Kaufberatung erstes Newton-Teleskop & Montierung etc.

  • Liebe Forenmitglieder!


    Ich bin nun schon seit über einem Jahr begeisterter Beobachter bei einem sehr guten Freund von mir, der für das Hobby Astronomie und Astrofotografie brennt und wurde total angesteckt. Hab jedoch bis auf einige Aufnahmen mit meiner DSLR (Canon EOS 60D) und Night-Timelapses noch nichts in der Praxis „selbst gemacht“.


    Mein Kumpel und ich bauen in jeder sich bietenden, klaren Nacht aber seine Ausrüstung auf und ich beobachte natürlich immer vom Aufbau, über’s einnorden bis hin zum Fokussieren gespannt, er erklärt mir immer auch alles was ich wissen möchte, so gut er kann.


    Er betreibt das selbst erst seit ca. 1,5 Jahren, hat sich aber natürlich schon vieles angeeignet.


    Kurz zu seiner Ausrüstung – vielleicht ist das für den ein oder anderen von Bedeutung (grob aufgelistet, natürlich fehlen einige Kleinigkeiten):


    – Skywatcher EQ-6 Pro GoTo Montierung


    – Skywatcher Explorer 200/1000 PDS Newton


    – William Optics RedCat 51 Apo


    – Canon 6Da modifiziert


    – ASIAIR Pro


    – Guiding Scope


    – Ansonsten einen Star Adventurer


    – Demnächst noch eine ZWO ASI Kamera.


    Dadurch, dass wir das jetzt nun schon seit über einem Jahr betreiben, kann ich langsam behaupten, dass es mich komplett gefesselt hat und ich das selbst ebenfalls wirklich ausüben möchte, würde ich gerne euch als Entscheidungshilfe/Kaufberatung hinzuziehen und um eure geschätzten Meinungen und um eure Hilfe bitten.


    In erster Linie soll es wohl die Astrofotografie werden. Da mir aber das visuelle beobachten immer wieder irrsinniges Bauchkribbeln verschafft (kann mich noch erinnern, als mir mein Kumpel das erste mal den Jupiter durch’s Teleskop gezeigt hat und ich die Schichten erkennen konnte), würde ich auch von Zeit zu Zeit einfach gerne visuell durchschauen (aber gar nicht unbedingt DeepSky-Objekte, mehr in die Richtung Planeten, in erster Linie ohnehin Jupiter, Saturn, vielleicht auch Mond?).


    DeepSky-Objekte sind das, was mein Kumpel für sich favorisiert hat. Mich faszinieren jedoch auch die Planeten irgendwie extrem. Gibt’s da etwas, wo man vielleicht sagen kann, es ist ein Kompromiss möglich – DeepSky und (die größeren) Planeten fotografieren UND gelegentlich auch ein Okular dran und einen visuellen Blick durch’s Rohr machen? Möchte natürlich auch gerne meiner Freundin, meiner kleinen Nichte, etc. mal Mond/Jupiter/Saturn zeigen und in Wahrheit natürlich selbst immer wieder mal durchschauen.


    Vielleicht auch noch so mittendrin natürlich sehr wichtig: DAS BUDGET


    Ich hab jetzt in den 1,5 Jahren mühsam gespart und bin ständig im Zwiespalt mit mir selbst: Gleich teurer und hochwertiger kaufen und lange glücklich sein / Ruhe haben oder mal günstiger (und auch kleiner?) anfangen und dafür in einigen Monaten oder so upgraden? Gebraucht weiterverkaufen ist bei uns aber extrem schwer, da in der Umgebung wirklich niemand sonst das Hobby ausübt. Also da müsste schon jemand weit anreisen. Das sehe ich auch in den gängigen Gebrauchtwarenplattformen bei mir in der Nähe, dass hier niemand in die Richtung etwas macht/anbietet.


    Also kurz und knapp: Natürlich wär’s mir lieber, ich würde um – sagen wir mal – 1.200€ was ordentliches bekommen und laaange glücklich sein. Aber ich will da jetzt nicht „geizig“ sein, hab schließlich verzichtet und gespart. Also wenn ihr beispielsweise sagt: „Dadurch dass du dir ohnehin sicher bist, das Hobby weiter auszuüben, nimm lieber z.B. 2.000€ in die Hand und du wirst die nächsten Jahre „Ruhe haben“ – dann respektiere ich die Meinung und bin ja auch offen dafür, deshalb bitte ich hier um eure Hilfe.


