Quasare, Galaxien und Galaxienhaufen in der Umgebung von NGC 4565 – inkl. einem Begleitsternhaufen von NGC 4565

  • Servus beinand,


    ich hatte vor kurzem ein Foto von NGC 4565 vorgestellt: NGC 4565 – die Spindel- oder Nadelgalaxie im Haar der Berenice


    Mittlerweile hatte ich Zeit, das Foto zu analysieren und auszuwerten. Ich konnte von den zahllosen Galaxien, die ich finden konnte, 61 benennen und zudem 6 Quasare nachweisen. Und ein interessantes Objekt, das NGC 4565 umkreist. Und damit fange ich an: NGC 4565-AIMSS1 ist der Katalogname.



    Links von NGC 4565, das zweitunterste, beschriftete Objekt. Dieser kleine Lichtpunkt ist in Wirklichkeit ein Sternhaufen. Sein Durchmesser beträgt 104 Lichtjahre, er enthält 8,19 Millionen Sonnenmassen und er umkreist die Spindelgalaxie. Ich habe keine visuelle Helligkeit finden können, aber er dürfte hier locker 19 mag haben. Die Kugelsternhaufen von NGC 4565 sind gut untersucht worden, auch mit Hilfe des Hubble-Teleskops, wobei dieser Haufen dabei nicht berücksichtigt wurde. Jedenfalls sind die hellsten als Kugelsternhaufen bestätigte Objekte von NGC 4565 schwächer als 20 mag. Einer der hellsten, KAZF 4565-28, liegt rechts der Galaxie ganz nah bei dem schwachen Stern auf Höhe der Oberkante der Beschriftung von NGC 4565 und ist hier auf dem Bild nicht mehr erkennbar.


    Umso überraschender, wie hell NGC 4565-AIMSS1 ist (das NGC... muss man mitschreiben, denn es gibt eine ganze Reihe AIMSS-Haufen, deren Nummerierung bei jedem Mutterobjekt wieder bei 1 anfängt). Die Größe des Haufens entspricht dem eines sehr großen Kugelsternhaufens. Es kann aber auch ein Rest einer "geschälten" Zwerggalaxie sein (der nackte Kern derselben). Also entsprechend Omega Centauri bei unserer Galaxie. Deshalb wird dieses Objekt auch nicht offiziell als Kugelsternhaufen geführt, sondern als CSS (Compact Stellar System). Ich habe in der Originalpublikation nachgelesen (Norris et al. 2014 - leicht zu finden, wenn man den Objektnamen googelt). Dort werden die AIMSS-Objekte definiert, aber in ihrer Gesamtheit in Diagrammen ausgewertet. Eine Studie speziell zu diesem Haufen gibt es wohl noch nicht.


    Jedenfalls ist das – abgesehen von Kugelsternhaufen des Andromedanebels – der erste extragalaktische Sternhaufen, den ich nachweisen konnte. Ihr könnt ja mal auf euren Fotos nachsehen. Ich vermute, dass ihn Viele finden werden, da hier ja einige Langzeitbelichter unterwegs sind.


    NGP9 F378-0021738 sieht auch interessant aus, denn ich sehe da zwei Obejtke nebeneinander. Ich habe aber nur einen Eintrag für das Gesamtobjekt gefunden. NGP heißt "near galactic pole" und ist ein Kataloig von Galaxien nahe des galaktischen Nordpols, also der Umgebung in Coma und Virgo. Zu den drei hier markeirten NGP9-Galaxien habe ich aber noch nichts an weiteren Informationen finden können. Da muss ich mich weiter vertiefen - es soll ja Dauerregen kommen...


    IC 3571 wiederum ist ein echter Begleiter von NGC 4565. Es ist eine irreguläre Zwerggalaxie, nur oder immerhin 16m9 hell (aber durch die große Fläche nicht gerade flächenhell) und quasi die Kleine Magellansche Wolke von NGC 4565 (eine große fehlt aber). Während NGC 4565 für uns edge-on erscheint, sehen Aliens von dort aus unsere Milchstraße in Aufsicht von Norden aus. Muss schön aussehen. Vielleicht freut sich gerade ein Alien in einem Internetforum darüber, dass es auf einem Foto Omega Centauri und die zwei Magellanschen Wolken nachweisen konnte... Wobei ich jetzt gerade nicht weiß, wie die relativ zu ihm liegen. Nicht, dass sie hinter der Milchstraße auf der anderen Seite sind und für das Alien daher nicht sichtbar.


