NoiseXterminator von Russel Croman - Zeitenwende?

  • Guten Morgen allerseits!

    Russel Croman hat es wieder getan! Nach dem GradientXterminator und dem StarXterminator hat er jetzt sein neues Plugin NoiseXterminator in einer Beta-Version vorgestellt. Es ist momentan nur als Plugin für PixInsight verfügbar, eine Plugin-Version für Photoshop ist angekündigt. Auf anderen Kanälen (z. B. auf Cloudy Nights) laufen bereits intensive Diskussionen zu der neuen Software. Das Feed Back der Tester ist überwiegend sehr positiv.

    Erste eigene Tests lieferten phänomenale Ergebnisse. In diesem Beispiel möchte ich einen engen Ausschnitt von NGC 4631 zeigen, der mit den Standardeinstellungen gerechnet wurde:


    unknown.png


    Mit meinen Testaufnahmen erzielte NoiseXt erstaunlich gute Ergebnisse ohne die sonst üblich Schärfeverluste. Das Rauschen wird komplett entfernt, wenn man den "Detail" Regler in Ruhe lässt, erzeugt es keine Artefakte. Man ist versucht, wieder etwas Rauschen hinzuzufügen, weil das Ergebnis so ungewohnt glatt ist. Das Entrauschen der hohen Frequenzen funktioniert so gut, dass man sich zukünftig noch mehr Mühe mit der Gradientenentfernung geben muss ;) . Schraubt man mit dem Detailregler die Deconvolution zu hoch, führt das zu dunkeln Ringen an den Sternen und zu Überschärfungen an hellen Objekten und Kanten.

    Meiner Meinung nach ist NoiseXt ein ähnlicher Game Changer wir zuvor starnet++, das schon lange vor dem StarXterminator zu neuen Bildbearbeitungsmethoden und in letzter Konsequenz zu einer drastischen Steigerung der Ergebnisqualität in weiten Teilen der Community geführt hat. Das Plugin setzt neue Standards und es wird für alle Astrofotografen schwer sein, darauf zu verzichten. Da die Software nur als Plugin für PixInsight und Photoshop angekündigt ist, mag sie viele Nutzer anderer Programme dazu bewegen umzusteigen.

    Ich bin gespannt auf Eure Meinung zu dem neuen Tool!

    CS und viele Grüße
    Peter

  • Mir fehlt gerade die Zeit, die Bilder vorher, nachher in eine Bildverarbeitung zu laden und voneinander abzuziehen, so dass nur das Rauschen übrig bleibt ... und was darüber hinaus aus dem Bild entfernt oder hinzuaddiert wurde.

  • Mir fehlt gerade die Zeit, die Bilder vorher, nachher in eine Bildverarbeitung zu laden und voneinander abzuziehen, so dass nur das Rauschen übrig bleibt ... und was darüber hinaus aus dem Bild entfernt oder hinzuaddiert wurde.

    Das kannst du an einer jpg-Screencopy nicht gut machen. Müsstest du aber zum Vergleich auch mal mit einer eigenen Aufnahme machen, die du mit deinen üblichen Methoden entrauscht und geschärft hast...

  • Da sind aber auch Sterne drin die im verrauschten Original gut zu sehen sind, aber im bearbeiteten Bild so gut wie verschwunden sind.


    Gruß

    Michael


    Mein Bildbeispiel sollte ja auch keine Referenz sein. Ich hatte geschrieben, dass es mit den Standardeinstellungen gerechnet wurde, die man ja noch optimieren kann. Man kann ja auch keine Wunder erwarten. Gerade die Trennung von feinsten Sternen und Rauschen ist ein bekanntes Problem jeder Software. Das Ergebnis ist aber auch schon so besser als alles, was irgendeine andere mir bekannte Software liefern würde.


    Ich will ja auch keine Werbung machen, sondern wollte euch nur auf ein neues Programm aufmerksam machen, das ich sehr bemerkenswert finde.


    Ich persönlich freue mich über jede Neuerung, die ich für eine Verbesserung meiner Arbeit nutzen kann. Was ich deshalb ebenfalls bemerkenswert finde ist, dass ich damit hier offenbar ziemlich allein bin. Das Feed Back beschränkt sich bisher auf 3 Kommentare und 2/3 gehen ohne jede positive Würdigung kritisch mit der Neuheit um.

