Merkur am Taghimmel im 16er Newton- 02.05. 2022

  • Hallo zusammen,


    lange, ja sehr lange musste ich auf diesen Augenblick warten . Merkur am Taghimmel aufzuspüren ist mit analogen Mitteln nicht das einfachste Unterfangen, aber der Himmel war diesmal recht klar und der 2 Tage alte Mond stand als Ausgangspunkt nur 2,5 Grad östlich. Die Deklination an den Teilkreisen auf +23Grad und den Newton einen kleinen Schubser Richtung Westen.

    Da war er recht deutlich zu sehen , obwohl das Helligkeitsmaximum schon lange Geschichte war.

    Der Newton bekam nun seine Taukappe , damit die Sonne nicht all zu mächtig in den Tubus funzelt. Trotzdem gab es im Livebild irgendwo lästige Reflektionen- die das Bild zeitweise sehr störten. Vergleichbar war das in etwa wie ein UV-pass Filter mit Infrarot-Leck .

    Leider habe ich auch keine ideale Phase am Merkur mehr gehabt, um eventuell Strukturen sichtbar zu machen.

    Aber , das hat jetzt mal wieder richtig Spaß gemacht -und ich würde mich sehr über Kritik - jeglicher Art freuen.





    Die Daten :


    16er Newton F/4,5 mit 2,7fach Barlow , ASI178MM mit Rotfilter = Weiß . Jeder Strom a 5000 Bilder mit 3% Verwendungsrate, davon die drei schärfsten Summenbilder nochmals

    gestackt.


    Farbe mit der 178MM , 4000 Bilder mit 9 % Verwendungsrate, ebenfalls die drei besten noch einmal zu einem Summenbild zusammengefasst- und dann alles verheiratet.


    Aufnahmesoftware für die ASI`s Firecapture , Stacking mit AS!3 , EBV Fitswork.


    ps Ich sehe gerade das der Bildhintergrund anders aussieht wie auf dem Original .


    Viele Grüße

    Markus

  • Hallo Marcus,

    ein schönes Bild und

    der Spaß und die Leistung ohne GoTo Merkur zu finden entziehen sich jeglicher Kritik bzw. das steht einfach darüber.

    Ob der nun wirklich so rosa ist ... ? der stand vielleicht schon so tief ;)

    Aber im Ernst, ich glaube nicht, dass du tagsüber noch viel mehr schaffen kannst. es gibt zur Abenddämmerung oft noch mal eine Zeit in der sich die Luft beruhigt, vielleicht dann.

    Man könnte durchaus meinen, dass da schon etwas an Oberflächenstruktur heraus kommt. Du bist bei der Schärfung sicher nicht in die Vollen gegangen.

    Was mir auffällt ist so eine "Unschärfefahne" rechts bzw. rechts leicht unten. So etwas kenne ich bei Venus, und bei mir wars das Tubusseeing bzw. ein zu warmer HS.

    Deine Verwendungsrate ist recht gering. Ich habe bessere Erfahrungen mit höheren Raten gemacht und dann habe ich stärker geschärft. Grundsätzlich veränderte sich aber nur wenig und das auch nur in sehr kontrastarmen Flächen. Ob das dir hilft weiß ich nicht.

    Jetzt hast du die Tür bei mir aufgetreten, ich weiß nur nicht, wie ich das anstellen soll mit dem Seeing, denn mein Gerät steht fest und in der Sonne.

    Viele Grüße,

    ralf

  • Hallo Ralf,


    ganz herzlichen Dank für die nette Rückmeldung.

    Ja, ich hatte wirklich mit irgendwelchen Reflexen zu kämpfen , wie Du beschreibst gab es diese hässliche Fähnchenbildung die ich halt auch von der Venus kenne. Justage stimmte, aber am Taghimmel mit vollem Gegenlicht sind das halt auch neue Erfahrungen.


    Ob der nun wirklich so rosa ist ... ? der stand vielleicht schon so tief ;)

    Genau das wollte ich ja vermeiden , dann kommen Nachbars Bäume :D

    Und der Gedanke, Merkur sehr viel höher zu erwischen, ließ mich hoffen. An rosa 8o könnte ich mich auch nicht gewöhnen , warum das so ankommt ist mir ein Rätsel.

    Nebenbei, Newton Nr. zwei steckt in seinem Neubau und hat freie Sicht nach Osten, fast bis an den Horizont. Vielleicht habe ich dann damit Vorteile aus der Morgendämmerung heraus.


    Bei den Verwendungsraten habe ich 7 Modelle bis 30% gerechnet und es gab ,-wie Du aus dem eigenen Nähkästchen kennst- nur wenig

    Änderung.