    Zeit, einen weiteren Ausschnitt näher anzusehen:



    Wir sind jetzt nördlich bzw. nordwestlich von NGC 4565. IC 3543 ist genauso wie NGC 4565 eine edge-on-Galaxie, nur viel weiter entfernt, 286 Millionen Lichtjahre (NGC 4565 nur 55 Millionen Lichtjahre). Ein Staubband kann ich hier nicht erkennen. Die Ausrichtung ist parallel zu NGC 4565, was irgendwie witzig ist. Die visuelle Helligkeit ist übrigens 15m8.


    IC 3546 ist eine Spiralgalaxie mit zwei sehr schönen Spiralarmen, aber dafür wären mehr Brennweite und Belichtungszeit nötig. Man kann hier aber schon erkennen, dass der Nebelfleck vom hellen Kern ausgehend nicht homogen nacxh außen diffuser und schwächer wird. Dass es also keine elliptische Galaxie ist, ist schon zu erahnen. Als Helligkeit habe ich 15m3 gefunden.


    Am spannendsten finde ich aber natürlich QSO B1233+264, einen Quasar mit z = 1,69 und visuell 19m4. Der ist schon sehr weit von uns entfernt.


    Übrigens sind viele der sehr schwachen Fleckchen oben im Bild weitere Galaxien, die ich aber bislang nicht benennen konnte (also weder mit Aladin noch mit den Pretty Deep Maps). Die Grenzgröße liegt hier bei ca. 20 mag.


    PGC-Nummern soll man laut SIMBAD nicht mehr verwenden (der Versuch, einen Principle Galaxy Catalogue aufzustellen, ist offenbar gescheitert), weshalb die ersten etwas über 3 Millionen wenn, dann als LEDA nebst Nummer bezeichnet werden sollen und die drüber besser mit der SDSS-Bezeichnung (mit Koordinaten dahinter). Die PGC-Nummern werden von den aktuellen datenbanken nicht mehr angenommen, tauchen aber in diversen Sternkarten noch auf. Wenn ich also so hohe PGC-Nummern auf den Bildern habe, dann habe ich die Galaxien nur mit den Pretty Deep Maps benennen können, nicht aber mit Aladin.


    LEDA 1768433 ist beispielsweise 2,7 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt und trotzdem noch 18m5 hell. Diese Galaxie muss schon extrem hell sein. Von NGC 4565 aus ist diese Galaxie für den oben angedachten Außerirdischen auch nicht viel heller, denn die 55 Millionen Lichtjahre mehr oder weniger machen da den Kas net fett. Finde ich total faszinierend. Für andere ist das dann nur ein kleiner Fleck, ein Wattebausch oder wird gar nicht erst beachtet (oder bei der Bildbearbeitung weggebügelt). Ich freue mich aber über all diese kleinen Flecken. Wenn ich mir vorstelle, wie viele Welteninseln ich auf den Fotos schon sehen kann, dann bekomme ich einfach ein ganz anderes Gefühl für die unglaubliche Größe des Alls und für die schier unmögliche Zahl von Galaxien. Nicht von ungefähr sind PGC-Nummern bis über 4 Millionen vergeben worden. Und auch nicht von ungefähr hat man da aufgegeben und nimmt einfach die Koordinaten als Namen.


    Schauen wir weiter...



    Jetzt sind wir knapp südöstlich von NGC 4565 (also unterhalb links). Und ich sehe gerade, das sich bei einer Galaxie die Beschriftung vergessen habe. Das muss ich später mal nachholen. Die Galaxie oben rechts (SDSS...) ist die hellste des kleinen Galaxienhaufens, zu dem sie gehört (die weiteren Flecken neben ihr). Ich habe aber bei SIMBAD keine visuelle Helligkeit finden können. Die vielen Flecken in der Umgebung sind alles weitere Galaxien. PGC 4334184 gehört demnach zu einem anderen Galaxienhaufen und ist nur scheinbar in direkter Nähe, denn sie ist heller als diese SDSS J123647+255131. Viel mehr, als dass sie existieren und dort eben sind, habe ich bisher nicht finden können.


