Fünf kalte Winternächte in Stumpi, Teil 1 rund um Orion

  • Kurzform:



    In der Woche vom 27.Februar bis zum 5.März konnte ich in Stumpertenrod in fünf klaren Nächten mit meinem 28-Zöller unglaublich viele und interessante Objekte sehen.
    Der Orion und der gesamte Winterhimmel standen perfekt und auch der Frühjahrshimmel war um Mitternacht schon recht hoch gekommen.


    Die Highlights waren M42, der Pferdekopf- und Flammennebel, M1 mit seinem Pulsar und Sirius B.

    Auch der Doppelquasar im UMA wurde erkannt und Dutzende von Galaxien wurden in UMA, CVN und COMA abgeklappert.
    Die Nächte waren kalt bis -7° und ein saukalter Wind erschwerte die Beobachtungen. Das war eine wirklich erfolgreiche Astrowoche!



    Wer mehr erfahren möchte, hier die lange Version, rund um den Orion:



    Hallo Freunde des Winterhimmels,


    letzte Woche war endlich mal eine gute Gelegenheit, durch Orion und andere Wintersternbilder zu streifen.
    Im Winter fahre ich nicht gerne zum Beobachten, denn der Aufbau meines 28-Zöllers ist recht aufwändig, obwohl man dazu kein Werkzeug benötigt.

    Vor allem, wenn es knackekalt ist. Und nach Stunden durchgefroren den Dobson wieder einzupacken, ist auch nicht angenehm.


    Im Sternenpark Vogelsberg kann man dagegen seinen Dobson stehen lassen. auch wenn man mal für eine Woche dort ist.



    Der Aufbau den 28-Zöllers dauerte diesmal viel länger als eine halbe Stunde, weil ich viermal von vorne anfangen musste.

    Nach der langen wetterbedingten Pause hatte ich alles vergessen!

    Erst die Höhenräder falsch herum montiert, dann den Mittelring verkehrt eingesetzt und dann auch noch den Hut um 90° verdreht aufgesetzt.
    Aber beim vierten Mal war es dann geschafft! Und zu meiner Freude passte die Justage fast perfekt.

    Mit meiner motorischen Justage dauerte es dann bis zur Perfektion nur wenige Sekunden!


    Ich hatte mich neben de 16-Zöller von Christian Roßberg gestellt, so dass wir zwischen den Dobsons pendeln konnten… was wir dann auch öfter machten.
    Die Temperaturen waren tagsüber 6 bis 8° und nachts deutlich unter dem Gefrierpunkt… manchmal -7°.
    Die erste Nacht begann mit Temperaturen um den Gefrierpunkt, aber ein unangenehmer Ostwind versaute die Freude an den schönen Wintersternbildern etwas.


    Es ging los mit M42/43, dem großen Orionnebel. Puh!
    Ich war fast geblendet von den farbigen Nebelmassen und dem schön aufgelöstem Trapez. E und F konnte man trotz mittelprächtigem seeing blickweise gut erkennen.
    Auch die Nebel um den „Running Man“ strahlten in zartem grün. Na ja, vielleicht habe ich mir das nur eingebildet. Man kennt ja die guten Fotos!
    Im Orionnebel waren zarte grüne und rotbraune Farbtöne dagegen auffällig. Das bestätigte mir auch der Christian.


    Wer nicht glaubt, man könne schwarze Löcher nicht sehen, wird bei NGC1999 eines Besseren gelehrt.

    In dem Reflektionsnebel um V380 Orioni kann man eins sehen, in Form eines Schlüssellochs. Genial!


    Ein kurzer Schwenk zu Alnitak, dem linken Gürtelstern. Auffallend die Nebelmassen und Dunkelstrukturen im Flammennebel!
    Mit H-Beta-Filter ging es gleich weiter zum Pferdekopfnebel. Wenn man weiß, wie groß der ist und wo man hinschauen muss, ist er einfach zu finden.
    Im H-Beta-Filter und mit dem 30mm ES gelang es mir dann, sowohl den Flammennebel als auch den Pferdekopf gleichzeitig zu sehen.

    Das geht, weil der Filter das Licht von Alnitak stark abdunkelt.
    Christian versuchte dann den Pferdekopf im 16-Zöller einzustellen. Mit meiner Hilfe und von einigen Leitsternchen hatte er sofort Erfolg!


    Hier Christians Zeichnung:



    Rund um den Orion wimmelt es vor interessanten Objekten.
    Zuerst die hellen: M78. ein bekannter Gasnebel, in dem ich immer ein kleines Gespenst vorstelle, weil zwei gleich helle Sternchen wie Augen aussehen.
    Am Kopf des Orions findet man schnell den planetarischen Nebel NGC2022, ein kleines, zartes Scheibchen, in der Mitte etwas dunkler.
    Nicht weit entfernt steht Abell 12, der aber so nah am Stern My steht, dass man einen OIII-Filter und guten Himmel braucht, ihn zu sehen.


    In Richtung Fuhrmann beim Stern Zeta steht der helle M1, der Crabnebel.

