Focus Drift durch Temperatur Abfall?

  • Hi zusammen,


    schon bei meiner vorletzten Fotonacht am 26.2. hatte ich massive Probleme mit dem Focus. Alle 2 oder 3 Frames (je 180s) musste ich nach fokussieren. Das hatte ich bis jetzt vorher nie so extrem.


    In der letzten Nacht am 9.3. hatte ich nun das gleiche Spiel (je 300s pro Belichtung), unten der HFR Verlauf aus Nina:


    Beim Aufsetzen der Bathinov Maske war auch immer deutlich zu sehen, dass der Focus weg war.


    Die fetten roten Pfeile markieren die Stellen, an denen ich nach fokussiert habe. Ich habe einen Omegon Astrograph 1016/254 mit einer QHY 268c. Das Gehäuse ist metallisch, aber kann die Temperatur so einen Einfluss haben? Zumal der Fokus ja zeitweise recht stabil bleibt. Am Auszug kann ich auch nicht sehen, dass er sich verstellt. Nach jedem Fokussieren habe ich diesen mit der Feststellschraube festgeklemmt.


    Der Temperaturverlauf an einem Sensor an der Hauswand ist unten abgebildet. Das Rechteck markiert in etwa die Zeit der Aufnahmen. Ja die Temperatur fällt langsam ab, aber kontinuierlich und nicht sprunghaft. Dann müsste doch mein Focus auch kontinuierlich driften. Das zeigt der HFR aber nicht.


    Dazu muss ich zugeben, dass die Positionierung des Temperatursensors recht unglücklich ist für eine reale Aussage. Der Sensor hängt auf der Südseite (von Sonne angestrahlt über den Tag) an einer Verklinkerten Wand unter dem Dachgiebel.



    Was meint Ihr ist die Fokusverschiebung wirklich von der Temperatur getrieben?


    Ich bin dankbar für jeden Gedanken, der mir helfen kann der Ursache auf die Schliche zu kommen. In früheren Nächten (Habe den Tubus jetzt 9 Monate) hatte ich diese Probleme nicht und konnte teilweise 3-4h Daten sammeln ohne nach zu fokussieren (z.B. zu Weihnachten den Orionnebel).


    Gruß Sven

  • Hallo Sven,


    bei meinem SC ist es so, dass sich der Fokus meist nach 45-60 Minuten sichtbar verändert, daher fokussiere ich grundsätzlich alle 40 Minuten neu (immer nach 1000 Bildern da ich kurzbelichte). Selbst nach den 40 Minuten ist aber schon eine Veränderung sichtbar wenn ich es mit einer Bahtinov Maske und dem Bahtinov Tool in Sharpcap nachmesse.

    Also ja, die Temperatur, auch wenn sie sich eigentlich kaum mehr in der Nacht ändert, hat da trotzdem einen Einfluss weil sich das Material weiterhin anpasst. Und bei deinem F4 System sollte das auch rein logisch noch mehr ins Gewicht fallen als bei meinem langsameren SC.


    Nach ein paar Minuten so eine starke Veränderung finde ich aber auch etwas zu viel, vor allem wenn das Problem vorher so nicht auffällig war. Die Feststellschraube tut auch sicher das, was sie soll?


    Mehr kann ich leider nicht helfen, nur das die Temperatur schon eine Auswirkung hat wenn man es ganz genau nachmisst.


    Viele Grüße

    Mira

  • Hallo Mira,


    Ich habe auch zuerst an der Feststellschraube gezweifelt und das mal getestet... da geht nichts, wenn die verklemmt ist. Also zumindest nichts ohne grobe Gewalt, dass die Kamera da was verzieht, glaube ich demnach nicht.

    Dass die Temperatur einen Einfluss hat ist mir klar, jedoch wundert mich halt, dass es mir

    A) früher nicht so aufgefallen ist. Folglich hatte ich diese Probleme auch nicht, und da sind schon einige Bilder entstanden, die sowas gezeigt hätten.

    B) das so "sprunghaft" passiert. Hätte da eher ein Kontinuierliches Verhalten der Temperatur folgend erwartet.


    Überlege jetzt deshalb schon mir einen Fokusmotor zu zu legen. :(
    Unbeobachtet belichten ist auf jeden fall aktuell nicht drinnen, muss ja alle 20 min nachfokussieren.


    Das frustet mich gerade etwas.


    Gruß

    Sven

  • Hallo Sven, ein Fokus Motor könnte eine gute Idee sein, der Autofokus mit NINA funktioniert sehr gut! Da kannst du auch innerhalb einer Sequenz einstellen, wann nachfokussiert wird, zum Beispiel wenn sich die Temperatur um 1° geändert hat. Damit sind automatische Abläufe auch wieder gut möglich! Es muss natürlich ein Schritt Motor sein, normale Motoren funktionieren nicht. Es gibt auch verschiedene DIY Lösungen. Viele Grüße Mario

  • Das könnte eher ein Problem mit der Nachführung sein. Verzogene Eiersterne täuschen auch einen sprunghaften schlechteren Fokus vor.