    LEDA 1746033 ist mit 17m3 regelrecht hell. Das kann man hier auch gut nachvollziehen, denn man kann sogar einen helleren Galaxienkern erkennen.


    PGC 4334287 ist nur 19m0 hell, PGC 4334573 wiederum nur 19m5. Auf dem Bild erscheint erstere Galaxie aber schwächer zu sein. Die Erklärung ist für mich, dass erstere diffuser, größer ist und deshalb eine geringere Flächenhelligkeit hat. Wenn man oben IC 3571 mit 16m9 vergleicht... sehr hell erscheint diese Galaxie ja trotzdem nicht, weil sie eben scheinbar viel größer ist (also größer auf dem Foto).


    NGP9 F378-0038074 ist übrigens 18m8 hell. Im direkten Vergleich mit PGC 4334573 kann man den Helligkeitsunterschied gut ausmachen, finde ich.


    So, ein letzter Ausschnitt:



    Wir sind jetzt ganz im Südosten des Gesamtfotos angekommen. Man sieht, dass hier die Sterne nicht mehr sauber sind, sondern verzogen sind. Für meine Vollformatkamera ist das nackte Teleskop nicht bis in die Ecken scharf (das wusste ich aber schon beim Kauf). Aber die nutzbare Bildfläche ist für mich insgesamt groß genug, dass ich hier keinen teuren Korrektor brauche (ein großer Vorteil des RC, finde ich, dass er ohne Zusatzlinsen, völlig nackt gut abbildet.


    Warum ich diesen Ausschnitt zeige? Weil wieder ein Quasar abgebildet ist: SDSS J123734+253819 mit z = 0,55 und einer visuellen Helligkeit von 18m9. Er wäre punktförmig, wenn er nicht auch etwas verzogen worden wäre. Bei LEDA 1742871 (18m3 hell) sind wieder sehr viele, kleine Wattebauschen. Auch das ist ein Galaxienhaufen, denn Aladin gibt für LEDA 1742871 an, dass es die hellste Galaxie eines Galaxienhaufens sei. Die schwächeren Mitglieder habe ich aber bisher nicht benennen können. Auf dem Foto dürften 5 Sterne und 24 Galaxien (inkl. dem Quasar) sein (oder 5 Sterne und 23 Galaxien...?), jedenfalls weitaus mehr Galaxien als Sterne. Würde ich das untere, rechte Eck ausschneiden, hätte ich nur Galaxien ohne Vordergrundsterne im Bild. Unsere Milchstraße ist in Richtung ihres Nordpols für uns schon sehr dünn. Erneut kann ich nur Spock zitieren und "faszinierend" sagen.


    Hier noch die Gesamtansicht:





    Man kann natürlich nichts mehrgut lesen, da das Bild zu stark komprimiert ist, aber man kann die Bildausschnitte daran wiedererkennen, die ich hier ausführlicher vorgezeigt habe. Damit kann jeder, der möchte, seine eigenen Fotos von NGC 4565 nach diesen kleinen, fernen Wattebauschen absuchen.


    Und wer weiß, vielleicht finden manche ja sogar Kugelsternhaufen wie KAZF 4565-28. Was man an der Übersicht auch gut sehen kann: die Hintergrundgalaxien sind hier nicht gleichmäßig verteilt. Auf der rechten Bildhälfte war ich nicht fauler, es war dort nur viel weniger zu finden / beschriften. Auch faszinierend.


    Vielleicht konnte ich ein Bisserl mir meiner Faszination anstecken. Astrofotografie ist für mich einfach mehr als Pretty Pictures zu erstellen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hi Christoph


    Ein starker Bericht! Ich bin leider noch nicht dazu gekommen meine Aufnahme in Aladin zu analysieren. Bin mir aber sicher dass ich einige Objekte auch finden werde, auch wenn mein Feld um einiges grösser und daher die Auflösung um einiges kleiner ist. Eine echt spannende Region! Ich war ja schon begeistert von der automatischen Annotation in Siril (die nimmt einfach grössere NGC und IC Objekte).


    Du hast da viel Arbeit reingesteckt, danke fürs teilen! Ich bin gespannt was ich davon in meiner Aufnahme wiederfinde!


    CS, Seraphin

  • Hi Christoph,

    Klasse! Vielen Dank für Die Arbeit, die Du in diese ausführliche und informative Bildanalyse gesteckt hast!

