Altes Fernglas justieren

  • Hallo zusammen,


    neben der Astrofotografie sammle ich auch Militaria und habe ein altes Wehrmacht 6x30 Dienstglas von E. Leitz Wetzlar gekauft. (die frühere Version aus Messing)


    Leider ist das Glas ziemlich dejustiert, die beiden Bilder sind sehr stark gegeneinander verschoben.


    Ich habe auf anhieb keine Justierschrauben gefunden. Kann man die Justierung selber durchführen oder ist das doch zu heikel?


    Des Weiteren war weder auf den Bildern noch in der Beschreibung etwas von der dejustage zu lesen.


    Beschreibung:

    wehrmacht fernglas.E.Leitz Wetzlar

    Dienstglas 6×30 mit Strichplatte

    Wehrmacht fernglas

    Im gebrauchten Zustand

    ca 70-80 Jahre alt

    Nicht geeignet zur jagt oder sonst was

    Nur als Beleg stück geeignet

    Linsen sind teils verschmutz

    Fernglas mit deutlich gebraucht Spuren.

    Siehe Bilder


    Lohnt es sich eurer Meinung nach, eine Kaufpreisminderung o.ä. zu fordern?


    Viele Grüße,

    Jacke

  • Ist das Bild nur auf-/abwärts zwischen links und rechts verschoben? Oder nach links und rechts? Oder gar merklich verkippt zwischen links und rechts?

    Ist das Bild nur links, rechts oder nach oben und unten verschoben (aber Linien noch parallel zwischen links und rechts), gibt es bei vielen Ferngläsern exzentrische Ringe um die Objektive, mit denen man es justieren kann, aber nur, wenn der Unterschied nicht allzu groß ist zwischen links und rechts. Dazu bräuchte man genaue Fotos der Konstruktion. Justierschrauben gibt es eigentlich nur bei wenigen, zB "Hartmann", bei denen die Konstruktion so genial ist, dass die Justierschrauben unter bzw. in den Schrauben liegen, die auch die Prismenabdeckung halten. Man braucht also nur einen kleinen Schraubenzieher.

    Ist das Bild verkippt, deutet das auf verschobene Prismen hin. Da können schon Millimeter gewaltige Unterschiede im Bild bewirken. Sollte nicht erkennbar etwas verbogen sein oder das Glas irgendwo an den Tuben Dellen haben oder ähnliches, was auf einen Sturz hindeutet, lässt sich eigentlich das Meiste wieder herrichten. Dazu braucht man aber das geeignete Werkzeug zur Demontage. ZB einen Schlüssel für die Ringe um die Objektive (gibt es etwa bei Microtools). Die Tuben sollten sich einfach abschrauben lassen, aber die Gewinde sind oft sehr empfindlich gegen Verkippen und Verkanten. Also Vorsicht. Es gibt spezielle "Zwingen" mit Gummibändern, wenn mal ein Tubus sich nicht abschrauben lässt.

    Bisher würde ich sagen, dass bei um die 30 gebraucht gekauften Ferngläsern auf ebay, die natürlich immer als "einwandfrei, ohne Doppelbilder oder Pilz" beschrieben werden (egal ob gewerblicher Händler oder privat), zirka die Hälfte Doppelbilder hatte. Aber bisher hab ich noch fast jedes selbst hinbekommen.

    Man kann es natürlich zu Profis schicken, zB "Seeadler Optik" in Nürnberg, aber die haben mir mal am Telefon gesagt, man kann nie vorher wissen, ob man es wieder hinbekommt und Ersatzteile gibt es für die alten Gläser nicht. Auch eine nur ungefähre Preisauskunft wollte man mir nicht geben, also mach ich lieber alles selbst.


  • Also bitte, das ist wohl deutlich genug formuliert, bis auf das etwas schwieriger zu interpretierende "Nur als Beleg stück geeignet" ;) dass man hier kaum ein funktionales Fernglas kauft. Selbst bei tadellosem Zustand würde ich eher bezweifeln, dass gross Freude aufkommen würde bei Benutzung solcher Ferngläser ...


