Erste Bilder mit noch frischer Ausrüstung

  • Hallo miteinander,


    Hier ein paar Bilder mit der Bitte um kritische Kommentare. Nachdem ich im Januar mit Eurer beratenden Unterstützung die neue Ausrüstung erworben hatte, waren die Erwartungen groß, aber größer noch meine Probleme zu lernen damit auch umzugehen. An dieser Stelle nochmal mein Dank für Eure hilfreiche Begleitung.


    Die Aufnahmen entstanden bei SQM 21,0 - 21,2, ohne Autoguiding, ohne Filter und ohne Darks, Flats und Bias. Ob ich mich damit jemals befassen werde, weiß ich noch nicht. Die Grenze der Einzelbild-Belichtungszeit scheint bei ca. 60s zu liegen, wenn ich beginnende Verformung der Sterne bei 15% Vergrößerung noch toleriere.

    Mittlerweile mache ich das Polar-Alignment mit Telrad nach der Kochab Methode. Das funktioniert gut, weil sich die 0,7° Polaris Abweichung von der Polachse mit dem Telrad gut einstellen lässt. Dann grundsätzlich 3-Sterne Alignment.


    Sony A7III

    Photoline 102 mm Dublet FPL53

    Skywatchwer HEQ4

    Photoline 3" 0,79x Reducer

    DeepSkyStacker, LightZone


    28.2.22 M81, M82 mit 2975 und 3077: 51x45" 38'

    1.3.22 NGC2237 mit NGC2244 : 50x30" 25'

    M101 : 80x30" 40'

    4.3.22 Leo Triplet : 80x30" 40'

    M38 mit NGC2158 : 50x15" 12,5'

    IC434 : 50x45" 37,5' violet

    IC434 : 50x45" 37,5' rot


    Damit ist natürlich kein Vergleich mit stundenlanger Belichtung möglich, wie bei vielen bei Astrobin gezeigten Aufnahmen.


    Dann hatte ich mich noch mit dem Thema beschäftigt, welchen Einfluss die Einzelbild-Belichtungszeit relativ zur gesamten Belichtungszeit hat, aber ohne Ergebnis. An zwei Beispielen zeigte sich kein Unterschied zwischen 50x30" und 25x60". Möglicherweise ergibt sich nach hinreichend langer - Objekt abhängiger - Einzelbelichtungszeit ein Plateau. Im Netz wurde ich nicht fündig. Eure Erfahrung hierzu würden mich sehr interessieren.


    Zur Farbgebung habe ich Fragen:


    1. IC434 - die beiden Bilder wurden mit dem DeepSkyStacker bearbeitet ohne weitere Nachbearbeitung. Haben die drei Farben im Histogramm eine gemeinsame Hüllkurve, ist der Hintergrund des Pferdekopfes violet. Entzerrt man sie, sodass sie in der Reihenfolge blau - grün - rot separiert sind, ist der Hintergrund tiefrot, wie bei vielen Aufnahmen bei Astrobin zu bewundern ist. Das macht ja auch Sinn, denn hier dominiert die H-alpha Linie von ionisiertem Wasserstoffgas. Violet entsteht durch Zumischung von blau zu rot. Ich frage mich, ob die "natürliche" Farbe nicht violet ist. Das würde allerdings bedeuten, dass zusätzlich zu Wasserstoff andere Elemente ionisiert sind.

    Ist denn die Entzerrung der Farben im Histogramm etwas durchaus gängiges?


    2. Gelb - M38 enthält gelbe Sterne, M101 aber nicht. Und doch sehe ich bei publizierten Bildern von M101 ebenfalls einige gelbe Sterne und einen gelblichen Kern der Galaxie. Weshalb das? Könnte das etwas mit der Belichtungszeit zu tun haben, 30" vs. 15"? Ist gelb bei zu langer Belichtung schlicht ausgebrannt?(*) Aber wie entstehen diese Bilder dann? Kombiniert man da 2 Serien zum Stacken?


    Viele Grüße


    Günter


    EDIT (*) wohl doch nicht, denn bei IC434 habe ich mit 45" Belichtung gelbe Sterne.


  • Servus Günter,


    erstmal Gratulation zu den Aufnahmen – schön, dass du deine Hardware in den Griff bekommst.


    Da sich noch niemand gemeldet hat, mache ich einfach mal den Anfang (auch wenn ich selber ja ebenfalls Einsteiger bin).


