Belichtungszeitenverhältnis bei LRGB

  • Guten Abend,

    ich fotografiere noch nicht lange mit einer monochromen Kamera und L-, R-, G- und B-Filtern. Gefühlsmäßig gebe ich bisher der Luminanz und der Chrominanz gleich viel Belichtzngszeit, d.h. zum Beispiel 3 h fürs L-Filter und je 1 h für jede Farbe. An diese oder eine ähnliche Regel halten sich auch viele Astrofotografen, wie man an den Aufnahmedaten bei Astrobin sieht.


    Aber ist das auch begründet oder macht man's halt so, weil es viele andere auch so machen und da kann es ja nicht ganz falsch sein?


    Ganz falsch ist es sicher nicht, denn es kommen gute Bilder heraus. Denke ich aber an die ausgefeilten Algorihmen von PixInsight zur Gewichtungsoptimierung der Subframes bei der Integration, dann könnte ich mir schon denken, dass es Überlegungen zur Optimierung des Verhältnisses der L-, R-, G- und B-Belichtungszeiten gibt.


    Kennt jemand solche Überlegungen?


    Gruß von Heinrich

    TEC Apo 140/980 mm, GSO 10" RC, Takahashi Epsilon 160ED, QHYCCD268M, QHYCCD178M, Canon EOS 70D, Losmandy G11

    Einmal editiert, zuletzt von apintole ()

  • N'Abend Heinrich,


    ich habe noch RGB auf dem Chip, aber ich weiß was du meinst und habe da auch schon drüber nachgedacht.

    Es kommt finde ich auf das Ziel im Finalen Bild an.

    - Soll es so "natürlich" wie möglich sein sollte RGB in sich die gleichen Zeiten haben und L kann so viel länger sein, solange man die Farben noch gut raus bekommt.

    - Wenn man viel Kontrast und intensive Farbe will, kommt es auf das Objekt an, aber mehr Rot, kann da sicher nicht stören und bei OIII im Objekt auch Blau, Grün könnte man vernachlässigen.


    Insgesamt gibt, so weit ich es verstanden habe:

    - L den Helligkeitskontrast

    - RGB zusammen die Farben, den Farbkontrast zwischen den Farben und

    einzeln gesehen Kontrast innerhalb der Farbe (was aber vom L-Kontrast überlagert werden sollte)


    Meine Schlussfolgerung wäre, genug RGB damit innerhalb der Kanäle das Rauschen best möglich reduziert ist

    und sonst so viel Zeit wie möglich in den L-Kanal investieren für den besten Kontrast.



    Mal sehen ob meine Gedanken so falsch sind oder nicht, Sven :thinking_face:

  • Hallo


    Man muss wohl das Farbrauschen mittels genug RGB wegbekommen, wenn man Farbe zeigen will. Man könnte auch matschige weichgespülte gar unscharfe verwackelt RGB Bilder mit L Kanal gut gut aussehen lassen, dann könnte man Farbe auch im 2xbin machen um Zeit zu sparen.


    Man kann natürlich mit dem L Kanal tief belichten, Gezeitenschweif oder Cirrus


    Aber so für Normal Galaxien, 3h L und je 1h RGB?

    Das müsste man mal vergleichen mit je 2h RGB, immerhin könnte man die RGB noch künstlich zum L addieren.

    Was wenn denn 1,5h je Farbe auf einmal besser sind wie 3h L und je 1h pro Farbe?

    Das muss man mal für sich selbst testen, womit man mit seiner Bearbeitung besser zurecht kommt und auch welches Verfahren für welches Objekt angemessen ist.

    Als man noch im 2xbin Farbe aufnehmen konnte machte L richtig Sinn,

    Das geht aber mit Cmos nicht so wirklich gut? Und der Aufwand bei der Bearbeitung steigt auch.


    Gruß Frank

  • Hallo Heinrich.

    Probiere es einfach mal. Beispiel, wenn du Aufnahmen hast 3 h L und je 1 h Farbe. Gib mal nur je 20 Minuten Farbe zu 3 h L dazu und dann mal zu je 1 h Farbe auch nur 1 h L, oder so.

    Mein Grossvater hat immer gesagt. Probieren geht über Studiern. :)


    Gutes Seeing

    Gruß

    Günther

  • Günther: Wird gemacht!


    Ich bin über einen Hinweis in Warren Kellers Buch "Inside PixInsight" (2. Aufl. S.65) auf verschiedene Threads im alten PixInsight-Forum gestoßen (z.B. https://pixinsight.com/forum.old/index.php?topic=1636.0), in denen sehr lange und intensive Diskussionen zum Thema LRGB vs. RGB geführt wurden. Vincent Peris, ein Befürworter der reinen RGB-Aufnahmetechnik schreibt u.a. in Reply #11 on: 2010 January 16 02:40:22:


    My advice, in case you have:

    - enough time to expose your camera to light (weather permitting?)

