Messier 108, lange kurzbelichtet

  • Hallo zusammen,


    bekanntlich gab es Ende Februar bzw. im März eine sehr lange Schönwetterphase. Nach einem ca. 3/4 Jahr keiner Astrofotografie eine willkommene Abwechslung. Ich konnte jede Nacht vollständig nutzen, wenn es auch ein wenig anstrengend war, so lange jede Nacht durch zu machen oder besser gesagt, durch zu belichten. Ich hatte nach einem lohnenden Ziel gesucht und bin auf M108 gestoßen. Eigentlich mag ich eher die kleinen unbekannten Galaxien, aber ich wollte auch mal eine bekannte Galaxie möglichst tief und scharf ablichten. Wobei M108 doch kleiner als gedacht war, sie hat gerade einmal ca. die Hälfte der Länge der bekannten Nadelgalaxie. Dazu kommt, das M108 in der Regel mit dem Eulennebel in einem weiten Feld aufgenommen wird und die Auflösung an M108 dabei etwas auf der Strecke bleibt.

    Da es kein Ende in Sicht klarer Nächte gab, bin ich letztlich auf ca. 60 Stunden Belichtung gekommen. Auch ein neuer Rekord für mich, mein letzter lag bei 32 Stunden für Arp188. Warum so lange? Ich wollte es mal ein wenig übertreiben ehrlich gesagt, das Wetter hat dabei natürlich geholfen, nicht anders zu entscheiden. Die Frage die ich mir zwischendurch stellte? Werde ich jetzt immer so lange belichten um mit meinem Ergebnis zufrieden zu sein? Nein, ich denke nicht, aber mit 10 oder 20 Stunden werde ich mich wohl nicht mehr zufrieden geben..


    Aufgenommen wie immer mit meinem einzigen und ersten Teleskop und folgender Ausrüstung: Celestron CPC 800 Edge HD (C8 auf Gabelmontierung), Polhöhenwiege, ASI 290MM, TSCCD47 Reducer (0,67x), Baader RGB Filtersatz.

    Gain 350, Offset 240 (maximal). Aufgenommen in 1000er Paketen, davon jeweils 900 Bilder genutzt bzw. 500er Pakete bei RGB und jeweils 490 genutzt:

    Luminanz: 79 x 900 = 71100 Bilder x 2,5 Sekunden = 49,4 Stunden

    RGB: 5 x 490 x 3 (für RGB) = 7350 Bilder x 5 Sekunden = 10,2 Stunden


    Da meine Bildbearbeitung wieder recht minimal ausfällt, zähle ich mal kurz meine Schritte auf, vielleicht interessieren sie ja den einen oder anderen:

    1000er Bilderpakete (bzw. 500er für RGB) aufgenommen in Sharpcap im .ser Format. 1000er bzw. 500er Pakete in Siril Darkabzug, dann gestackt. Alle gestackten Pakete in Siril gestackt. In Fitswork gecropt, gestretcht. In Graxpert geebnet. In Fitswork nochmal ganz leicht geebnet, einmal iteratives Gauss schärfen. RGB Pakete in Fitswork gestackt, gestretcht, Schwarzwert angepasst. Luminanz mit RGB verbunden in Fitswork. In Startools Farbsättigung angehoben, Grün entfernt. In Fitswork Farbrauschen (vom RGB Hintergrund) entfernt. Fertig.

    Ansonsten keinerlei Rauschen entfernt, ich finde es so natürlicher.


    Aufgenommen hatte ich vom 26.02.22 bis zum 09.03.22. Das Seeing war durchwachsen und den Saharastaub gab es ja auch noch. Ich hatte Tage mit echt gutem Seeing und andere mit sehr schlechtem. Der FWHM Wert vom hellsten Stern rechts betrug an den guten Tagen etwa 4,80 - 5,50 und bei den schlechten ging es rauf bis zu einem Wert von über 10. Ich hatte testweise mal nur die guten Tage gestackt und heraus kam ein Rohbild, welches genauso scharf wie mein jetztiges geschärftes Bild ist. Leider reicht die Gesamtbelichtungszeit da nicht so ganz für ein vernünftiges Ergebnis.


