Was ist der Nachteil von kleinen Okularen?

  • Hi Leute ich hab eine Anfängerfrage (besitze noch kein Teleskop)...

    Nehmen wir an wir haben 2 Teleskope die sich nur durch die Brennweite unterscheiden: 1000mm vs 500mm

    Und nehmen wir an ich will 50-fache Vergrößerung, dann nehme ich also beim 1000er ein 20mm Okular und beim 500er ein 10mm Okular.


    Jetzt sehe ich ja praktisch bei beiden das gleich...

    ...ich würde sehr gern verstehen ob es merkbare Unterschiede bzw. Nachteile beim kleineren Okulars gibt? (visuell und bei der Fotografie).

    Würde mich freuen wenn jemand das knackig erklären kann :)

  • Moing,

    der einzige Unterschied bestünde am ehesten darin, dass langbrennweitige Okulare öfter einen höheren Augenabstand haben, also einen bequemeren Einblick. Das ist aber nicht allgemeingültig sondern eher als Tendenz zu verstehen. Und längerbrennweitige Okus sind manchmal dicker und schwerer.

    Das ist schon alles an Unterschieden.


    Schöne Grüße

    Norman

  • Hallo "Alpinist",


    sind die Teleskope gleich gross im Durchmesser und besitzen beide Okulare das gleiche scheinbare Gesichtsfeld, dann zeigen "1000mm / 20mm = 50x" und "500mm/10mm=50x" den gleichen Himmelsausschnitt.


    Allerdings haben in den meisten Faellen und insbesondere bei den preisguenstigeren Okularen die langbrennweitigen einen besseren Einblickkomfort. Die Austrittspupille liegt weiter vom Okular weg, und insbesondere Brillentraeger wissen das zu schaetzen.


    Auch kommt es natuerlich auf die Teleskope an. Hast Du z.B. zwei Refraktoren (Linsenfernrohre) herkoemmlicher Bauart (Achromaten) mit 100mm Oeffnung und einmal 1000mm, einmal 500mm Brennweite, dann wird der langbrennweitigere Achromat mit dem 20mm-Okular das bessere Bild zeigen, da das Objektiv einen kleineren Restfarbfehler aufweist.

    Sind beide Teleskope Spiegelteleskope, z.B. Newtons, dann wird wiederum das laengerbrennweitige Geraet mit dem 20er Okular ein knackigeres Bildfeld zeigen, da die Abbildungsfehler im Feld (Koma) kleiner sind.


    Im Falle der Wahl ist also das laengerbrennweitige Fernrohr bei gleicher Oeffnung und gleichem optischen System zu bevorzugen. Das kurze Fernrohr mag natuerlich andere Vorteile haben: Kompakter z.B. fuer die Reise, oder "schneller" fuer die Fotografie (Blende 5 statt Blende 10 beispielsweise, bei 100mm Oeffnung).


    Edit: Norman war schneller ... ;)

  • Auch kommt es natuerlich auf die Teleskope an. Hast Du z.B. zwei Refraktoren (Linsenfernrohre) herkoemmlicher Bauart (Achromaten) mit 100mm Oeffnung und einmal 1000mm, einmal 500mm Brennweite, dann wird der langbrennweitigere Achromat mit dem 20mm-Okular das bessere Bild zeigen, da das Objektiv einen kleineren Restfarbfehler aufweist.

    Sind beide Teleskope Spiegelteleskope, z.B. Newtons, dann wird wiederum das laengerbrennweitige Geraet mit dem 20er Okular ein knackigeres Bildfeld zeigen, da die Abbildungsfehler im Feld (Koma) kleiner sind.

    Ah, das erklärt einiges... Vielen Dank ich glaub ich habs verstanden :)

  • Servus "Alpinist",


    die Teleskopöffnung, nicht die Brennweite, also der Rand der Linse/Blende am Beispiel eines Refraktors, erzeugt ein Beugungsscheibchen. Dieses Beugungsscheibchen ist umso kleiner, umso größer die Öffnung ist. Deshalb steigt auch die Auflösung der Optik mit dem Durchmesser der Optik. Vergrößerst du nun die Abbildung des kleineren Teleskops durch ein entsprechendes Okular, schaust du dir das Beugungsscheibchen vergrößert an. Es bringt also irgendwann nichts mehr. Man kann grob sagen, dass man die Öffnung in mm als Vergrößerung sinnvoll nutzen kann, also bei 125 mm Öffnung bis 125x (manche verdoppeln das).

    Mein Teleskop hat eine Öffnung von 203 mm. Ich nutze also Okulare, die bis 200x vergrößern. Wie gesagt, da wäre wohl noch Luft nach oben...