  • Was ich deshalb ebenfalls bemerkenswert finde ist, dass ich damit hier offenbar ziemlich allein bin. Das Feed Back beschränkt sich bisher auf 3 Kommentare

    Weit gefehlt! :) Ich hatte mich bisher nur auf einen "Dankeschön-Pokal" beschränkt, weil ich arbeitstechnisch "stark eingebunden" war. ;)

    Auch ich freue mich schon sehr auf das Plugin. Ich besitze zwar PI - der "Haupteil" meines workflow findet aber in PS statt - von daher warte ich auf das Plugin für PS.

    Ich habe mir die Produktseite aber schon "gebookmarkt" (...coming soon!).

    Ich besitze bereits StarXTerminator, GradientXTerminator und StarShrink von Russell Croman. Speziell vom StarXTerminator bin ich sehr angetan, bei einigen Objekten (nicht bei allen!) funktioniert der sogar besser als starnet++.

    Zum Entrauschen benutze ich momentan Topaz - auch das war für mich schon ein Sprung nach vorne.


    Von daher: vielen Dank für die Info! Und wenn ein pete_xl sagt, dass das Plugin nützlich sein könnte, dann ist mir das Expertise genug! Also - gekauft! ;)


    So long, Jochen

  • Ich besitze bereits StarXTerminator, GradientXTerminator und StarShrink von Russell Croman. Speziell vom StarXTerminator bin ich sehr angetan, bei einigen Objekten (nicht bei allen!) funktioniert der sogar besser als starnet++.

    Hi Jochen,


    ...dann kostet es "nur" $ 39,95" ;)



    Auch ich freue mich schon sehr auf das Plugin. Ich besitze zwar PI - der "Haupteil" meines workflow findet aber in PS statt - von daher warte ich auf das Plugin für PS.

    Ich mache das Gleiche mit APP und PS und habe auch überlegt zu warten. Der Vorteil des Plugin in PI ist aber, dass man dort Bilder ganz früh, im linearen Zustand vor dem Strecken entrauschen kann und in PS nicht. Daraus mögen sich eine Menge Vorteile ergeben - oder auch nicht, muss man testen. In einem ersten schnellen Test APP (linear) -> NoiseXt (linear) -> Strecken in APP habe ich mit Schrecken gesehen, dass das gestreckte Ergebnis fürchterlich aussah. Viel zu helle Lichter und ruinierter Hintergrund. Ein Test APP (gestreckt, exportiert als 16bit RGB) -> NoiseXt (nicht linear) -> PS verlief allerdings einwandfrei. Es ist ein Beta und man muss mal sehen, wie damit am Besten umzugehen ist.


    Von daher: vielen Dank für die Info! Und wenn ein pete_xl sagt, dass das Plugin nützlich sein könnte, dann ist mir das Expertise genug! Also - gekauft! ;)

    Mal langsam mit den jungen Pferden, Jochen :D ! Ich hatte erst eine knappe Stunde mit dem Tool und alles, was ich hier momentan schildere steht unter dem Vorbehalt, dass noch Bugs und Probleme auftreten können. Aber das, was ich bisher gesehen habe, ist super <3 ! Hol es dir also als Testversion ruhig schon für PI. Es ist total easy zu bedienen und du kannst ja dann wie gewohntg in PS weiter machen.


    LG Peter

  • Hi Peter,

    In einem ersten schnellen Test APP (linear) -> NoiseXt (linear) -> Strecken in APP habe ich mit Schrecken gesehen, dass das gestreckte Ergebnis fürchterlich aussah. Viel zu helle Lichter und ruinierter Hintergrund. Ein Test APP (gestreckt, exportiert als 16bit RGB) -> NoiseXt (nicht linear) -> PS verlief allerdings einwandfrei.

    am Rande und teilw. OT: streckst Du immer im APP?

    Das beschriebene Phänomen habe ich nämlich bei einigen Objekten (nicht bei allen) wenn ich in PI strecke. Wenn ich im APP strecke und das Bild direkt als tif speichere, ist alles gut. Eigentlich immer...


    Mal langsam mit den jungen Pferden, Jochen :D ! Ich hatte erst eine knappe Stunde mit dem Tool und alles, was ich hier momentan schildere steht unter dem Vorbehalt, dass noch Bugs und Probleme auftreten können.

    Nee, das passt schon. Wenn Du sagst, dass das gut ist, dann ist das gut!

