Interstellarer Staub um Polaris

  • Hallo zusammen,


    ich habe vor kurzem mein 40 Stündiges Projekt abgeschlossen, bei dem ich Polaris und sein Umfeld fotografiert habe. Ich bin wirklich beindruckt, was hier so zum Vorschein gekommen ist, und würde gerne mehr darüber erfahren.


    Handelt es sich hier um den interstellaren Staub, so wie er auf Wikipedia beschrieben wird? -> Interstellarer Staub – Wikipedia

    Hierbei kommt auch der Begriff Sternenstaub vor, und wie es scheint, unterscheiden sich der interstellare Staub vom Sternenstaub. Was ist aber bei meiner Aufnahme vom staubigen Umfeld von Polaris zu sehen? Sternenstaub, interstellarer Staub, noch ein anderer Staub? Kosmischer, Interplanetarer Staub?

    Was ist die Quelle von diesem Staub, und warum gibt es genau in diesem Bereich so viel Staub? Wie kommt es zu diesen Strukturen von dem Staub?

    Vielleicht könnt ihr mir ein paar gute und besonders einfache Erklärungen, wenn auch nur oberflächlich dazu liefern? Ich vermute, dass das wohl nicht so einfach zu erklären ist.


    Ich wäre da für jede einfache Erklärung dankbar.




    Hier in der sternenlosen Version, abgesehen von Polaris und UMi 2.




    Hier möglicherweise in einer besseren Qualität, und nicht so überschärft.

    https://linsenschuss.de/galeri…nd_sein_staubiges_Umfeld/

    Polaris und sein staubiges Umfeld - Teil 2
    In dieser Variante, wurden alle Sterne bis auf Polaris selbst, und der nächste prägnante Stern "UMi 2" aus dem Bild entfernt. Dadurch werde die Strukturen und…
    linsenschuss.de

  • Hallo Dane,


    ein eindrucksvolles Bild einer von den meisten für langweilig gehaltenen Gegend. Ja, wir sind halt von viel Dreck umgeben. Den sehen wir nur nicht, weil er für gewöhnlich im Dunkel liegt. Das ist wie mit der Wohnung und der Frühjahrssonne, die plötzlich den ganzen Staub sichtbar macht. Im Wintergrau war der gar nicht aufgefallen. Würden wir jedoch mit einem Restlichtverstärker in die dunkelsten Ecken kriechen, wäre der Staub auch im Schummerlicht sichtbar.


    Mit welcher Technik hast du gearbeitet, und wie dunkel ist dein Himmel? Das sind Angaben, die unbedingt zum Bild gehören.


    CS, Jörg

  • Hi Dane


    Ja, der gallaktische Zirrus ist immer wieder faszinierend!


    Gratuliere zu den 40h, das ist echt eine Hausnummer und das Bild zeigt entsprechend sehr viel! Auf mich wirkt die Aufnahme allerdings ziemlich überschärft und dadurch etwas zu tode bearbeitet. Kann aber auch an der Komprimierung liegen, die macht manchmal ziemlich viel aus, vorallem in dunkleren Bereichen...

    Aber wirklich eine eindrucksvolle Aufnahme.


    CS, Seraphin

  • Hi Dane

    Ich musste zwei mal deine Arbeit lesen.. Gratuliere zu deine Grandiosen Arbeit. ist jetzt Polaris unten ober oben? im unteren Bild faszinierte Arbeit. :love: :thumbup: :thumbup:


    Grüsst

    Ale

    C8EHD, Guider Asi 120MM-S 60/240 Steuerung über Eagle 3 auf der Avalon M-UNO

    Kamera Nikon Z6, Hyperion 8/10/36 und Celestron 40 mm Okular

  • Hallo Dane,


    das sind zwei ganz großartige Bilder und diese öffnen einem die Augen über das, was in einer Himmelsregion, die wir anscheinend alle kennen, tatsächlich los ist. Erst einmal "chapeau" für den großen Einsatz, das so herauszubringen. Die Bildbearbeitung und gerade die sternfreie Variante sind beispielhaft instruktiv.


    Faszinierend ist für mich die Einsicht, daß der Staub sich in der Tiefe wie in Vorhängen oder Wänden selbst strukturiert, ich nehme an, hier sind elektrostatische Effekte ausreichend, um so etwas zu bewirken, nur hier dann im Maßstab von Lichtjahren. Die staubfreien Bereiche wirken auch nicht zufällig, so etwa um Polaris herum, der zwar von Staub umgeben ist, aber dann zirkular einen regelrecht staubfreien Bereich um sich herum aufweist.


