NGC 4565 – die Spindel- oder Nadelgalaxie im Haar der Berenice

  • Servus beinand,


    NGC 4565 wurde hier ja in den letzten Tagen schon mehr als einmal gezeigt. Auch ich hatte die Schönwetterphase zum Fotografieren genutzt. Nachdem ich in der Nacht davor NGC 3367 nebst Supernova ins Visier genommen hatte, war in der Nach vom 27. auf den 28. März 2022 schließlich NGC 4565 dran. Ich habe knapp über 3 Stunden belichtet (details siehe unten).


    Das ist meine erste "große" Galaxie, die ich fotografiert habe. Vielleicht hätte ich mit M 51 üben sollen – oder einem anderen hellen Objekt, aber ich finde diese edge-on-Galaxie auch sehr reizvoll. Mit 9m5 ist sie auch ziemlich hell, wobei die Helligkeit ja auf eine recht große Fläche verteilt ist. Die Flächenhelligkeit ist mit 13m2/arcmin^2 aber auch noch recht hoch. Zudem ist das Staubband ein schönes, abzubildendes Detail. Ich hatte sie mir vorher visuell angesehen und ausführlich beobachtet. das Foto rundet das dann ab.


    NGC 4565 ist 15,8' x 2,1' ziemlich groß und ist auch "nur" 55 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Sie hat neben dem Staubband eine weitere interessante Eigenschaft: sie besitzt einen aktiven Galaxienkern, was man auch auf dem Foto gut erkennen kann:



    Hier habe ich stark ausgeschnitten, um die Galaxie nicht zu stark komprimiert zu zeigen. Am oberen Boldrand sieht man recht fluffig IC 3571, eine irreguläre Zwerggalaxie, die in räumlicher Nähe zu NGC 4565 steht. Unten links sieht man noch ein paar kleinere Lichtfleckchen. Hier mal ausgeschnitten (etwas anderer Bildausschnitt, aber mit dem Foto oben überlappend):



    Die hellen Punkte / Kreisflächen sind Sterne, die schwachen Pünktchen Galaxien. Es wird lange dauern, bis ich alles, was ich auf dem Gesamtfoto sehen kann, zugeordnet habe. Ich zeige daher auch noch nicht den ganzen Bildausschnitt mit beispielsweise NGC 4562, weiteren IC-Galaxien (z. B. IC 3543, auch eine edge-on-Galaxie) und den vielen, vielen winzigen Galaxien. Mit drei Stunden Bleichtung ist jeder Blick in den Coma-Haufen irgendwie grandios und voller kleiner Wattebausche. Fotos, auf denen mehr Galaxien als Sterne zu sehen sind, finde ich durchaus spektakulär.


    Zu den Aufnahmedaten:

    28.3.2022, zwischen 00:05 und 05:08 Uhr

    725 Lights zu je 15 s = 3 h 1 min 15 s Gesamtbelichtungszeit

    20 darks

    Optik: 203mm/1624mm RC (f/8)

    Montierung: iOptron CEM40G, aber ohne Guiding

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II nicht modifiziert

    Ort: nahe Dettenschwang (mein Beobachtungshügel)


    Himmel:

    fst in der Jungfrau 5m8, M 13 gerade noch visuell im Herkules erkennbar, also mittelmäßig, horizontnah katastrophal, vermutlich mit einigem Saharastaub in der Luft

    Seeing gut, knapp unter 1", Donuts beim Justieren standen still und ruhig


    Liebe Grüße,

    Christoph


    P.S.: ich werde im Laufe der Zeit auch die anderen Galaxien, die ich fotografiert habe (von hell bis schwach) nachliefern. Ich werde nur für die Auswertung relativ lange brauchen ;)

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Christoph,


    rein zufällig kühlt gerade meine Kamera herunter und mein Teleskop wartet auf die Dunkelheit, denn exakt diese Galaxie ist auch mein Ziel für heute Abend! :D


    Wie von Dir gewohnt - ein tolles Bild, klasse gemacht! :thumbup: :thumbup: :thumbup:


    CS, Jochen

  • Hallo, Christoph,


    tolles Ergebnis! :thumbup: Du hast schon einen dunklen Himmel im Vergleich zu Meinem. Das sieht man dem Bild an, prima!

