Ausstattung von Schulen und Schulsternwarten

  • Astronomie (auch praktische) an der Schule wäre wichtig - aber....

    kann nicht funktionieren, unsere Leher sind zu wenige, zu überlastet (mein ältester Sohn hat gerade seien erste Leherstelle an einem Gymnasium - ist nicht lustig), kommen eh nicht rum - wie soll sich so einer neben seinem normalen Pensum noch Nachts mit der Schule beschäftigen? Zumal das dann wegen Wetter nur ganz schwer / nicht planbar ist - ist unrealistisch das zu erwarten - denke wenn sowas sinnvoll sein soll, dann ehrer von Vereinen im zuge der sg. Ganztagesbetreuung angeboten - aber gibt je eh keine Ehrenamtlichen - ist grundsätzliches Problem in unserer Gesellschaft, die Erwartungshaltung der Einzelnen wir immer größer, aber was Beitragen wollen immer weniger => bleibt vieles auf der Stecke - nicht nur die Astronomie.

    Ich selber versuche unser Hobby über die lokale VHS an den Mann / die Frau zu bekommen => ab und zu mal mitschauen wollen viele, aber selber einbringen zu gemeinsamen Aktionen (Verein, Kinderaktionen...) da hört es dann schon wieder auf.

    Denke hilft nur: jedem mal die Möglichkeit bieten mal durch's Teleskop zu schauen (ganz so wie bei John Dobson) - ein par einzelen werden begeistert sein und dabei bleiben...

    viele Grüße,

    Martin

  • Hallo,


    eigentlich fände ich eine Sternwarte an vielen Schulen auch sinnvoll, aber nachdem ich ja inzwischen auch ein paar Erfahrungen in dem Bereich gesammelt habe würde ich fast zu dem Schluss kommen, dass dies Geldverschwendung ist. Das Material wird höchstens ein paar mal benutzt werden und dann bis zur Entsorgung weggeschlossen werden, zumindest wird es wohl in den meisten Fällen so sein. Ein Problem ist natürlich die Verfügbarkeit von kompetenten und motivierten Lehrern. Das andere viel größere Problem sehe ich aber bei den Schülern, bzw. bei deren Transport. Der öffentliche Nahverkehr ist halt oft eine Katastrophe, besonders am Abend. Dazu kämen dann noch Sicherheitsbedenken, wenn die Schüler dann nachts an den Haltestellen lange herumstehen. Des weiteren sollen die Beobachtungstermine ja auch ein oder zwei Tage vorher bekannt und abgesprochen sein, was sich einfach nicht mit dem Wetter verträgt.

    Um es kurz zumachen, es wird oft komplett im Sande verlaufen, weil man Personal, Schüler und Wetter in der heutigen Zeit nicht mehr an einem Ort versammeln kann ...


    ... wie hat man das bloß früher geschafft.



    MfG


    Rainmaker

  • Hallo,


    meine besten Erfahrungen mit Schulen und Astronomie waren 1998 sehr gut aber nicht nachhaltig.


    Bei Beobachtungen ende August mit meinem C8 am frühen Abend, auf einem nahegelegenen Feld von Bäumen umringt, kam ich mit einem Lehrer ins Gespräch, der seinem Hund ausführte.

    Wir verabredeten eine Mondbeobachtung für den übernächsten Abend auf dem Schulhof da der Mond schon ab 18:00 Uhr gut sichtbar sein sollte!


    Das Wetter war auch gut an diesem Tag, so tätigten wir einige Vorbereitungen, im C8 wurde eine Meade DSI Kamera installiert und mit Hilfe vom Lehrer, über meinen Rechner an einen Beamer angeschlossen.


    Ca. 25 Schüler waren frühzeitig gekommen und nach der Besichtigung am Teleskop und Mond durch ein 20mm Okular an einem 114 / 900mm Dobson war der volle Halbmond zusehen, dass als sehr gut zu bedienen angenommen wurde, ging es in den Klassenraum.


    Dort war nun der Mond auf der Leinwand zusehen, erst mit 0,5 Reducer in größerer Übersicht, dann mittels verschiebbarer Barlow vor einem Microfokussierer, zoommäßig im Detail.


    Die Schüler waren derart begeistert, dass die geplante 1,5 Stündige Beobachtung auf über 2 Stunden ausgedehnt werden musste, da man immer wieder bestimmte Mondareale sehen wollten und viele Fragen zu den sichtbaren Details hatte, die ich dann beantwortete während mein Sohn Patrick das Teleskpop entsprechend nachführte.


    Bewundert wurde die vielen detailreichen Großen von Pilatus über Thebit bis Walther + Ptolemaeuns sowie viele Kleine Kater bei der Lange Wand mit Kater Birt und Rima Birt, sowie die Tatsache das man mit dem Teleskop Krater bis zu 4Km noch sehen und identifizieren konnte, das ich mir aus dem Rükl Mondatlas für diesen Abend aufgeschrieben hatte.



    Das wurde noch 2 mal wiederholt, dann ein guter Planetenabend an Jupiter und Saturn mit nur noch 12 Schülern am C8 an 2 Dobson Teleskopen mit 4,5 und 6 .


    Auf Nachfrage beim Lehrer, wurden mir die Verfügbarkeit + Nutzung von Computer und Konsolen Spielen, für das schwindenden Interesse genannt!