    Gruss

    Der auf Anderer Zehen tanzt

    Möge das Wetter mit dir sein

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    Omegon Pro APO 110/660 Carbon Doublet, Baader BBHS Amici 2", Televue Delos 3.5, 6, 10mm, Nagler 22mm, Panoptic 35mm, Rigel Quikfinder, Tecnosky 8x50 finder, on aokswiss AYO II and Manfrotto 028, binoculars Leitz Trinovid 7x42


  • An „Kaufpreisminderung“ denken, obwohl der Verkäufer auf den Mangel hingewiesen hat? :huh: Sowas macht mich sprachlos …


    CS & VG

    Stefan

    :star: Deep Sky: Sky-Watcher QUATTRO 150P | TS PHOTOLINE 106/700 f6.6 | ASKAR FRA300 Pro 60mm f/5 | Samyang 135mm F2.0 ED UMC :ringed_planet: Mond, Planeten (,Sonne): Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 150/1800 | Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 102/1300 :sun_with_face: Sonne: Lunt LS60MT Ha B1200 :camera: Kameras: ZWO ASI533MC Pro, ZWO ASI178MM, ZWO ASI178MC, ZWO ASI585MC, QHY 5III 715C :magnet: Autoguiding: Svbony SV106 | QHY 5III 178c :telescope: Montierung: iOptron CEM26 :high_voltage: Powerbank: FOX HALO 96K Power Pack :globe_showing_Europe_Africa: Webseite: https://www.junger.net/

  • Selbst bei tadellosem Zustand würde ich eher bezweifeln, dass gross Freude aufkommen würde bei Benutzung solcher Ferngläser ...

    Kommt drauf an, wofür man sie benutzt. Alte Optiken können jede Menge Spaß machen, selbst für Astronomie. Was mir immer wieder bei alten Gläsern auffällt, ist die tadellose Randschärfe zB. Eine Tante von mir hat noch ein altes Hensoldt "Dialyt" 8x56 rumliegen -- gut, die Vergütungen können natürlich nicht mit heutigen Standards mithalten, Phasenkorrektur hat es auch nicht, aber die Randschärfe ist der Hammer. Da hat mein Kite Cervus HD 8x56 aber deutlich geschwächelt im Vergleich, obwohl das ein gutes Mittelklasse-Glas ist.

    Neulich hab ich ein altes "Scope" super wide angle 7x50 für kleines Geld gekauft -- gestern bei kleinen Lücken in den Wolken die ersten Sterne damit betrachtet -- die Optik ist knackig scharf und sehr viel weiter als bei allen modernen 7x50, abgesehen vom Nikon WX für schlappe 6.000€. Selbst im Vergleich zu meinem Fujinon FMRT-SX2 hat es sich wacker geschlagen.

    Abgesehen von den Vergütungen, die einfach noch nicht so gut waren wie heute, gibt es viele alte Gläser gegen die selbst mittelpreisige heutige Gläser um die 500-600€ ziemlich schwach aussehen, was Schärfe und Kontrast angeht.

    Besonders interessant finde ich Optiken, die gebaut wurden, bevor die Kissenverzeichnung "Mode" wurde. Die sind oft nahezu völlig verzeichnungsfrei. Das bekommt man heute nur noch für ziemlich viel Geld.

    Holger Merlitz meinte in seinem Fernglasbuch, das eigentlich der unübertroffene Standard, was Einblickverhalten und Sichtfeld anging, mit dem SARD 6x42 Mark 43 und ähnlichen Militär-/Marinegläsern aus den 40er-Jahren erreicht war und seither nicht mal der Standard von damals je wieder erreicht, geschweige denn übertroffen wurde.

    Da kommt durchaus große Freude auf, wenn man so ein Glas überhaupt jemals auf dem Markt findet. Und manche Sachen gibt es einfach heute auch gar nicht mehr, wie etwa die 7x50 EWAs mit weit mehr als den heute üblichen 7,1-7,5° Blickwinkel, außer eben, man dringt in Nikon-WX-Gefilde vor und hat das nötige Kleingeld.

    Man sollte also alte Optiken nicht einfach pauschal abtun, nur weil heute auch Billiggläser, Made in China, Transmissionswerte von +90% erreichen (von denen ich durchaus auch einige besitze, aber meine alten Sachen machen mir häufig mehr Spaß).

    my short review of SARD 6x42 - Binoculars - Cloudy Nights
    my short review of SARD 6x42 - posted in Binoculars: Hi to all, ive published on my website a short review of an exemplar of SARD 6x42. If you want, you can…
    www.cloudynights.com

    Binomania il primo portale dedicato agli amanti del binocolo a cura di Piergiovanni Salimbeni

  • Hallo zusammen,


    Danke für die reichlichen Beiträge, die jetzt noch hinzu gekommen sind.


    Ich hab mich jetzt dazu entschieden, das Fernglas einfach so zu lassen wie es ist. Nutzen kann man es auch mit einem Auge und wirklich in Gebrauch ist es nicht, steht eigentlich die meiste Zeit in der Vitrine.


    Großartig auseinander bauen möchte ich es nicht, auch wenn ich handwerklich nicht unbedingt unbegabt bin. Falls ich dann aber doch etwas kaputt mache und es garnicht mehr zu verwenden geht, wäre es schade.


    Viele Grüße,

    Jacke

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