    Natürlich hab ich auch mit meinem Freund schon darüber gesprochen, was er so grob für mich empfehlen würde. Eine EQ-6 ist natürlich für einen Anfänger ein Wahnsinnsteil und für viele von euch sicherlich ein No-Go zum Beispiel. Ebenso wie ein 200/1000er Newton.


    Mein Kumpel warf vorerst einmal (neben der EQ-6) die EQ-5 Pro GoTo oder auch sogar eher die EQM-35 Pro GoTo in den Raum. Als Newton eventuell einen Skywatcher Explorer 150/750 PDS.


    Ich möchte damit natürlich heuer (im besten Fall in den nächsten 1-2 Monaten) noch starten. Wir sind aus dem nördlichen Niederösterreich. Da hier heuer die Planeten total ungünstig stehen (niedrig am Horizont usw.), fallen die leider Gottes ohnehin mal fast weg.


    Bezüglich Kamera meinte mein Kumpel, dass ich ruhig mal mit der Canon 60D – welche ich schon besitze – starten kann, auch wenn sie nicht astromodifiziert ist. Für die Anfänge solls gehen.


    So einen ASIAIR Pro finde ich auch ziemlich praktisch, der wird also wahrscheinlich auch mit an Bord sein. Die Canon und Skywatcher Montierung kann man ja damit auch ansteuern. Guiding Scope nehme ich an sowieso auch.


    Also: Jetzt habe ich mal wieder ein halbes Buch geschrieben – was würdet/könntet ihr mir so empfehlen in meiner Situation?


    Ich habe wie gesagt nur meine Canon 60D Spiegelreflexkamera und einen guten Fernauslöser. Möchte Astrofotografie Richtung DeepSky betreiben, habe aber auch einen riesengroßen Faible für Planeten und v.a. auch für’s gelegentliche, visuelle Beobachten von Planeten, Mond.


    Was vielleicht auch noch wichtig ist: Ich muss das vor jeder Session neu aufbauen, da ich im Garten leider keinen fixen Platz habe, wo ich es stehen lassen könnte. Natürlich wird da Gewicht auch eine Rolle spielen. Ebenfalls möchte ich (gerade und eigentlich auch nur) jetzt im Sommer die Ausrüstung 2-3x bei unserer nächstgelegenen Sternwarte aufbauen, da der Himmel dort ein Wahnsinn ist. (ca. 12km entfernt) mit dem Auto.


    Wirklich ein riesengroßes Dankeschön an jede und jeden, der sich den Aufsatz durchgelesen hat und mir helfen möchte in die wunderschöne, faszinierende Astrowelt zu starten :)


    Liebe Grüße,

    Max

  • Servus Max,


    1200 Euro (auch 2000 Euro) sind knapp bemessen, wenn du wie angedeutet Astrofotografie an einem mittelgroßen Teleskop mit Guidung etc. betreiben willst. Das A & O ist die Montierung. Die EQ6 trägt ordentlich und viele hier nutzen sie. Sie hat aber auch ordentlch Gewicht. Ich selber habe eine iOptron CEM40, weil die deutlich leichter ist und trotzdem gut trägt. Die Frage ist, was die Ansprüche an deine Fotos sind. Man kann auch mit einer EQ3 und einem 150mm-Newton fotografieren. Du wirst hier in den Galerien solche Fotos finden. Nur ist da die Ausschussquote groß, einige Einzelbilder doch verwackelt. Man kann eine Montierung auch ans Limit beladen, muss dann aber eben Nachteile in Kauf nehmen, die einen dann vielleicht später dazu bringen, die Lust zu verlieren.


    Fotografie mit Nachführung verlangt eben nach einer stabilen Montierung, die recht wackelresistent ist und die gut nachführt. Und das kostet Geld. Du wirst dein Budget da vermutlich schon aufgebraucht haben und hast noch keine Optik. Oder du nimmst eine kleinere, wackeligere Montierung (geht auch), hast aber eventuell wenig Freude damit.

