Die Nacht vom 22. auf den 23. März - ein paar Galaxien und ein krönender Abschluß

  • Hallo,


    ich war in der letzten Nacht vom 22. auf den 23. März draussen unterwegs. Eigentlich hatte ich überlegt, heute Abend nochmal raus zu fahren, am Ende war ich aber doch zu müde. Statt dessen schreibe ich jetzt einfach mal auf, was ich mir in der letzten Nacht angeschaut habe.


    Mein Beobachtungsplatz liegt ca. 25 km südwestlich von Bonn zwischen Rheinbach und Effelsberg (den genauen Standort schreibe ich nicht offen). Leider ist die Abschirmung gegen Autoscheinwerfer nicht so gut, aber ab dem Zeitraum 22 bis 23 Uhr unter der Woche geht das für mich, auch wenn es nicht ideal ist. Der Verkehr wird dann deutlich weniger.


    Als Ausrüstung hatte ich mein Vixen Super Polaris R150S mit dem Newton dabei (150/750; Okulare 25, 15 und 8 mm Vixen NPL) und mein Fernglas 8x56. Die Durchsicht des Himmels hatte ich an der Stelle schon besser erlebt. Ich bin allerdings nicht gut darin, Grenzgrößen zu bestimmen, damit tue ich mich immer noch schwer.


    Nach Aufstellen und Einorden der Montierung konnte ich erst noch eine Viertelstunde warten, weil in ca. 500 m Entfernung plötzlich ein Landwirt mit schwerem Gerät herumfuhr und alles hell illuminierte. Das war so gegen 22 Uhr. Ok - er musste noch arbeiten, das geht halt vor. Irgendwo muss unser Essen ja herkommen.


    Nachdem ich meine Sachen endgültig aufgebaut hatte, habe ich mir zuerst ein wenig den Orionnebel angeschaut, obwohl er schon recht tief stand, und habe mir seine Ausläufer und dann mit höherer Vergrößerung noch den zentralen Bereich angeschaut.


    Dann bin ich gleich zum Leo Triplet. Alle drei Galaxien waren deutlich zu sehen, sie wirkten allerdings im Vergleich zu meinen letzten Beobachtungen Anfang März ein wenig flau, fand ich. NGC 3628 war wieder als schwacher Lichtbarren erkennbar; die Galaxie hatte ich im Februar zum ersten Mal bewußt gesehen (nachdem ich M65 und M66 schon länger kannte). Mein Eindruck ist, dass sie mir nun immer wieder gleich auffällt, sofern die Bedingungen nicht extrem schlecht sind. M65 wirkt auf mich schmaler, M66 rundlicher.


    Weiter zu NGC 2903, diese Galaxie hatte ich letztes Jahr erstmals besucht und finde sie sehr spannend. Hier kann ich immer versuchen, Details zu erkennen. Die Galaxie zeigte sich mir mit einem länglichen Kern und einer erkennbaren Aufhellung darum herum, die ein wenig unsymmetrisch aussah, aber keine Struktur aufwies.


    Eine höhere Vergrößerung als 50fach (15 mm Okular), lohnte sich m.E. generell kaum.


    Zwischendurch entspannte ich meine Augen hin und wieder mit dem normalen Fernglas und drehte eine Runde zwischen Praesepe (M44), M35, den drei großen Sternhaufen im Fuhrmann, die sich trotz bereits tieferem Stand deutlich abzeichneten und den Plejaden, die schon begannen, in die Aufhellung am Nordhorizont einzutauchen.


    Danach ging es zu M51, sie war im Fernglas und im 8x50 Sucher gut auszumachen. Sowohl die Hauptgalaxie als auch ihre Begleiterin zeigen einen stellar wirkenden Kern, beide war von einer fahlen Lichtscheibe umgeben. Eine dunkle Struktur in der Hauptgalaxie, die ich beim letzten Besuch ausmachen konnte, war aber nicht zu sehen.


    M101 wollte ich nochmal probieren. Obwohl sie mit Starhopping alleine von der Position recht einfach ist, bin ich ich zwei- drei Mal locker an ihr vorbeigerauscht, weil sie kaum zu erkennen war. Nur eine fahle Aufhellung. Ein hellerer Knoten links des Kerns, den ich beim letzten Mal deutlich wahrgenommen habe, war letzte Nacht nicht zu sehen.


