Alter Wein in neuen (Schrumpf)schläuchen

  • Hallo zusammen,


    ich habe gerade eine 6-wöchige Umbauaktion meines alten 24“f/3,9 Dobsons beendet.

    Das Teleskop wurde jahrelang sehr oft zu Hause unter meinem mäßigen Landhimmel (SQML 20,4 bis 20,9) auf der Terrasse genutzt.

    Um es zu Teleskoptreffen mitzunehmen, war es mir im Laufe der Zeit zu sperrig und schwer geworden, oder anders ausgedrückt: Ich war wohl zu bequem geworden. Dadurch hat die Optik nur noch selten richtig guten Himmel gesehen.

    Viel zu schade für so eine große Tüte.


    Jetzt wurde alles radikal auf minimale Packmaße und deutlich weniger Gewicht zurechtkastriert.

    Die Spiegelbox habe ich aus Aramidfasersandwichplatten, welche mir irgendwann mal vor die Füße fielen, zusammengeklebt und sind ausreichend stabil und gleichzeitig superleicht.

    Der Spiegel passt mit 2,5 mm Abstand zu den Seiten in die 150 mm hohe Spiegelbox hinein.

    Die 18 Punkt Hauptspiegelfassung sollte möglichst weit unten ansetzten, um den Schwerpunkt weit nach vorn zu verlagern und ist über zwei Sterngriffe von vorn zu justieren. Der dritte Befestigungspunkt ist ein fixes Kugelgelenk (kleines Geld bei Amazon).

    Die Laterallagerung wurde einfach durch zwei Kunststoffrohre, die auf M 10 Gewindestangen sitzen zurechtgebastelt.





    Das sehr ausladende und recht schwere Oberteil wurde durch einen aufgebohrten Monoring aus einer Siebdruckplatte ersetzt. Der alte Moonliteauszug und die Telradbasis werden hier weiterverwendet.

    Der einzige kleine Nachteil ist hier dass der Sekundärspiegel beim Transport immer demontiert werden muss.





    sichere Transportbox für den Sekundärspiegel


    Die Höhenräder aus Aluminium wurden vom alten Teleskop übernommen, hier habe ich dann noch vier Aufnahmepunkte für die Teleskopstangen vernietet.

    An die Spiegelbox selber setzten nur zwei Stangen an.

    Ein weiterer Aufnahmepunkt für zwei Stangen bildet das Stabilisierungsdreieck, welches mit den Höhrenrädern und der Spiegelbox verschraubt wird.


    Durch den Monoring musst ich vier neue Stangen (30 /1mm Alurohr von Gemmel-Metalle, besorgen.

    Die wurden einfach mit Schrumpfschlauch überzogen. Das ist auch wesentlich günstiger und unempfindlicher als die Eloxierung der alten Rohre.


    Die Rockerbox ist klassisch mit zentraler Bohrung und ein paar Aussägungen und Bohrungen, damit sie ein paar Gramm leichter ist und besser angefasst werden kann.




    Alles wurde mit „haushaltsüblichen“ Werkzeugen hergestellt: Ständerbohrmaschine, Stichsäge, Exenterschleifer und Akkuschrauber.



    Alte Tröte




    Neue Tröte


    Das Teleskop wiegt jetzt knapp über 50 kg, das sind 15 kg Einsparung gegenüber dem Vorgänger.

    Nachdem alles fertig war verlief das „Second Light“ äußerst erfolgreich: Alles stabil genug, kurzes Ausschwingen, lässt sich besser nachführen als vorher und der Schwerpunkt stimmt auch.


    Als Belohnung spendierte ich mir noch die große Äquatorialplattform von Harry Feigel https://www.astrothingy.de/

    Hiervon wird das Teleskop bestens getragen. Die Appsteuerung ist sehr bequem.

    Mit 24“ und Nachführung beobachten, dass möchte ich nie mehr missen.

    Ist so eine Art „Großer Refraktor“ aus Bergedorf „to go“.


    Viele Grüße

    Rüdiger

  • Hallo Rüdiger,

    Dein Umbau gefällt mir richtig gut, einfach die entscheidenden Stellen verbessern und man hat wie ein neues Fernrohr :thumbup:

    Das mit dem Fangspiegel lässt mich immer mal in die Gegenrichtung vom Monoring zum Hut tendieren, aber dann wirds mit der Balance schwierig. Da ist dein Weg natürlich besser.

    CS Bernd

  • Hallo Rüdiger,

    cooles Design! Besonders gefällt mir die neue Box, wo das vordere Brettchen schön bündig mit den Seitenwänden verbunden ist, ohne Überstände.

    Ganz mein Geschmack :)


    Und der Hut fetzt, sehr schnittig das Ganze. Umso toller, wenn sogar alles besser läuft als vorher und nicht "nur" schicker aussieht und leichter ist. 15 kg weniger ist schon echt krass - meinen Glückwunsch!


    Schöne Grüße und CS

    Norman

  • Hallo Rüdiger,


    herzlichen Glückwunsch zur geglückten Reinkarnation!


    50 Kilo für 24 " ist eine tolle Hausnummer, und wir werden Alle nicht stärker , sondern Älter.

    Eine jede gute Optik verdient es unter noch besseren Himmel gebracht zu werden.


    Wir warten nun gespannt auf Beobachtungsberichte!


    Liebe Grüsse von Gerd

  • Hi Rüdiger,

    meinen Glückwunsch zum erfolgreichen Umbau, sieht schick aus. Ist das noch der Spiegel, bei dem vor vielen Jahren mal nach heftigeren Transportabsturz Glas aus der Spiegelkiste gerieselt war?


    Viele Grüße


    Achim

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