    Gruß Günter


    GSO 12"+ 8" Skywatcher Dobson, Celestron 8" Schmidtkamera; C8 Orange + 5,5" Comet-Catcher; MAK 100/1000 + 127/1500; ED 80 PRO,

  • Hallo Leute,


    das Dilemma der Schulastronomie hängt m. E. mit einigen grundlegenden Diskrepanzen zwischen Schulbetrieb und beobachtender Astronomie zusammen. Ich habe das vor etwa 15 Jahren an einem Gymnasium erlebt, mit dem ich beruflich zu tun hatte. Im Rahmen einer Grundsanierung war dem ca. 100 Jahre alten Schulgebäude eine Sternwarte aufs Dach gesetzt worden, die von der baulichen Umsetzung her keine Wünsche offenließ: 4-m-Baader-Kuppel mit massivem erschütterungsfreiem Unterbau und zusätzlich eine Dachterrasse. Weil das sehr teuer war, reichte es am Ende nur für ein C8 mit kleinstmöglicher Montierung. Aber gut, die Voraussetzung, den Schülern ein paar schöne Blicke zu ermöglichen, war gegeben. Die beiden Astrolehrer waren auch einigermaßen motiviert, scheiterten dann aber an der Praxis. Im Winter war es ihnen zu kalt in der ungeheizten Kuppel. Und in der warmen Jahreszeit? Da wurde es ihnen zu spät dunkel. Was für unsereins völlig normal ist und überhaupt nicht mehr hinterfragt wird, war im schulischen Alltag ein K.o.-Kriterium. Es gab die verschiedensten Bedenken (Erkältungsgefahr, nicht genügend Schlaf vor dem Unterrichtsbeginn am Folgetag, versicherungsrechtliche Fragen und und und – wer nicht will, findet Gründe...) Ein weiterer war die fehlende Übung mit dem Instrument. Ich hab den beiden mal einen Crashkurs gegeben und ihnen in einer halben Stunde „mehr am Himmel gezeigt, als sie in den Jahren seit der Einweihung gesehen hatten“. So jedenfalls ihre Aussage am Schluss.


    Mein Fazit: Schulastronomie funktioniert nur, wenn die Lehrer zugleich Amateurastronomen sind. Oder wenn sie von Amateuren massiv unterstützt werden. Außerdem gibt es im Schulbetrieb so viele Regeln, Verordnungen und vorsichtig ausgedrückt: Mühen der Ebene, dass man als Lehrer wirklich für die Astronomie brennen muss, um so etwas „Verrücktes“ wie einen Beobachtungsabend zu riskieren. – Und diese Misere schlägt sich dann auch in der Instrumentierung der Schulen nieder.


    CS, Jörg

  • Hallo,


    @ Günter,

    die Motivation aufrecht erhalten ist in den heutigen Zeiten sicherlich alles andere als einfach und wenn dann die Aktion noch mit ein paar Beschwerlichkeiten behaftet ist, dann war es das ganz schnell. Andersherum funktioniert die Sache aber auch hervorragend. Das örtliche Gymnasium hatte vor Jahren eine funktionierende Astrogruppe, dann kam ein neuer Lehrer und wollte mal zeigen wie die Sache richtig aufgezogen wird. Die Schüler sollten ihre privaten Himmelsbeobachtungen einstellen und nur noch die Datenaufnahme für die Berechnungen im Unterricht machen. Die Folgen kann sich jeder ausmalen. Eine Astrogruppe gibt es übrigens bis heute nicht wieder.

    Andererseits muss man sagen, dass nicht nur die Astronomie das Problem hat. Jahrzehntelang hat hier ein örtlicher Verein die Segelflug AG betreut und sehr viele Schüler mit einem Segelflugschein versorgt. Nach den ganzen Jahren hat man aber die Aktion eingestellt, denn nicht ein Schüler ist in den ganzen Jahren in den Verein eingetreten und hat sich dort engagiert. Die Schüler haben halt nur konsumiert und in den letzten Jahren kamen wohl auch noch Auswüchse der "schulischen Partyszene" hinzu.


    @ Jörg,

    das mit der Unterstützung durch Amateure funktioniert aber oft nicht, was aber nicht die Schuld der Amateure ist. Da geht es halt auch um den Zugang zum Gebäude und die Versicherungspflicht und das scheint immer schwerer zu regeln zu sein. Manchmal scheinen auch die Lehrer ein nicht unerhebliches Problem mit der Unterstützung zu haben.


    @ Martin,

    die VHS ist auch so eine Sache. Früher habe ich da gern und auch nicht so selten Kurse gegeben, aber dann musste man da Lebensläufe einreichen und schriftlich erklären was für Qualifikationen man hat und wie die erworben wurden. Und das natürlich nicht nur einmalig, sondern jedes Semester erneut, weil ja sonst der Bürokratie nicht genüge getan ist und die Qualität des Unterrichtes nicht gesichert ist. Inzwischen bietet hier niemand mehr Astronomiekurse an und auch das Programmheft wird aus unerfindlichen Gründen immer dünner. Selbst durch das Zusammenfassen verschiedener Volkshochschulen in einem Programmheft wird der Schwund nicht aufgehalten.



    MfG


    Rainmaker

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