    Und wenn es dann doch nichts taugt, kann ich mich ja immer noch beschweren und Dich persönlich verantwortlich machen! 8o


    CS, Jochen

  • Peter,


    Vielen Dank für die Info. Das sieht sehr interessant aus! Rauschen ist ja die vielleicht größte Plage in der Bildbearbeitung. Ich werde das Tool ausprobieren und bin sehr gespannt.


    Gruß nach Ascheberg

    Dirk

  • Was ich deshalb ebenfalls bemerkenswert finde ist, dass ich damit hier offenbar ziemlich allein bin. Das Feed Back beschränkt sich bisher auf 3 Kommentare und 2/3 gehen ohne jede positive Würdigung kritisch mit der Neuheit um.

    Servus Peter,


    warum alleine? Du hast tagsüber an einem Werktag deinen Beitrag erfasst. Dass da direkt erstmal nur drei Kommentare kamen, besagt doch nicht, dass nur du dich freust. Ich finde die Information auch interessant, natürlich. Im Moment kann ich es nicht nutzen, denke ich, denn ich habe kein PI und habe nur eine sehr alter PS-Version. Da bin ich unsicher, ob es als Plugin funktionieren würde.


    Ich bin allerdings auch eher vorsichtig mit Entrauschung, da ich keine Informationen killen will (z.B. Sterne, die fehlen). Ich nutze Fotos aber mehr, um zu dokumentieren, um Objekte nachzuweisen, nicht, um pretty pictures zu erzeugen. Deshalb verwende ich meist keine Rauschunterdrückungstools. Wenn man das hier aber sehr fein einstellen kann, wäre es natürlich interessant.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Moin,


    ich finde solche Tools klasse. Die Notwendigkeit am nächsten Tag stundenlang an der EBV zu sitzen und trotzdem nur verrauschte Bilder zu produzieren, hat mir vor ein paar Jahren die Astrofotografie verleidet. Bildbearbeitung empfinde ich halt nicht als Teil des Spaßes sondern einfach nur als Last. Seitdem bin ich nur noch visuell unterwegs und zeichne lieber.

    Aber so etwas kommt meinem Traum wieder ein Stück näher: eine Software in die man all seine Frames reinschaufelt und die einem die gesamte Bildbearbeitung abnimmt und bei der man maximal fünf Minuten Arbeit pro Bild investieren muss. Und das ohne dass man sich länger als 15 Minuten in die Software einarbeiten muss. Wenn so etwas irgendwann kommt, fange ich vielleicht auch wieder an zu fotografieren.


    Ja, Ihr braucht mir nicht erklären, dass das nicht geht. Ich weiß das. Aber es ist nicht verboten zu träumen, oder? ;)


    Bis dann:

    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Peter,

    die Informationen in unseren (Roh)Bildern befinden sich im Rauschen, deshalb stacken wir, und das NICHT um das Rauschen zu minimieren, sondern um das SIGNAL herauszulösen. Irgendwo muss der Benutzer mit den Reglern oder die SW selber eine Grenze ziehen und definieren, "das kann weg" und "das darf bleiben". Das geht auch nicht anders, aber genau dieser Prozess stört mich bei allen Entrauschungs-Programmen.

    Ich selber habe trotzdem sogar ein paar mal TopasDenoise benutzt. Ja, das funktioniert und macht schönere Bilder, aber ich habe immer irgendwie ein ungutes Gefühl dabei und deshalb verzichte ich weitgehend auf eine Entrauschung meiner Bilder.

    Wohlgemerkt ist das nur meine subjektive Sicht - die du ja sogar schon kennst - aber ich möchte hier einfach mal eine Gegenposition vertreten.

    Ich kenne glatte Bilder die schrecklich aussehen und ich kenne verrauschte Bilder die mir gefallen, so ist das. Durch das Entrauschen von Bildern werden diese weder detailreicher, noch erhöhe ich die Tiefe.

    Wie gesagt, keine allgemeine Ablehnung, keine Wertung, ..aber eine Gegenpositionen, damit man sich ggf. irgendwo dazwischen positionieren kann.

    Viele Grüße,

    ralf

  • Ja, Ihr braucht mir nicht erklären, dass das nicht geht. Ich weiß das. Aber es ist nicht verboten zu träumen, oder? ;)

    Marcus, natürlich geht das. Du kennst die 20/80 Regel ? 20% Aufwand und du erhältst 80% des maximalen Ergebnisses. Für die restlichen 20% brauchst du 80% Aufwand.