    Wenn die Montierung günstiger sein soll, muss das Teleskop eine kleinere Brennweite haben und leichter sein (je geringer die Brennweite, umso weniger sieht man kleine Nachführfehler, Sterne bleiben länger rund). Um Planeten gut abzubilden, brauchst du aber schon etwas Brennweite (sind ja nicht gerade groß). Und mit einer DSLR machen Planeten wenig Freude. Dafür würde ich eine Planetenkamera nutzen (man macht Filmaufnahmen und lässt die besten Einzelbilder davon per Software stacken).


    Wenn ich aber lese:


    Mobil – visuell gibt Kick – Budget übersichtlich... würde ich doch zu einem Dobson raten. Dann steckst du fast das ganze Geld in Optik und (wichtig!) Öffnung. Wenn das Budget begrenzt ist, dann nimm keinen mit sehr kleinem Öffnungsverhältnis, da dann die dafür nötigen Okulare dein Budget sprengen werden. Für dein Budget müsstest du einen 10-Zöller bekommen. Zubehör (Kleinkram wie Telrad, Laser für's Justieren usw.) und eben Okulare müssen ja mit gekauft werden. Und wenn du dann später mal in die Fotografie einsteigen willst, könntest du auch eine äquatoriale Plattform nehmen und damit nachführen bzw. viele, kurz belichtete Aufnahmen machen und kannst dafür auf eine Astrokamera sparen. Vielleicht ist das dann auch nicht mehr nötig, weil es dir visuell einfach viel Freude bereitet.


    Was visuell vs. Fotos angeht, bin ich übrigens neutral. Ich mache beides. Ich will das visuelle Beobachten aber nicht missen.


    Ach ja, mit mehr Öffnung kannst du auch Planeten höher vergrößern und siehst mehr. Aber je mehr Öffnung, umso schwerer das Teleskop, umso größer die Brennweite und umso teurer die Montierung. Und da haben wir das Problem des Budgets (siehe oben).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • P.S.: hatte ich ganz vergessen... Herzlich willkommen hier beim Astrotreff :)

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo


    Planeten aber auch mal Deepsky u d auch mal durchgucken.

    Also ein SC mit F/10 für Planeten, im Faststar Modus F/2,5

    Mit Reducer F/6,3😉

    Die Konsequenz ist aber sehr teuer, mit Faststar braucht es auch passende Kamera, schwierige Justage.

    Da hört der Anfänger schnell auf.

    Besser du fragst gezielter.

    Aber ein 200/1000mm Newton ist visuell schon ganz gut, mit passender Montierung, da geht schon auch Planet und Deepsky.

    Gab es es mal 8" auf EQ6 für unter 2000€

    Da kannst du für Bilder noch gut 1500€ Zubehör nachkaufen

    Bei Planeten brauchst du ca. 600€ für Kamera, und Televue Barlow. Schnelles Notebook

    Für DS Komakorrektor Aufnahmekamera, OAG oder Leitrohr noch oben drauf, die Planetenkamera als Guidecam.


    Fang irgendwo an, aber überlege dir wo es hingehen soll, in welchen Schritten und über welche Zeit du das entwickelst.

    Und das endet nicht, gibt immer noch ein Filter das man braucht und eine bessere Kamera.

    Nur Foto geht auch mit 80/500 ED Apo und EQ5 Klasse aber Planeten eher nicht und visuell reicht das auch nicht lange.


    Gruß Frank

  • Hallo Max,


    nimm lieber z.B. 2.000€ in die Hand und du wirst die nächsten Jahre „Ruhe haben“

    Also das kannst du erstmal vergessen, sorry.

    Nicht nur das mit 2000€ sondern auch "Ruhe haben".

    Es gibt immer was zu verbessern, neue Technik, bessere Kamera,....

    Es geht auch ohne, aber dann häng mal ein-zwei Nullen vor das Koma.


    (Die Preise sind aus Shops und teurer ist da nicht das Problem, hier hast du noch "Stangenware".)


    Das Grundlegend wichtigste ist die Montierung.

    Ist sie zu schwach, kann das beste Teleskop keine guten Fotos machen, da die Sterne dann Striche werden.

    Auf einer "dicken" Montierung kannst du auch keine Teleskope nutzen, aber nicht umgekehrt.

