nacht fast immer leichte Schleierbewölkung.

    Aber irgendwann wird sich das Seeing auch wieder bessern.


    Grüße

    jacky_smith

  • Leider spielt das Wetter derzeit nicht mit. Wenn tatsächlich halbwegs schönes Wetter ist, hat es in der Nacht fast immer leichte Schleierbewölkung.

    Aber irgendwann wird sich das Seeing auch wieder bessern.

    Achtung vorsicht!

    Das sind zwei verschiedene Dinge.

    Seeing ist Luftunruhe/ Bewegungen in der Luft, wir sehen seeing z.B. über einer heißen Straße, wenn "die Luft flimmert".

    Die durchsichtigkeit der Luft auf grund von Feuchtigkeit, Staub oder hähnlichem ist das andere.

    Oft ist das Seeing bei einer leichten Trübung druch Feuchtigekeit besser als bei klarem Himmel, da sich die Temperaturunterschiede besser ausgleichen.


    Auch wichtig ist, wie tief steht die Sonne unter dem Horizont. Ab -18° unter dem Horrizont redet man von astronomische Nacht, dass ist das was man für Fotos braucht.

    Auch der Mond sollte nicht am Himmel stehen, also am besten Neumond nutzen.


    ClearOutside gibt es auch als App für das Handy.

    Es zeigt nicht nur die wichtigsten Wetterdaten, sondern auch Nachtphasen, ISS überflüge, Mond,...

    Oder bei Meteoblue (gibt es auch als App) gibt es auch Seeingvorhersage usw.


    Mein Tipp, in der "Sommerpause" ist der Schwaan hoch am Himmel und hat viele Große Objekte für kleinere Brennweiten.


    Dann viel Erfolg, Sven



    EDIT:

    Ich nutze gerade mit Objektiven, wenn ich Landschaft im Bild haben möchte:

    PlanIt App

    Es kostet zwar 10€ in der Vollversion (was im Astrobereich "nichts" ist), aber es lohnt sich um voraus zu planen.

    Es gibt auch Photopills, was auch 10€ kostet und sehr ähnlich ist.

  • Technohell

    Hinsichtlich des Seeings hast du natürlich recht.

    In unserer Gegend ist relativ viel Luftverkehr und mitunter hat man den Eindruck, dass die Kondensstreifen, die sich tagsüber schon "breitmachen" in der Nacht den gesamten Himmel mit einer dünnen Schicht überziehen.


    Welch ein Zufall; gestern habe ich mir Photopills angeschafft und finde die App zur Planung (nicht nur astro-technisch) absolut gelungen.


    Danke und viele Grüße

    jacky_smith

  • Welch ein Zufall; gestern habe ich mir Photopills angeschafft und finde die App zur Planung (nicht nur astro-technisch) absolut gelungen.

    Das freut mich.

    Ich habe gerade von einer Bekannten erfahren, die beide APPs nutzt:

    Sie nutzt Pills für den AR modus und sonst PlanIt.

    Da kann man kostenlos reingucken, hat aber eingeschränkte Funktion... nur als Tipp.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!