    Eingefügt habe ich das Bild mit 50% Auflösung, die 100% Version erhaltet ihr, wenn ihr darauf klickt und gelangt dann zur Galerie.


    Das Bild ist voll von winzigen oder besser gesagt, weit entfernten, Galaxien. Wenn jemand herausfindet, wie tief ich belichtet habe, wäre ich sehr dankbar.


    (Eine weitere Aufnahme einer Arp Galaxie mit über 30 Stunden Belichtung (leider ohne Farbe) ist noch in der Bearbeitung und folgt dann bald..)


    Danke fürs Anschauen. Ich freue mich auf Kommentare oder Anregungen.


    Viele Grüße

    Mira

  • Hallo Mira,


    ich schliesse mich Markus an - Hammer ! :thumbup: :thumbup: :thumbup:


    CS, Jochen

  • Ja Mira ,


    60 Stunden sind ja mal eben nicht so schnell belichtet. Und die sollen erst mal vernünftig zusammen gebracht werden, es muss alles passen und dann - kommt noch die die EBV-Arie hinterher.

    Das hast Du klasse gemacht. Verbesserungsvorschläge - können Dir sicher noch andere geben , ich nicht - das heißt, wenn es welche gibt. :)


    LG

    Markus

  • Hi Mira

    Respekt für die Ausdauer und das Ergebnis. :thumbup:

    Die Details sind sehr beeindruckend.

    Da du schreibst das du das deine Bildbearbeitung nur minimal ausfällt

    vermute ich fast da sogar noch mehr im Bild steck als das was man so schon sieht.

    ...Chapeau..

    mfG

    Andreas

  • Hallo Jochen und Andreas,


    danke euch für die netten Worte.


    Andreas, ja genau, das ist mehr oder weniger das volle Feld. Ein bisschen Rand musste ich abschneiden, da ich nicht guide und zwischendurch immer mal manuell dither.

  • Hallo Mira,


    ich bin ebenfalls begeistert von Deinem Ergebnis, speziell mit einem verhaeltnismaessig kleinen Teleskop auf einer dieser notorischen Gabelmontierungen.


    Diese neuen Detektoren mit ihrem geringen Ausleserauschen schlagen nicht nur dem Seeing ein Schnaeppchen, sondern auch der Mechanik - periodischer Fehler, Nachfuehrkontrolle ... alles kein Thema bei 5 Sekunden Belichtungszeit. Ich glaube, dass diese Variante von "Lucky Imaging" in der Zukunft bedeutend an Zulauf gewinnt.


    Zum Vergleich - mit meiner alten EOS40D habe ich vorgestern mit 3min-Einzelbelichtungen M51 aufgenommen ... und die Sterne sind immer noch leicht deformiert, obwohl ich schon so viel an dem Trumm (immerhin ein 14" SCT auf schwerer Sternwartenmontierung) rumgedoktort habe. Und da kommst Du mit diesem kleinen C8 und ... ;) . Ich sehe das als Wink mit der Bahnschranke, mal auf einen modernen Detektor zu sparen. So 5s oder 10s, kein Problem mit periodischem Fehler, oder zahlreicher anderer Deformationen, die das Geraet zu bieten hat. Einfach Punkte! Und dann noch die seeingbedingt schlechteren Punkte aussortieren ... diese Kurzzeitbelichtungstechnik hat es in sich!

  • Servus Mira,


    fast 80.000 Bilder, 60 Stunden Belichtungszeit, Wahnsinn! Ich kann mich den Vorschreibern nur anschließen und bin begeistert!


    Die Tiefe ist schwierig anzugeben, da es jenseits der 20. Größenklasse nicht einfach ist, visuelle Helligkeiten herauszubekommen. Das Foto ist auch noch spiegelverkehrt, was das manuelle Abgleichen erschwert. Ich habe mal in den Gaia-Katalog gesehen und die Tiefe dürfte klar jenseits von 20 mag sein, eher 21 mag. Vielleicht gibt es irgendwo – nein, sicher gibt es irgendwo – eine Liste der Kugelsternhaufen von M 108. Es sind ja um die 80 bekannt, wenn ich das richtig quergelesen habe. Wenn von denen die Position und scheinbare Helligkeit auffindbar sind, kannst du damit vermutlich am einfachsten die Tiefe erkennen.