    The Hitchhiker's Guide through the Galaxy (bzw. Galaxies) !


    Weiter so und bitte mehr davon!


    CS, Jochen

  • Hallo Christoph,


    Dank Dir für Deine Inspiration.

    Interessant, was alles in so einem Bild drinn steckt. Man übersieht es schnell.

    Das ist auch was, was man sich in den nächsten Vollmond- und Regenphasen vornehmen kann.


    CS

    Chris

    ESPRIT 150ED f/7, TS APO 115 f/7, TS RC10" f/8 Carbon, Lacerta 10" f/5, Nobilem 8x56B, EQ8-R Pro, AZ-EQ6GT, ASI294MC-Pro, veTEC 571C, EOS6Da, ASI178MC, ASI120mini

  • Hallo Christoph,


    ein wunderbarer Bericht. :thumbup:


    Wenn ich mich daran erinnere, wie wir beide an dieser Galaxie NGC 4565 visuell so einige Details mit 16 Zoll und unterschiedlichen Vergrößerung wahrnehmen konnten, finde ich es um so faszinierender, was letztlich unseren Augen entgangen ist.


    Deine Fotos mit ausgezeichneter Dokumentation zeigen, wie tief wir mit unseren Teleskopen blicken können - Toll!!!!

    Genaues Hinsehen offenbart interessante Informationen !!!


    weiter so!


    viele Grüße

    René

  • Servus Seraphin, Jochen, Chris und René,


    vielen Dank für eure positiven Rückmeldungen. Es freut mich, dass ihr auch an diesen Hintergrundgewusel Interesse habt. Ich persönlich finde das irgendwie total spannend.


    Wenn ich mich daran erinnere, wie wir beide an dieser Galaxie NGC 4565 visuell so einige Details mit 16 Zoll und unterschiedlichen Vergrößerung wahrnehmen konnten, finde ich es um so faszinierender, was letztlich unseren Augen entgangen ist.

    Der Abend war wirklich wunderbar! Ich finde, dass das visuelle Beobachten einen ganz eigenen Reiz hat. Es ist direkt und es ist live. Dass wir "selbst" NGC 4562 nicht sehen konnten, also die zweithellste Galaxie auf dem Foto, ändert daran nichts. Und in Bezug auf NGC 4565 ist visuell natürlich mit 16 Zoll einiges rauszuholen. Aber eben alles kontrastarm, an der Grenze der Wahrnehmung und die Vermischung zwischen real Gesehenem und Einbildung ist fließend. Dafür sieht man es aber direkt. Das Foto hat man erst mit deutlichem zeitlichen Abstand. Dafür sieht man da natürlich viel mehr und das mit deutlich kleinerer Optik. Ich will das visuelle Beobachten aber nicht missen.


    Ich hatte mich übrigens aufgrund unseres Beobachtungsabend zu dem Foto entschlossen. Eigentlich wolle ich Hickson 44 aufnehmen, aber ich fand NGC 4565 im 16-Zöller so faszinierend (man sieht da einfach mehr als ich im 8-Zöller daheim), dass ich sie dann fotografieren "musste". Und Hickson-Gruppen gibt es ja über 100.


    Das schwierigste am Fotografieren ist, finde ich, die Auswahl des Objekts. Insbesondere bei Galaxien. Es gibt soooo viele und diese zu fotografieren dauert eben eine Nacht. Visuell kann man in einer Nacht sehr viele Objekte ansehen und studieren. Und fotografiert man helle Objekte, z. B. Sternhaufen oder helle PN, dann kann man da auch gleich mehrere Objekte pro Nacht hinbekommen. Galaxien aber wollen sorgsam ausgewählt werden, da sie so viel Zeit beanspruchen.


    Dieses Foto (nebst Auswertung) rundet für mich jedenfalls underen Beobachtungsabend ab. Vielleicht können wir drei uns ja auch mal bei mir treffen und bei dunklem Himmel ohne Licht in der Nähe gemeinsam spechteln. Ich komme aber natürlich gerne auch wieder nach Murnau, wenn ich darf ;-). Ich bin schon auf den 14-Zöller in deiner Sternwarte gespannt.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hi Christoph


    So, ich habe nun meine Aufnahme mal etwas detailierter unter die Lupe genommen und zähle Mittlerweile 154 Galaxien und rund 50 Quasare! Werde also noch etwas zeit brauchen die Daten aufzuarbeiten.. Aber auch NGC4565-AIMSS1 ist in meiner Aufnahme als lichtpunkt erkennbar, das finde ich super und hätte ich für meine 750mm Brennweite und 6" Öffnung irgendwie nicht erwartet!