    CS Erik

  • Hi Eric,


    Nachführung kann ich leider ausschließen, war auch kurz einer meiner Verdachte, doch es sind leider keine Eier sofern wirklich radial in alle Richtungen ausgeblutete Sterne. Auch würde ich bei Nachführproblemen keine Unschärfe in der Bathinov Maske sehen bei kurzen (teilweise 0,5s) Beleuchtungen auf einen Helleren Stern.


    Gruß

    Sven

  • Hallo Sven,


    sprunghafte Änderungen bei Temperaturänderungen können auch daher kommen, dass sich irgendwo in deinem System eine mechanische Spannung durch die Temperatur-Änderung aufbaut und dann, ab einer bestimmten Größe irgend etwas schlagartig nachgibt (die Haftreibung wird dann überschritten). Das hört man gut bei metallischen Kaminen, wenn sich diese erwärmen oder später wieder abkühlen...


    Gruß

    Matthias

    8" -f6 Newton, Selbstschliff * im Gitterohrtubus "deep blue" platziert * mit Selbstbau-Reibradantrieb angetrieben, wohl temperiert und allzeit startklar in der Gartensternwarte montiert

    TS294CP, Canon600Dac, ASI178 und ASI120mini zum Guiden, GPU Koma Korrektor

  • Leuchtet ein,


    Nur das kann ja dann nur im Okularauszug irgendwo sein, oder?

    Denke dann aber doch der Tubus den stärksten Einfluss hat (längste Strecke, die sich ändern kann), der ist aber doch eigentlich nicht verspannt oder evtl. doch in den Rohrschellen?

    Wäre es dann sinnvoll, eine det Rohrschellen locker zu machen, damit er darin besser "gleiten" kann, um so einem kontinuierlicheren Drift zu sehen? Dann könnte ich so quasi indirekt prüfen, ob es daran liegt.


    Ob das geht?

  • Hallo Sven,


    was für ein Teleskop hast du denn?



    Beachte, dass wir hier in wenigen um Abweichung reden.

    Also die ganze Strecke vom HS bis zum Sensorfläche muss hierbei betrachtet werden!


    Bei einem f4er hast du eine Fokustoleranz von 30um!

    Stahl dehnt sich pro °C um rund 11um auf einem Meter Länge aus....


    Rohrschelle?

    Nicht fragen, einfach machen ;)


    Gruß

    Matthias

    8" -f6 Newton, Selbstschliff * im Gitterohrtubus "deep blue" platziert * mit Selbstbau-Reibradantrieb angetrieben, wohl temperiert und allzeit startklar in der Gartensternwarte montiert

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  • Hi Matthias,



    Habe ein Omegon Astrograph 254/1016 mit dem Originalauszug und einer QHY 268c dran. Als Korrektor kommt der Bader MPCC Mark 3 rein.


    Habe gerade mal nachgemessen. Zwischen den beiden Rohrschellen sind etwa 31cm Tubus.
    Vom Hauptspiegel bis Mitte Umlenkspiegel ~70cm Tubus.

    Material ist Strahl.

    Wenn ich mittleres alpha von 11 x 10-6 K-1 nehme. Dann sind das bei 31cm etwa 0,00341mm pro K. Selbst bei der gesamten Relevanten Tubuslänge sind es "nur" 0,0077mm pro K.
    Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mit dem Auszug in der Genauigkeit manuell fokussieren kann auch nicht bei der 1:10 Übersetzung aber evtl. täusche ich mich.
    Auch habe ich das Gefühl, dass die nötige Verstellung zum neu Fokussieren immer mehr war. Selbst wenn wir jetzt mal annehmen wir reden von einer Temperaturänderung von 4K-6K in einem "Rutsch".


    Gruß

    Sven

  • Hallo Sven, dein System hat aber 1016mm Lichtweg und so kommst du bei drei Grad doch auf ca. 33um...

    Das mit der Ausdehnung ist ja auch nur so ein weiterer Gedanke🤔

    Gruß Matthias

    8" -f6 Newton, Selbstschliff * im Gitterohrtubus "deep blue" platziert * mit Selbstbau-Reibradantrieb angetrieben, wohl temperiert und allzeit startklar in der Gartensternwarte montiert

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  • Hi Matthias,


    Ja, nehmen wir den gesamten Weg sind es 1016mm aber zwischen Hauptspiegel und Umlenkspiegel sind etwa 70cm. Im Durchmesser ist die Schrumpfung ja nur mit Pi-1 ein, also nochmal deutlich weniger.

    Wenn ich die Werte so sehe hab ich irgendwie das Gefühl, dass es nicht an der Temperatur liegt. Aber kann mich auch Täuschen.


    Gruß

    Sven

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