    Dann suchte ich zwei für mich neue Objekte auf, die ich mir in den letzten Tagen ein wenig angelesen habe: M97 (der Eulennebel) und die Galaxie M108. Vor etwa einem Jahr hatte ich mich schon mal erfolglos an ihnen versuchtt. Zu der Zeit hatte ich aber noch einen ungünstigeren Beobachtungsort nahe Bonn mit einer deutlich größeren Aufhellung.


    Dazu habe ich mir zuerst Beta UMa in den Sucher geholt. Den Stern habe ich dann im Sucher so platziert, dass die beiden Objekte laut Deep Sky Atlas/Karkoschka eigentlich passend liegen mussten: es klappte auf Anhieb. Im 25 mm Okular waren beide gut zu erkennen: M97 als formloses Scheibchen; M108 als längliche Spindel ohne Struktur.


    Für M97 ging ich mit der Vergrößerung höher. Mit dem 8 mm Okular (94fach) war zu erkennen, dass es Strukturen im Scheibchen geben musste. Es waren aber eher diffuse Helligkeitsunterschiede, die ich nicht wirklich lokalisieren konnte. Die Augen der Eule waren nicht zu erkennen.


    Im nun langsam höher steigenden Bootes habe ich mir noch M3 angeschaut. Dieser wirkte etwas aufgelöster,als bei meinem letzten Besuch. M13 habe ich mir nicht angeschaut, da der Herkules noch zu niedrig stand.


    Zum Abschluß habe ich noch der Sombrerogalaxie M104 einen Besuch abgestattet, auch wenn sie eigentlich noch zu niedrig stand. Die asymmetrische Hutform war gut zu erkennen, das Staubband aber nicht. Eher sah die Galaxie aus aus wie an der Kante abgeschnitten.


    Langsam wurde auch die Aufhellung durch den bald aufgehenden Mond stärker. Auf den Mondaufgang hatte ich noch gewartet:


    Ich fand, es war wieder ein Highlight zum Ende, als dann in der nun herrschenden Stille (abgesehen von dem einen oder anderen Tier) und über dem völlig dunklen Waldrand die knallgelb-orange Mondscheibe zum Vorschein kam. Das wirkt auf mich um ein vielfaches intensiver als in der Stadt und ich finde es immer wieder ein Erlebnis! Kurz darauf habe ich alles zusammen gepackt und bin wieder nach Hause gefahren. Begleitet vom weiter aufsteigenden Mond.


    Viele Grüße,

    Klaus

  • Servus Klaus,


    danke für den schönen Beobachtungsbericht! Ich finde es auch gut, dass du direkt deine Optik angegeben hast. Dann kann an besser einordnen und nachvollziehen, was du beschreibst. Zur Grenzgrößenbestimmung – da gibt es ja mehrere mögliche Ansatzpunkte. Ich mache das auch recht grob und finde das dann gar nicht so schwierig. Es gibt von der VdS Grenzgrößenkarten für die vier Jahreszeiten und den Kleinen und Großen Bären.

    Ich habe beispielsweise im Zwilling einen leicht zu findenden Stern mit 6m2 rausgesucht, von dem ich jetzt genau weiß, wo er sich befindet. Wenn meine Augen dunkelangepasst sind, schaue ich, ob ich ihn sehen kann. Klappt das sofort und ohne Probleme, weiß ich schonmal, dass fst über 6m2 liegen müsste. Dann probiere ich lambda Ursae Minoris, der hat 6m4 und ist auch leicht zu finden (zwischen Polarstern und der nächsten Deichselstern.

    In der Jungfrau sind auch ein paar schöne, isoliert stehende Sterne um die 6 mag und drunter. Im Großen Bären habe ich mir auch ein paar wenige Markersterne eingeprägt.


    Das Ganze dauert nicht lang. Ich baue das Teleskop auf, mache das Alignment, beobachte, beobachte weiter, bin dann gut dunkelangepasst und dann suche ich nach den besagten Sternen. Dauert keine fünf Minuten. Dann beobachte ich weiter. Habe ich eine Pause zwischen zwei Objekten, dann prüfe ich mit einem Blick, ob ich die besagten Sterne noch sehe oder ob es sogar besser wurde. Ein Indiz ist auch die Güte der Milchstraße. Oder die Sichtbarkeit von Messier-Objekten – kann man M 13 mit bloßem Auge sehen? Im Herbst: kann man M 33 sehen? Oder jetzt am frühen Abend sollte M 35 gut gehen...


