Schönwetterwoche Ende März

  • Hallo zusammen,


    kann mich nicht erinnern, wann es zuletzt so eine Kalenderwoche gab... 7 Abende in Folge wolkenlos und ich habe tatsächlich jeden Abend genutzt.

    An einem Abend war die Transparenz gut, aber übelst starker Wind, einige Male war die Transparenz durch Saharasand deutlich eingeschränkt. Aber es waren auch 3 "normale" sternklare Abende dabei. In der Zeit habe ich sehr viele Objekte mit meinem 20" Dobson beobachtet und nun versuche ich mal eine Auswahl zu treffen für einen Beobachtungsbericht.



    Mrk 421 und PGC 33514

    Markarian 421 und PGC 33514 sind zwei Galaxien in etwa 420 Millionen Lichtjahren Entfernung im südlichen Ursa Major, die in einem Abstand von etwa 10‘ zueinander liegen. Von daher gehören sie wohl auch physisch zusammen. Leicht aufzufinden direkt beim 6.0 mag Stern 51 UMa.


    Markarian 421 (UGC 6132): 0.9' x 0.8', 13.0 mag, Typ S0

    Es handelt sich hierbei um ein BL Lacertae Objekt in etwa 420 Millionen Lichtjahren Entfernung. Im 20“ Dobson bei 256x Vergrößerung sah ich einen stellaren relativ hellen Kern, der von einem diffusen Schein umgeben war.


    PGC 33514: 0.4' x 0.4', 15.0 bmag, Typ Sa
    Dieses Objekt wird in Simbad als Quasar gelistet. Von der absoluten Helligkeit her ist es aber unterhalb des Quasar-Levels, aber eine aktive Galaxie. Im 20“ Dobson bei 256x Vergrößerung ähnlich wie Markarian 421 mit stellarem Kern und diffusem Schein drumherum.


    In der Umgebung sah ich noch weitere Galaxien, die alle recht lichtschwach sind.




    NGC 2366 mit Markarian 71 und NGC 2363


    NGC 2366 sieht im 20“ Dobson bei 419x Verrößerung kometenartig aus wie mit einem langen diffusen Schweif. Die HII-Region Markarian 71 am südlichen Ende als heller Knoten, der bei 729x Vergrößerung mit UHC oder O-III Filter zweigeteilt erscheint. Die Begleitgalaxie NGC 2362 neben Markarian 71 von NGC 2366 separiert als diffuser Fleck. Insgesamt sehr beeindruckende Erscheinung.




    UGC 4305 (Holmberg II)


    Im 20“ Dobson großer diffuser Galaxienkörper am besten bei 74x und 128x Vergrößerung. Hellster Bereich westlich eines markanten Dreiecks aus 12-14 mag Sternen. Im Gegensatz zu früherer Beobachtung mit 12“ sah ich etwas mehr von den nördlichen und südlichen Außenbereichen. Bei 419x Vergrößerung mit UHC-Filter zwei HII-Regionen erfassbar: [HK83] 2 und [HK83] 10,11. Wobei letztere als ein einziges unaufgelöstes, aber stellares Gebilde erschienen.




    NGC 2403


    Im 20“ Dobson war der Anblick mit 256x Vergrößerung am besten: Großer elongierter Kern, von dem aus mehrere Spiralarme ausgehen und sich um die Galaxie herum winden. Mehrere HII-Regionen beobachtet, am besten mit UHC-Filter. Mit O-III Filter weniger gut. NGC 2404, Kombination aus SP 331/332/336/343 unaufgelöst, SP 99, SP 174, SP 44, SP 39, SP 55.

    SP steht für J.P. Sevan, H. Petit, „Optical HII regions in NGC 2403“, Astron. Astrophys. 237, 23-35 (1990).


    https://articles.adsabs.harvard.edu//full/1990A%26A...237...23S/0000023.000.html




    Im Artikel „Der Sextant – Niemandsland am Frühlingshimmel“ in der Zeitschrift Astronomie – das Magazin 24, Februar/März 2022, Seiten 72-77, stellte Anne Keller mehrere Objekte im Sternbild Sextant vor. Einige davon beobachtete ich bei der Gelegenheit. Dazu gehört das Trio NGC 3018, NGC 3023, Markarian 1236, das mit PGC 1168651 eigentlich ein Quartett darstellt. Allerdings ist das Trio etwa 90 Millionen Lichtjahre entfernt, die letztere Galaxie 1 Milliarde Lichtjahre.


    NGC 3018
    Im 20“ Dobson bei 419x Vergrößerung ausgedehnte längliche Galaxie, die in der Mitte heller erscheint.


    NGC 3023
    Im 20“ Dobson bei 419x Vergrößerung ausgedehntes helles Zentrum und ein schwächerer Bereich, der NGC 3018 zugewandt ist.