    Die Hintergrundgalaxien sind auch prüfbar, so z. B. [KSP2018] sbs1108 164 518 – siehe https://simbad.cds.unistra.fr/…2018%5D+sbs1108+164++518&

    Aber auch hier: visuelle scheinbare Helligkeit ist schwierig. Und das ist eine der "hellen" Hintergrundgalaxien ;-).


    Du hast da einiges zu tun, wenn du dein Foto tiefschürfend auswerten möchtest. Es gibt da Vieles zu entdecken. Und mit den Belichtungszeiten kommst du an Profiaufnahmen mit großen Teleskopen heran.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Mira,

    was soll ich sagen ? Keine Ahnung, ich freue mich einfach nur für dich. Du ziehst das durch mit diesem "kleinen" einfachen Teleskop, von dem man sagt, dass es nicht mal gut für die Deep-Sky-Fotografie geeignet ist. Ich habe selber mal so ein C8 in einer Gabel gehabt, da kommen nostalgische Gefühle auf. Deine Bilder und Beiträge hier habe ich schon öfter weiterverbreitet, auch weil du eben nicht tricky, tricky Bildbearbeitung machst. Alles echt und alles geil.

    In das Bild selber kann man regelrecht hineinfallen, so räumlich und die Farben wirken sehr authentisch. Diese leichten Brauntöne erinnern an die "Hamburger-Galaxie".

    Der SDSS-Katalog geht bis ca. 23 mag, die habe ich in deinem Bild gesehen. Eine GX mit 22,9 mag.

    Tatsächlich gäbe einen Bildbearbeitungsschritt der noch etwas an Schärfe herausholen könnte, aber das wäre jetzt zu profan. Wenn du magst dann mache ich das mal und beschreibe das.

    Es gibt ja mittlerweile noch viel mehr Leute, die die Kurzzeitbelichtung anwenden, aber ich glaube, du hast heute einen Meilenstein gesetzt.

    Hochachtungsvolle :) Grüße,

    ralf

  • Hallo Mira,


    Ich kann mich allen Vorrednern einfach nur anschließen - wahnsinns Aufnahme:huh: 8) - Respekt!


    Bin auf Deine nächsten Projekte gespannt.


    CS

    Chris

    ESPRIT 150ED f/7, TS APO 115 f/7, TS RC10" f/8 Carbon, Lacerta 10" f/5, Nobilem 8x56B, EQ8-R Pro, AZ-EQ6GT, ASI294MC-Pro, veTEC 571C, EOS6Da, ASI178MC, ASI120mini

  • Hallo an alle,


    ich danke euch sehr :) Freut mich, dass es so gut an kommt.

    Da du schreibst das du das deine Bildbearbeitung nur minimal ausfällt

    vermute ich fast da sogar noch mehr im Bild steck als das was man so schon sieht.

    Vermutlich ja. Aber die Grenze zwischen zu viel und das es natürlich aussieht, ist immer sehr schmal.


    Hast du dir alle Bilder gespeichert - bzw. wie hast du bei dem verworfenen Bild selektioniert?

    Ich hoffe ich verstehe deine Frage richtig. Ich nehme immer 1000 Bilder im .ser Format auf und Siril zeigt mir dann, welche Qualität jedes einzelne dieser Bilder hat. Meistens sind so die schlechtesten 10% wesentlich schlechter als die restlichen 90%, also sortiere ich diese in der Regel konsequent aus. Daher entstehen dann durch diese 1000er Pakete letztlich nur die 900er Stacks. Diese habe ich aber alle später zusammen gestackt und nichts mehr aussortiert.


    ich bin ebenfalls begeistert von Deinem Ergebnis, speziell mit einem verhaeltnismaessig kleinen Teleskop auf einer dieser notorischen Gabelmontierungen.