    Die Grenzgröße ist natürlich horizontnah teils drastisch geringer, weshalb man mit Sternen, die hoch am Himmel stehen, prüft. Man kann aber auch die Bedinungen am Horizont testen. Im Moment kann man beispielsweise iota Centauri als Indikator nehmen. Oder ob man den Kompass mit bloßem Auge sehen kann (also ein-zwei Sterne von ihm). Oder die Wasserschlange bis ganz unten...


    Es gibt viele Möglichkeiten, die Himmelsqualität grob abzuschätzen. Und wenn man mit der "wenig-Sterne" Methose fst um 0,1 oder 0,2 mag falsch abschätzt, ist das immer noch besser, als gar keine fst anzugeben. Das gilt insbesondere für Beobachtungen von kontrastarmen Wattebauschen. Eine kleine Verschlechterung der Transparenz kann da das Quäntchen zwischen "kann man erkennen" und "ist unsichtbar" ergeben.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Klaus,


    ein schöner Bericht, ja so in etwa läuft das bei mir ab - Flucht vom Lichtermeer aufs Land und dann hier und da "Störungen" durch Jäger oder Landwirt. Letztes mal haben sie bis 23:30 alles unter gleißendes Flutlicht gesetzt und kamen um 3:45 wieder. Sie waren etwa 1km weg, aber mein Gott, dieses Licht! Wie auf diesen Bildern aus dem Mittelalter wo die Sterblichen ihrem HERRN gegenübertreten. na bei dir war es wenigstens ein sanft bernsteinfarbener leuchtender Mond :-).


    Cs,

    Walter

  • Hallo Klaus,


    Ein schöner Bericht.

    Die vergangenen Nächte war ich ebenfalls draussen (im dunklen Garten) und Deiner Objektwahl ist wenig hinzuzufügen.

    Ein paar Galaxien in den Jagdhunden vielleicht und die Nadelgalaxie, Die Wal- und Hockeyschlägergalaxie.

    Danke fürs Mitnehmen,


    CS,

    Henning

  • Hallo Klaus,


    ein interessanter Bericht über die Beobachtung mit einem 6-Zöller ! Mittwoch abend haben wir auch zu mehreren im Alpenvorland beobachtet; es war schön klar und trocken, bei gutem Seeing. Da hatten wir ...


    ... habe ich mir noch M3 angeschaut. Dieser wirkte etwas aufgelöster,als bei meinem letzten Besuch

    ... im 4-Zoll Spektiv auch M3 drin. Bei 110-fach konnte ich indirekt schon eine ganze Reihe allerfeinster Puderzucker-Sternchen aufblitzen sehen - sehr nett.


    Servus

    Ben

  • Hallo und Danke für eure vielen netten Reaktionen!

    Es gibt von der VdS Grenzgrößenkarten für die vier Jahreszeiten und den Kleinen und Großen Bären.

    Ich habe beispielsweise im Zwilling einen leicht zu findenden Stern mit 6m2 rausgesucht, von dem ich jetzt genau weiß, wo er sich befindet. Wenn meine Augen dunkelangepasst sind, schaue ich, ob ich ihn sehen kann. Klappt das sofort und ohne Probleme, weiß ich schonmal, dass fst über 6m2 liegen müsste.

    Ich denke, ich werde das auch mal so ausprobieren und mir ein paar markante Sterne am Himmel suchen!

    Die vergangenen Nächte war ich ebenfalls draussen (im dunklen Garten) und Deiner Objektwahl ist wenig hinzuzufügen.

    Ein paar Galaxien in den Jagdhunden vielleicht und die Nadelgalaxie, Die Wal- und Hockeyschlägergalaxie.

    Danke. Da habe ich gleich wieder ein paar Anregungen :)

    ein schöner Bericht, ja so in etwa läuft das bei mir ab - Flucht vom Lichtermeer aufs Land und dann hier und da "Störungen" durch Jäger oder Landwirt. Letztes mal haben sie bis 23:30 alles unter gleißendes Flutlicht gesetzt und kamen um 3:45 wieder. Sie waren etwa 1km weg, aber mein Gott, dieses Licht! Wie auf diesen Bildern aus dem Mittelalter wo die Sterblichen ihrem HERRN gegenübertreten. na bei dir war es wenigstens ein sanft bernsteinfarbener leuchtender Mond :-).