    - enough patience

    is to go for pure RGB. Do you want L? Make a B&W photo. >:D Or, in case o[f] doing LRGB, not too much L please...


    Diesen Rat findet man weiter oben in Vincents Beitrag auch begründet.


    Natürlich kann man anderer Meinung als Vincent sein, was in dem Thread auch zur Sprache kommt. Aber, wie man sieht, haben sich die Astrofotografen die Frage nach dem Verhältnis von Aufnahmedauern für Luminanz und RGB schon vor Jahren gestellt.


    Viele Grüße von Heinrich

    TEC Apo 140/980 mm, GSO 10" RC, Takahashi Epsilon 160ED, QHYCCD268M, QHYCCD178M, Canon EOS 70D, Losmandy G11

  • N'abend,


    ich würde sagen heute ist es schwer ein "Rezept" zu bieten.

    Es gibt sehr belibte und angesehen Astrofotos die aus sehen wie aus dem Kaugummiautomat aus den 70ern, so grell und Bunt.

    Andere stehen auf "natürliche" Farben und der nächste möchte die Farbunterschiede im Objekt zeigen.... und und und.


    So wie ich es verstehe ist der L-Filter dafür so viel Licht auf jedes Pixel wie möglich zu bekommen um den besten Helligkeitskontrast aufzunehmen.

    RGB aufnahmen sind für "natürliche" Farben in Sternen und Nebel sinnvoll. Zusätzlich sind klare Farbkontraste hier vorhanden.

    Schmalbandaufnahmen sind dann für den (Farb-)Kontrast der einzelnen Elementwolken und "Falschfarben" von Vorteil.


    Ob man jetzt dies welches oder jenes von einem genutzt wird hat was mit dem Ziel zu tun.

    Für wissenschaftlich korrekte Bilder sollten es immer die gleichen Belichtungszeiten sein, egal welcher Filter, dann ist es in der Messung vergelcihbar.

    Wenn es um "schöne" Astrofotos geht, gibt es so viele Wege und Ziele, da kann man kaum sagen "Nimm Weg XY, der führt zum Ziel."


    Aber jeder wie er will, Sven

  • HalloSven


    Es kommt ja noch dümmer, sieht man sich die Filterkurven an gibt es doch viele welche eine Lücke zwischen Grün und Rot haben, für die Farbe, wenn es Emissions Linie wäre ist es dann blind.

    Und Fraglich ob die überlappenden flach abfallenden Kurven der Bayermaske nicht die natürlicher Farben machen.

    Irgendwas muss man sich auch bei den Photometrischen Filtern gedacht haben.


    Gruß Frank

  • Ja Frank,

    ich bin manchmal froh, dass mir das Geld fehlt um mir darüber auch noch Gedanken zu machen.

    Mit DSLR und RGB müsste ich höchstens über Dualband nachdenken und dafür habe ich nicht den Backfokus.


    Am besten viele komplett gleiche Setups paralell laufen lassen, jedes mit einem anderen Filter.

    Aber wie viele.... L + RBG + H-alpha + H-Beta + SII + OIII + UBVRI + UGRISY....4-Teleskope mit je einem 5er Filterrad... :rolling_on_the_floor_laughing: :face_with_tears_of_joy: :grinning_face_with_sweat:

    Und wie kombinieren.... Ohje.


    Ich fände es auch Schade wenn ich nurnoch meine Daten in den PC "Kipp" und am Ende habe ich das Foto "wie es sein muss".

    Der einzige unterschied wäre ja dann die Aufnahmequalität, Material und Belichtungsdauer...

    Aber jeder Nebel sieht immer gleich aus?

    Nee, die "schönen Fotos" haben für mich etwas mit Kunst zu tun ohne rein künstilich zu sein.

    Logo, ich "male" nicht in meinen Bildern, aber wenn jemand RGB in GBR darstellt ist es auch mal interessant und für mich nicht "falsch".


    Zum Glück darf jeder sein wie er will, solange er keine Nachbarländer überfällt. :winking_face:

    Gute Nacht, Sven

  • Hallo Sven


    Ja 5 Teleskope gleichzeitig in allen Farben, so irre Leute gibt es😂


    Dualbandfilter kann dir aber geholfen werden, gibt ja seit neuestem T2 Adapterringe für die Kamera mit Filterschublade, da muss man aber beachten die dicke des Filtergases verschiebt den Fokus, gleich dickes L Filter wäre dann im Austausch ratsam.

    Die DSLR macht am Tage ganz unmanipuliert die richtigen Farben, da. Sehr man den Vergleich direkt. Meine Zweifel gehen da eher an die Interferenz RGB Filter.


    Gruß Frank

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!