M109 und ihre Umgebung

  • Hallo Kollegen,


    nach einer längeren Astro-Pause melde ich mich einem aktuellen Deep-Sky-Foto zurück. Der hauptsächliche Grund für die Auszeit war die Geburt unseres kleinen Sohnemannes, der inzwischen zwei Monate alt ist und mir die eine oder andere schlaflose Nacht beschert, auch ganz ohne Teleskop :S


    Die geniale, klare Phase im März wollte ich trotzdem nicht ungenutzt lassen. Zum Einsatz kam der relativ neue Lacerta Foto-Newton 250/1000, der bei sehr gutem Seeing in drei Nächten (und zugleich guter Transparenz!) sein Auflösungsvermögen ausspielen konnte. Fotografiert wurde wie immer mit der ASI 2600MC Pro ohne Filter. Mein Cousin Tobias Lamb steuerte zusätzlich zu meinen 12,4 Stunden RGB weitere 8 Stunden hinzu, die er am EdgeHD 800 bei f/7 aufgenommen hat. Diese Daten habe ich bei der Bearbeitung aber ausschließlich für die Galaxie verwendet, um diese noch etwas besser nachschärfen zu können.


    Bei der Bildbearbeitung per Photoshop habe ich insbesondere versucht, den Hintergrund nicht weichzuzeichnen, um hier keine Details oder Tiefe zu verlieren. Die dunkelsten Bereiche wurden stattdessen per "Color Range" selektiert und mit der durchschnittlichen Hintergrundfarbe (tiefes Grau) eingefärbt. So wird automatisch das Rauschen ein Stück weit reduziert, wobei aber die Hintergrundgalaxien und Sterne unberührt bleiben, auch deren Farbe wird nicht angetastet. Sie treten dadurch sogar etwas stärker hervor, da der zuvor verrausche Hintergrund glatter erscheint. Natürlich sollte man bei dem Bearbeitungsschritt nicht mit einer Deckkraft von 100% arbeiten, damit ein natürlicher Eindruck bleibt. Ich hab es persönlich lieber etwas grieseliger als zu glatt, aber das ist Geschmackssache.

    Interessant finde ich auch die Details nahe dem Zentrum von M109, die mit dem CameraRAW-Modul in Photoshop gut herausgearbeitet werden konnten, da die Staubbänder eher orange-braun und das helle Zentrum gelblich erscheinen. Per CameraRAW-Tool lassen sich die Farben leichter trennen und deren Kontraste gezielt regeln.


    Die schwächsten Strukturen laut ALADIN bewegen sich im Grenzbereich zu 24 mag. Das ist einfach Wahnsinn, wenn man überlegt, dass das in etwa der Helligkeit einer Kerzenflamme in einer Entfernung von 50.000 km entspricht, also grob der 8-fachen Distanz von hier bis New York City 8)

    Der weit entfernteste Quasar, den ALADIN fand, hat eine geschätzte Distanz von ca. 11,97 Mrd. Lichtjahren. Die ebenfalls gut sichtbaren Galaxien UGC 6969, 6940 & 6923, die links und unterhalb von M109 sowie knapp oberhalb des orangenen Sterns HD 103737 leuchten, weisen in etwa dieselbe Rotverschiebung wie M109 auf. Es sind also galaktische Nachbarn.


    Hab ich nochwas vergessen, das ich zu dem Foto loswerden wollte? Ach ja, die maximale Auflösung findet ihr auf AstroBin unter diesem Link: https://www.astrobin.com/kgvygy/




    Es schlummern noch ein paar weitere Motive der letzten Woche auf Festplatte. Ein Teil davon ist schon bearbeitet, ein anderer Teil wartet darauf, in der nun deutlich geschrumpften Freizeit bearbeitet zu werden :)


    Fragen, Anmerkungen und Kritik sind natürlich immer Willkommen!


    Viele Grüße & CS

    Marco

  • Vielen Dank euch für die netten Kommentare!

    Jürgen, da hast du natürlich recht, Farbsättigung ist immer so ne Sache und die Wirkung manchmal auch bildschirmabhängig. Das Original ist nach dem Stretch ja immer sehr blass. Da das Rauschen sich hier in Grenzen hielt, habe ich die Farben recht weit hochgezogen (noch vor dem Anschlag im Histogramm :) ), um auch die feinen Farbunterschiede in den schwachen Hintergrundgalaxien abzubilden.

    Spannend finde ich die meist kräftige, bläuliche Farbe der Quasare. Schon verrückt, wenn man bedenkt, wie stark rotverschoben diese Objekte eigentlich sind...


    Markus, Danke auch dir. Die Daten von Tobias wurden separat gestackt. Anschließend habe ich seinen Stack im Photoshop der Brennweite entsprechend verkleinert und auf mein Ergebnis pixelgenau übereinandergelegt. Das waren manuelle Arbeitsschritte, allerdings kein großer Aufwand. Dann musste man nur noch die Deckkraft anpassen (entsprechend der unterschiedlichen Gesamtbelichtungszeit und Lichtstärke des Teleskops).


    Viele Grüße

    Marco

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