    Ich hoffe sehr, daß die astrophysikalisch Bewanderten hier noch einiges dazu sagen können.


    Beste Grüße


    Dietmar

  • Die Bezeichnung dafür ist IFN (Integrated Flux Nebula).


    Weitere Infos.


    CS & VG

    Stefan

    :star: Deep Sky: Sky-Watcher QUATTRO 150P | TS PHOTOLINE 106/700 f6.6 | ASKAR FRA300 Pro 60mm f/5 | Samyang 135mm F2.0 ED UMC :ringed_planet: Mond, Planeten (,Sonne): Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 150/1800 | Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 102/1300 :sun_with_face: Sonne: Lunt LS60MT Ha B1200 :camera: Kameras: ZWO ASI533MC Pro, ZWO ASI178MM, ZWO ASI178MC, ZWO ASI585MC, QHY 5III 715C :magnet: Autoguiding: Svbony SV106 | QHY 5III 178c :telescope: Montierung: iOptron CEM26 :high_voltage: Powerbank: FOX HALO 96K Power Pack :globe_showing_Europe_Africa: Webseite: https://www.junger.net/

  • Hi Dane,

    auch von mit ein :thumbup: für Deine Ausdauer,

    aber ich weiß aus eigener Erfahrung das es für IFN enorme Belichtungszeit braucht.


    Einige dieser Objekte sind auch im Mandel Wilson Catalogue zusammengefasst, bzw. getauft.


    Ach ja,

    und Angaben zur verwendeten Ausrüstung wäre auch noch nett ;)


    CS

    Chris

  • Hallo zusammen,


    vielen lieben Dank für euer Feedback. Das mit der Überschärfung ist mir gar nicht so aufgefallen, aber ich vermute das liegt hier an einem post processing der Forensoftware. Hier vielleicht nicht ganz so überschärft:

    https://linsenschuss.de/galeri…nd_sein_staubiges_Umfeld/

    https://linsenschuss.de/galeri…_sein_staubiges_Umfeld_2/

    Und hier noch eine Variante, welche aus einer stehenden Montierung entstanden ist, mit etwas Bearbeitung. Meine Montierung hatte hier ein nettes Feature, bei dem sie nach dem meridian Flip von selbst abgestellt hat.


    https://linsenschuss.de/galeri…_Ende_der_Rotationsachse/

    Bezüglich Aufnahmedaten habe ich das hier: Die 40 Stunden bestehen aus ungefähr um die 1200 x 2min, welche ich in 6 Nächten gesammelt habe. Aufgenommen mit einem ASKAR ACL200 und einer EOS Ra (Full Spectrum Mod) @ ISO 800, und nachgeführt auf einer RST-135, und das ohne Guiding und Dithering, Meridian Flip. Gestackt mit APP, bearbeitet mit PS, AstroPanelPro, StarNet++ V2, AstroFlat Pro, Topaz Denoise AI. Die Aufnahmen wurden in meinem Garten unter einem Bortle 4 Himmel durchgeführt, und bei mondlosen Nächten.

    Hier eine kleine Zeitraffer von einer der sechs Nächte:

    Externer Inhalt youtube.com
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    Vielen Dank auch für die Info bezüglich IFN, das hilft mir schon weiter.

  • Hi Dane,


    jetzt schreibe ich mal ausführlicher - gestern Abend war es für mich zu spät noch ausführlicher darauf einzugehen :sleeping:


    40 Stunden sind jedenfalls eine echte Ansage - ich habe in meinem Leben bisher vielleicht insgesamt 2 Stunden lang bewusst den Himmel belichtet :D


    Die Himmelsregion wird arg unterschätzt und ich würde mich mit meinem Samyang 135mm auch gerne noch daran versuchen wollen. Ich war auch gestern beim Stammtisch in Krefeld schon froh nicht nur die „Mainstream-Motive“ sehen zu müssen.


    Ich würde mich jedenfalls sehr über weitere interessante Motive freuen.