    Er ist recht groß und bei hoher Vergrößerung, etwa 530fach, konnte ich in der Mitte zwei schwache Pünktchen ausmachen.

    Einer der Mitbeobachter konnte das bestätigen. Das linke Sternchen ist der Pulsar! Ich meine, dass er der einzige Pulsar ist, den man visuell sehen kann.


    Ein Schwenk Richtung Monoceros und sehr schnell fand ich den Rosettennebel, wieder mit dem OIII-Filter.

    Bei 85fach im 30er ES sieht man um den Sternhaufen unglaublich strukturierte Nebelschwaden und Dunkelstrukturen.
    Etwas oberhalb sah ich dann Hubbles Variable NGC2261 und etwas weiter den Weihnachtsbaumhaufen NGC2264.

    Für den Konusnebel war der Himmel noch zu hell. Den könnte man aber bei bestem Himmel mit H-beta-Filter sehen.


    Unterhalb des Orion im Lepus konnte ich den Kugelhaufen M79 und der Spirographen Nebel IC418 sehen, der für mich etwas rötlich aussah.
    Rechts davon im Eridanus noch ein kleiner Planetary, genannt Cleopatras Eye.

    Den habe ich kennengelernt, als ich im milden spanischen Winter mit 20“ beobachtet hatte.

    Der NGC1535 zeigte im Süden Spaniens viel mehr Details. In Stumpi sah ich nur ein diffuses Scheibchen.


    Nicht so prickelnd ist der kleine Planetary J 320, der mangels Leitsternen schwer zu finden war.

    Den fand ich früher schon schwach und das war diesmal auch so! 13mag ist ja auch etwas dünn… und von der ungewöhnlichen Form sieht man nichts.


    Jetzt zum Highlight dieser Woche: Sirius B. Nur wenn Siruis nicht flackert hat man Gelegenheit, Sirius zu trennen.

    In zwei Nächten klappte das kurz vor Ende der Dämmerung. Wenn man weiß, wo sie steht, bltizt die schwache Komponente hin und wieder auf.

    Noch etwas Besonderes: ich bin einer der wenigen Amateurastronomen, der Sirius B nach einem Umlauf noch einmal trennen konnte.

    Vor etwa 50 Jahren gelang mir das, zusammen mit meinem Freund Rainer, in meinem selbst gebauten 6-Zöller Newton.

    Der Abstand damals wie heute war etwa 11".


    Der zweite Teil folgt... da geht es um einen Rundgang um den gr0ßen Wagen.


    cs

    Timm


    P.S. Danke, lieber Christian für die Fotos!

  • Hallo Timm,


    Vielen Dank für den Bericht, freut mich mal wieder was von Dir zu lesen.


    na sowas! Stumpi hat "auf"?
    Da hast Du also gut durchgehalten all die Tage! Ich war am 28ten im Odenwald und der eisige Wind war echt unangenehm auf die Dauer. Und in Stumpi bläst es ja immer recht gut.


    Orion war für mich schon eine sich verabschiedende Sternenregion. Auch natürlich wegen der Uhrzeit (beobachtungsbereit erst ab 21:00, Orion Richtung südost im Heidelberger+Mannheimer Lichtgebirge. Um so schöner, was noch mal zu lesen über diese Objekte.

    An B33 kam ich übrigens trotz H-Beta Filter nicht ran. Gut zu wissen, daß man Alnitak nicht unbedingt aus dem Feld bekommen muss. Vielleicht nächsten Herbst, oder Winter (ich hab immer noch nur mein 8" Newton).


    Ich hoffe, wir sehn uns mal in diesem Jahr in Stumpi, ich plan das auf jeden Fall ein - war mit diesem Covid schon viel zu lange nicht mehr an der frischen Luft zelten...


    CS,

    Walter

  • Hallo Walter,


    Stumpi hat auf, auch wenn nur wenige Leute da waren um die Schönwetterlage auszunutzen.

    Die meisten sind ja eh die Fotografen, die in ihren Rolldachhütten fleißig fotografierten.

    Gezeltet haben nur der Michael und der Peter, die arktiserprobte Schlafsäcke hatten.

    Beide hatten ihre 18-Zöller im visuellen Einsatz, dazu kam der Christian mit seinem 16-Zöller.

    Der schlief im Wohnwagen und ich, wie immer, in meinem Wohnmobil.

    Mein 28-Zöller war mal wieder der Platzhirsch!


    Immerhin haben wir Visuellen mit zusammen 80 Zoll Öffnung die Fotografen deutlich übertroffen...


    cs

    Timm

  • Ich war mit 2 Astrofreunden klein und groß am der ersten Abend da, die Temperaturen waren noch gut erträglich.
    Ein Fotograf wurde per 28" auch von den Reizen des direkten Beobachtens überzeugt.
    Sein 9-jähriger Sohn war überraschend aufmerksam mit Durchhaltewillen dabei.
    Nach der Rückfahrt mussten wir ihn wie einen Stein aus dem Auto heben ...

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