Hallo von einem Neueinsteiger - gleich mit einer Frage zur Fokalprojektion

  • Hallo Astrotreff!


    Ich bin Ben, bin "knapp über 40", und komme aus dem Bamberger Land.


    Seit jeher faszinieren mich Sterne, Planeten, Galaxien, der Weltraum - eben alles "da oben". Das war wohl auch einer der Gründe, dass ich "damals" im Studium als erstes Wahlfach "Die Geschichte und Technik der Raumfahrt" gewählt habe :)


    Nachdem sich meine bisherigen Astro-Erfahrungen mit "richtigem" Equipment auf lediglich ein paar Besuche in Volkssternwarten beschränken, ich aber sehr gerne fotografiere, möchte ich nun beides zusammenbringen. Vor allem, weil ich über glückliche Umstände in den Besitz eines Seben 76-900 auf einer EQ-2 Montierung und ein paar "Svbony" Okularen (23mm und 10mm) kommen durfte.


    Das Teleskop ist definitiv kein Super-Instrument, so viel habe ich mittlerweile erfahren und erlesen dürfen. Und auch die Montierung ist eher wackelig, als stabil. Aber die Okulare sind doch durchaus wertig und es macht schon mit dieser (eher sub-optimalen Kombination) sehr viel Spaß Mondbeobachtungen durchzuführen. Damit war bzw. ist mein Hunger auf "mehr" definitiv geweckt.


    Ich beführchte, dass in den nächsten Monaten und Jahren wohl noch ein paar dedizierte Ausrüstungsgegenstände hinzukommen werden und ich mich sehr gerne dazu hier informiere.


    Nun hatte ich zwar jahrelang keine weiteren Astrofotografie-Erfahrungen außer ein paar Aufnahmen mit einer Russentonne, die per T2-Adapter an meine Nikon D50 adaptiert wurde. Dennoch möchte ich das vorhandene Equipment gerne auch am Seben (oder später folgenden Teleskopen) weiter nutzen, um Erfahrungen zu sammeln und einfach etwas damit zu spielen und zu probieren.


    Leider hat sich herausgestellt, dass ich die D50 (per Fokalprojektion mit Kombination aus T2-Adapter und Okularadapter) am Seben scheinbar nicht scharfgestellt bekomme. Selbst wenn ich den OAZ komplett einfahre ist das abgebildete Bild nicht wirklich scharf, wie ich bei Testaufnahmen am Tage mit weit entfernten Objekten (1-2 km Entfernung) feststellen musste.


    Daher meine Frage: Verpasse ich ich hinsichtlich der Fokalprojektion einen wichtigen Parameter oder ist der OAZ des Seben einfach "zu lang", um an der D50 ein scharfes Bild auf den Sensor zu bringen?


    Danke euch für ein paar Einschätzungen zu meiner Frage.


    Ich freue mich auf eine gute Zeit hier im Astrotreff-Forum, viel Stoff zum Lesen und tolle Anregungen.


    Im Anhang die verwendete Kombination von Adaptern der Kamera.


    Zusammengebaut (Okularadapter in schwarz, T2-Ring auf Nikon F in silber)


    Zerlegt

  • Hallo,


    soweit ich das sehe, ist das Seben 76-900 ein Newton mit kleiner Öffnung und dafür verhältnismässig grosser Brennweite.

    Das ist ein für die visuelle Beobachtung gebautes Spiegelteleskop.

    Deine Nikon DSLR hat mit dem T2-Adapter ein relativ grosses Auflagemass (ich meine, 46,5mm DSLR + Dicke des T2-Rings), das bedeutet, dass die Bildebene etwa 55mm hinter dem Anschluss an den Okularauszug liegt, So viel Backfokus hat das Seben 76-900 wohl eher nicht.

    Was Du versuchen kannst wäre, es mit der bei gefügten Barlow-Linse zu versuchen, um in den Fokus zu kommen.

    Allerdings ist, wie Du schon geschrieben hast, nicht nur das Teleskop für Fotografie nicht der Brenner, sondern die Montierung dürfte mit dem Gewicht der Nikon DSLR von etwa 650g auch deutlich über dem Limit sein.


    Gruß Oliver

  • Hallo Oliver,


    danke für die rasche Antwort.


    Ja, so sehe ich das ebenfalls. Hatte mir schon gedacht, dass der Backfokus zu gering ist. Schade - aber nicht zu ändern.

    Den Versuch mit der Barlow Linse werde ich auf jeden Fall bei nächster Gelegenheit mal durchführen.


    Vielleicht bekomme ich ja die Russentonne auch irgendwie auf die EQ-2 Montierung des Seben geschnallt, sodass ich dort mal wieder Versuche mit der DSLR machen kann.


    Ich habe jedenfalls keine Schmerzen damit, wenn das Teleskop "nur" für visuelle Beobachtung Verwendung finden wird. Die ist mit den "China-Okularen" ja tatsächlich ganz passabel machbar. Und einem geschenkten Gaul... :)

  • Ben, die Russentonne hat ja vermutlich ein normales 1/4" Gewinde für Fotostative.

    Es gibt on diversen Anbietern Adapter von Astro-Prismenschiene auf Fotostativ, z.B. sowas https://tinyurl.com/2y29m9dr

    Wenn Du einen 3D-Drucker im Zugriff hast: Es gibt da auch eine fertige Vorlage auf Thingiverse: https://www.thingiverse.com/thing:4506239 , da brauchst Du nur noch die Schraube.


    Gruß Oliver

  • ... die Russentonne hat ja vermutlich ein normales 1/4" Gewinde für Fotostative.