    CS & VG

    Stefan

    :star: Deep Sky: Sky-Watcher QUATTRO 150P | TS PHOTOLINE 106/700 f6.6 | ASKAR FRA300 Pro 60mm f/5 | Samyang 135mm F2.0 ED UMC :ringed_planet: Mond, Planeten (,Sonne): Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 150/1800 | Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 102/1300 :sun_with_face: Sonne: Lunt LS60MT Ha B1200 :camera: Kameras: ZWO ASI533MC Pro, ZWO ASI178MM, ZWO ASI178MC, ZWO ASI585MC, QHY 5III 715C :magnet: Autoguiding: Svbony SV106 | QHY 5III 178c :telescope: Montierung: iOptron CEM26 :high_voltage: Powerbank: FOX HALO 96K Power Pack :globe_showing_Europe_Africa: Webseite: https://www.junger.net/

  • Servus Dane,


    ich kam auch noch nicht dazu, etwas zu deinen tollen Aufnahmen zu schreiben (likes gehen schnell vom Handy aus, ich schreibe aber nur am PC). Erstnal auch von mir Gratulation zur Ausdauer und dem Ergebnis! NGC 188 mit auf dem Bild zu haben, ist sehr nett! 40 Stunden sind allerdings wirklich der Hammer. In der Polaris-Region geht das aber eher, wenn man mag (und nicht dauerhaft klarer Himmel ist). Man könnte ja immer mal ne Stunde hier und ne Stunde da aufnehmen... und nach ein paar Jahren dann stacken. ;) Aber wer hat die Geduld? Und wer macht das bei so klaren Nächten am Stück?


    Jedenfalls ist das Ergebnis faszinierend.


    Zu den kühlen Staubwolken gibt es hier eine Dissertation online: https://archiv.ub.uni-heidelbe…r/3993/1/dissertation.pdf

    Das Thema der Diss. ist natürlich ein spezielles Teilthma kühler Staubwolken, aber in der Einleitung und den Zusammenfassungen des Wissenstands kann man da viel an Infos herausholen. Falls du Zeit und Lust hast, kannst du dich da mal etwas reinlesen. Es gibt sicher auch andere, detaillierte Quellen. Die Dissertation habe ich aber als erstes per google gefunden.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für eure Antworten, und auch den Link. Ich werde da sicher mal rein schauen, und hoffen das ich auch folgen kann.


    Ja das mit den 40 Stunden was bisher mein längstes Projekt. Wobei dicht gefolgt meinem Irisnebel, den ich mit ca. 37 Stunden aufgenommen habe, hier zu sehen: https://linsenschuss.de/galerie/astrofotografie/NGC_7023/

    Wobei ich aktuell auch M101 Feuerrad-Galaxie, mit ca. 45 Stunden per HaLRGB abgeschlossen habe. Die Daten sind im Kasten, müssen nur noch irgendwie zusammen verwurstelt werden.


    Falls eines Tages mal ein Rasa Teleskop bei mir Einzug hält, wird die Polaris Region sicher mal mit längerer Brennweite als Mosaik aufgenommen, um mehr Details einzufangen. Ich habe mit der hier gezeigten Aufnahme durchaus etwas Blut geleckt. Die Region ist wirklich nicht zu unterschätzen, und wunderschön. Mich ärgert das fast schon ein wenig, dass ich mit 200mm im Detail beschränkt bin.


    Ja, die Ausdauer erfordert schon so einiges. Morgens vor der Arbeit früher aufstehen, und noch die Flats machen und abbauen, das zerrt nach einigen Nächten schon an den Nerven. Ich gehöre leider zu den Glücklichen, mit einer fixen Sternwarte, bei der man dann einfach nur das Dach zu zieht. :)

  • Hello Dane,


    und zunächst besten Dank für die faszinierende Aufnahme der Region um Polaris.


    Die Polaris Flare Wolke, die sich dann in die Richtung von Cepheus ausdehnt, ist ein Gemisch von hohen galaktischen SNR Überresten und von tiefer hängenden Molekülwolken und auch einige dichteren Dunkelwolken sind dort bekannt.

    Die Kataloge sind:

    HSVMT
    Heitgausen et al. (1993) in http://simbad.cds.unistra.fr/s…%26A...268..265H&simbo=on

    MBM
    Magnani, Blitz, Mundi (1985) http://simbad.u-strasbg.fr/sim…5ApJ...295..402M&simbo=on


    Liebe Grüße,

    Jiri

  • Hallo Dane,


    wow was für eine Tiefe und was für ein Detailreichtum in dem galaktischen Cirrus!!

    Wie hast Du die Sterne entfernt? Mit Starnet++?


    Clear skies


    Robin

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