    Diese neuen Detektoren mit ihrem geringen Ausleserauschen schlagen nicht nur dem Seeing ein Schnaeppchen, sondern auch der Mechanik - periodischer Fehler, Nachfuehrkontrolle ... alles kein Thema bei 5 Sekunden Belichtungszeit. Ich glaube, dass diese Variante von "Lucky Imaging" in der Zukunft bedeutend an Zulauf gewinnt.


    Zum Vergleich - mit meiner alten EOS40D habe ich vorgestern mit 3min-Einzelbelichtungen M51 aufgenommen ... und die Sterne sind immer noch leicht deformiert, obwohl ich schon so viel an dem Trumm (immerhin ein 14" SCT auf schwerer Sternwartenmontierung) rumgedoktort habe. Und da kommst Du mit diesem kleinen C8 und ... ;) . Ich sehe das als Wink mit der Bahnschranke, mal auf einen modernen Detektor zu sparen. So 5s oder 10s, kein Problem mit periodischem Fehler, oder zahlreicher anderer Deformationen, die das Geraet zu bieten hat. Einfach Punkte! Und dann noch die seeingbedingt schlechteren Punkte aussortieren ... diese Kurzzeitbelichtungstechnik hat es in sich!

    Luminanz waren jeweils 2,5 Sekunden und für RGB 5 Sekunden. Aber ja, als ich diese kleine empfindliche Kamera bekam, war ich erstaunt über den Gewinn an Auflösung und Empfindlichkeit. Das diese Kameras Planetenkameras heißen, sollte man einfach ignorieren. Natürlich ist das Bildfeld winzig, aber mehr brauche ich auch nicht für das, was ich damit machen möchte. Außerdem erspart man sich teure Korrektoren oder Flats.

    Meine ZWO ASI290MM gibt es ja auch von anderen Herstellern für zum Teil eine Ecke günstiger, also der selbe Chip. Da würde ich mal gucken. Mit so einem C14 kannst du auch super Planetarische Nebel machen, mit noch viel kürzeren Belichtungszeiten. Das wäre mit der EOS ja nicht zielführend.

    Ich kann dir nur empfehlen, den Wink mit der Bahnschranke ernst zu nehmen.


    Die Tiefe ist schwierig anzugeben, da es jenseits der 20. Größenklasse nicht einfach ist, visuelle Helligkeiten herauszubekommen. Das Foto ist auch noch spiegelverkehrt, was das manuelle Abgleichen erschwert. Ich habe mal in den Gaia-Katalog gesehen und die Tiefe dürfte klar jenseits von 20 mag sein, eher 21 mag. Vielleicht gibt es irgendwo – nein, sicher gibt es irgendwo – eine Liste der Kugelsternhaufen von M 108. Es sind ja um die 80 bekannt, wenn ich das richtig quergelesen habe. Wenn von denen die Position und scheinbare Helligkeit auffindbar sind, kannst du damit vermutlich am einfachsten die Tiefe erkennen.

    Genau, nach den Kugelsternhaufen hatte ich auch gesucht, aber leider nichts dazu im Internet finden können.

    Ja, es ist leider spiegelverkehrt, habe ich jetzt auch gesehen. Ist mir diesmal total entgangen.


    Ich weiß auch nicht, was ich sagen soll. Zumal ich ja durch dich auf diese Aufnahmetechnik erst aufmerksam geworden bin. Die Farbe habe ich tatsächlich so gelassen, wie sie aus dem RGB Stack eben entstanden ist. Nur den Schwarzwert habe ich gesetzt und mehr Sättigung, ansonsten 0% Anpassung. Ich war auch überrascht, wie gut das passte.

    23 mag ist ja schon etwas..

    Zur Schärfung, gerne kannst du das machen, bin gespannt auf dein Ergebnis. Geht das mit dem jpg Bild? Ich bin auch sehr auf Fitswork fokussiert. Habe damit angefangen und komme damit eigentlich sehr gut zurecht, aber für etwas Neues bin ich natürlich immer offen.



    Noch etwas zur Gabelmontierung. Diese CPC Reihe ist wirklich sehr stabil, auch auf der Polhöhenwiege. Bei ~1,5m Brennweite und dem kleinen Chip fährt sie immer punktgenau an und auch beim fokussieren wackelt und zittert rein gar nichts. Selbst wenn ich die Taukappe und Heizung anbringe, und einseitig Druck auf die Montierung entsteht, ist der Stern danach immer noch genau da, wo er vorher war.