    Wenn es 8" werden sollen, bist du mit EQ6/CEM40(45) gut beraten und schon bei 1600-3100€.

    Du brauchst (wenn du nicht Strom vor Ort hast) mindestens noch einen Akku 150-1200 €.

    Ein 8" Newton zwischen 450-5700€ zusätzlich Komakorrektor mit 175-1600€.

    Bei der Kamera gibt es ein noch extremeres Spektrum Planeten Cam ab 175-2800€ über DSLR Astromodifieziert 840-3600€ bis zur gekühlten APSC/Vollformat Astrocam 1000-15000€.

    Jetzt noch Guidingsystem mit Leitrohr oder OAG, Guiding cam und Laptop oder Autoguidingsystem. (meist insgesamt über 1000€).


    Jetzt willst du auch noch Okulare....



    Ich weiß, man möchte gerne alles und viel und und... aber so wird es teuer.

    Günstige Astrofotografie geht auch.

    Es ist ein längerer Text, im 2/3 des Threads, da habe ich gerade erst die verschiedenen Einstiege in die Astrofotografie aufgelistet.


    Aufpassen, der Newton ist als Teleskop "unschlagbar günstig", für Astrofotografie erfordert er dann aber eine teurere Montierung duch seine Größe.


    Ließ es dir mal durch, schlaf noch mal drüber und frag dann geziehlt nach.

    Mein Tipp, MiniTrack, Kamera, Stativ und Objektiv und dann immer mehr, Stück für Stück.

    Man lernt viel und erspart sich Frust durch zuviel auf einmal und viele Fehlkäufe.


    Viel Spaß beim Hobby und nicht verschrecken lassen, Sven

  • Hallo Max,

    "krabbeln, laufen, rennen" ist die von mir empfohlene Abfolge. Schaue Dir deshalb auch diese Kombi an, die zwar nicht für Astrofotografie im Bereich Einzelbelichtung von 3 Minuten ausgelegt ist, aber in einer hochpreisigen Form auch bei den Stellina und eVscope zum Einsatz kommt:

    https://www.teleskop-express.d…GoTo-Newton-Teleskop.html

    Gut transportabel für Exkursionen, mit und ohne Stromversorgung einsetzbar, gute Optik, Öffnung und Brennweite gleichermaßen für DeepSky (alle Messier Objekte) , Mond und große Planeten (mit 2x Barlow) geeignet. ca. 650 EUR neu.

    In Kombination mit einer preiswerten Astrokamera zu ca. 150 EUR gelingen Dir damit bereits sehr detailreiche Planetenbeobachtungen, die über das rein mit dem Auge erkennbare hinausgehen (Luftunruhe wird durch Stacking/Bidbearbeitung kompensiert).

    Dieses sogenannte EAA (Electronically Assisted Astronomy) ist auch (was das Handling von Instrument & Software angeht) ein guter Einstieg in die "richtige" Astrofotografie, für die Du erst dann endgültige weit teurere Anschaffung planen solltest, wenn Du die hier zuerst verwendete Technik ausgereizt hast.

    Mit der GOTO-Funktion und einer ausreichend genauen Nachführung ausgestattet erlaubt Dir dieses System kostbare Beobachtungszeit effizient zu nutzen.

    Es kann zudem fertig aufgebaut "auf die Schnelle" bei längeren Wolkenlücken eingesetzt werden, da es leicht genug für eine Person ist. Geschützt aufgebaut entfällt auch das lästige Einnorden bei Wiederinbetriebnahme.

    Habe selbst zwei dieser Montierungen im Einsatz: Eine wie hier beschrieben, die andere mit einem SVBONY SV503 80/560ED Doublet. Beide ferig aufgebaut als grab 'n go.

    My 2 cts.

    Gruß,

    Peter

    PS: Was mit dieser Montierung geht

    (Aus einer FB Gruppe, eigene Aufnahme) "NGC2903 from Lower Bavaria on 25 March 2022, composite of 30x4 and 100x4 seconds stacked .fits, shot with SV503 80/560ED on StarDiscovery mount with veLOX 178c (as combined a featurewise Stellina clone) with AstroDMx Capture on MELE Quieter-2, without filters or guiding, postprocessed with SIRIL onboard tools"

      

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!