Liebe DeepSky Beobachter.
Am Donnerstag , den 28.April um 18 Uhr begann die Fahrt nach Römerstein Zainingen .
Gemütlich fuhr ich mit vollbepacktem Auto aus dem Remstal raus über den Schurwald nach Plochingen,
nach Kirchheim/Teck ins Lenninger Tal, die Grabenstättener Steige hoch auf die Alb.
Gegen 19Uhr 15 traf ich am Sternguckerplatz nahe Römerstein-Zainingen ein.
Sternfreund Micha war bereits da und hatte mich erwartet.
Die Initiative Sternenpark Schwäbische Alb hat vor dem Eingang in den ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen
bei Römerstein Zainingen einen kleinen Sternenguckerplatz eingerichtet.
Dort wurde Alles raus geladen auf die Wiese, der Transportwagen zusammengesteckt und der Nachtgrabb mit Zubehör aufgeladen.
Dieser Vorgang wurde von Anwesenden mit Interesse beobachtet. Dann wurde das Gefährt zum Eingang geschoben.
Ich kann rein!
Den Transportwagen wurde um die Schranke herum geschoben und dann rein in das abgesperrte Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes Münsingen.
Hinter der Schranke überquerten wir die Panzer Ringstrasse, dahinter ist die erste Steigung zu sehen.
Aus dieser Möglichkeit entstand die Motivation meinem 16" Dobson ein weiteres Gewand und dazu ein passendes Transportwägelchen zu bauen.
Die gut 50 Kilo Gewicht des beladenen Transportwagens müssen 2 Steigungen auf geschotterten Wegen hochgeschoben werden.
Damit kann man sich bei unserem schönen Hobby auch sportlich betätigen.
Nach knapp einem Kilometer Weg innerhalb des Truppenübungsplatzes sind wir am Zielgelände beim Turm Waldgreut angekommen.
Dort wurde das Wägelchen entladen und der Nachtgrabb aufgebaut.
Kurz danach um 20 Uhr war das Teleskop justiert und einsatzbereit.
Bei Dämmerung nach 21Uhr stieg ich auf den Aussichtsturm zum Aufsuchen von Merkur.
Tief im Nordwesten fand ich Ihn im 11x70 Fernglas, etwa 3° unterhalb der Plejaden,
die leider auf meiner etwas unscharfen Aufnahme mit dem Smartphone nicht zu sehen sind.
Danach bin langsam und vorsichtig den Turm wieder runter gestiegen.
Wenn es Dich bei fortgeschrittener Dämmerung die etwas stolperige Gitterosttreppe runterhaut,
bleibst Du liegen wie Du bist, dachte ich mir dabei.
Nach Ende der Dämmerung gegen 22 Uhr wurde die Gegend der Sternbilder Großer Wagen/ Jagdhunde mit dem Dobson abgegrast.
Das erste Objekt war M51 , welcher uns schon bei Aufsuchsvergrößerung von 60x seine Spiralarme zeigte.
Bei 200x habe ich schnell und schlampig (Neudeutsch Quick & Dirty) auf meinem Astrostuhl sitzend eine Skizze vom Gesehenen gekritzelt.
Da sind auch Artefakte von angelöster Papierschicht zu sehen, die durch verschmieren der Bleistiftstriche mit angefeuchtetem Finger entstanden sind. Also keine neuen Strukturen im Gewinde.
Es soll kein Kunstwerk sein, dazu bin ich gar nicht fähig, aber das Gesehene als Skizze festhalten.
M101 war das nächste Objekt, dort habe ich ebenfalls versucht zu skizzieren,
aber leider es ist mir aber noch nicht gelungen diese schöne Galaxie zeigenswert festzuhalten. Dafür muss ich üben
Doch es half sehr erkannte Details mit Micha abzugleichen.
Die schöne Galaxie M106 ein Stück weiter zeigte ansatzweise Ihre spiralförmige Gestalt, war bei 200x etwas schwieriger nachzuführen,
weil sie sich zu dieser Zeit genau im Zenit befand.
M94 erschien wesentlich kompakter mit hellem Kern, es war um ein helles Zentrum bei 200x kein weiteres Details zu sehen.
Ganz anders bei der schönen großen Galaxie NGC 4631, dem Heringsnebel.
Bei 200x zeigte sie uns ihre asymmetrische Gestalt und daneben war die runde Begleitgalaxie zu sehen. Fast dazwischen ist ein Vordergrundsternchen.
Das habe ich wieder versucht mit Bleistift und Papier auf dem Klemmbrett am Okular festzuhalten.