    M81/M81 – die Galaxien wirken wie ausgeschnitten und ins Bild kopiert, der Hintergruns ist pechschwarz und die Galaxien sind sehr blaustichig. Du hast hier den Hintergund viel zu weit weggedrückt, finbde ich. Statt tiefschwarz ist grau besser, die Galaxien sollten nicht so ausgestanzt wirken. Der Kernbereich von M 81 sollte gelb sein und M 82 sollte rote Strukuren zeigen, die auch auf deinem Bild bereits ansatzweise vorhanden sein sollten.

    Ich selber hatte aber auch immer Probleme, Bilder, die ich mit DSS gestackt habe, farbtechnisch gut einzustellen.


    Beim Rosettennebel ist farblich irgendwas ziemlich schief gegangen. Die Sterne sind fast alle grün, der Nebel unnatürlich.


    Messier 101: du hast rechts unten einen Farbgradienten im Bild. Hattest du Streulicht / Mondlicht? Und auch hier ist der Hintergrund zu schwarz, kleinere Galaxien wirken wieder wie ausgestanzt.


    Leo-Triplett: ebenfalls zu blau, wieder rechts unten ein Helligkeitsgradient. Und die hellen Sterne wirken aufgebläht.


    Messier 38 / NGC 2158: wieder ist der Hintergrund zu dunkel und die hellen Sterne wirken wieder sehr aufgebläht. Farblich sind die Sterne aber besser als z. B. beim Rosettennebel, nicht alle grün und man kann heiße blaue Sterne von den Roten Riesen unterscheiden.


    Pferdekopf: das zweite Foto, das unterste, ist farblich sehr stimmig, aber hier sind die Sterne extrem aufgebläht und da ist der Übergang von blauem Reflexionsnebel zu den anderen Gas- und Staubwolken abrput, wieder wie künstlich reinkopiert (was bei dem farblich schrägen, ersten Foto so nicht der Fall ist).


    Da ich selber mit DSS so meine Probleme hatte und deshalb auf eine andere Software ausgewichen bin, kann ich dir aber leider nur wenig Tipps geben, was man anders machen kann. Was aber den Hintergrund angeht: Lass immer links im Histogramm etwas Platz und schiebe den linken Regler nicht zu weit nach rechts. Es geht so auch Information verloren. Lieber ein etwas unruhiger Hintergrund als ein pechschwarzer, dem viele Details und zarte Strukturen fehlen, weshalb Galaxien dann wie ausgeschnitten wirken.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Christian,


    ganz herzlichen Dank für Deine kritischen Kommentare, die mir sehr einleuchten. Ich habe jetzt am Beispiel vom Leo Triplet versucht, das Bild zu verbessern, allerdings mit den beschränkten Mitteln des DSS. Der mittlere Regler steht jetzt mittig, vorher ein gutes Stück weiter rechts. Die Entfernung der Gradienten werde ich zunächst mit Siril - background extraction versuchen. Vielleicht geht es mir wie Dir, man hat zwar mit dem DSS schnell einen Eindruck aber die Gestaltungsmöglichkeiten sind schon mager. Vielleicht muss ich mich doch mit fitswork anfreunden.


    Viele Grüße

    Günter

  • Hallo Günter,


    mein Tipp, guck dir Siril an (gerade ein neues Video von Frank: https://www.youtube.com/watch?v=gll6FOm92IY

    Ich würde sagen, die Daten zu sammeln lief ganz gut, jetzt kommt der Teil des Bearbeitens und der ist nicht ohne.

    Farbkallibrieung geht in Siril via Photometischen Daten (also so wie sie Spektral das Licht aussenden).


    Dein letztes Bild sieht doch ganz gut aus.

    Vielleicht irgend wem mal über die Schulter gucken bei der Bildbearbeitung.

    Oder vielleicht ein Lehrgang?... ;)


    Aber du kannst stolz sein, der Einstige in die Astrofotografie ist nicht so einfach, da die Lernkurve sehr steil ist.


    Aber wirklich ein schönes Bild.


    Dann weiterhin viel Erfolg, Sven

  • Servus Günter,


    jetzt gefällt es mir deutlich besser. Du kannst die feinen, nebeligen Ausläufer der Galaxien sehen und sie wirken dabei nicht wie ausgestanzt. Jetzt ist das Bild nur noch so gut wie farblos und du hast noch einen Helligkeitsgradienten im Bild. Mit den Farben hatte ich auch immer Probleme mit DSS (andere können es aber...).


    Der erste, große Schritt ist getan :-).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Servus Günter,



    M38 ( dann wäre der untere NGC 1907) und nicht NGC 2158, die beiden offenen Sternhaufen sind sehr unterschiedlich und das nicht nur in der Sternfarbe. M 38 weist bläuliche Sterne auf und ein paar wenige gelbe, während NGC 1907 vorwiegend bräunlich schimmernde. Das kann man durch die vielfache Entfernung und der dadurch resultierenden Rotverschiebung erklären. Gerade dieser Farbkontrast macht diese beiden Sternhaufen interessant, und das ist Dir hier sehr gut gelungen. Nach der Bearbeitung könnte es ein tolles Bild werden.