    Danke für deine Objektvorstellung, das wäre mir wohl untergenagen!


    Liebe Grüsse, Seraphin

  • Hallo Christoph!

    ich hatte vor kurzem ein Foto von NGC 4565 vorgestellt: NGC 4565 – die Spindel- oder Nadelgalaxie im Haar der Berenice

    Einfach nur eine großartige Arbeit und zugleich eine tolle Anregung.

    Vielen, vielen Dank für deine Arbeit und dass Du Dein Ergebnis mit uns teilst!! :thumbup: :thumbup: :thumbup:


    Astrofotografie ist für mich einfach mehr als Pretty Pictures zu erstellen.

    Das sehe ich ganz genauso. Nur ich habe bisher nur einen ersten Zugang gefunden wie man so detailliert in die Tiefe einsteigen kann und wo man so etwas recherchieren kann. Ein Kollege aus dem schwarzen Forum hat mir kürzlich geholfen eine Mini-Galaxie nahe bei NGC2683 zu recherchieren.


    Dank dem Kollegen Hans @Hans Zekl und Thomas @Astromusi ( Danke an dieser Stelle an Euch beide ) - Sie haben mir / uns einen Weg per Aladin Desktop | Simbad Abfrage erklärt. Ich habe mir erlaubt dort Forums-übergreifend auf Christophs Lucifugus Beitrag hier zu verlinken!



    und dann per "WEB-Auflösung" über Simbad gezeigt.



    Vermutlich bin ich nicht der Einzige der hier Defizite hat. Magst Du uns nicht ein wenig auf's Pferd hiefen wie Du dazu vorgehst?


    MünchenBeiNacht - Ewald

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  • Nur ich habe bisher nur einen ersten Zugang gefunden wie man so detailliert in die Tiefe einsteigen kann

    Hallo Ewald,

    ich nutze neben Aladin auch noch Unimap. Dort kannst Du Dein Bild "solven" und falls gewünscht auch mit Annotationen versehen.

    Welche Objekte neben Sternen, Galaxien und Planeten angezeigt werde (Supernovae, Exoplaneten, schwarze Löcher,...) kannst Du auswählen - Unimap greift auf diverse Kataloge zu (auch die kannst Du vorab auswählen). Kurze Vorgehensweise hierzu - ich hatte das an anderer Stelle schonmal beschrieben:


    • Bild laden
    • Image --> Detect
    • bei Image --> Hint Deine Parameter eingeben (Objekt, Sensor Size, Focal Lenght)
    • mit Image --> Match platesolven
    • mit View --> Objects "View All" (oder Auswahl) anhaken
    • ggf. mit Options --> Preferences die Darstellung anpassen

    CS, Jochen

  • Vermutlich bin ich nicht der Einzige der hier Defizite hat. Magst Du uns nicht ein wenig auf's Pferd hiefen wie Du dazu vorgehst?

    Servus Ewald,


    erstmal vielen Dank für dein großes Lob. Es freut mich, wenn das Gefiesel im Hintergrund auf Interesse stößt (geteilte Freude ist doppelte Freude). Das gilt natüprlich genauso für Seraphin und Jochen. :)


    Ich selber habe bisher alles manuell gemacht, also nicht über eine Solving-Seite. Die Unimap-Seite kannte ich aber auch noch nicht - Danke für den Link Jochen!). Ich finde es aber spannend, selber durch das Foto zu gehen und nach Nebeln oder blauen Punkten (Quasaren) zu schauen. Allein der Blauton ist faszinierend, denn die sind teils ja wirklich deutlich ins Rote verschoben, was hier immer noch blau ist.


    Jedenfalls nehme ich meist erstmal die Pretty Deep Maps her. Da sind Galaxien bis ca. 19m5 eingezeichnet und Quasare bis knapp unter 21 mag. Zudem im Kleingedruckten Informationen zur Entfernung, Rotverschiebung (usw.). Und zudem finde ich dort sehr viele variable Sterne inkl. Angaben zur Schwankung, Periode und dem Variabilitätstyp. Sehr praktisch! Da die Pretty Deep Maps aber durch Fotoauswertung entstanden, sind manche schwache Galaxien nicht erkannt worden und als Stern, also als Punkt abgebildet. Man sieht aber dann auf dem eigenen Foto schon, was diffus und was Stern ist (finde ich).