    Wenn du ein gestacktes (Farb)-Bild hast, dann streckst du dieses indem die Gradationskurve in den Lichtern flacher liegt. Dabei machst du ggf. einen Weißabgleich auf den Hintergrund. Danach definierst du alle flächigen Lichter und schärfst diese nach. Das dauert keine 2 min. und du hast deine 80%.

    Viele Grüße,

    ralf

  • Hallo Christoph,


    du hast Recht, ich war für einen Werktag wohl etwas vorschnell und von einem "temporären" negativen Gefühl bestimmt. Dafür habe ich wohl heute Abend keine Zeit mehr zu antworten ;)


    Liebe Grüße

    Peter

  • Hallo Ralf,


    ich schätze deine Ansichten sehr und ich weiß, wir haben teilweise sehr unterschiedliche Ansätze - und das ist auch völlig Ok. Ich kenne z. B. glatte Bilder, die gut aussehen und verrauschte, die schrecklich aussehen :D . Aber mal im Ernst. Auch ich will das Signal erhalten, dass ich mühsam gesammelt und gestackt habe. Du sagst, du verzichtest weitgehend auf das Entrauschen um kein Signal zu verlieren. Für mich ist dagegen das optimale Entrauschen eine wesentliche Voraussetzung um in meiner weiteren Bildbearbeitung Signal zu heben, das ohne dieses Entrauschen nicht erreichbar wäre. Deswegen kann ich auch deiner Aussage, das Entrauschen mache Bilder nicht detailreicher und es erhöhe nicht die Tiefe nicht zustimmen. Das macht es beides doch, und optimales Entrauschen ist für mich sogar eine wesentliche Voraussetzung um mehr Tiefe und Details erarbeiten zu können. Ganz spontan fallen mir da beispielsweise die Ha-Wölkchen oberhalb der Jets in meinem diesjährigen M 106 Bild ein. Ohne Entrauschen wären die Daten nicht so weit zu bringen gewesen, dass ich die Gebilde überhaupt entdeckt hätte. Ganz zu schweigen von dem "3. Jet".


    Ich habe nicht vor, das neue Tool als Bohnerwachs oben drauf zu setzen und "glatte" Bilder zu erzeugen. Wenn ich es benutze, dann möglichst differenziert, an der bestmöglichen Stelle im Workflow, an getrennten Kanälen und wohl meistens im sternlosen Bild.


    Viele Grüße

    Peter

  • Ich kenne z. B. glatte Bilder, die gut aussehen und verrauschte, die schrecklich aussehen

    oh ja, die gibt es sogar noch öfter. :)

    Ich habe ja eher von einem Unbehagen gesprochen, also einem Gefühl, und das gilt nur in meinen Bildern.

    Dass du durch das Entrauschen aber mehr zeigen kannst als ohne, das bezweifle ich. Du machst es dem Auge sicherlich leichter eine Wolke als solche zu erkennen, aber sie wird dadurch nicht erst sichtbar. Ich gehe davon aus, dass es in allen Entrauschungstools irgend eine Art Weichzeichnung oder Mittelung gibt. Manchmal sehe ich den Radius direkt in den Bilder, dann bekomme ich meine "Glätte-Allergie". Gut eingesetzt sieht das sehr elegant und sauber aus. ABER, nehmen wir eine kleine Wolke, die fast im Rauschen untergeht. Nach dem Entrauschen ist sie glatter und wir erkennen eine Form, sagen wir ein Oval. Wir haben also im besten Fall eine glaubwürdige Kante einer ansonsten (auch glaubwürdigen) diffusen Wolke. Nun belichten wir das Ding 4 mal so lange. Die zuvor erkannte Form ist nun auch ohne Entrauschung zu erkennen, vielleicht aber nicht ganz so oval. Aber im Innern sehen wir nun eine neue Struktur. Diese war weder im ersten verrauschten Bild zu erahnen noch war sie im entrauschten Bild zu sehen. Wenn du nun aber 4 dieser entrauschten Bild mit der glatten Wolke stackst, so ist die neue Struktur nicht zu sehen, nach den 4 unentrauschten aber schon.