    Es gibt einen zweiten Effekt, der unabhängig vom Teleskop ist: das Seeing. Die Luftunruhe verzerrt die Sterne. Ist dieser Effekt größer als das Beugungsscheibchen, dann ist das Abbild nicht mehr beugungsbegrenzt, sondern seeingbegrenzt. Wo die Grenze ist, ab der mehr Öffnung keine kleineren Sternabbildungen mehr erzeugen, hängt also auch von der Himmelsqualität ab. Solange du aber in einem Vergrößerungsbereich unterwegs bist, bei dem das Beugungsscheibchen oder das durch das Seeing verschmierte Abbild noch nicht als soclehs erkennst, ist es egal, ob du weniger Brennweite mit einem kleineren Okular ausgleichen willst. Hast du aber die Grenze erreicht, wäre jede weitere Vergrößerung eine Blindvergrößerung und noch kleinere Okulare würden nichts bringen.


    Mein 8-Zöller hat ca. f = 1600 mm (f/8, exakt sind es 1624 mm, ist aber nicht wichtig). Hat jemand einen f/4-8-Zöller, dann hat er 800 mm Brennweite. Hier würde ich vermuten, dass es egal ist, ob ich mit einem 8mm-Okular 200x vergrößere oder der mit dem f/4-Newton mit einem 4mm-Okular 200x vergrößert, da die Öffnung die gleiche ist und das Beugungsscheibchen dadurch ebenso (bzw. man die Verzerrung durch das Seeing ebenso gleich hochvergößert).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • P.S.: Oh, ich hatte zu lange gebraucht – hat sich mit Jürgen überschnitten.

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

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    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Mit kurzer Brennweite erreiche ich höhere Lichtstärke, habe aber wahrscheinlich größere Bildfehler durch's Objektiv. Wahrscheinlich ist auch das maximale Gesichtsfeld größer. Dafür werden gute Okulare teurer.


    noch'ne Version ... :P


    Gruß

    Stephan

  • Servus Stephan,


    da muss ich ein bisserl korrigieren. Nicht die Brennweite, sondern das Öffnungsverhältsnis, also der Quotient aus Öffnung und Brennweite, bestimmt die Lichtstärke.


    Große Öffnung und kurze Brennweite ergibt größere Lichtstärke. Das mit den Bildfehlern durch Objektiv und Okular ist aber natürlich ein Puinkt. Sprich: lichtstärker ist gleich teurer, wenn die Abbildung gut sein soll. Wie bei der Tageslichtfotografie ;-).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

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    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hi,


    ich hau mal noch ein Aspekt rein. jetzt zu Gunsten kurzer Brennweiten. Nur als Abrundung des Bildes.


    Wenn Du nicht größt mögliche, sondern kleinst mögliche Vergrößerungen erreichen willst, dann musst Du lange-Brennweitige Okulre nutzen. Da kommst Du aber an eine natürliche Grenze (die Feldblende, falls Du nachschlagen willst). Einfachheitshalber nenne ich bei Okularen mit 1,25" Steckgröße das 32mm Okular. Ein Plössl mit 50 Grad scheinbaren Feld beim Blick durch das Okular. Wenn man es noch mehr ausrizen will, dann 40mm Plössl. Das hat aber nur noch 40 Grad Feld. Ein Klorollenblick. Daher findest Du kein Okular mehr mit mehr mm Brennweite (bei 1,25" Steckgröße). Bleiben wir also beim 32mm Okular als maximum.


    Jetzt die Teleskope, Ich nehme mal die 4" Refraktoren.


    100/1000 Refraktor, mit 32mm erreichst Du V=31x. Das ist die geringste Vergrößerung die geht. Und damit hast Du ein reales Himmelsfeld im Okular von etwa 1,7 Grad.


    100/500 Refraktor, mit 32mm erreichst Du 15x. Und damit auch 3,4 Grad Feld am Himmel. So was nennt man dann ein Rich Field Blick. Manche streben das an bei der Milchstraßendurchmusterung. Die 3,4 Grad erreichst Du mit dem 1000er Teleskop mit keinem Okular.


    CS,

    Walter

  • bei der Fotografie).

    Nur noch...

    bei der Fotografie in 99% der Fällen ist das Okular egal, denn wir fotografieren ohne Okular im OAZ.

    Das ist eine Technik, die man machen kann (wird meist am Anfang mit dem Handy genutzt), sie führt aber nicht so wirklich guten Ergebnissen.

    In den meisten Fällen haben wir die Kamera direkt am OAZ und nutzen Komakorrektoren/Flattner zur Bildverbesserung, sie sind aber nicht zwangsläufig nötig.


    ich hoffe, jetzt hast du alle Infos, die du brauchst, Sven

  • Servus "Alpinist",


    :/ ...wie schafft man dann die gewünschte Vergrößerung beim Fotografieren?