    Parallel zu den Pretty Deep Maps mache ich dann meist Aladin (lokal auf dem PC, die Desktop-Version) her und gehe parallel zum Bild hier mit und klicke dort auf die Nebelchen. Der Vorteil: hier werden die Namen verwendet, mit denen man in Datenbanken (z. B. https://ned.ipac.caltech.edu/byname oder auch in der Hyperleda-Datenbank oder eben bei SIMBAD nachschlagen kann). Letzteres geht ja automatisch, wenn man in Aladin auf die Namen klickt.

    Deshalb meide ich, wo möglich, PGC-Nummern, denn die kann man in den Datenbanken nicht abfragen. Die SDSS (oder 2MASX oder...)-Nummern mit Koordinaten sind aber unpraktisch lang. Dafür kann man sie nutzen, um in Datenbanken Informationen herauszuholen (dafür muss man sie aber inklusive Kommastellen angeben).


    Wenn mich ein Objekt dann tiefer interessiert, wie hier NGC 4565-AIMSS1 oder die anderen Kugelsternhaufen, dann google ich danach (mit dem Zusatz filetype:pdf oder direkt bei goolge scholar) und suche mir die Publikationen dazu heraus. Das gibt dann Lesestoff für bewölkte Nächte.


    Grob gesagt mache ich also folgenden Ablauf:


    Foto mit den Pretty Deep Maps und parallel Aladin abgleichen. Dann bei besonderen Objekten über die oben genannten Datenbanken Infos raussuchen. Schließlich bei besonders interessanten Objekten Suche nach Fachartikeln.


    Das Markieren und Beschriften mache ich meist in Photoshop. Für mich ist das wohl so, wie ein Kind Wimmelbilder anschaut. Es macht mir einfach Spaß und ich finde es faszinierend. Und da ich eine recht große Brennweite habe und die Ränder nicht nutzen kann, da mein Vollformatsensor eben groß ist und das Bild an den Rändern suboptimal, schaffe ich es manuell gut. Hätte ich so große Bildausschnitte wie z. B. Seraphin, würde ich wohl auch über eine Plate Solving-Seite gehen. Ich hatte mal in meiner Anfangszeit den Virgo-Haufen mit einem 100 mm-Teleobjektiv abgelichtet und wollte da die vielen kleinen Punkt benamsen. Da hatte ich dann aufgegeben. Und damals kannte ich nur Aladin.


    Vielleicht noch als Anekdote:

    In den 80er Jahren habe ich mit dem Atlas Stellarum gearbeitet (falls den noch jemand kennt). Damals war die Tiefe des Atlanten für mich unerreichbar (geht bis knapp über 14 mag). Meine ersten Astrofotos beim Wiedereinstieg in das Hobby 2020 hatte ich deshalb mit dem Atlas Stellarum auswerten wollen (Suche nach Auffälligkeiten wie z. B. Asteroiden). Ich wusste da noch nicht, dass mittlerweile im Bereich Astronomie online auf für Amateure die Onlinedatenbanken oder Aladin existieren. Ich hatte dann einen Lichtpunkt entdeckt, der im Atlas Stellarum fehlt (erste Fotos, Tiefe gerade mal bis 13 mag mit 100 mm-Objektiv). Ich war total perplex, dass das möglich sei und dachte, ich hätte da "etwas gefunden" (Onlinedatenbanken zu Asteroiden kannte ich ja auch noch nicht). Ich hatte damals, naiv wie ich war, bei einer Forschungsabteilung nachgefragt und das Foto mitgeschickt. Die Antwort war total freundlich und mir wurden da dann die Datenbanken empfohlen, die online sind und der Stern benannt. Er fehlt im Atlas Stellarum, weil er zu rot war und die Kamera damals nicht rotempfindlich. So hat der Wiedereinstieg begonnen ^^. Schon damals habe ich die Fotos (die hier nicht vorzeigbar sind) durchforstet und versucht, den Punkten ab und zu eine Story zu entlocken.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

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