Die Form der in der Nähe befindlichen Galaxie NGC 4656-7 , genannt „ der Hockeyschläger“ wurde auch versucht aufs Papier zu bringen.
Das „schwarze Auge“ der Galaxie M64 war das nächste Ziel.
Bei 200x konnte gut die markante sichelförmige dunkle Struktur in Kernnähe gesehen werden.
Anschließend wurde die Nadelgalaxie NGC 4565 neben schönen Sternhaufen Mel 111eingestellt
und war am Besten mit 130x zu sehen . Das wurde wieder mit Papier und Bleistift festgehalten.
Dann war der gerade kulminierende Virgohaufen an der Reihe.
Mit dem Telrad Finder genau zwischen Denebola und Vindemiatrix gehalten ist die zentrale Gruppierung, von mir "das Gesicht " genannt ,schnell gefunden.
Es wird gebildet von M84, M86, NGC 4388 und als Nase die kleine NGC 4387, so ist es im Deep Sky Atlas vermerkt.
Im Aufsuchokular mit 60x haben wir an dieser Stelle 7 Galaxien im Gesichtsfeld gezählt.
Es ging die Galaxienkette entlang über die Augen bis zur Galaxie M88. Die Detailkarte D2 im Deep Sky Atlas diente zur Orientierung.
Für die Übersicht wurde 60x verwendet, für etwas mehr Detail 130x und 200x.
Abwechselnd haben Micha und ich die Gegend abgefahren, wir haben uns dazu einige Zeit gelassen und den Anblick genossen.
Wir sind anschließend auf einen Besuch zu M87 abgebogen und haben 320x und 520x versucht den Jet zu sehen,
leider ohne sichtbaren Erfolg.
Auf der gegenüberliegenden Seite des nördlichen Teils vom Virgohaufens wurde M 99aufgesucht.
Bei 200x zeigte und uns der Nachtkrabb die schöne Galaxie mit Spiralstruktur.
Detail in den Armen war für uns Zwei etwas ältere, bereits leicht sehgeminderte Beobachter schwierig auszumachen.
Das wäre eher ein Fall für unsere nächstgrößere Sehhilfe, den 30“F4.
Vor lauter Gewusel in dieser Himmelsgegend bin ich dann nicht mehr zu Papier und Bleistift gekommen.
Mein ständiges Gekritzel wäre auch für meinen Mitbeobachter Micha etwas zu langweilig geworden.
M104 weiter südlich war unser nächste Ziel.
Das ist eines meiner Lieblingsobjekte, der Anblick dieser Galaxie hatte mich bereits vor 30 Jahren mit meinem damaligen 17,5“ Coulter Spiegel begeistert.
200x war eine schöne Vergrößerung, um die deutlich sichtbar dunkle Kante der gleichmäßig geformten Spindel gemütlich auf dem Astrostuhl sitzend zu genießen.
Der planetarische Nebel NGC 4361 im Raben wurde im Telrad leicht aufgefunden.
Bei 200x sieht man eine schwache Nebelblase um einen hellen Zentralstern.
Der Einsatz eines OIII Filters zeigte den Nebel mit besserem Kontrast, brachte aber keinen weiter Gewinn an Detail.
Wir sind anschließend in die Richtung zum untergehenden Sternbild Löwe abgebogen.
Zuerst wurde die schon etwas tief stehende NGC 2903 aufgesucht, die Balkenstrukturen waren unschwer bei 200x auszumachen.
Ein Schwenk zum Triplett beendete gegen 1 Uhr 30 unsere nächtliche Tour.
Bei 130x sind alle 3 formatfüllend im Gesichtsfeld zu sehen und die untere, „der Hamburger“ zeigt bereits zart seinen Staubstreifen der Mittellinie.
Der ehemalige Truppenübungsplatz ist im Ländle eine schöne Möglichkeit
mit adaptierten Augen in absoluter Ruhe und stiller Natur den Sternenhimmel zu genießen.
Das wird durch die Absperrung auch so bleiben.
Nur Fahrradfahrer und Fußgänger dürfen sich auf erlaubten Wegen innerhalb des ehemaligen Truppenübungsplatzes bei Münsingen bewegen.
Dazu gehört nun auch ein Wägelchen mit dem gelben 16“ Dobson Nachtgrabb.
Um kurz nach 2 Uhr waren wir mit der Fuhre wieder außerhalb des Trübpl. am Auto und ich um 3 Uhr 30 zu Hause.
Während der Fahrt sah ich im Nordwesten erste Wolken aufkommen. Alles Richtig gemacht an diesem schönen Abend.
Es grüsst Euch Gerd