    Viel Grüße, Reni



    Ediit: total verwirrt mit den NGC Zahlen :S ... ich prüf das jetzt, M 38 + NGC 1907 oder M 35 + NGC 2158 ... dieses Duo ist sich sehr ähnlich

  • Das kann man durch die vielfache Entfernung und der dadurch resultierenden Rotverschiebung erklären.

    Das ist so nicht richtig - die rötlichere Färbung rührt davon her, dass das Licht der weiter entfernten Sternhaufen durch mehr Staub hindurch muss. Das gilt auch für NGC 2158, wobei letzterer ein Vielfaches an Sternen enthält (>10000, NGC 1907: ca. 30 Sterne) und mehr als doppelt so alt (>1 Mrd. Jahre im vergl. zu NGC 1907 mit etwa 500 Mill. Jahren)

    Außerdem sind sowohl M35 als auch M38 deutlich jünger, was zu einer Häufung von blauen Riesensternen führt. Ausnahme sind bei M35 einige wenige helle Sterne, die eher rötlich sind.


    Die Radialgeschwindigkeiten (verantwortlich für eine evtl. Rotverschiebung) ist in allen Fällen zu klein, um eine sichtbare Rotverschiebung zu erzeugen. Sie liegt zwischen -6 und +27 km/s:


    Haufen#SterneV (km/s)
    Entfernung (Pc)
    Alter
    M35
    510-6,37830-1100100 Mill.
    M38150-0,651100220 Mill.
    NGC 1907
    302,561300-1600500 Mill.
    NGC 2158
    >10.00027,34-8 kPc
    >1 Mrd.
  • Herzlichen Dank für Eure Kommentare! Die sind wirklich hilfreich, denn meine Bildbearbeitung ist noch sehr stiefmütterlich. Gerade ist mir durch Vergleiche die völlig falsche Farbgebung beim Rosetten-Nebel aufgefallen. Der hat keine Blautöne sondern durchgängig Rottöne.

    Als hätte ich damit nicht schon genug zu tun, funktionierte vorgestern Abend das Alignment trotz mittlerweile einiger Routine nicht mehr und es wurde ein Konusfehler angezeigt, den ich dann gelöscht habe. Nachdem das Problem damit trotzdem nicht behoben war, rief ich beim Verkäufer an und erhielt den Rat auf Werkseinstellungen zurückzusetzen und siehe da, Problem behoben. Ein ungutes Gefühl bleibt jedoch zurück, denn ich habe keine Ahnung was der Auslöser war.


    Technohell, mit Siril habe ich schon einige Bearbeitungen gemacht, muss das aber noch vertiefen. Die weitgehend intuitive Bearbeitung kommt mir entgegen.

    Freut mich, dass Dir das Bild gefällt. Mittlerweile habe ich ihm noch etwas mehr blau eingehaucht.


    Reni, freut mich, dass Dir das Bild gefällt. Und Du hast völlig recht, der Sternhaufen unter M38 ist NGC1907, da hatte ich mich vertan. Ich wollte das im ersten Beitrag noch korrigieren, scheint aber nicht mehr möglich zu sein.

    Noch ein weiterer Kommentar zur Rotverschiebung. Du scheinst die kosmologische Rotverschiebung anzusprechen. Die spielt in der Milchstraße und in der lokalen Gruppe keine Rolle, denn erst Superhaufen nehmen an der Expansion des Universums teil. Wir sehen schon Frequenzverschiebungen in unserer näheren Umgebung, aber da handelt es sich um Pekuliargeschwindigkeiten.


    Das ist so nicht richtig - die rötlichere Färbung rührt davon her, dass das Licht der weiter entfernten Sternhaufen durch mehr Staub hindurch muss. Das gilt auch für NGC 2158, wobei letzterer ein Vielfaches an Sternen enthält (>10000, NGC 1907

    Hallo Ullrich,


    zumindest bei NGC 2158 scheint der gelbliche Farbton durch das Alter der Sterne bestimmt zu sein.


    The Star Clusters M35 and NGC 2158
    Two very different star clusters that appear in the constellation Gemini, M35 which is relatively close to earth (2800 light years) and relatively young (100…
    www.flickr.com


    Note how the majority of the stars in M35 are blue-white while in NGC 2158 there are many yellow-orange stars. Such color variations are often the result of differences in the age of the stars and they also indicate differences in the surface temperature of the star.


    Grüße

    Günter

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