    Du könntest auch versuchen in einem entrauschten und in einem nicht entrauschten Bild die Grenzgröße zu bestimmen. Sie wird bestenfalls gleich sein, denn unsere Augen bzw. das Gehirn kann sehr gut statistische Ausreißer erkennen und obwohl ein Sternchen im Rauschen untergeht, so ist es doch zu erkennen.

    Ich betone nochmal, dass ich nichts gegen das Entrauschen bei anderen Bildern habe, wenn´s gut gemacht ist, und ich es nicht sehe. Für mich persönlich ist das aber wie eine Art Luxus darauf (weitgehend) zu verzichten.

    Ich kenne niemanden der mehr und besser die Entrauschungsmöglichkeiten nutzen kann als du, bleibe dabei, ich will dich nicht bekehren, ich wollte nur mal eine Gegenposition in den Raum stellen.

    Viele Grüße,

    ralf

  • Hallo Ralf und Peter,


    da meine Skills bei weitem nicht mit Euren vergleichbar sind, würde ich mir nicht anmassen, eine "fachliche Meinung" beizusteuern. 8)

    Meine persönliche Meinung würde ich aber gerne loswerden:

    das Ziel aller Astro-Aufnahmen ist ja, möglichst viel Nutz-Signal aus einer lichtschwachen und i.d. Regel verrauschten Rohaufnahme zu generieren.

    Deshalb unternehmen wir ja den ganzen Aufwand mit den rauscharmen Kameras, der Kühlung, dem Stacking, usw.


    Meiner Meinung nach gehört das softwareseitige Entrauschen zu diesem Prozess definitiv dazu und dient in erster Linie genau diesem Ziel und nicht der Erzeugung der oft gescholtenen "pretty pictures".

    Natürlich ist "Bohnerwachs" immer eine schlechte Idee und das Entrauschen ist generell immer eine Gratwanderung.


    Aber die Aussage die ich hier an anderer Stelle (nicht in diesem Thread) schon gelesen habe "lieber gar nicht entrauschen und dafür den Hintergrund nicht killen" würde ich (ich betone: für mich persönlich!) so nicht stehen lassen, denn m.E. das kommt immer sehr auf das Objekt an.


    Will ich einen Nebel/Dunkelnebel abbilden, dann will ich sicher den Nebel in den Vordergrund stellen und nicht die allerletzte Hintergrund-Galaxie. Die sind zwar astronomisch interessant, aber ich ziehe mal folgenden Vergleich: wenn ich eine Blume auf einer Wiese fotografieren möchte, dann lege ich den Fokus i.d. Regel auf die Blume mit all Ihren Details und nicht auf die Grashalme drumrum.


    Also - meine bescheidene Meinung: entrauschen ja, Hintergrund abdunkeln ja - aber beides mit Augenmass und je nach Objekt. Wenn ich den Hintergrund gezielt darstellen will, dann ist das sicher etwas anderes.


    Viele Grüße, Jochen

  • Hallo in die Runde,

    ein interessantes und kontroverses Thema. Ich möchte meinerseits, wie Ralf, ein Lanze für das Rauschen brechen und auch eingewisses Unbehagen erklären. Das Rauschen hat in der Wissenschaft eigentlich einen ziemlich konkreten Zweck, es definiert die Verlässlichkeit eines Signales. Es gibt diesbezüglich einerseit Rauschquellen, die mit dem Instrumentarium in engem Zusammenhang stehen, was sich meistens beispielweise durch eine sorgfältige Kalibrierung oder Optimierung des Instrumentariums eliminieren lässt und was auch die "echte" Wissenschaft extensiv betreibt. Andererseits gibt es ein "natürliches" Rauschen des Signales, den Photon-Shotnoise. Dieses ist eine inhärente Eigenschaft des Signales und das Signal lässt sich definitiv nicht durch irgendein Rauschunterdrückungsverfahren rekonstruieren. Alle diesbezüglich arbeitenden Algorithmen tricksen, indem sie die Nachbarpixel anschauen und diese für eine wie auch immer geartete Ausgleichsrechung verwenden. Man tauscht also immer Auflösung gegen weniger Rauschen. Natürlich kann man dies zum Hervorheben von speziellen Eigenschaften des Beobachtungsobjektes verwenden. Andererseits kann man bei nicht so schlauer Software Informationen zerstören und auch Strukturen vorgaukeln, welche nicht der Realität entsprechen. Ich denke die "große" Astronomie verzichtet genau aus diesem Grund auf Sofwareentrauschung. Aber jedem Tierchen sein Plässierchen. Und meiner Meinung nach ist "Game-Changer" wohl etwas dick aufgetragen, vielleicht aber auch nicht, wer weiß. ;)