    Es gibt on diversen Anbietern Adapter von Astro-Prismenschiene auf Fotostativ, ...

    Danke dafür!


    Ja, die Russentonne hat ein 1/4" Fotogewinde.


    Leider hat das Seben aber keine Astro-Prismenschiene (soweit ich das beurteilen kann). Da werde ich vermutlich um eine passende Adaption (inklusive 3D Druck) nicht herum kommen.

  • Servus Ben,

    Den Versuch mit der Barlow Linse werde ich auf jeden Fall bei nächster Gelegenheit mal durchführen.

    Den kannst du dir eigentlich schenken. Dein 76/900 hat ja so schon mit f/12 ein sehr langsames Öffnungsverhältnis, mit einer 2x Barlow würdest du auf f/24 kommen und damit zu ewig langen Belichtungszeiten. Damit könnte man allenfalls noch mit einer kleinen CMOS-Cam auf Planeten losgehen, aber selbst das würde wegen der wackeligen Montierung scheitern.


    Mit einer DSRL an dem Setup Astrofotografie zu versuchen, macht ganz ehrlich gesagt keinen Sinn.


    Gruß Stefan

  • Mit einer DSRL an dem Setup Astrofotografie zu versuchen, macht ganz ehrlich gesagt keinen Sinn.

    Was vielleicht noch gehen würde ist eine Handyhalter am Okular.

    Was du dann aber an Ergebnissen bekommst wird nicht so extrem berauchend, aber es könnte gehen.

    Es ist halt die Frage wo willst du hin?

    Mal ein Foto machen oder in Astrofotografie/ EAA einsteigen?

  • ... Was du dann aber an Ergebnissen bekommst wird nicht so extrem berauchend, aber es könnte gehen.

    Es ist halt die Frage wo willst du hin?

    Mal ein Foto machen oder in Astrofotografie/ EAA einsteigen?

    Ja, das Equipment ist alles andere als für Astrofotografie tauglich, was ich gelernt/mitbekommen habe. Visuell macht es halt Spaß, daher werde ich es vermutlich auch behalten (nachdem es mich selbst ja auch nichts gekostet hat).


    Prinzipiell möchte ich in beides etwas tiefer reinschnuppern: Visuell und Astrofotografie. Was vermutlich auf mindestens 2 verschiedene Setups herauslaufen und gerade bei der Astrofotografie ziemlich ins Geld gehen wird.


    Aber mein Plan für die nächsten paar Jahre wäre:

    - Das Seben behalten für Planeten oder Mond und als Bastel-Teleskop

    - Dazu ein 8" Dobson fürs visuelle Beobachten

    - In ferner Zukunft (und wenn ich weiter mit der Begeisterung an der Sache bleibe, sowie besser einschätzen kann, wo gute Beobachtungsstellen sind): Eine ordentlich ausgelegte Go-To Montierung mit Autoguiding und einem Apochromat in der Nähe von 80/400 bis 80/600 für Astrofotografie von Deep Sky Objekten mit einer dedizierten Astro-Cam


    Die D50 wird dann vermutlich weiter als normale Fotokamera benutzt werden oder eben ein paar Mal an die Russentonne dürfen.


    Aber bis dahin ist noch viel Zeit und ich habe keine Eile dorthin zu kommen. Jedoch möchte ich möglichst wenig Geld "unnötig" (da von vornherein nicht als sinnvoll für den geplanten Zweck oder eine andere Verwendung erkennbar) ausgeben.


    Momentan mache ich, was mir Spaß macht, teste das vorhandene Equipment einfach aus und lerne mit jeder Session was dazu.

  • Hallo Ben,


    dann ein Tipp zu AF:

    - fang mit wenig Brennweite, am besten mit Weitwinkelobjektiv und Feststativ an.

    * erstens ist es recht "günstig"

    * zweitens lernt man schon viel über AF mit mehr Brennweite

    * das Equimpent kann man weiterverwenden und aufrüsten

    * man bekommt schon mal schöne Bilder und erfahrung mit der Softwareseite


    Ich würde sogar sagen Omegon Mini track mit DSLR (modifiziert) und Objekiv 10mm bis max 50mm für den Anfang dann bis 200 mit Tracker.

    Wenn es Spaß macht, wird man schon viel wissen wo die Reise hingehen soll.

    Wenn es einem nicht liegt ist der Geldverlust gering.

    Hier ein paar extrem gute Weitwinkel Beispiele (guck mal nach dem Setup!): Lukasz Zak bei Astrobin


    Nur als Tipp, ich will dich nicht zur Fotografie drängen. ;)



    Dann viel Spaß mit dem Hobby, Sven

  • Danke für die Hinweise, Sven.


    Ich habe ja schon in den Jahren der "normalen" Fotografie ein paar Linsen angesammelt (50mm f/1.8, 28mm f/2.8, 17-70mm f/2.8-4.0, 100mm f/3.5, 55-200mm f/4-5.6, etc.)

    Da kann man bestimmt mit dem einen oder anderen schon was anfangen.


    Die Idee mit dem Tracker klingt auf jeden Fall sehr angenehm. Das gute an qualitativ hochwertigen Sachen ist ja auch, dass man sie meist relativ gut wiederverkauft bekommt.


    Ich stöbere gerade ein wenig auf der Seite von Svbony und deren 80mm SV503. Aber soweit ich sehen konnte, ist das kein Apochromat, sondern "nur" ein Achromat mit recht guter Abbildungsleistung und sehr annehmbaren Verhältnis von Preis/Leistung.


    Keine Sorge, drängen lasse ich mich definitiv nicht :)

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