Des Nachtgrabbs erster abendlicher Spaziergang zu den Frühlingsgalaxien

  • Leider gibt es immer weniger dunkle Stellen in “The Länd“ weil „The Seggl“ jeden Hühnerpfad und Misthaufen in der Nacht beleuchten. :rolleyes:


    Ein adaptiertes Auge zur Beobachtung des gestirnten Himmels ist im dichtbesiedelten und beleuchteten Schwabenland nahezu nicht mehr möglich.

    Aber wenige dunkle Stellen gibt es noch.

    Diese sind nicht dem PKW sondern nur zu Fuß zugänglich.

    Um mit dem Teleskop dort hinzukommen habe ich meinen neuen 16“ Dobson „Nachtgrabb“ auf Räder gestellt.


    So geschehen vergangenen Mittwoch im Anschluss an den Stammtisch unseres lokalen Haufens, der Backnanger Sterngucker.

    Wir fuhren um 22 Uhr in Richtung Schwäbisch-Fränkischer Wald.

    Dort wurde auf einem Wanderparkplatz die Ladefläche meines Autos entleert. Innerhalb von 5 Minuten ging mit es dem zusammengesteckten Transportwagen zu Fuß etwa 500m bergauf zu einem dunklen Plateau auf 560m ü.N.N.

    Wir genießen dort Rundumsicht auf einen prächtigen Sternenhimmel ohne direkte Sicht auf künstliche Beleuchtung..


    Nach weiteren 5 Minuten Aufbau und Justage der Optik und den Suchern wurde zuerst die Galaxie M 51 eingestellt.

    Das war das erste Beobachtungserlebnis für mein neues Fernrohr, den „Nachtgrabb“.

    Die Fokallage passte und mit perfekter Balance mit und ohne Okular im Auszug.


    Geschmeidig bewegbare Lagerung in Azimut und Höhe, am treffendsten mit SMOOTH zu beschreiben,

    wobei für die passende Beschreibung dieses Vorgangs ein „Ti-Eitsch“ am Ende des Wortes zu wenig ist.


    Auch Dieter war von dem Beobachtungskomfort des schön bewegbaren Dobsons und von der Option sitzend zu beobachten sehr angetan.


    Dieter war erfreut über den direkten Anblick der Spiralarme bereits bei der Aufsuchvergrößerung von 60x und wir erhöhten auf 128x und 200x.

    Das brachte Gewinn und die Spiralarme waren noch strukturierter mit besserem Kontrast direkt schön zu sehen.


    M64, die Black Eye Galaxie war schnell eingestellt. Bei 128x war die sichelförmige dunkle Struktur neben dem Zentrum gut sichtbar.

    Nicht weit davon entfernt befindet sich die irreguläre Galaxie NGC 4449. Bei 60x war ein zartes Glimmen sichtbar.

    Bei 128x wurde die eines Rechtecks ähnlichen Struktur gesprenkelt mit Aufhellungen gesehen.


    Die wechselwirkende Galaxien NGC4631/ 4627 genannt „Der Wal“ oder auch „Heringsgalaxie“ waren das nächste Ziel.

    Bei 128x war der Begleiter 4627 gut sichtbar. Dieter war von der sichtbaren Größe von NGC4631 bei 200x beeindruckt.


    Bei 60x ist das Paar NGC4656/57 „der Hockeyschläger“ gemeinsam mit den o.g. Objekten im Gesichtsfeld.

    Mit 128x und 200x Vergrößerung sind die namengebenden Strukturen schön zu sehen.


    Das Leo Triplett war die nächste Station des Himmelspaziergangs. Alle 3 Galaxien sind bei 60x im GF zu sehen.

    Besonders die zarten Staubstrukturen in der Kante von NGC 3628 wurde mit den Vergrößerungen von 128x ( 14mm UWA) und 200x ( 9mm UWA) bewundert.


    Dann wurde in das Zentrum des Virgohaufens eingeschwenkt. Die Gegend um M84/86 wurde entlang der Markarian Kette abgefahren,

    stellenweise waren 7 Galaxien im Gesichtsfeld bei Vergrösserung 60x (30mm Leitz) sichtbar.

    Das Spazieren mit leicht gängigem Teleskop inmitten des Galaxienhaufens in sitzender Position ist ein Vergnügen.


    Weiter im Süden wurde anschließend der Staubstreifen der Sombrerogalaxie M104 mit 128x und 200x bewundert.


    Das schwach sichtbare Glimmen der Galaxien NGC 4038/39, den Antennengalaxien im Sternbild Rabe

    beendete unsere Tour zu den Galaxien des Frühlingshimmels bevor der Mond um 00:39 aufgeht.


    Der Dobson war wieder innerhalb von 5 Minuten zerlegt und alle Bauteile sowie Zubehör auf dem Transportwagen verstaut.

    Nach kurzem Fußmarsch zum Auto wurden alle Teile wieder auf dem Parkplatz ausgelegt und im Laderaum meiner Mercedes B Klasse verstaut.


    Dieter hat es trotz dünner Hose und Jacke nicht bereut bei einem kurzen Spaziergang zum Frühlingshimmel

    in einer der letzten noch dunklen Ecke im schwäbischen Wald dabei gewesen zu sein.


    Ich bin mit der Umsetzung meiner Idee vom fahrbaren Dobson bezüglich Handhabung und Funktion sehr zufrieden.

    Das Vorhaben wurde mit diesem Ausflug erfolgreich getestet und beendet.


    Vom letzten Blick durch den Dobson bis zur Abfahrt sind weniger als 15 Minuten vergangen.

    Gegen 1Uhr 30 bin ich nach 45km Fahrt durch die Nacht zu Hause eingetroffen.


    Liebe Grüße von Gerd

  • Hi Gerd


    Ein schöner Bericht und ein schöner erster Ausflug mit dem neuen Fernrohr. Ich selbst habe ja fast nur fotografisch etwas Erfahrung und bin visuell (noch) gänzlich ungeübt und eher selten aktiv, doch schon dein anderer Thread über dein tolles Teleskop hat in mir den Wunsch nach einem Dobson eingepflanzt..


    Ich wünsche dir noch viel spass mit dem Rohr!! Es gibt nichts schöneres als etwas selbstgebautes!!


    CS, Seraphin

  • Hallo Gerd,


    ja, die Highlights der großen Frühlings-Galaxienschneise sind doch ein schöner und würdiger Einstieg für deinen neuen 16-Zöller :) .


    Und wenn du deinen Nachtgrabb mal zum ITT ausführst, schau ich gern vorbei. Ich kenne ja eure Ecke, und dein Gerät sollte ja auch

    rein farblich schon hervorstechen ;).


    Servus

    Ben

  • Servus Gerd!

    Schöner Bericht zu nachdenklichem Thema.

    Leider ist dies ein Thema das uns alle trifft und Du hast eine Lösung dazu gut umgesetzt.

    Danke fürs mitnehmen durch den Galaxienhimmel inklusive Spaziergang!


    Grüße aus dem Allgäu,

    Roland :) :)

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