    Vg Tino

  • Hallo in die Runde,

    ein interessantes und kontroverses Thema. Ich möchte meinerseits, wie Ralf, ein Lanze für das Rauschen brechen und auch eingewisses Unbehagen erklären. Das Rauschen hat in der Wissenschaft eigentlich einen ziemlich konkreten Zweck, es definiert die Verlässlichkeit eines Signales. Es gibt diesbezüglich einerseit Rauschquellen, die mit dem Instrumentarium in engem Zusammenhang stehen, was sich meistens beispielweise durch eine sorgfältige Kalibrierung oder Optimierung des Instrumentariums eliminieren lässt und was auch die "echte" Wissenschaft extensiv betreibt. Andererseits gibt es ein "natürliches" Rauschen des Signales, den Photon-Shotnoise. Dieses ist eine inhärente Eigenschaft des Signales und das Signal lässt sich definitiv nicht durch irgendein Rauschunterdrückungsverfahren rekonstruieren. Alle diesbezüglich arbeitenden Algorithmen tricksen, indem sie die Nachbarpixel anschauen und diese für eine wie auch immer geartete Ausgleichsrechung verwenden. Man tauscht also immer Auflösung gegen weniger Rauschen. Natürlich kann man dies zum Hervorheben von speziellen Eigenschaften des Beobachtungsobjektes verwenden. Andererseits kann man bei nicht so schlauer Software Informationen zerstören und auch Strukturen vorgaukeln, welche nicht der Realität entsprechen. Ich denke die "große" Astronomie verzichtet genau aus diesem Grund auf Sofwareentrauschung. Aber jedem Tierchen sein Plässierchen. Und meiner Meinung nach ist "Game-Changer" wohl etwas dick aufgetragen, vielleicht aber auch nicht, wer weiß. ;)

    Vg Tino

    Hallo Tino,


    so wie du sagst, "jedem Tierchen sein Plässierchen" und das gilt ja auch für hier geteilte Meinungen. Aber hier geht es eigentlich nicht um theoretisch-wissenschaftliche Aspekte und den Sinn oder Unsinn der Rauschentfernung. Denn es war meine Absicht und so kann man es in meinem Eröffnungspost lesen, interessierte User von PI und PS auf ein neues Plugin für PI hinzuweisen, das demnächst auch für PS zu haben sein wird. Und wie es dort steht, habe ich mich auf Meinungen und Testergebnisse von Leuten gefreut, die das Tool ausprobiert haben.

    Bitte nicht böse sein, ich möchte niemanden - auch dich nicht - vor den Kopf stoßen :) . Aber es soll in meinem Thread nicht um "technophilosophische" Grundsatzfragen und Beiträge von Kollegen gehen, die solche Software gar nicht einsetzen können oder wollen. Dein Bezug zu wissenschaftlichen Fragestellungen ist sicher interessant, hier aber im Sinne des Threadthemas einfach fehl am Platze. Das möge man ggf. in einem eigenen Thread diskutieren. Die Sorte Astrobilder, die hier gezeigt werden, sind nahezu ausschließlich Pretty Pictures. Und diese Art Bilder profitiert in jeder Hinsicht gewaltig von Entrauschungsroutinen, die ein Maximum an Informationen erhalten und ein Optimum an Rauschreduzierung liefern. Ich hatte eigentlich ein einheitliches, vielstimmiges Hurra für Russel Croman erwartet, so wie es in den anderen Teilen der Welt zu hören ist.


    CS Peter

  • am Rande und teilw. OT: streckst Du immer im APP?

    Das beschriebene Phänomen habe ich nämlich bei einigen Objekten (nicht bei allen) wenn ich in PI strecke. Wenn ich im APP strecke und das Bild direkt als tif speichere, ist alles gut. Eigentlich immer...