    Und über Gegengewichte und ausbalancieren muss man sich auch keine Gedanken machen. Einfach hinstellen, alles anschrauben und fertig. Es fährt wie am ersten Tag vor 8 Jahren als ich es gekauft habe.

    Ein wenig mein Teleskop in Schutz nehmen.. ;)


    Danke nochmal an jeden einzelnen von euch der geschrieben hat, das ist immer schön zu lesen und ein toller Ansporn. Arp299/296 kommt bald.


    Viele Grüße

    Mira

  • Hallo Mira,

    mit dem JPG hier wird das nicht gut gehen. Ein 16bit Bild wäre da schon besser. ralf@burkart-kreuels.de

    Mir geht es nicht nur darum ein Bild zu verbessern (ggf. zu verschimmbessern) sondern die Hintergründe dazu zu kennen. Einfach nur auf einen Kopf drücken, sieht gut aus, lasse ich, das will ich nicht haben und auch nicht vorschlagen.

    Viele Grüße,

    ralf

  • Hallo Mira,


    ein tolles Ergebnis, M108 sieht man selten so nah und dann noch so gut aufgelöst. Ich schließe mich meinen Vorrednern aber an, da ist noch Potenzial vorhanden, denn das Bild wirkt etwas flau.

    Noch etwas mehr Kontrast und Helligkeit würde dem Bild noch den gewissen Boost geben. Meine Meinung! ^^


    Wie lange hat denn der Stackingprozess insgesamt gedauert?


    LG und CS

    Marco


  • Hallo Mira,

    Bildbearbeitung kann alles oder nichts sein. Es gibt Leute die quirlen ihre Bilder durch viele Prozesse und andere machen z.T. gar nichts oder strecken nur, das muss jeder selber wissen. Für mich ist wichtig zu wissen warum ich etwas mache und was dann eigentlich im Bild passiert.

    Ich habe dein Bild in den hellen Bereichen selektiv nachgeschärft, alles andere hast du entschieden und das sollte auch so bleiben. Hier das Warum: Unsere Astroobjekte sind lichtschwach und rauschen. In den Lichtern rauschen sie aber weniger. Zum einen, weil da real mehr bildgebende Photonen ankommen, zum anderen weil wir unsere Streckung i.d.R. nicht linear machen. Unsere Gradationskurve liegt in den Lichtern flacher. Das muss so sein, weil ansonsten unsere Galaxienzentren ausbrennen würden. (Im Hinterkopf sollten wir auch behalten, dass die GX-Zentren in der Realität oft um Größenordnungen heller sind, aber es geht nicht anders). Beim Strecken unserer Bilder nutzen wir das Signal-Rausch-Verhältnis SNR. Wir strecken so weit das SNR das zulässt, bis es eben in den Tiefen anfängt zu rauschen. In den hellen Bereichen haben wir aber noch Luft, da nutzen wir das SNR gar nicht komplett aus. Wie auch, man kann ja nicht noch heller werden. Das Schärfen bedeutet auch eine Kontrastanhebung, Im Gegensatz zum Strecken aber auf kleinerem Raum. Auch das Schärfen benötigt SNR. Wie gut, dass wir in den Lichtern noch etwas übrig haben.

    Jetzt das WIE: Irgendwie muss man jetzt die Lichter selektiv bearbeiten bzw. schärfen. In Fitswork macht das die iterative PSF Schärfung, aber die macht z.T. heftige Artefakte. Ich mache das oft in Photoshop. In Gimp müsste das auch gehen. In anderen Programmen vermutlich auch. In PI gibt es vermutlich dafür einen Knopf und eine Abkürzung ;)

    Photoshop gibt es als Testversion und auch die Version CS2 überall zum Download. (ob das jetzt illegal ist, weiß ich nicht, im Kleingedruckten steht, dass nur Leute mit einer höheren Lizenz diese kostenlos nutzen dürfen, das macht aber alles keinen Sinn)

    Ich bin so vorgegangen: PS-Bild öffnen- Ebene - neu - durch Kopie - obere Ebene auf Ebenenmodus "Farbe" stellen und dann unsichtbar gemacht. Untere Ebene - Farbton Sättigung auf "0" stellen oder irgendwie anders zu einem SW-Bild machen, da gibt es mehrere Möglichkeiten . So haben wir Farbe und Luminanz getrennt.