    Muss ich auch mal versuchen, falls das Wetter dies dieses Jahr noch zulässt...


    viele Grüße und cs (trotz der Kälte heute nacht)

    Andreas

  • Servus Jochen, Andreas und Markus,


    vielen Dank für euer positives Feedback!


    Jochen, klarer Himmel? Bei mir schneit's und alles ist weiß... Ich drücke dir die Daumen, dass alles gut klappt!

    Andreas, ja, je länger ich hier im Forum unterwegs bin, umso mehr habe ich den Eindruck, dass ich hier wirklich ziemlich großes Glück habe, also himmelstechnisch betrachtet. Ich komme im Vergleich zu anderen hier mit relativ kurzen Belichtungszeiten aus. Das hier war mein Langzeitrekord. ;)

    Markus, danke dir! :)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Christoph,


    eine sehr schöne Aufnahme !


    Ich finde diese Galaxie auch visuell überaus eindrucksvoll, hier ein Eindruck mit dem 9,5-Zoll Fünfling in einer sehr guten Alpenrand-Nacht:


    " ... Und gleich östlich des Coma-Sternhaufens Melotte 111 steht für mich eine der schönsten Galaxien überhaupt: NGC 4565 zeigte sich im Fünfling als 'Superthin' mit markantem Staubband, ganz toll bei ganz verschiedenen Vergrößerungen: Bei 45-fach (24er Panoptik) die konzentrierte dünne Nadel, bei 97-fach (11er Nagler) für mich am besten, und bei 160-fach
    (6,7er ES) fast bildfüllend mit dicken Staubstrukturen - fantastisch !"


    Servus

    Ben

  • Servus Ben, Keith und Christian,


    danke für euer nettes Feedback!


    Ich finde diese Galaxie auch visuell überaus eindrucksvoll, hier ein Eindruck mit dem 9,5-Zoll Fünfling in einer sehr guten Alpenrand-Nacht:


    " ... Und gleich östlich des Coma-Sternhaufens Melotte 111 steht für mich eine der schönsten Galaxien überhaupt: NGC 4565 zeigte sich im Fünfling als 'Superthin' mit markantem Staubband, ganz toll bei ganz verschiedenen Vergrößerungen: Bei 45-fach (24er Panoptik) die konzentrierte dünne Nadel, bei 97-fach (11er Nagler) für mich am besten, und bei 160-fach
    (6,7er ES) fast bildfüllend mit dicken Staubstrukturen - fantastisch !"

    Das kann ich nur bestätigen. Ich hatte sie mir ja vorher ausgiebig mit meinem 8-Zöller visuelle angesehen und war da schon fasziniert, obwohl die Transparenz des Himmels nicht optimal war. Später dann in einem 16" Dobson war - ebenfalls bei mäßigen Bedingungen - die Galaxie eine Augenweide und sowas von groß. Deshalb musste ich sie einfach fotografieren!


    DeepSkyWatcher - ich fühle mich da immer noch als Anfänger, was die Bearbeitung betrifft. Umso mehr freut es mich, dass dir die Ausarbeitung gefällt.

    Christian63 - ich finde mittlerweile, dass selbst mit einer DSLR das Stacken von mehr Einzelbildern mit 10 bis 15 Sekunden pro Light wirklich gute Ergebnisse liefert. Ich bin noch am Auswerten des Fotos, aber ich habe trotz der kurzen Einzelbelichtungen eine ziemliche Tiefe erreicht (ca. 20 mag) und sogar einen der Kugelsternhaufen von NGC 4565 fotografieren können (NGC 4565-AIMSS1 – wobei das, wie bei uns omega Centauri, auch der Überrest einer kleinen Galaxie sein kann, daher wird er meist als CCS - Compact Star System bezeichnet). Insofern sehe ich – abgesehen von der Datenmenge, der langen Rechenzeit beim Stacken und den vielen Auslösungen der Kamera – keinen Nachteil zu längeren Einzelbelichtungen, sondern eher im Gegenteil einen Vorteil in der Auflösung. :)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

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