    Hi Jochen,


    ja, ich mache alles Stacken, (Farb-)Kalibrieren, Gradientenentfernen und ein erstes Strecken in APP. Dort gehe meist mit einem 15% BG 3 Sigma 16 Bit Tiff heraus und bearbeite das dann in PS weiter. Für manche Aufgaben benutze ich auch PI, das mir aber ansonsten für die Weiterbearbeitung zu unergonomisch ist. Manchmal benutze ich in PI, z. B. auch für das Entrauschen, die EZ Processing Suite von Darkarchon. Aber in PS fühle ich mich wohl wie in einem alten Pantoffel und den kompletten Umstieg zu PI habe ich nie geschafft. Dort wäre ich erstmal ein paar Übungsjahre lang eine Niete ?( ...


    Das beschriebene Phänomen muss ich mir noch einmal in Ruhe ansehen.


    CS Peter

  • Die Sorte Astrobilder, die hier gezeigt werden, sind nahezu ausschließlich Pretty Pictures.

    Moin Zusammen!


    pete_xl :

    naja... Ich verweise mal auf Deinen/Eure M106 oder auf Deinen vdb152.

    Pretty, ohne Frage - aber teilweise so detailreich, dass man das Teleskop außerhalb der Erdatmosphäre verorten könnte ! :)

    Ich meine, da zeigt sich, wie man das Entrauschen richtig dosiert und einsetzt.


    Aber ich gebe zu: ich bin ein großer Fan von Peters Bildern und mein Blick ist eventuell durch die Fanbrille etwas getrübt! 8)


    ja, ich mache alles Stacken, (Farb-)Kalibrieren, Gradientenentfernen und ein erstes Strecken in APP. Dort gehe meist mit einem 15% BG 3 Sigma 16 Bit Tiff heraus und bearbeite das dann in PS weiter. Für manche Aufgaben benutze ich auch PI, das mir aber ansonsten für die Weiterbearbeitung zu unergonomisch ist. Manchmal benutze ich in PI, z. B. auch für das Entrauschen, die EZ Processing Suite von Darkarchon. Aber in PS fühle ich mich wohl wie in einem alten Pantoffel und den kompletten Umstieg zu PI habe ich nie geschafft. Dort wäre ich erstmal ein paar Übungsjahre lang eine Niete

    So ähnlich mache ich das auch - PI nutze ich meistens zum Strecken und für die DBE bevor es weitergeht zu PS. Alternativ strecke ich in APP. Plus LPR, usw.

    In APP hat das Strecken bisher immer geklappt, in PI - siehe oben. Aber auch das liegt evt. an meinen Skills. :)


    CS, Jochen

  • Hallo Peter,

    ich glaube, es gibt zwei Arten von Astrofotografen. Die einen kommen aus der Astronomie, also einer Wissenschaft, und wollen in Bildern etwas festhalten und dokumentieren. In den seltesten Fällen arbeiten diese Leute wirklich wissenschaftlich sondern machen auch Pretty Pictures. Die Denkweise und Vorlieben sind aber andere als die in der zweiten Gruppe.

    Das sind Astrofotografen die stammen aus dem Lager der Tageslichtfotografen. Auch hier möchte man Pretty Pictures machen und man ist gewohnt Trick x und Trick y anzuwenden. Nur hier gilt z.B. der Grundsatz ein verrauschtes Bild ist Mist.

    Ich finde der Bogen darf in so einer Diskussion sehr wohl gespannt werden und ist nicht am Thema vorbei. Angefangen habe ich ja und nicht Tino.

    Wir alle bewegen uns irgendwo dazwischen, die einen mehr auf der einen, die anderen mehr auf der anderen Seite.

    Mir ist aber wichtig, das Entrauschen nicht auf die gleiche Stufe zu stellen wie z.B. das Stacken.

    Ein gestacktes Bild rauscht i.d.R. nicht. Es liegt an uns und ist eine individuelle Entscheidung, in wie weit wir etwas herauskitzeln wollen.

    Du hast oben so geredet als wäre das Entrauschen ein Muss und man kann sich nur noch zwischen x und y entscheiden. Das ist es nicht, und wie ich oben bereits sagte, ich wollte nur eine Gegenposition setzen, damit jeder sich irgendwo selber verorten kann. Das sollte weder ein Angriff noch eine dogmatische Diskussion werden. (ich selber habe gestern für ein Bild von mir mit DeNoise versucht zu entrauschen)

    Diese Position ist jetzt gesetzt. Mehr wollte ich auch gar nicht sagen.

    Viele Grüße,

    ralf

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