    Markarian 1236
    Hierbei handelt es sich wohl um eine HII-Region von NGC 3023. Im 20“ Dobson bei 419x Vergrößerung kleiner, aber flächiger diffuser Fleck außerhalb des hauptsächlichen Galaxienkörpers.


    PGC 1168651
    Im 20“ Dobson bei 419x Vergrößerung kleiner diffuser Fleck. Befindet sich etwa 5‘ südlich von NGC 3023.





    Arp 198 ( PGC 33116, PGC 200262)


    Danke, Norman, für den Tip!

    Im 20“ Dobson bei 419x Vergrößerung sah ich einen länglichen Streifen (Kantenlage von PGC 33116), aus dem bei indirektem Sehen manchmal zwei Kerne herausblitzten. Schwierig. Kerne jeweils bei indirektem Sehen, aber nicht gleichzeitig gesehen.





    Dann ein paar helle "Standardobjekte": M 81, M82 und M101. Wenn man große Öffnung benutzt, muss man mal mit großer Vergrößerung arbeiten. Es ist wirklich Wahnsinn, wie viele Details in M 82 sichtbar werden, wenn man 729x vergrößert. Für diffuse großflächige Außenbereiche braucht man dann aber geringere Vergrößerung.


    Allein für M 101 nahm ich mir etwa eine Stunde Zeit für die Beobachtung und Zeichnung. In dem Gewirr an Spiralarmen mit HII-Regionen kann man sich sehr leicht "verlaufen". :)




    Für die HII-Region NGC 5471 in M 101 nahm ich mir nochmal ungefähr eine halbe Stunde extra Zeit und beobachtete sie mit verschiedenen Vergrößerungen und Filtern.


    Im Artikel „Extragalactic Supernova Remnants“ im Amateur Astronomy Magazine 113 (Januar 2022), Seiten 16-21, berichtet Dave Tosteson von seiner visuellen Beobachtung mehrerer extragalaktischer Supernovaüberreste mit 32“ Öffnung. Einer davon ist NGC 5471B. Nun wollte ich versuchen, ob ich diesen mit 20“ erkennen kann. Nach der Beschreibung von Dave Tosteson zu urteilen, dürften die anderen Beispiele für 20“ außer Reichweite sein. Er zitiert in seinem Artikel das Paper von Y.-H. Chu, C.-H.-R. Chen und S.-P. Lai, „Super-luminous Supernova Remnants“:


    https://arxiv.org/abs/astro-ph/9909091


    Im 20“ Dobson wirkte NGC 5471 als flächiger Klumpen. Mit UHC oder O-III Filter fiel bei mir bei 729x eine hellere Verdichtung in der Mitte auf (NGC 5471A), sowie zwei weitere weniger helle Verdichtungen B und C auf der nördlichen Seite und ein ziemlich kontrastarmes Anhängsel E auf der südwestlichen Seite. Bei B handelt es sich um den Supernovaüberrest. Dies war eine ziemlich anstrengende Beobachtung.

    Klumpen A war einfach, die anderen blitzten bei indirektem Sehen immer wieder mal auf, das alles ziemlich abhängig vom Seeing.





    Hoffentlich kommt bald wieder solch eine Schönwetterwoche! :)


    Clear skies


    Robin

  • Hi Robin,

    coole Objektwahl, da hast ja ordentlich Arbeit investiert und abgeräumt! Super auch, dass Du die Arp 198 probiert hast, vielen Dank! :)

    Wie waren denn die Bedingungen, waren auch ein paar der Sahara-Nächte dabei, also z. B. eben auch bei der Arp 198?

    Oder meintest mit "in dieser Zeit" die 3 staubfreien/ normal guten Nächte?


    Ich hatte gerade so noch saharafreie Zone erwischt mit dem 12"er, konnte vom normalen Landhimmel aus aber nur ein undefiniertes längliches Glimmen sehen, ohne Aufblitzen von irgendwas.

    Wäre vom Berg nochmal spannend ^^


    Bei M 82 sprichst was interessantes an, die profitiert enorm von der Vergrößerungsfähigkeit in größerem Gerät, während bei niedriger Vergrößerung kaum ein Unterschied von kleineren Newtons zu riesigen Lichteimern zu sehen ist. Hat Uwe mal anschaulich demonstriert mit seinem 27"er. Muss ich auch bei Gelegenheit mal mit voller Power auf die 82 halten, prima Idee!


    Schöne Grüße und CS

    Norman

  • Robin,


    sehr schöne Zeichnungen! Vielen Dank fürs Zeigen. Besonders beeindruckt mich Dein M 82 wegen der vielen Lichtknoten. Nach denen schaue ich bei der Beobachtung immer besonders. Manchmal sind sie besser zu sehen, manchmal schlechter. Du hast auf jeden Fall sehr viele davon erfaßt. Glückwunsch!


    Johannes

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