    Wir bleiben bei der Luminanz und wählen unter Auswahl - Farbbereich auswählen - (obwohl keine Farbe da ist) klicken wir mit der Pipette auf das helle Zentrum. In einem Vorschaubild wird angezeigt, was alles ausgewählt wurde. Hier muss man ein wenig spielen mit dem Schieberegler. Bei OK wird eine Auswahllinie im Bild angezeigt. Diese sollte grob an der Grenze liegen, wo das Rauschen in Nicht-Rauschen übergeht. Um sicher zu sein, dass es später keine Kanten gibt zeichnen wir die Auswahl weich (nur die Auswahl, nicht das Bild). das geht über Auswahl- Auswahl ändern - weichzeichnen. 20 -40 Pixel reichen, dadurch werden nun auch unsere Sterne von der Auswahl ausgeschlossen. Nun haben wir das helle Zentrum selektiert, nicht den Hintergrund und die Sterne nur minimalst, und nun können wir alles damit machen, was wir wollen. z.B. Schärfen mit unscharfer Maskierung, aber auch noch alle anderen Werkzeuge nutzen. Das wars, -Farbebene wieder anschalten (Auge anklicken), - auf Hintergrund reduzieren -speichern -und fertig.

    Das ist jetzt doch länger geworden als ich dachte, aber das Bild ist es wert.

    Viele Grüße,

    ralf

  • Hallo Mira,


    auch wenn ich ebenfalls ein Freund laaanger Belichtungszeiten bin, 60h habe ich noch nicht geschafft. Deine Motivation kann ich aber gut nachvollziehen. Das Ergebnis ist, meiner Meinung nach, außergewöhnlich. So habe ich M108 noch nie gesehen. Auf meinen Aufnahmen ist sie unspektakulär und linsenförmig. Bei Deiner Aufnahme sieht man die räumliche Dimension dieser Galaxie sehr gut, wie ich finde.


    Viele Grüße

    Michael

  • Danke für die Anleitung Ralf, ich schaue mir das mal genauer an, auch mit Photoshop eventuell. Schärfen ohne die Sterne oder den Hintergrund kaputt zu machen, oder den Übergang von der Galaxie zum Rauschen, ist jedenfalls sehr hilfreich. Da werde ich mich auf jeden Fall mal sehr genau mit befassen. Mit Fitswork geht das ja nicht so wirklich, wie du auch beschrieben hast.

    Ich denke die Anleitung kann bestimmt auch für andere hilfreich sein, nicht nur für mich :)


    Wie lange hat denn der Stackingprozess insgesamt gedauert?

    Danke Marco. Ich habe da gute zwei volle Tage dran gesessen, wenn ich das zusammen zähle. Mit der Ein-Stern-Registrierung (funktioniert bei mir am besten) in Siril geht das auch recht schnell.

    Auf meinen Aufnahmen ist sie unspektakulär und linsenförmig. Bei Deiner Aufnahme sieht man die räumliche Dimension dieser Galaxie sehr gut, wie ich finde.

    Danke Michael. Ja das stimmt, woran genau das letztlich liegt, kann ich dir leider nicht sagen. Ich habe jedenfalls in der Richtung nichts bewusst bearbeitet.


    Viele Grüße

    Mira

  • Das Bild zieht mit die Schuhe aus. Nach der Bearbeitung von Ralf auch noch die Socken. Zu Zeiten des chemischen Films brauchte man für so etwas einen 2 Meter Spiegel auf hohem Berg. Selbst zu heutigen Zeiten würde man denken, das sei mit 24 Zoll aus New Mexico gemacht.


    Ich frage mich nur, wieso bei Hobbyfotografen immer wieder spiegelverkehrte Bilder auftauchen. Welcher Prozess führt dazu? Willst du das nicht noch richtig herum stellen?

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