    Das ist wie bei der Tageslichtfotografie. Hast du ein 200 mm Teleobjektiv, dann ist die Vergrößerung eben geringer als bei einem 400 mm Teleobjektiv. Man kann aber auch beim 200 mm Tele aus dem Foto herausvergrößern. Bei der Astrofotografie entspricht das Teleskop mit Festbrennweite dem Teleobjektiv mit Festbrennweite. Und man kann soweit aus dem Foto herausvergrößern, bis man in den Bereich kommt, in dem die Beugungscheibchen oder das Seeing (bei großen Teleskopen letzteres) eine weitere Detailvergrößerung ausschließen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

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    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Servus

    .wie schafft man dann die gewünschte Vergrößerung beim Fotografieren?

    Gar nicht, fotografisch hat man keine "Vergrößerung", da hat man nur unterschiedlichen Abbildungsmaßstab oder verschiedene Blickwinkel. Einmal legt die Brennweite des Objektivs bzw. des Teleskops den möglichen Bildausschnitt fest, aber auch die Größe des Kamerachips spielt da eine Rolle. Wenn du an ein Teleskop wechselweise 2 Kameras mit unterschiedlich großem Chip anhängst und jeweils ein Foto des gleichen Objekt machst, wirst du auf dem Bild mit dem kleineren Chip nur einen Teilausschnitt sehen. Wenn diese Fotos bildfüllend auf deinem Monitor zu sehen sind, erscheint dir das Teil des Objekts mit dem kleineren Chip aufgenommen größer.


    Den gleichen kleineren Ausschnitt könntest du auch mit dem großen Chip ablichten, wenn du entsprechend ein Teleskop mit mehr Brennweite benutzt

  • Hallo Alpinist, man kann ein größeres Bild durch mehrere Verfahren gewinnen.

    Erstens mithilfe einer Barlowlinse zwischen Objektiv und Kamera, zweitens durch Okularprojektion, also ein Okular dazwischen und drittens als afokale Fotografie. Da benutzt man das Fernrohrobjektiv plus auf Unendlichkeit fokussiertes Okular plus Kamera mit eigenem Objektiv dahinter.

    Die letzte Variante wird heutzutage häufig für ein schnelles Foto mit dem Smartphone am Fernrohr genutzt.

    Bei den beiden ersten Verfahren wird kein Kameraobjektiv verwendet. Die Abbildung wird alleine durch die Fernrohroptiken erreicht.

    Barlowlinsen sind Zerstreuungslinsen und auch als Telekonverter bekannt.


    Gruß Armin

  • Hallo


    Angenommen 200/1000 mit 20er Okular gegen 200/500 mit 10er Omular,

    Ist verrückt selbe Vergrößerung, und sogar selbe Austrittspupille.

    Ein Träumchen, jetzt wird aber jeder sagen F/2,5 schafft kein Okular, die Sterne am Rand werden grausig aussehen.

    Fotografisch schon wieder interesanter F/2,5 hat kleinere Beugungsscheibchen kann man auf der selben Größe mehr kleinere Pixel bedienen, wenn der Komakorrektor das kann, und das ist eher sehr sehr schwer.

    Aber du hast bei dem kurzen mit 1,25" 32mm Okular das gleiche Feld wie beim Langen mit 32mm Nagler, ich fürchte nur das sieht dann doch sehr Auffällig verschieden aus.

    Um das Kürzere hinzubiegen das es an die Qualität des langen kommt wird Komakorrktor und Okulare locker das vierfache Kosten.

    Bei gar F/2,5 müsste du dir einen eigenen Korrektor Maßschneidern lassen, dürfte zum Preis eines Mittelklassewagens machbar sein.


    Gruß Frank

  • :/ ...wie schafft man dann die gewünschte Vergrößerung beim Fotografieren?

    Bei den Fotos reden wir daher nicht von Vergrößerung somderm Abbildungsleistung.

    Wir nehmen Bildausschnittsgröße in Quadrat-Grad und Auflösungsqualität in Bogensekunden/Pixel.

    Man kann die Bilder wenn das Objekt einem zu klein im Bild ist, croppen um den Rand weg zu schneiden.


    Eine Auflösungsqualität stark über 1Bogensekunde/Pixel ist für Deepsky nicht mehr so sinnvoll, da das Seeing hier meist schlechter ist.

    Diese kannst du dir hier berechnen lassen.


    Denk auch mal an ein Zoomobjektiv, mein sit z.B. 18-135mm. Der Zoom kommt durch Brennweitenänderung, die wir beim Teleskop nicht haben.


    Ich hoffe jetzt ist es klarer, Sven

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