    Ich habe mir eben noch einmal die Aufnahmen geschnappt und etwas an den Farben korrigiert. Mein großer Wunsch war es halt auch, den kleinen auch in Farbe zu erwischen.

    Angefügt habe ich auch einmal einen Rohstack der 178MC , man sieht - was das für ein furchtbares Ducheinander in den Farben ist.











    Ganz liebe Grüße


    Markus

  • Hallo Markus,


    wie Ralf schon sagt: Bei Merkur ist alle Kritik an Bildern immer zu relativieren, weil a. der Bursche so klein ist, er sich b. immer in Sonnennähe rumtreibt, was c. zur Tagbeobachtung zwingt, womit d. erheblich geringerer Kontrast und e. fast immer schlechteres Seeing verbunden ist, weil (siehe b.) unser Thermik produzierender Stern in der Nähe steht. Hinzu kommt noch f., dass die Merkuroberfläche gleichmäßiger als der Erdmond mit Kratern übersäht ist und keine größeren Albedounterschiede bietet.


    Wenn man das berücksichtigt, kannst Du mit Deinem Bild durchaus zufrieden sein: Phase gut erwischt, schöner sanfter Terminatorgradient. Klar, es fehlen die Oberflächendetails, die ein 16-Zöller zwar unter besseren Bedingungen spielend bringen würde, aber unter den realen eben leider nicht. Ich denke trotzdem, dass mit der aktuell verfügbaren Aufnahmetechnik mehr gehen könnte. Aber dazu müsste man sich wahrscheinlich gründlicher und mit weiteren Versuchen mit dem Thema Merkur beschäftigen. Anfangen würde ich damit, die atmosphärische Dispersion auszuschalten. Die Farbsäume auf Deinem farbigen Bild (mit Taghimmelhintergrund) zeigen mit hoher Wahrscheinlichkeit eine starke AD. Die Konsequenz: Die Farbkanäle sind zu einander verschoben, was eventuelle zarte Details überlagern dürfte.

    Weitermachen würde ich mit dem Test verschiedener Filter, wobei R schon mal nicht schlecht ist. Wahrscheinlich ist die monochrome Kamera ohnehin die bessere Wahl. Nicht nur wegen des günstigeren Seeings im eingeschränkten (vor allem langweiligeren) Spektralbereich, wobei eine AD-Korrektur nach meiner Erfahrung auch hier noch Verbesserungen bringt.


    Ich habe vor Jahren selbst mal Merkur videografiert, aber das Ganze dann wegen Unerqicklichkeit nicht fortgesetzt. Müsste mal im Archiv nach den Bildern suchen. Wenn Du nichts dagegen hast, würde ich sie hier dranhängen.


    CS, Jörg

  • Hallo Jörg ,


    vielen herzlichen Dank für Deine sehr umfassenden Ausführungen. Sehr gerne kannst Du die Bilder hier mit dranhängen.

    In der Tat - ich sollte tatsächlich die MC weglassen und nur mit Filtern an der monochromen für das RGB arbeiten. Das war mein erster Versuch mit der MC und ich glaube ich brauche keinen zweiten.

    Ich erhoffe mir auch auf jeden Fall ein besseres

    Ergebnis in den Morgenstunden , wenn der Tubus über Nacht sich den Temperaturen besser angepasst hat. Über die AD werde ich mir noch Gedanken machen, ja, das habe ich bislang völlig außer Acht gelassen.


    Danke für die Hilfe,

    Grüße und cs

    Markus

  • Hallo Markus,


    danke für die Anregung, mich mal wieder mit meinen elf und zehn Jahre alten Merkurbildern zu beschäftigen. Am besten sind die von 2011 März 08; da war das Seeing so gut, dass ich von drei Filmen Summenbilder mit weitgehend identischen Flecken auf dem Minischeibchen bekam. Ich hab das gerade nochmal in ein aktuelles Beschriftungsmuster gestellt und mit der Guide-Simulation verglichen:



    Ob das nun reale Albedostrukturen sind, mag ich nicht mit Sicherheit sagen. Dazu sind sie einfach zu schwach.

    Ich hab danach trotz mehrerer Versuche nur schlechtere Bilder hinbekommen. So wie hier von 2012 sehen eigentlich alle aus:



    Vielleicht lag‘s am Seeing, vielleicht daran, dass ich die Skynyx gegen eine Lumenera LU 165M getauscht hatte. Meinen ADC hab ich erst 2014 gekauft, damit aber noch nie Merkur videografiert. Das sollte ich vielleicht endlich mal tun.


    CS, Jörg

  • Vielen Dank Jörg für das interessante Bildmaterial.


    Und ich bedanke mich bei allen Sternchengebern .


    Ich hatte mir in den letzten Jahren so viel vorgenommen, aber man bekam den Burschen einfach nicht in die Kamera .


    Viele Grüße


    Markus

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