    Ich erinner mich noch: als ich zum ersten Mal plötzlich im Scheinwerferkegel eines Autos stand, war ich richtig erschrocken, weil ich dachte, das stände gleich hinter mir und ich hätte es nicht bemerkt! Dabei war es locker einen Kilometer entfernt!


    Wobei ich andererseits illuminierte Landmaschinen auf ihre Weise interessant finde - nur nicht unbedingt, wenn sie mich Nachts anleuchten ;) Ich sehe das aber letztenendes locker und kenne auch Leute, die in der Landwirtschaft arbeiten. Da gibt es halt keine bequemen Arbeitszeiten mit Kernzeit und Zeitausgleich - da muss dann auch mal die halbe oder ganze Nacht durchgearbeitet werden, wenn es nötig ist.


    Ich werde mir in der nächsten Zeit deshalb noch ein - zwei Ausweichplätze in der Gegend suchen.


    Viele Grüße,

    Klaus

  • Hallo, und noch ein Nachbrenner,


    Samstagabend habe ich noch ein wenig Grenzgrößenbestimmung geübt ;)


    Ich war ein wenig mit Fernglas und Kamera unterwegs. Letzteres nichts spektakuläres; einfach feststehend auf Stativ zum experimentieren. Ich drehe gerne mal westlich vom Bonner Stadtrand eine Spazierrunde in die Nacht hinein und genieße dabei die Abendstimmung. Dort war auch bis Mitte letzten Jahres mein Beobachtungsplatz, den ich aber mittlerweile praktisch nicht mehr fürs Teleskop nutze (ich hatte dazu eben auch was im Bortle - Beitrag von Johannes gepostet).


    Die Aufhellung der Stadt und vieler anderer Orte im westlichen Rhein-Sieg Kreis/Euskirchen ist dort deutlich zu sehen. M51 war im 8x56 Fernglas nicht zu erkennen (klappte dort auch sonst schon nicht).


    Nach Sonnenuntergang habe ich mich erstmal auf einer Bank niedergelassen und in der Dämmerung Fledermäuse und Eulen beobachtet. Davon scheint es dort am nahen Waldrand eine Menge zu geben. Die Eulen klatschten jedenfalls mit den Flügeln ein paarmal hörbar unter dem Bauch zusammen, was ich zunächst merkwürdig fand. Ich habe dann am Sonntag recherchiert, dass das wohl schon Balzflug der Waldohreulen ist. Sternguckerei mehrt offensichtlich auch das Wissen hier am Boden :)


    Sobald es dunkler wurde, bin ich mit dem Fernglas ein wenig am Himmel spazieren gegangen und habe mir ein paar Sternhaufen angeschaut, ohne mir was bestimmtes oder Neues vorzunehmen; einfach ein paar Klassiker: M35, Praesepe (M44) und M67 im Krebs, die M36, 37, 38 im Fuhrmann, Plejaden und Hyjaden, Orionnebel, ... Und ich habe mir nochmal ein wenig die Farbunterschiede von verschiedenen Sternen wie Beteigeuze und Rigel angesehen, die ich auch immer wieder faszinierend finde.


    Jetzt aber zur Grenzgröße:


    Ich hatte mir vorher ein paar Sterne im Löwen rausgesucht: Lambda und Kappa Leo vor dem Kopf des Löwen kannte ich ja eigentlich schon ganz gut, da ich sie zum Aufsuchem von NGC 2903 nutze, ohne mich bisher stark für ihre Helligkeitsangaben interessiert zu haben. Deshalb habe ich mich auch erstmal auf den Löwen konzentriert. Die beiden Sterne waren (Angaben aus meiner PC-Version von Stellarium) mit 4,45 mag und 4,30 mag noch zu erkennen. Schwächere Sterne wie 81 Leo (5,55 mag) oder 86 Leo (5,5 mag) im "Heck" des Löwen konnte ich aber schon nicht mehr sehen.


    Im kleinen Bären waren Eta (4,95 mag) und Zeta (4,25 mag) UMi zu erkennen. Ersterer noch gerade so. D.h. an diesem Abend und an diesem Ort war "faintest star" dann wohl knapp 5? :/


    Die Durchsicht schien mir hier im Westen an dem Abend auch nicht soo gut zu sein, aber in den letzten Jahren hat dort die künstliche Aufhellung auch noch deutlich zugenommen.


    Viele Grüße,

    Klaus

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